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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ehemaliger Sklave auf dem Weg zur Macht

Red Rising
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Darrow lebt als Pionier auf dem Mars. Als Roter schuftet er in den Minen, um kostbares Helium-3 zu fördern, das für das Terraforming genutzt wird. Wenn dieses eines Tages abgeschlossen ist, werden auch ...

Darrow lebt als Pionier auf dem Mars. Als Roter schuftet er in den Minen, um kostbares Helium-3 zu fördern, das für das Terraforming genutzt wird. Wenn dieses eines Tages abgeschlossen ist, werden auch Menschen anderer Farben auf dem Mars leben können. Darrow hat die Oberfläche noch nie gesehen und besitzt nur das Allernötigste, um zu überleben. Als seine Frau Eo für den Traum von „mehr“ stirbt, will auch er nicht weiterleben. Doch eine Rebellengruppe rettet ihn vom Galgen und zeigt ihm, dass sein gesamtes Leben eine Lüge war. Als angebliches Mitglied der Oberschickt soll er nun die Reihen der herrschenden Goldenden infiltrieren, um aus einer mächtigen Position für die Freiheit der Roten zu kämpfen. Im Institut der Goldenen erwarten ihn harte Prüfungen sowie neue Feinde und Freunde. Wird sich Darrow behaupten können?

Auf den ersten 100 Seiten des Buches lernt man Darrows Leben als Roter in den Minen des Mars kennen. Schon bei den ersten Beschreibungen seiner Arbeitsbedingungen graute es mir. Er und sein Clan müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften. Nur wenn sie genug Helium-3 fördern, erhalten sie von ihren Aufsehern, den Grauen, ausreichend Nahrung. Diese Art zu leben hat mich erschreckt und ich hoffte, dass es bald Veränderungen zugunsten der Roten geben wird. Bald begann man zu spüren, dass so mancher Roter sich nicht mit diesem Leben abfinden will. Ein Betrug und eine Entdeckung bringen die Dinge ins Rollen und sorgten dafür, dass Darrows Leben sich völlig verändert.

Darrow ist ein zäher und sturer Typ, der sich ein Ziel setzt und dann alles daran setzt, es zu erfüllen – koste es, was es wolle. Oft benimmt er sich dabei geradezu leichtsinnig. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft sein Leben auf Messers Schneide stand und er dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen ist. Das gesamte Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben, weshalb ich seine Entscheidungen nachvollziehen konnte. Gleichzeitig war ich nicht immer mit dem Weg einverstanden, für den er sich entschieden hat.

Nachdem Darrow die Minen verlassen hat, beginnt für ihn ein gänzlich neues Leben, das die ersten 100 Seiten wie einen bösen Traum erscheinen lässt. Doch auch sein neues Leben als Mitglied der Oberschicht ist keineswegs einfach. Um eine machtvolle Position zu erlangen, muss er eine Ausbildung im Institut durchlaufen. Dieses erweist sich als echte Schlangengrube. Der Rest des Buches erzählt ausschließlich davon, wie er sich bei den Prüfungen des Institutes schlägt.

Im Institut geht es grausam und brutal zu, denn im Kampf um Macht und eine gute Ausgangsposition für die Zukunft lassen seine Konkurrenten keine Gnade walten. Schnell findet man sich mitten in einem künstlich geschaffenen Krieg wieder. Ausgerenkte Finger, Vergewaltigungen, abgeschnittene Ohren, Stichwunden und andere Verletzungen aller Art sind dabei an der Tagesordnung und werden detailreich beschrieben. Für zarte Gemüter ist diese Geschichte definitiv nichts.

Ich fand es ziemlich erstaunlich, wie aus dem Roten Darrow in so kurzer Zeit eine Person werden konnte, die allen anderen mühelos überlegen ist. Ich fand es unrealistisch, dass Darrows mehr als gewagte Pläne immer dank einer großen Portion Glück aufgehen, er dann aber mehrfach in ähnlich gestellte Fallen tappt. Zudem hätte ich mir noch mehr Handlung gewünscht, die sich nicht um Kriegsstrategie dreht. Die Zeit am Institut zog sich vor allem im Mittelteil zunehmend in die Länge, doch auf einen Schauplatzwechsel wartet man in diesem Trilogieauftakt vergeblich. Zum Ende hin kommt ordentlich Bewegung in die lange festgefahrene Situation und es wurde noch einmal richtig spannend. Schließlich trifft Darrow eine wichtige Entscheidung. Über deren Konsequenzen wird der Leser mehr in der Fortsetzung „Im Haus der Feinde“ erfahren, die ich auf jeden Fall lesen möchte.

„Red Rising“ ist eine actiongeladene Dystopie, in der ein ehemaliger Skalve die Reihen der Oberschicht infiltriert. Doch um eine machtvolle Position zu erlangen, muss er eine Ausbildung durchlaufen, die in diesem Trilogieauftakt im Vordergrund steht. Für meinen Geschmack kamen bei einer Menge Action die Handlung und Hintergründe zu kurz. Doch die Frage, wie sich Darrow in diesem künstlich geschaffenen Krieg schlagen wird, hat mich fesseln können. Wenn ihr Dystopien mögt, in denen es kämpferisch so richtig zur Sache geht, dann solltet ihr „Red Rising“ nicht verpassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Werden die Drillinge Toronia den Frieden bringen?

Die Chroniken von Toronia – Die Prophezeiung. (Bd. 1)
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König Brutan herrscht in Toronia mit aller Grausamkeit. Doch eine Prophezeiung besagt, dass drei Erben ihn stürzen und als neue Herrscher Frieden ins Königreich bringen werden. Als eine Geliebte des Königs ...

König Brutan herrscht in Toronia mit aller Grausamkeit. Doch eine Prophezeiung besagt, dass drei Erben ihn stürzen und als neue Herrscher Frieden ins Königreich bringen werden. Als eine Geliebte des Königs tatsächlich Drillinge zur Welt bringt und zugleich der prophezeite Dreistern am Himmel erscheint, weiß der Zauberer Melchior, dass die Kinder in großer Gefahr sind. Mit einer List kann er die Kinder retten und schickt Männer los, um sie in weit voneinander entfernten Orten aufwachsen zu lassen. Dreizehn Jahre später geraten die Dinge ins Rollen als Gulph, der nichts von seinem Status als Prinz weiß, auf König Brutan trifft. Doch wird sich die Prophezeiung tatsächlich als wahr erweisen?

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem man als Leser von der Prophezeiung und der Geburt der Drillinge erfährt. Nach wenigen Seiten springt das Buch 13 Jahre in die Zukunft und wirft den Leser mitten ins Geschehen. Hier fühlte ich mich zunächst orientierungslos, weil nur wenig über das Königreich Toronia und das Leben dort erklärt wird. Stattdessen muss man es sich aus der Handlung erschließen. Dank der Prophezeiung wusste ich aber, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, sodass ich mich allmählich besser zurechtfand.

Die Handlung springt zwischen den Leben der Drillinge hin und her und so lernt man die völlig unterschiedlichen Leben der Geschwister näher kennen. Der Autor hat sich für alle eine interessante Kindheit ausgedacht. Während Gulph als Schlangenmensch bei einer Gauklertruppe aufwuchs, lebt Tarlan bei einer Hexe und hat riesige Vögel, sogenannte Thorrods, als Freunde. Elodie weiß hingegen als einzige von ihrer Abstammung und behandelt ihr Umfeld deshalb von oben herab. Alle drei sind recht eindimensionale Charaktere, bei denen ich die Tiefe vermisste.

Auch die Handlung ist eher einfach gestrickt und hat mich nicht sonderlich überraschen können. Von der Sprache her richtet sich das Buch hauptsächlich an junge Leser, ausgewiesen ist das Buch für Leser ab 10 Jahren. Gleichzeitig hat der Autor zahlreiche Kämpfe in die Handlung eingebaut, damit Spannung aufkommt. Diese sind teils von einer Brutalität, die für mich nicht zur Zielgruppe passt. Da werden zum Beispiel von Klauen halbierte Menschen und von Schwertern abgetrennte Köpfe im Nebensatz erwähnt und können die jungen Prinzen nicht aus der Fassung bringen.

Generell zeichnet sich das Buch durch ein hohes Tempo aus, sodass es nicht langweilig wurde. Bei all der Action sind mir die zwischenmenschlichen Szenen aber etwas zu kurz gekommen. Die Geschichte funktioniert außerdem nur, weil die Charaktere ständig riesiges Glück haben oder durch einen totalen Zufall genau die richtige Bekanntschaft machen. Eine wirklich neuartige Idee suchte ich vergeblich, vielmehr hat der Autor Ideen aus dieser und jener bekannten Fantasygeschichte vermixt und eine durchschnittliche Geschichte geschaffen, die sich in meinen Augen nicht von der starken Konkurrenz in diesem Genre abheben kann. Ich vergebe knappe drei Sterne an die Drillinge und ihren Versuch, an die Krone zu gelangen und Toronia den Frieden zu bringen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Können Anna und Sherlock ihren komplexen Plan verwirklichen?

Die lange Reise
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Mai 1891: Nach dem Tod von James Moriarty befinden sich Anna Kronberg und Sherlock Holmes auf der Flucht. Verfolgt werden sie von Moran, der es im Auftrag der Familie Moriarty auf Anna und ihr ungeborenes ...

Mai 1891: Nach dem Tod von James Moriarty befinden sich Anna Kronberg und Sherlock Holmes auf der Flucht. Verfolgt werden sie von Moran, der es im Auftrag der Familie Moriarty auf Anna und ihr ungeborenes Kind abgesehen hat. Um Moriartys Netzwerk zu sprengen und gleichzeitig Moran von ihrer Spur abzubringen, denken sich Anna und Sherlock ein gewagtes Täuschungsmanöver aus. Wird ihr Plan aufgehen?

„Die lange Reise“ ist der dritte Teil der Anna Kronberg-Reihe. Nachdem im ersten Band noch schwerpunktmäßig entwickelt wurde, erzählte das zweite Buch von einem psychologischen Duell zwischen Anna und James Moriarty. Nun war ich gespannt, was sich die Autorin für den dritten Band überlegt hat. Ob jetzt wieder ermittelt wird?

Der Titel des Buches ist Programm, denn auf den ersten Seiten des Buches begleitet der Leser Anna und Sherlock auf einem schier endlosen Fußmarsch durch unwegsames Gelände. Annas Schwangerschaft lässt sie grübeln und zweifeln, und auch Sherlocks Laune ist nicht die beste. Dieser Einstieg zog sich für mich in die Länge und ich fragte mich, welchen Weg die Geschichte denn einschlagen will.

Erst allmählich wird klar, welchen komplexen Plan Anna und Sherlock verfolgen. Dessen Ausführung besteht aus mehreren Schritten und nimmt entsprechend viel Zeit in Anspruch. Der Leser wird dabei lange im Dunkeln gelassen und erfährt erst spät, was di beiden überhaupt vorhaben. Ich war neugierig, ob alles wirklich funktioniert wie geplant, doch wirklich fesseln konnten mich die Ereignisse leider nicht, dafür entwickelten sich die Dinge zu langsam.

Immer wieder drehen sich Annas Gedanken rund um ihre Schwangerschaft. Sie ist überzeugt davon, dass sie das Kind von James Moriarty nicht wird lieben können. Was soll sie nach der Geburt mit dem Kind machen? Welche Auswirkungen hat das Ganze auf ihr berufliches Wirken? Wer sich für diese psychologische Komponente interessiert wird eine interessante Entwicklung beobachten können.

Anna und Sherlock verbringen in diesem Buch mehr Zeit miteinander als zuvor. Im Schmieden von Plänen und deren Umsetzung ergänzen sie sich wirklich gut und die Raffinesse ihrer Pläne war beeindruckend. Die Dialoge der beiden hätten gerne aber mit noch mehr Schlagfertigkeit und Sarkasmus und weniger Melancholie angereichert sein können. Bis zum Schluss hatte ich nicht das Gefühl, den Sherlock Holmes der Autorin wirklich durchschaut zu haben.

Einen klassischen Kriminalfall sucht man in diesem Buch wie schon im Vorgänger vergeblich. Vielmehr geht es darum, James Moriartys kriminelles Netzwerk auszuhebeln. Ein Katz-und-Maus Spiel zieht sich durch das ganze Buch und konnte mich an einigen Stellen überraschen. Insgesamt war mir die lange Reise dann aber einfach zu lang. Zum Ende hin setzen Anna und Sherlock einen besonders gewagten Plan um, was meine Neugierde noch einmal erhöhte. Doch die letzten Seiten haben mich nicht zufrieden stellen können – das soll es nun gewesen sein? Ist vielleicht doch noch eine Fortsetzung der Reihe geplant? Im Januar erscheint mit „Der irische Löwe“ erst einmal das Prequel zu den drei Büchern.

Bei „Die lange Reise“ ist der Name Programm. Den Leser erwartet ein Katz-und-Maus Spiel, bei dem Anna und Sherlock eng zusammenarbeiten müssen, um ihren Verfolger zu überlisten. Die beiden Vorgänger „Teufelsgrinsen“ und „Tiefer Fall“ sollte man unbedingt gelesen haben, um die Handlung nachvollziehen zu können. Für mich kommt das Buch leider nicht an seine Vorgänger heran. Annas macht eine interessante Entwicklung durch, doch die Handlung schritt mir zu langsam voran und hat mich nicht so recht packen können. Ich vergebe drei Sterne an das ungleiche Duo Anna und Holmes!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein amerikanisches Reiseabenteuer voller Humor

Sonntags im Maskierten Waschbär
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Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten – das sind die Köpfe hinter NIU, „Nichts ist unmöglich“, einer Agentur, die verspricht, für ihre Kunden auch die unauffindbarsten Gegenstände zu bergen. Die drei haben ...

Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten – das sind die Köpfe hinter NIU, „Nichts ist unmöglich“, einer Agentur, die verspricht, für ihre Kunden auch die unauffindbarsten Gegenstände zu bergen. Die drei haben sich in New Orleans niedergelassen und verbringen ihre Sonntage nun im „Maskierten Waschbär“, einem Waschsalon mit integrierter Bar. Dessen Besitzer überlässt ihnen eines Tages uralte Tagebücher, die er beim Entrümpeln auf seinem Speicher gefunden hat. Wipperfürth und Schatten machen sich gleich an die Lektüre. Bevor sie sich versehen, jagen die Freunde der Mumie des letzten wahren Inkaherrschers Atahualpa hinterher und erleben dabei wieder so manches Abenteuer…

Das inzwischen dritte Buch rund Siebeneisen beginnt in New York. Bevor der Leser erfährt, wie es Siebeneisen in der Zwischenzeit ergangen ist, lernt er Zach kennen, der seit Jahren für einen einflussreichen Mafioso arbeitet. Doch ausgerechnet vor dessen großer Restaunrant-Eröffnungsfeier lösen sich die Mosaike aus dem Fußboden, für den Zach zuständig ist. Was hat die Geschichte rund um Zach mit Siebeneisen zu tun? Meine Neugier war geweckt.

Zuerst einmal ging es für mich nach New Orleans, wo ich Siebeneisen wiedertraf. Etwa fünf Jahre sind seit den Ereignissen in Indien vergangen und Siebeneisen hat sich in New Orleans niedergelassen. Doch auch Wipperfürth und Schatten sind nicht weit, und so verbringen die Freunde ihre Sonntage nun im maskierten Waschbär. Diese Waschsalon-Bar ist ein wirklich ganz spezieller Ort, in dem ich mich gleich wohlfühlte. Bei diesem kreativen Namen fehlt eigentlich nur noch ein waschechter Waschbär. Doch keine Sorge, hier hat der Autor ein ganz süßes, lustiges Exemplar in petto…

Nachdem der Einstieg meine Lachmuskeln aufgewärmt hatte, erwachte in mir auch allmählich wieder die Lese-Reiselust. Ich fand es sehr unterhaltsam, dass Siebeneisen deutlich standhafter geworden ist und ganz nüchtern vorschlägt, dass Wipperfürth und Schatten doch einfach selber nach ihrem Schatz suchen sollen. Ob das gut geht? So viel sei verraten: Diesmal müssen alle drei aktiver werden, als sie es geplant hatten!

Im Gegensatz zu den Reisen der Vorbände jagen die Freunde diesmal einem einzigen Gegenstand und nicht vielen hinterher. Statt mit Siebeneinsen rund um die Welt zu jetten lernt man zahlreiche Orte in und um Südamerika kennen. Ich fand es klasse, dass der Autor das Konzept leicht verändert hat und er damit frischen Wind und ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit in die Geschichte bringt. Gleichzeitig wird wieder auf Bewährtes gesetzt: Eine authentische Beschreibung exotischer Reiseziele, gewürzt mit ganz viel Situationskomik dank unverwechselbarer Charaktere. Diese Mischung aus Altem und Neuen funktioniert ganz hervorragend und hat mich bestens unterhalten können.

In „Sonntags im maskierten Waschbär“ begeben sich die drei Freunde Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten zum inzwischen dritten Mal auf ein Reiseabenteuer. Mehr oder weniger selbstverschuldet geraten sie in die verrücktesten, unmöglichsten und komischsten Situationen. Auch wenn man das Buch problemlos ohne Vorkenntnisse lesen kann, macht es noch mehr Spaß, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Siebeneisens unterhaltsame Abenteuer solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Überzeugt mit seiner bedrückenden Atmosphäre

Eisige Schwestern
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Sarah und Angus Moorcroft und ihre Zwillinge Kirstie und Lydia wurden jahrelang von ihrem Umfeld als perfekte Familie wahrgenommen, die sich ein Leben der oberen Mittelklasse mitten in London leisten konnten. ...

Sarah und Angus Moorcroft und ihre Zwillinge Kirstie und Lydia wurden jahrelang von ihrem Umfeld als perfekte Familie wahrgenommen, die sich ein Leben der oberen Mittelklasse mitten in London leisten konnten. Doch als die Zwillinge sechs Jahre alt sind, stirbt Lydia bei einem Unfall. Ein Jahr später beschließen Sarah und Angus, mit ihrer überlebenden Tochter auf einer kleinen Insel vor der schottischen Küste ganz neu anzufangen. Doch Kirstie besteht plötzlich darauf, eigentlich Lydia zu sein. Können Sarah und Angus herausfinden, welche Tochter überlebt hat? Und wird der Umzug ihnen zu einem erfolgreichen Neuanfang verhelfen?

Von der ersten Seite an hat mich die bedrückende Atmosphäre des Buches gefangen genommen. Der Leser erfährt gleich, dass Sarah und Angus vor einem Umzug stehen und ihre aktuelle Situation alles andere als einfach ist. Ein Unfall und Geldsorgen werden angedeutet und man spürte, dass der anstehende Umzug bei beiden mit Hoffnungen verbunden ist. Ich freute mich darauf, tiefer in die Familiendynamik einzutauchen und zu verstehen, was in jedem der drei Familienmitglieder vorgeht.

Noch bevor die Familie umzieht behauptet Kirstie erstmals, Lydia zu sein. Mit ihrer Behauptung erhöht sich schlagartig die Spannung und auch die Anspannung. Wie können ihre Eltern herausfinden, ob sie die Wahrheit sagt? Warum kommt es ausgerechnet jetzt zu ihrem Geständnis – oder ihrer Lüge? Vor allem ihre Mutter macht sich an das Sammeln von Beweisen. Hat vielleicht doch ihr Lieblingszwilling Lydia überlebt? Ein bisschen gewundert habe ich mich schon, dass es sich so gar kein Nachweis finden lässt, um die Identität zu klären. Selbst wenn sie sich wirklich so unglaublich ähnlich gesehen haben hat sich doch sicherlich in fünf Lebensjahren mal ein Zwilling eine Narbe zugezogen? Aber gut, dann hätte die Geschichte einfach nicht funktioniert.

Die Geschichte lässt den Leser immer tiefer in die Psyche der Familienmitglieder blicken. Die meisten Kapitel sind aus der Sicht von Sarah geschrieben. Sie kämpft darum, ihr eigenes Gleichgewicht wiederzufinden und will gleichzeitig ihrer Tochter helfen, ohne ihre Schwester und an einem neuen Wohnort zurechtzukommen. Doch immer wieder fragte ich mich, ob Sarahs Handeln das Leiden des Zwillings nicht noch verstärkt. Handelt sie wirklich zu dessen Wohl? So manche Szene hat mich hier schockieren und traurig stimmen können. Einige Kapitel sind auch aus der Sicht von Angus geschrieben, aus dem ich einfach nicht schlau geworden bin. Seine Motivation konnte ich in vielen Fällen nicht nachvollziehen. Er schwankt zwischen Hilflosigkeit und Wut und ihm gelingt es nicht, konsequent zu handeln.

Während der Lektüre setzte ich mich stark damit auseinander, was die einzelnen Familienmitglieder antreibt und umtreibt. Die bedrohliche Atmosphäre ließ mich weiterlesen, weil ich wissen wollte, was nun hinter all diesen Ereignissen steckt. Dabei ist die Handlung sehr ruhig, für mich ein bisschen zu ruhig. Mit der Auflösung habe ich nicht gerechnet, doch mit dem Wissen, das man als Leser bis zu diesem Moment gesammelt hat, war sie nachvollziehbar und stellt einen gelungener Abschluss dar.

„Eisige Schwestern“ ist ein psychologisches Familiendrama, das vor allem durch seine atmosphärische Gestaltung überzeugt. In ruhigen Tönen erzählt es von der Ungewissheit der Eltern, welcher ihrer beiden Zwillinge überlebt hat sowie dem verzweifelten Versuch, in einem gänzlich neuen Umfeld Fuß zu fassen. Ich empfehle das an Leser weiter, die sich für die menschliche Psyche und deren Abgründe interessieren, die in jedem Menschen stecken könnten.