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Veröffentlicht am 15.09.2016

Endlich spielt die Magie in Throne of Glass eine größere Rolle

Throne of Glass – Erbin des Feuers
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Celaena Sardothien wurde vom König Ardalans nach Wendlyn geschickt mit dem Auftrag, dort den König samt Erben zu ermorden. Doch daran denkt Celaena nach ihrer Ankunft nicht im Traum. Sie will ihre Reise ...

Celaena Sardothien wurde vom König Ardalans nach Wendlyn geschickt mit dem Auftrag, dort den König samt Erben zu ermorden. Doch daran denkt Celaena nach ihrer Ankunft nicht im Traum. Sie will ihre Reise stattdessen nutzen, um mehr über die Macht des Königs und die Wyrdschlüssel herauszufinden. Celaena hofft, dass ihr hier die mächtige Fae-Königin Maeve weiterhelfen kann. Doch diese will, dass Celaena ihre Fähigkeiten als Halb-Fae trainiert, bevor sie Auskunft gibt. Welche Kräfte schlummern wirklich in ihr?

In Ardalan versucht Chaol unterdessen einen Weg zu finden, um Celaena und Dorian zu unterstützen. Dabei findet er unverhofft Verbündete und kommt allmählich einem der größten Geheimnisse des Königs auf die Spur. Unterdessen braut sich in der Feriansschlucht etwas zusammen: Die grausamen Hexen Ardalans sollen sich mit vom König gezüchteten Wesen wieder in die Lüfte erheben.

Nach einem grandiosen zweiten Teil der „Throne of Glass“-Reihe habe ich mich riesig auf den nächsten Teil gefreut. Nach anderthalb Jahren des Wartens ging es für mich nun endlich weiter. Leider werden die Bücher nun nur noch als Taschenbücher mit neuem, ans englische Original angelehntem Cover verlegt und passen damit nicht mehr zu meinen Hardcover-Ausgaben. Aber immerhin geht es überhaupt weiter. Voller Vorfreude begab ich mich also zwischen die Seiten und betrat an der Seite Celaenas zum ersten Mal den Boden von Wendlyn.

Auf das Wendlyn der Menschen erhascht man nur einen kurzen Blick, bevor Celaena von einem Boten Maeves abgeholt wird und sich mit ihm in die Berge begibt. In einer Festung der Halb-Fae soll sie ihre Fähigkeiten trainieren. Hier lernt man als Leser eine ganz neue Seite an Celaena kennen. Bislang spielten magische Fähigkeiten in der Reihe eine nur untergeordnete Rolle, da sie in Ardalan nicht mehr gewirkt werden kann. Doch das gilt nicht für Wendlyn, und so erlebt man als Leser nun frei gewirkte Magie.

Der Leser begleitet Celaena dabei, ihre eigenen magischen Fähigkeiten kennen und kontrollieren zu lernen. Das bringt Celaena auch dazu, sich stärker mit ihrer eigentlichen Identität auseinanderzusetzen, die sie jahrelang in sich begraben hat. Ich ging mit ihr durch Höhen und Tiefen und konnte ihren Frust, ihre Skepsis und ihr Zögern gut nachvollziehen. Ich habe mit ihr gelitten, als sie erlaubt, dass immer mehr ihrer Erinnerungen zurück an die Oberfläche drängen und mich gefreut als sie endlich beweisen kann, welche ungeahnte Kraft in ihr steckt. Sie und ihr Trainer sind wortwörtlich wie Feuer und Wind und die sarkastischen Auseinandersetzungen der beiden sorgen immer wieder für unterhaltsame Momente.

Die Beschreibungen von Celaenas Zeit in der Festung der Halb-Fae haben mir in diesem Buch am Besten gefallen, auch wenn die Schilderungen recht ausführlich waren und es im Mittelteil ein paar Längen gab. Doch auch in Ardalan passiert in der Zwischenzeit so einiges. In Rifthold kämpfen Chaol und Dorian sich durch ein dichtes Netz aus Intrigen. Chaol setzt alles daran, um Geheimnissen auf die Spur zu kommen und macht wichtige Entdeckungen, welche sich sicherlich noch als hilfreich erweisen werden.

Als neuer Charakter wird die böse Ironteeth-Hexe Manon in die Geschichte eingeführt, aus deren Sicht man erfährt, was in der Feriansschlucht vor sich geht. Hier ist es der Autorin gelungen, mir die eigentlich verabscheuenswürdige Gestalt, die sich am liebsten von Menschen ernährt, näher zu bringen, sodass ich schließlich mit ihr um ein Gelingen ihrer Pläne gefiebert habe.

Der dritte Teil der Reihe beschäftigt sich stärker mit Magie als seine Vorgänger. Gleichzeitig bewegt sich etwas in Ardalan. Rebellen bringen sich in Position, während der König alles daran setzt, seine Macht weiter zu stärken. Durch die drei verschiedenen Handlungsorte – Wendlyn, Rifthold und die Feriansschlucht – erhält man als Leser einen guten Überblick über das Geschehen. Die Autorin legt besonderen Wert darauf, die persönliche Entwicklung der Charaktere ausführlich zu beschreiebn. Für mich hätten die ersten beiden Buchdrittel noch straffer und temporeicher sein dürfen. Insgesamt hat mich die Reihe erneut begeistern können und die Entwicklungen der letzten Seiten haben mich mehr als neugierig auf den vierten Teil gemacht. Für Fans der Reihe ist es Pflicht, auch diesen dritten Teil zu lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit dem Rolling Junk gen Süden

Die Straße der Pfirsiche
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Connecticut, 1920: F. Scott und Zelda Fitzgerald sind seit drei Monaten verheiratet. Eines Morgens sehnt sich Zelda nach den Biscuits und Pfirsischen ihrer Heimat Alabama, weshalb Scott vorschlägt, mit ...

Connecticut, 1920: F. Scott und Zelda Fitzgerald sind seit drei Monaten verheiratet. Eines Morgens sehnt sich Zelda nach den Biscuits und Pfirsischen ihrer Heimat Alabama, weshalb Scott vorschlägt, mit dem Wagen hinzufahren und ihre Eltern zu überraschen. Zelda ist skeptisch, denn nicht ohne Grund nennen die Fitzgeralds ihren Expenso stets „Rolling Junk“. Doch sie werfen alle Zweifel über Bord und befinden sich schon kurze Zeit später auf der Straße in Richtung Süden, vor sich eine Fahrt, welche die Bezeichnung „abenteuerlich“ mehr als verdient hat…

Ich habe dieses Buch überraschend erhalten und deshalb ohne spezielle Erwartungen mit der Lektüre begonnen. Der Autor nimmt den Leser mit auf einen Roadtrip gen Süden, in dem er selbst und seine Frau Zelda die Protagonisten sind. Ich war neugierig, wie viel die Geschichte über den Autor selbst und seine Ehe verrät, habe ich mich doch bisher noch nicht allzu intensiv mit dem Leben der Fitzgeralds auseinandergesetzt.

Fitzgerald schaffte es mühelos, mich mit auf seine Reise zu nehmen und die verschiedenen Staaten, welche das Ehepaar durchquert, vor meinem Auge lebendig werden zu lassen. Tatsächlich fieberte ich von Beginn an mit, ob die beiden ihr Ziel erreichen werden, denn ihr Wagen droht schon schon zu Beginn der Reise, jederzeit gänzlich auseinanderzufallen. Der Autor erzählt von so manchem humorvollen Zwischenfall. Auf der Reise lassen die beiden kein Fettnäpfchen und keine Gefahr aus, sodass ihre einfache Autofahrt zum großen Abenteuer wird.

Einige Erlebnisse entspringen lediglich der Fantasie des Autors und haben so während der Reise der beiden, die sie tatsächlich unternommen haben, nie stattgefunden. Fitzgerald vermischt hier geschickt Realität und Fiktion, balanciert mit seinen Worten bisweilen an der Grenze der Absurdität. Das machte für mich den besonderen Reiz der Geschichte aus und ließ sie für mich zu einem kleinen aber feinen Leseerlebnis werden.

Unabhängig davon, ob bestimmte Situationen tatsächlich so stattgefunden haben oder nicht, erhielt ich beim Lesen auch einen guten Eindruck von F. Scott und Zelda Fitzgerald und ihrer Beziehung zueinander. Hier gibt auch der Anhang, der fast die Hälfte des Buches ausmacht, weitere Einblicke. Eine Kurzgeschichte Zeldas berichtet von den folgenden Reisen des Ehepaars. Hierzu hat Zelda schnappschussartig zu jedem Hotel und jeder Stadt wenige Eindrücke festgehalten. Zeldas stakkatoartige Sätze fand ich nicht sonderlich angenehm zu lesen, doch zeigten sie mir, wie unstetig das Leben der Zwei war, wenn man eine derartige Masse an Hotels in einer solchen Geschwindigkeit am Auge des Lesers vorbeiziehen lassen kann.

Ein Interview mit dem Ehepaar sowie ein Nachwort von Alexander Pechmann, in welchem ein Überblick über das Leben der Fitzgeralds gegeben wird, Fakten von Fiktion getrennt werden und die abgedruckten Geschichten interpretiert werden, runden dieses kurzweilige Buch gelungen ab. Ich kann „Die Straße der Pfirsiche“ sowohl an Leser empfehlen, die neugierig auf eine bislang in Deutschland unveröffentlichte Kurzgeschichte des Autors sind als auch an solche, die gerne mehr über die Menschen F. Scott und Zelda Fitzgerald erfahren möchten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was geschah mit der Besitzerin des gefundenen Hüftgelenks?

Zorn - Kalter Rauch
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Scheinbar unerklärliche Ereignisse geschehen rund um die Kirche auf dem Hasenberg. Mitten in der Nacht fallen tausende Fische aus dem Himmel und keiner weiß, woher sie kommen. Im Zuge der Aufräumarbeiten ...

Scheinbar unerklärliche Ereignisse geschehen rund um die Kirche auf dem Hasenberg. Mitten in der Nacht fallen tausende Fische aus dem Himmel und keiner weiß, woher sie kommen. Im Zuge der Aufräumarbeiten wird in einem Papierkorb in der Nähe ein künstliches Hüftgelenk gefunden. Zorn und Schröder machen sich an die Ermittlungen und finden bald heraus, dass die Besitzerin des Hüftgelenks, Donata Zettl, unauffindbar ist. Ihr Ehemann Gregor behauptet, nichts über ihren Aufenthaltsort zu wissen. Doch bald schwebt er selbst in Gefahr…

„Kalter Rauch“ ist der inzwischen fünfte Fall für das Ermittlerduo Zorn und Schröder. Ich habe das Buch überraschend erhalten und war deshalb sehr gespannt, wie gut ich in die Reihe hineinfinden werde. Mit vom Himmel fallenden Fischen und einem Hüftgelenk im Papierkorb beginnt der Fall äußerst mysteriös und machte mich neugierig.

In die Geschichte habe ich gut hineingefunden. Man erfährt zu Beginn kurz das wichtigste über die beiden Ermittler, bevor sie sich auch schon an die Arbeit machen. Schnell merkte ich aber, dass Zorn eine private Angelegenheit keine Ruhe lässt. Auch ohne die Vorgeschichte zu kennen habe ich bald erfahren, was los ist und warum sich Zorn so gehen lässt. Dem Namensgeber der Reihe auf seinem Tiefpunkt zu begegnen ist sicherlich nicht die beste Art des Kennenlernens. Mir ist es deshalb zu Beginn schwer gefallen, mich in Zorn und auch in Schröder, der sich als Reaktion auf Zorns Verhalten verschlossen gibt, hineinzuversetzen. Erst im Laufe des Bandes werden die zwei nahbarer und ließen mich verstehen, was in ihnen vorgeht.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht Gregor Zettl, der Mann der Vermissten. Dieser verhält sich von Beginn an höchst eigenartig, und je länger man ihn beobachtet, desto offensichtlicher werden die Anzeichen einer psychischen Erkrankung. Viele Kapitel werden aus seiner Sicht beschrieben und erzählen von der Abwärtsspirale, in die er sich selbst hineinkatapultiert und die durch die geheimnisvolle und gefährliche Person, die ihn bedroht, noch verstärkt wird. Der Gruselfaktor wird dabei immer größer. Aus dem höchst ambivalenten Verhalten der Person, die Gregor bedroht, bin ich aber einfach nicht schlau geworden.

Die tatsächlichen Ermittlungen durch Zorn und Schröder haben mir zu wenig Platz eingenommen. Ein paar Gespräche und ein paar Recherchen führen zu Schlüssen, die auch für den Leser relativ naheliegend waren. Zum Ende hin wurde die Geschichte immer abstruser, weshalb sie mich nicht so richtig hat packen können. Die Auflösung war deshalb auch nicht allzu überraschend und ließ so manche Frage, die mich interessiert hat, unbeantwortet. Insgesamt bleibt mir dieser Roman deshalb vor allem wegen Gregor Zettls Erkrankung und seinen gruseligen Konsequenzen als interessant, aber durchschnittlich in Erinnerung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tretet die Reise in ein düsteres Köln der Zukunft an!

Zone 5
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Etwa 45 Jahre in der Zukunft wird Europa von einem autoritär regierenden Präsidenten beherrscht. Im Hintergrund agieren fünf multinationale Konzerne die eigentlichen Strippenzieher. Europäische Städte ...

Etwa 45 Jahre in der Zukunft wird Europa von einem autoritär regierenden Präsidenten beherrscht. Im Hintergrund agieren fünf multinationale Konzerne die eigentlichen Strippenzieher. Europäische Städte sind in Zonen aufgeteilt. Während man in Zone 1 und 2 höchst angenehm lebt, wird Zone 4 von Slums beherrscht, wo die Bewohner nur mit dem allernötigsten versorgt werden.
David kommt für sein Anerkennungsjahr als Anwalt nach Köln. Er möchte etwas bewegen und hat sich deshalb für die wenig glanzvolle Stadt entschieden, während seine Freunde nach Paris, Singapur und São Paulo gehen. Alex hingegen lebt schon immer in der Zone 4 in Köln. Um den Menschen zu retten, den sie liebt, dringt sie verbotenerweise in die Zone 1 ein. Ein Vergehen, auf das die Todesstrafe steht. Dabei kreuzen sich die Wege der beiden. Diese Bewegung bringt bald etwas Großes ins Rollen…

Auf das Buch neugierig geworden bin ich aufgrund des Schauplatzes: Ein dystopisches Köln, das klang für mich als Rheinländerin genau richtig. Zudem faszinieren mich Dystopien aller Art, auch das auf der Buchrückseite erwähnte Buch „Der Circle“ habe ich im letzten Jahr mit Begeisterung gelesen. Mit hohen Erwartungen begann ich mit der Lektüre und wurde gleich von einem brisanten Prolog abgeholt: Der Kölner Dom stürzt ein. Warum geschieht das? Was ist passiert? Meine Neugier war endgültig geweckt. Um die Hintergründe zu erklären, springt die Geschichte im Anschluss an den Prolog neun Tage in die Vergangenheit und ich begab mich auf Spurensuche.

Der Autor hat intensiv recherchiert und sich viele Gedanken gemacht, wie das Leben um 2060 herum aussehen könnte. Aus seinen Ideen hat er ein Szenario konstruiert, das erschreckend, aber durchaus plausibel wirkt. Mit David und Alex hat er zwei Protagonisten erschaffen, die von Beginn an die Intention haben, die herrschende Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen, sondern aktiv zu werden. Wer wie ich Köln kennt, für den sind die Beschreibungen des Autors, wie bestimmte Plätze und Straßen in seinem Zukunftsszenario aussehen könnten, besonders interessant. Doch auch wenn man Köln noch nicht kennt verliert das Buch nichts von seiner Spannung. In seinen Beschreibungen geht der Autor nur soweit wie nötig ins Detail, reißt technische, medizinische und politische Entwicklungen an und gibt dem Leser eine Idee davon, wie all das funktioniert. Doch der Fokus bleibt stets auf der thrilligen Handlung rund um David und Alex.

Die beiden Protagonisten lernt man zunächst besser kennen, bevor sich ihre Handlungsstränge mit jedem Kapitel enger verflechten. David als angehender Anwalt und Alex als taffe Frau aus der Zone 4 führen höchst unterschiedliche Leben, wodurch man zwei verschiedene Blickwinkel auf die dystopische Stadt erhält. Doch beide verbindet der Wille, etwas zu tun. Dabei wirken sie in der Verfolgung ihrer Ziele authentisch. Ich habe nachvollziehen können, warum es David ausgerechnet nach Köln zieht und Alex in die für sie verbotene Zone 1. Schnell sind die beiden mir sympathisch geworden, gerade weil sie keine schillernden Helden sind, sondern ihren Instinkten folgen und menschliche Entscheidungen treffen, die sich auch mal als falsch erweisen können. Um das große Ganze besser zu verstehen gibt es außerdem immer wieder Kapitel, die Einblicke geben zum Beispiel in das Leben des europäischen Präsidenten, des Chefs eines der großen Industriekonzerne oder der Anwaltsgehilfin Verena. Dadurch versteht man noch besser, welche Konsequenzen die Entscheidungen der Handelnden haben.

Die Geschichte hat mich in seinen Sog gezogen. Durch den Prolog wurde eine grobe Richtung angedeutet, doch bis zum letzten Moment konnte ich nur vermuten, wie der Einsturz des Kölner Doms in die Geschichte hineinpasst. Zum Ende hin wird es zunehmend dramatisch und ich fieberte mit den Protagonisten mit. Werden sie nicht nur heil aus der ganzen Sache herauskommen, sondern auch ihre Ziele erreichen? Bis zur letzten Seite wurde die Spannung erhalten, was das Buch für mich zu einer rundum gelungenen Sache macht.

„Zone 5“ bietet ein düsteres Zukunftsszenario mit einigen plausiblen Ideen, vor dessen Kulisse zwei junge Menschen sich gegen die herrschende Ungerechtigkeit auflehnen. Daraus wird bald etwas viel Größeres, als sie sich je hätten vorstellen können, und damit ein faszinierender dystopischer Thriller. Ich kann euch nur empfehlen, mit „Zone 5“ die Reise ins Köln der Zukunft anzutreten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Warum ist Jos Vater wirklich gestorben?

Straße der Schatten
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New York, 1890: Josephine Montfort stammt aus einer wohlhabenden Familie. Gemeinsam mit anderen vornehmen Töchtern besucht sie ein Pensionat und soll sich bald mit dem begehrten Junggesellen Bram verloben. ...

New York, 1890: Josephine Montfort stammt aus einer wohlhabenden Familie. Gemeinsam mit anderen vornehmen Töchtern besucht sie ein Pensionat und soll sich bald mit dem begehrten Junggesellen Bram verloben. Doch Jos eigentlicher Traum ist es, journalistisch tätig zu sein, Enthüllungsberichte zu schreiben und sie zu veröffentlichen. Ihr Leben wird erschüttert, als ihr Vater durch einen tragischen Unfall stirbt. Doch kurz darauf erfährt Jo zufällig, dass es vermutlich gar kein Unfall war, sondern Selbstmord oder gar Mord. Gemeinsam mit dem jungen Journalisten Eddie will Jo die Hintergründe aufklären. Dabei gerät sie bald in ein Geflecht aus Intrigen und Geheimnissen und bringt sich selbst in Gefahr…

Die Protagonistin Jo lernt der Leser in einem kurzen Prolog kennen, in welchem sie sich gerade an die Aufgabe machen will, einen Toten aus seinem Grab auszubuddeln. Wie ist Jo in diese Situation gekommen? Wessen Grab ist es? Wer sind die Männer, die bei ihr sind? Mit diesen Fragen im Gepäck sprang ich zwei Monate in die Vergangenheit und traf Jo in einer völlig anderen Umgebung wieder: In einem Pensionat für wohlhabende Töchter New Yorks. Dort versucht sie gerade, ihre Geschichte über die Ausbeutung junger Arbeiterinnen in einer Textilfabril in der Zeitschrift des Pensionats zu veröffentlichen, ihre erster Artikel, bei dem sie wie eine Reporterin heimlich Interviews geführt hat.

Schnell merkte man, dass Jo sich mit ihrer Freiheitsliebe in ihrem Leben eingesperrt fühlt, denn ihre journalistischen Bestrebungen werden nicht gern gesehen. Mit der Nachricht vom Tod ihres Vaters und den Gerüchten rund um eine mögliche Ermordung geraden die Dinge dann schnell ins Rollen. Gemeinsam mit dem Reporter Eddie stellt sie Nachforschungen an. Die beiden kommen aus zwei völlig verschiedenen Welten. Während Jo wohlbehütet aufgewachsen ist und bis dato nicht einmal wusste, was eine Prostituierte ist, hatte Eddie eine Kindheit unter schwierigen Bedingungen. Eddie mochte ich auf Anhieb sehr, er ist schlau, gewitzt, etwas vorlaut und stets bemüht, Jo zu beschützen. Mit Jo hatte ich leider so meine Probleme. Im einen Moment verhält sie sich gerissen und mutig, dann aber wieder schrecklich naiv, was für mich nicht so ganz passte.

Das Buch versucht vor allem, den Kontrast zwischen Jos wohlbehütetem Upper Class-Leben und ihren Abenteuern, die sie durch die gemeinsamen Nachforschungen mit Eddie in Downtown erlebt, herauszustellen. Letzteres ist für Jo eine komplett neue Welt, deren Spielregeln sie erst lernen muss. So manche Situation wäre für sie böse ausgegangen, wenn sie nicht durch Zufälle immer wieder gerettet wird. Im Gegensatz dazu steht Jos Teilnahme an Familienfeiern und Treffen mit ihren Freundinnen, in denen über ihre anstehende Verlobung und Belanglosigkeiten geredet wird. Gut konnte ich verstehen, dass sie diesen Veranstaltungen gerne entflieht und sich einfach nicht damit abfinden möchte, dass ihr ganzes Leben so verlaufen wird. Die Kapitel über Jos vornehmes Leben zogen sich für mich allerdings zunehmend in die Länge.

Jos und Eddies Ermittlungen bestehen aus Befragungen, Nachforschungen an Schauplätzen und sogar Besuchen im Leichenschauhaus. Die beiden müssen bald feststellen, dass sie mit ihren Nachforschungen in ein Wespennest gestochen haben und bald selbst Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Trotz der Abenteuer der beiden bleibt das Tempo der Geschichte durch die Einschübe über Jos langweiliges Leben am Tage ruhig. Erst zum Ende hin nimmt die Geschichte wirklich an Tempo auf und konnte mich mitreißen. Die ganze Geschichte funktioniert allerdings nur aufgrund von zahlreichen großen Zufällen, sodass es für mich irgendwann nicht mehr glaubhaft war. Immerhin wurde ich mit einem Ende entschädigt, das ich für gelungen halte.

„Strasse der Schatten“ erzählt von der vornehmen New Yorker Tochter Jo, die durch Nachforschungen zum Tod ihres Vaters zum ersten Mal das Leben Downtown kennen lernt und in ein Netz aus Intrigen gerät. Während der Reporter Eddie meine Lieblingsfigur des Buches war, wirkte Jo auf mich etwas zu naiv. Auch wenn die Geschichte nur aufgrund von Zufällen funktioniert, hat mir der Kontrast zwischen den beiden Welten, in denen Jo sich bewegt, faszinieren können. Wenn ihr Lust auf eine Reise ins historische New York mit seinen glänzenden und seinen düsteren Seiten habt, dann ist „Strasse der Schatten“ das richtige Buch für Euch!