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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Spiel, das zum Verhängnis wird

Kinder des Winters
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Moskau im Juni 1945: Mit einer Siegesparade feiert Stalin das Ende des Krieges. Kurz danach treffen sich einige Kinder einflussreicher russischer Familien, die gemeinsam auf die beste Schule in Moskau ...

Moskau im Juni 1945: Mit einer Siegesparade feiert Stalin das Ende des Krieges. Kurz danach treffen sich einige Kinder einflussreicher russischer Familien, die gemeinsam auf die beste Schule in Moskau gehen. Sie möchten ein geheimnisvolles Spiel spielen. Doch plötzlich erklingen Schüsse, und zwei der Kinder liegen tot am Boden. Stalin erteilt die Anweisung, die Ermittlungen ohne Bevorzugung durchzuführen. Diese nehmen bald größere Ausmaße an, als die Kinder hätten ahnen können. Der Vorfall sowie einige wohl behütete Geheimnisse sollen für die Moskauer Elitefamilien bald zur Gefahr werden. Werden sie in den Abgrund stürzen oder können sie dies noch rechtzeitig abwenden?

Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, fiel es mir schwer einzuschätzen, was mich in diesem Buch erwartet. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die romantische Winterkulisse des Covers für mich nicht wirklich zum Inhalt passen. Zum einen spielt das Buch größtenteils im Hochsommer. Lediglich die Pappelpollen, welche die beiden Toten wie Schnee bedecken, haben entfernt etwas mit Winter zu tun. Zum anderen sind die „Kinder“ fast alle 18 Jahre alt und stehen kurz vor dem Schulabschluss. Die Zielgruppe des Romans, der von Intrigen, politischem Kräftemessen und den Auswirkungen auf das private Leben der Moskauer Elite erzählt, sind in meinen Augen ganz klar Erwachsene.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem die Siegesparade sowie die anschließenden Schüsse aus der Sicht von Serafima, Tochter eines Drehbuchautors und einer Schauspielerin, geschildert werden. Über die Hintergründe erfährt man als Leser aber noch nichts. Stattdessen springt die Handlung einige Wochen in die Vergangenheit und erzählt von Andreis erstem Schultag auf der renommierten Schule 801. Er stammt im Gegensatz zu den anderen Kindern nicht aus einer renommierten Familie, sondern hat eine befleckte Vergangenheit und durfte gerade erst mit seiner Mutter nach Moskau zurückkehren. Mit seinen Augen lernt man die anderen Schüler und ihre Familien besser kennen und erfährt, was es mit dem geheimnisvollen Spiel auf sich hat. Auch seine Erzählung endet wieder bei den Schüssen, und schnell merkt man, dass der Autor noch immer entscheidende Puzzlestücke zur Frage vorenthält, wie es dazu kommen konnte.

Im Weiteren Buchverlauf wechseln die Perspektiven immer wieder und man erfährt Stück für Stück mehr über die Hintergründe des Vorfalls. Zusätzlich taucht man immer tiefer in die Schicksale der einzelnen Familien ein. Dem Autor ist es gelungen, mir das politische Minenfeld aufzuzeigen, in dem die fiktiven Minister und Kommandeure rund um Stalin agieren und mich die Anspannung fühlen zu lassen, die das politische Geschehen auf das Privatleben der Familien hat. Weite Teile des Buches spielen in den Verhörräumen der Lubjanka, dem zentralen Gefängnis Moskaus. Hier bekommen die Charaktere die Grausamkeit und Willkür der ermittelnden Organe zu spüren und müssen erfahren, wie ihnen Worte in den Mund gelegt werden und sie erpresst werden. Durch den fiktiven Fall des Romans konnte ich mir gut vorstellen, wie es dort damals wirklich zugegangen ist.

Aufgrund von politischen Entwicklungen, Machtstreben und geheimer Liebe wird die Situation für die Familien zunehmend brisanter. In der Folge geraten die Schüsse zunehmend in den Hintergrund und der Autor zeigt dem Leser die größeren Zusammenhänge. Immer mehr Fragen werden beantwortet, doch dass der Autor vieles bewusst erst sehr spät aufdeckt führte bei mir stellenweise mehr zu Verwirrung als zu Verstehen. Zudem fehlten mir entscheidende Perspektiven von Charakteren, deren Motivation ich gerne besser verstanden hätte. Den Abschluss des Buches, in dem noch einmal viel aufgedeckt wird, fand ich schließlich gelungen.

„Kinder des Winters“ erzählt von einem geheimnisvollen Spiel, das Töchtern und Söhnen der Elite Moskaus zum Verhängnis wird. Als zwei von ihnen durch Schüsse sterben, geraten die Kinder und ihre Familien in eine zunehmend bedrohliche Situation. Anhand dieser fiktiven Geschichte vermittelt der Autor dem Leser einen Einblick in das Leben in Moskau unter Stalin. Ich empfehle das Buch gerne an historisch interessierte Erwachsene weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Taucht ein in eine Welt voller Magie, Action und Emotion

Black Blade
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Lila Merriweather lebt in Cloudburst Falls, einem Ort, der aufgrund seiner Bezeichnung als „magischster Ort Amerikas“ zahlreiche Touristen anzieht. Auch sie selbst verfügt über besondere Talente, mithilfe ...

Lila Merriweather lebt in Cloudburst Falls, einem Ort, der aufgrund seiner Bezeichnung als „magischster Ort Amerikas“ zahlreiche Touristen anzieht. Auch sie selbst verfügt über besondere Talente, mithilfe derer sie für Mo, den Inhaber der Pfandleihe Razzle Dazzle, Diebesaufträge erfüllt. Aus den Angelegenheiten der „Familien“, die als Mafia über die Stadt herrschen und sich gegenseitig an den Kragen wollen, hält sie sich hingegen heraus. Bis eines Tages ein faszinierender Fremder das Razzle Dazzle betritt, dicht gefolgt von Männern, die ihn töten wollen. Aus einem Impuls heraus rettet Lila ihn, nicht ahnend, dass sie sich mit ihrer Tat mitten hinein in das Netz aus Geheimnissen und Intrigen der Familien katapultiert hat. Doch hier warten auch neue Freunde und ein Chaos der Gefühle auf sie. Wird sie sich in dieser für sie neuen Welt behaupten können?

Die Protagonistin Lila lernt man auf einem ihrer Diebeszüge kennen. Mit dem erbeuteten Schmuckstück im Gepäck entkommt sie nach einer Verfolgungsjagd gleich mehreren Wachen – für sie reine Routine. Danach nimmt sich Lila die Zeit, dem Leser ihre Welt näher zu bringen. In kurzer Zeit erfuhr ich, was es mit Magiern, Monstern und Tölpeln sowie verschiedenen Talenten auf sich hat und fand in die Geschichte hinein.

Lila ist mir schnell sympathisch geworden. Sie folgt ihren Impulsen, nimmt kein Blatt vor den Mund und ist immer für einen bissigen oder sarkastischen Kommentar gut. Doch sie hat auch eine verletzliche Seite, denn noch immer trauert sie um ihre Mutter und Mo ist seither ihr einziger Freund. Nach einigen Seiten lernte ich zudem, dass das Abhängen der Wachen im ersten Kapitel für sie nur eine kleine Aufwärmübung war. Beim Angriff im Razzle Dazzle zeigt Lila zum ersten Mal, welche Power und magischen Talente wirklich in ihr stecken. In der Konsequenz tritt sie einen Job als Leibwächterin an, was meine Neugier weckte, wie sie sich in ihrer neuen Rolle schlagen wird.

Im weiteren Verlauf des Buches dreht sich alles um Lilas neuen Job. Zum einen lernt sie durch ihn zahlreiche Mitglieder der Familien kennen. Während sie sich mit einigen bald anfreundet, treten ihr andere offen feindselig gegenüber. Gleichzeitig findet sie sich in einer Zwickmühle wieder, denn der Junge, für den sie Gefühle entwickelt, hat etwas Unverzeihliches getan. Wie also soll sie mit ihm umgehen? Zum anderen muss Lila in ihrem neuen Job bald aktiv werden. Immer wieder muss sie ihr kämpferisches Talent unter Beweis stellen. Die Autorin schildert Kämpfe, ohne bei Verletzungen allzu sehr ins Detail zu gehen, doch so einige Personen überleben diese Begegnungen nicht.

Das Tempo der Geschichte ist zügig, sodass ich förmlich durch die Seiten geflogen bin. Mir hat es großen Spaß gemacht, Lila zu begleiten und ihre Welt kennenzulernen. Wem kann sie vertrauen und wem nicht? Wird sie diejenigen, die ihr etwas bedeuten, beschützen können? Und was will sie selber eigentlich? Neben Action und Gefühl kommt auch die Magie nicht zu kurz. Ich durfte immer mehr Talente kennenlernen und ihren Einsatz erleben, was mich fasziniert hat. Der Autorin ist es gelungen, ihre magischen Ideen nahtlos mit der uns bekannten Welt zu verknüpfen und mich mit Setting und Protagonistin bis zum Schluss begeistern zu können.

„Black Blade. Das eisige Feuer der Magie“ ist ein absolut gelungener Reihenauftakt. Den Leser erwartet viel Action und der Einsatz von unterschiedlichsten magischen Talenten. Die Protagonistin Lila muss sich gleichzeitig in einer für sie neuen Welt zurechtfinden, die sich als wahres Minenfeld entpuppt. Kann Lila zeigen, was in ihr steckt? Das solltet ihr unbedingt herausfinden, also begebt euch zwischen die Seiten von „Black Blade“ und nach Cloudburst Falls!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unbedingt lesen, wenn ihr euch auch fragt, wie es für Lou weitergegangen ist

Ein ganz neues Leben
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Achtzehn Monate sind vergangen, seit Will sich dazu entschieden hat, nicht mehr weiterleben zu wollen. Achtzehn Monate, in denen Lou eigentlich seinem Rat gefolgt sein und ihr Leben in vollen Zügen genossen ...

Achtzehn Monate sind vergangen, seit Will sich dazu entschieden hat, nicht mehr weiterleben zu wollen. Achtzehn Monate, in denen Lou eigentlich seinem Rat gefolgt sein und ihr Leben in vollen Zügen genossen haben sollte. Doch stattdessen hat sie einen Job in einer Flughafenkneipe, den sie nicht mag, und eine eigene Wohnung, in der sie sich einsam fühlt. Dann aber trifft sie auf Lily. Sie hat Will nie kennengelernt hat und trotzdem eine besondere Verbindung zu ihm. Wie wird Lou auf diese Bekanntschaft reagieren? Und wird sie ihren Weg in ein ganz neues Leben finden?

Als ich vor einiger Zeit „Ein ganzes halbes Jahr“ gelesen habe, konnte und wollte ich das Ende nicht so hinnehmen. Ich war so fest von einem versöhnlichen Ende ausgegangen, dass ich bis zur letzten Sekunde auf eine überraschende Wendung wartete und umso schockierter war, als Will tatsächlich sein Leben beendet und Lou allein zurückbleibt. Als ich nun hörte, dass es eine Fortsetzung zu „Ein ganzes halbes Jahr“ gibt, habe ich zunächst gezögert. Will ich wirklich noch einmal zurück in diese Geschichte, an deren Ende ich auch nach mehr als zwei Jahren noch zu knabbern habe? Doch schnell siegte meine Neugier, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es Lou ergangen ist. Lebt sie tatsächlich so, wie Will es ihr aufgetragen hat?

Lou begegnet man achtzehn Monate nach Wills verhängnisvoller Entscheidung. Ich fühlte mich ihr gleich wieder vertraut. Ihre Gefühle in Bezug auf Wills Entscheidung gleichen meinen, nur um ein Vielfaches verstärkt, denn während ich das Geschehen als Leserin beobachte muss Lou mit den Konsequenzen tatsächlich leben. Ich fand es absolut nachvollziehbar, wie die letzten Monate für sie verlaufen sind und konnte mich in sie einfühlen. Doch der Titel verspricht mehr, weshalb ich gespannt war, was sie aus ihrem Lebenstief herausholen wird.

Schon bald werfen Ereignisse und Entscheidungen Lou aus ihrem trüben Alltagstrott, den sie entwickelt hat. Hier hat die Autorin zugegebenermaßen etwas dick aufgetragen, damit die Konsequenzen so weitreichend sind, dass sie das ganze Buch füllen. Doch ich konnte mich darauf einlassen und habe es genossen, Lou zu beobachten, wie sie sich ganz neuen Herausforderungen stellt. Dabei steckt sie so manchen Rückschlag ein, doch wächst auch an ihren neuen Erfahrungen.

Neben Lou gibt es auch ein Wiedersehen mit fast allen Charakteren aus „Ein ganzes halbes Jahr“, und man erfährt, wie unterschiedlich die verschiedenen Personen mit dem Verlust umgegangen sind. Will ist während des ganzen Buches präsent, denn immer wieder kehren die Gedanken und Gespräche der Charaktere zu ihm zurück. Schnell merkt man, dass Lou nicht die einzige ist, die noch immer nicht so recht nach vorn schauen kann. Behutsam schildert das Buch den keineswegs geraden Weg, den Lou nimmt, um den Verlust zu akzeptieren und ihr Leben so zu gestalten, dass sie sich darin wohl fühlt.

Natürlich ist das Buch sehr emotional, was bei dieser Thematik sicherlich nicht verwundert. Doch die Autorin hat immer wieder humorvolle Szenen eingebaut, welche die bedrückte Atmosphäre auflockern. Skurrile Begegnungen auf der Arbeit, sarkastische Auseinandersetzungen und hitzige Wortgefechte haben mich unterhalten können. Zum Ende hin gibt es ein Ereignis, was für mich im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit der Geschichte doch etwas too much war. Das änderte für mich aber nichts daran, dass ich Lou sehr gerne bei ihrem Weg in ein ganz neues Leben begleitet habe.

„Ein ganz neues Leben“ ist die Geschichte für all jene, die wie mich das Ende von „Ein ganzes halbes Jahr“ nie ein richtiges Ende war. Die Autorin hat diese Fortsetzung erst geschrieben, als sie einer ihrer Meinung nach gute Idee für diese hatte. Das kann ich nur bestätigen, denn die Ereignisse, die bei Lou die Verarbeitung des Geschehenen in Gang setzen, kommen unerwartet und haben mir gefallen. Wenn ihr euch also auch schon immer gefragt habt, wie es für Lou weitergegangen ist, dann solltet ihr unbedingt zu diesem Buch greifen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ehemaliger Sklave auf dem Weg zur Macht

Red Rising
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Darrow lebt als Pionier auf dem Mars. Als Roter schuftet er in den Minen, um kostbares Helium-3 zu fördern, das für das Terraforming genutzt wird. Wenn dieses eines Tages abgeschlossen ist, werden auch ...

Darrow lebt als Pionier auf dem Mars. Als Roter schuftet er in den Minen, um kostbares Helium-3 zu fördern, das für das Terraforming genutzt wird. Wenn dieses eines Tages abgeschlossen ist, werden auch Menschen anderer Farben auf dem Mars leben können. Darrow hat die Oberfläche noch nie gesehen und besitzt nur das Allernötigste, um zu überleben. Als seine Frau Eo für den Traum von „mehr“ stirbt, will auch er nicht weiterleben. Doch eine Rebellengruppe rettet ihn vom Galgen und zeigt ihm, dass sein gesamtes Leben eine Lüge war. Als angebliches Mitglied der Oberschickt soll er nun die Reihen der herrschenden Goldenden infiltrieren, um aus einer mächtigen Position für die Freiheit der Roten zu kämpfen. Im Institut der Goldenen erwarten ihn harte Prüfungen sowie neue Feinde und Freunde. Wird sich Darrow behaupten können?

Auf den ersten 100 Seiten des Buches lernt man Darrows Leben als Roter in den Minen des Mars kennen. Schon bei den ersten Beschreibungen seiner Arbeitsbedingungen graute es mir. Er und sein Clan müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften. Nur wenn sie genug Helium-3 fördern, erhalten sie von ihren Aufsehern, den Grauen, ausreichend Nahrung. Diese Art zu leben hat mich erschreckt und ich hoffte, dass es bald Veränderungen zugunsten der Roten geben wird. Bald begann man zu spüren, dass so mancher Roter sich nicht mit diesem Leben abfinden will. Ein Betrug und eine Entdeckung bringen die Dinge ins Rollen und sorgten dafür, dass Darrows Leben sich völlig verändert.

Darrow ist ein zäher und sturer Typ, der sich ein Ziel setzt und dann alles daran setzt, es zu erfüllen – koste es, was es wolle. Oft benimmt er sich dabei geradezu leichtsinnig. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft sein Leben auf Messers Schneide stand und er dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen ist. Das gesamte Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben, weshalb ich seine Entscheidungen nachvollziehen konnte. Gleichzeitig war ich nicht immer mit dem Weg einverstanden, für den er sich entschieden hat.

Nachdem Darrow die Minen verlassen hat, beginnt für ihn ein gänzlich neues Leben, das die ersten 100 Seiten wie einen bösen Traum erscheinen lässt. Doch auch sein neues Leben als Mitglied der Oberschicht ist keineswegs einfach. Um eine machtvolle Position zu erlangen, muss er eine Ausbildung im Institut durchlaufen. Dieses erweist sich als echte Schlangengrube. Der Rest des Buches erzählt ausschließlich davon, wie er sich bei den Prüfungen des Institutes schlägt.

Im Institut geht es grausam und brutal zu, denn im Kampf um Macht und eine gute Ausgangsposition für die Zukunft lassen seine Konkurrenten keine Gnade walten. Schnell findet man sich mitten in einem künstlich geschaffenen Krieg wieder. Ausgerenkte Finger, Vergewaltigungen, abgeschnittene Ohren, Stichwunden und andere Verletzungen aller Art sind dabei an der Tagesordnung und werden detailreich beschrieben. Für zarte Gemüter ist diese Geschichte definitiv nichts.

Ich fand es ziemlich erstaunlich, wie aus dem Roten Darrow in so kurzer Zeit eine Person werden konnte, die allen anderen mühelos überlegen ist. Ich fand es unrealistisch, dass Darrows mehr als gewagte Pläne immer dank einer großen Portion Glück aufgehen, er dann aber mehrfach in ähnlich gestellte Fallen tappt. Zudem hätte ich mir noch mehr Handlung gewünscht, die sich nicht um Kriegsstrategie dreht. Die Zeit am Institut zog sich vor allem im Mittelteil zunehmend in die Länge, doch auf einen Schauplatzwechsel wartet man in diesem Trilogieauftakt vergeblich. Zum Ende hin kommt ordentlich Bewegung in die lange festgefahrene Situation und es wurde noch einmal richtig spannend. Schließlich trifft Darrow eine wichtige Entscheidung. Über deren Konsequenzen wird der Leser mehr in der Fortsetzung „Im Haus der Feinde“ erfahren, die ich auf jeden Fall lesen möchte.

„Red Rising“ ist eine actiongeladene Dystopie, in der ein ehemaliger Skalve die Reihen der Oberschicht infiltriert. Doch um eine machtvolle Position zu erlangen, muss er eine Ausbildung durchlaufen, die in diesem Trilogieauftakt im Vordergrund steht. Für meinen Geschmack kamen bei einer Menge Action die Handlung und Hintergründe zu kurz. Doch die Frage, wie sich Darrow in diesem künstlich geschaffenen Krieg schlagen wird, hat mich fesseln können. Wenn ihr Dystopien mögt, in denen es kämpferisch so richtig zur Sache geht, dann solltet ihr „Red Rising“ nicht verpassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Werden die Drillinge Toronia den Frieden bringen?

Die Chroniken von Toronia – Die Prophezeiung. (Bd. 1)
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König Brutan herrscht in Toronia mit aller Grausamkeit. Doch eine Prophezeiung besagt, dass drei Erben ihn stürzen und als neue Herrscher Frieden ins Königreich bringen werden. Als eine Geliebte des Königs ...

König Brutan herrscht in Toronia mit aller Grausamkeit. Doch eine Prophezeiung besagt, dass drei Erben ihn stürzen und als neue Herrscher Frieden ins Königreich bringen werden. Als eine Geliebte des Königs tatsächlich Drillinge zur Welt bringt und zugleich der prophezeite Dreistern am Himmel erscheint, weiß der Zauberer Melchior, dass die Kinder in großer Gefahr sind. Mit einer List kann er die Kinder retten und schickt Männer los, um sie in weit voneinander entfernten Orten aufwachsen zu lassen. Dreizehn Jahre später geraten die Dinge ins Rollen als Gulph, der nichts von seinem Status als Prinz weiß, auf König Brutan trifft. Doch wird sich die Prophezeiung tatsächlich als wahr erweisen?

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem man als Leser von der Prophezeiung und der Geburt der Drillinge erfährt. Nach wenigen Seiten springt das Buch 13 Jahre in die Zukunft und wirft den Leser mitten ins Geschehen. Hier fühlte ich mich zunächst orientierungslos, weil nur wenig über das Königreich Toronia und das Leben dort erklärt wird. Stattdessen muss man es sich aus der Handlung erschließen. Dank der Prophezeiung wusste ich aber, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, sodass ich mich allmählich besser zurechtfand.

Die Handlung springt zwischen den Leben der Drillinge hin und her und so lernt man die völlig unterschiedlichen Leben der Geschwister näher kennen. Der Autor hat sich für alle eine interessante Kindheit ausgedacht. Während Gulph als Schlangenmensch bei einer Gauklertruppe aufwuchs, lebt Tarlan bei einer Hexe und hat riesige Vögel, sogenannte Thorrods, als Freunde. Elodie weiß hingegen als einzige von ihrer Abstammung und behandelt ihr Umfeld deshalb von oben herab. Alle drei sind recht eindimensionale Charaktere, bei denen ich die Tiefe vermisste.

Auch die Handlung ist eher einfach gestrickt und hat mich nicht sonderlich überraschen können. Von der Sprache her richtet sich das Buch hauptsächlich an junge Leser, ausgewiesen ist das Buch für Leser ab 10 Jahren. Gleichzeitig hat der Autor zahlreiche Kämpfe in die Handlung eingebaut, damit Spannung aufkommt. Diese sind teils von einer Brutalität, die für mich nicht zur Zielgruppe passt. Da werden zum Beispiel von Klauen halbierte Menschen und von Schwertern abgetrennte Köpfe im Nebensatz erwähnt und können die jungen Prinzen nicht aus der Fassung bringen.

Generell zeichnet sich das Buch durch ein hohes Tempo aus, sodass es nicht langweilig wurde. Bei all der Action sind mir die zwischenmenschlichen Szenen aber etwas zu kurz gekommen. Die Geschichte funktioniert außerdem nur, weil die Charaktere ständig riesiges Glück haben oder durch einen totalen Zufall genau die richtige Bekanntschaft machen. Eine wirklich neuartige Idee suchte ich vergeblich, vielmehr hat der Autor Ideen aus dieser und jener bekannten Fantasygeschichte vermixt und eine durchschnittliche Geschichte geschaffen, die sich in meinen Augen nicht von der starken Konkurrenz in diesem Genre abheben kann. Ich vergebe knappe drei Sterne an die Drillinge und ihren Versuch, an die Krone zu gelangen und Toronia den Frieden zu bringen.