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Veröffentlicht am 22.03.2020

Bis auf ein paar Makel schön zu lesen

Das Licht von tausend Sternen
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Erst einmal muss ich etwas zu diesem wunderschönen Cover sagen, denn ich kann gar nicht genug kriegen, es anzusehen. Was nicht unbedingt am Motiv liegt, denn das Paar, das hier als Silhouette gezeichnet ...

Erst einmal muss ich etwas zu diesem wunderschönen Cover sagen, denn ich kann gar nicht genug kriegen, es anzusehen. Was nicht unbedingt am Motiv liegt, denn das Paar, das hier als Silhouette gezeichnet ist, ist doch eher klassisch und als solches nicht unbedingt spannend. Aber allein, dass die Sprenksel und ein Teil des Titels golden sind und die Linien des Paars sowie "Sternen" holografisch schimmern, machen die Gestaltung zu etwas Besonderem. Ich kann euch nur raten, das Buch so hinzustellen, dass es immer mal wieder von der Sonne beschienen wird, denn dann könnt ihr euch an einem tollen Farbspektrum erfreuen und zusehen, wie es, je nach Sonneneinfall und Tageszeit, mal silbern schimmert, mal blau, mal lila, mal orange oder auch in allen Farben.
Wenn man sich dann den Klappentext von "Das Licht von tausend Sternen" durchliest, kann man sich gut denken "na gut, das kenne ich schon, habe ich tausend Mal gehört". Und ja, die Geschichte ist nicht neu. Sie ist sogar recht klischeebehaftet, mit dem Bad Boy Ashton und dem Good Girl Harper. Doch die Handlung an sich verläuft glücklicherweise nicht ganz dem Schema F. Ja, die Hauptbestandteile – sie lernen sich kennen, sie hat allerdings erst ihre Zweifel, ob sie mit ihm zusammenkommen soll, weil so vieles dagegen spricht, tut es dann aber doch, dann sind sie eine Weile glücklich, bis es, boom, zu einem großen Streit kommt, aber hey, er denkt sich etwas sehr Romantisches aus und schließlich kommen sie wieder zusammen und leben happily ever after – sind vorhanden. Doch irgendwie hat Leonie Lastella es geschafft, diese Parts genügend zu schiften, dass es a) doch noch etwas anders ist als in anderen Geschichten und b) spannend bleibt. Nur um etwas herauszupicken, das mir besonders positiv aufgefallen ist: Harper und Ashton vollführen nicht dieses schier endlose Hin und Her, diesen nervtötenden Eiertanz, bevor sie zusammenkommen. Ja, sie kommen nicht direkt zusammen, aber diese Phase zieht sich nicht endlos und, meiner Meinung nach, unnötig. Stattdessen verbringen wir viel Zeit mit den beiden als Paar, auch ohne größere Dramen.
Beziehungsweise finden die Dramen anderswo statt, nämlich in den jeweiligen Familiensituationen. Bei Harper ist es ihr kleiner Bruder Ben, der stark autistisch ist und für den sie und ihre Mutter viel aufopfern. Sie kann nicht einfach mal spontan abends weg oder auch nur nach der Uni etwas länger wegbleiben, um sich mit Ashton zu treffen. Das würde Bens Alltag durcheinanderbringen. Und auch in Ashtons Vergangenheit gab es einen ähnlichen Fall, weswegen sein Verhältnis zu seinen Eltern quasi nicht vorhanden ist.
Die meiste Zeit über fand ich das Buch also interessant, dennoch haben mich immer wieder Kleinigkeiten gestört, Begründungen, die mir selbst nicht schlüssig waren beziehungsweise die mir schlicht unnötig vorkamen.
In etwa so erging es mir auch allgemein mit dem Schreibstil der Autorin. Leonie Lastella schreibt wirklich schön und so, dass man nur so durch die Zeilen, Seiten, Kapitel rauschen kann. Ich hatte irgendwie mehr Spaß daran, das Buch zu lesen, als ich das angenommen hatte. Seltsam, aber ich weiß auch nicht, wieso ich nicht dachte, mir würde ihr Stil so gut gefallen. Was mich allerdings dann doch manchmal gestört hat, waren die Dialoge manchmal, wenn alles auf einmal kitschig wurde. Oder gewisse Ausdrücke. Besonders bei "Liebe machen" musste ich die Augen verdrehen. Meine Güte, die beiden Protagonisten sind 18 und Anfang 20, wie kann man auch nur annehmen, dass da jemand von Sex als "Liebe machen" denkt?

Auch die Charaktere kann ich nicht gänzlich positiv bewerten. An sich fand ich sowohl Harper als auch Ashton als Protagonisten vollkommen in Ordnung. Ich wurde mit beiden nicht komplett warm, aber das war in Ordnung so. Beide wirken auf mich nicht platt, sondern (größtenteils) gut durchdacht. Nur manche ihrer Entscheidungen waren für mich ganz einfach nicht nachvollziehbar, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass ich mich eben doch nicht so ganz in sie hineinfühlen konnte.
Dafür mochte ich die Nebencharaktere erstaunlich gerne. Gut, Ben als Autist macht es einem schon schwierig, ihn zu mögen, aber genau das finde ich so super. Da merkt man, wie gut Leonie Lastella ihn beschrieben hat. Und auch Harpers Mutter ist toll gestaltet. Die Autorin hätte es sich leicht machen und sie als die Böse in der Geschichte darstellen können, doch stattdessen war sie die, die ich am meisten nachvollziehen konnte. Und zu Ashtons Freunden Becca und Will hätte ich gerne ein eigenes Buch (auch wenn das leider nicht passieren wird), die beiden haben immer wieder Spaß ins Lesen gebracht.
Alles in allem überwog bei mir beim Lesen von "Das Licht von tausend Sternen" also das Positive. Ich hatte nicht allzu hohe Erwartungen an das Buch, deswegen kann ich jetzt sagen, dass ich Spaß daran hatte und es für sein Genre (Young / New Adult) wirklich schön ist.

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Leider etwas handlungsarm…

Someone Else
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Bevor ich auf die Geschichte und alles, was damit zusammenhängt, zu sprechen komme, möchte ich noch ein, zwei Worte zu dem Cover verlieren. An sich mag ich es sehr. Es ist einfach wirklich ästhetisch. ...

Bevor ich auf die Geschichte und alles, was damit zusammenhängt, zu sprechen komme, möchte ich noch ein, zwei Worte zu dem Cover verlieren. An sich mag ich es sehr. Es ist einfach wirklich ästhetisch. Allerdings sieht es mir seinem Vorgänger etwas zu ähnlich aus. Da wurden ja wirklich nur die Farben ausgetauscht und selbst die sind fast dieselben. Finde ich schade, dass hier nicht ein wenig mehr variiert wurde.
So, nun aber zum Inhalt: Auf die Geschichte hatte ich mich bereits gefreut, weil „Someone New“ für mich ein wirklich schönes und auch mal anderes Leseerlebnis war. Dort wurden auch mal weniger repräsentierte Themen angesprochen und das hatte mir wirklich gut gefallen. Vielleicht hatte ich dadurch etwas zu hohe Erwartungen, die „Someone Else“ dann nicht erfüllen konnte.
Das Buch handelt ja von Cassie und Auri und erzählt die Geschichte der beiden. Im Groben geht es darum, ob die beiden es wagen, ihre Freundschaft für eine Beziehung aufs Spiel zu setzen. Und das war es auch schon. Denn hier gibt es keinen weiteren Handlungsstrang, der verfolgt wird und der so für mehr Spannung und Inhalt sorgen könnte. Gut, die Problematik, dass Auri im Beisein anderer seine Nerd-Seite verleumdet, wird auch thematisiert, aber that's it. Sonst nichts.
Was einerseits okay ist, denn in "Someone Else" gibt es keine dunklen Geheimnisse und schlimmen Vorgeschichten, die aufgedeckt werden. Eine schöne Abwechslung, wenn man bedenkt, dass das aus dem New Adult Genre eigentlich nicht wegzudenken ist. Und die Geschichte lässt sich ja trotzdem gut lesen.
Andererseits fehlt dadurch ganz einfach der Spannungsbogen. Der einzige Punkt, auf den die Geschichte hinzuarbeiten scheint, ist, dass Cassie und Auri (endlich) zusammenfinden. Was eine Ewigkeit zu dauern scheint, denn die beiden kriegen es einfach nicht auf die Reihe, sich gegenseitig ihre Gefühle zu gestehen. Dafür, dass sie so gute Freunde sind, reden sie erstaunlich wenig über die sie beide betreffenden Dinge. Jedenfalls ist die Konsequenz, dass es immer wieder zu Momenten kommt, in denen das Prickeln zwischen ihnen deutlich wird. Und die dann entweder unterbrochen oder direkt danach ignoriert werden. Meiner Meinung nach ein bisschen zu viel Hin und Her. Hätte Laura Kneidl sich da nicht so stark auf die Beziehung zwischen Cassie und Auri konzentriert, sondern auch mal andere Bereiche mehr beleuchtet als nur mit ein paar Zeilen, wäre das schöner gewesen und hätte auch etwas mehr Abwechslung hineingebracht.
Hinzu kommt, dass mir "Someone Else" doch sehr vorhersehbar vorkam. Ja, das ist in dem Genre einfach so, aber durch "Someone New" hatte ich eben höhere Erwartungen. Jedenfalls war hier kaum etwas überraschend. Es gibt ein großes Event, auf das schon früh hingedeutet wurde? Da würde wohl etwas Wichtiges passieren. Dadurch wurde leider ebenfalls Spannung verloren...
Schön fand ich hingegen, dass Themen, die es sonst nicht allzu oft in Bücher schaffen, angesprochen wurden. Zum Beispiel ist Cassie Diabetikerin. Hier zu lesen, was das eigentlich mit sich bringt, war sehr interessant. Und, natürlich, die Tatsache, dass Auri farbig ist. Es wird angedeutet, mit welchen Problemen er sich aufgrund dessen herumschlagen muss und das einmal in einem New Adult Buch zu lesen, fand ich doch wichtig. Wobei die Thematik eher oberflächlich geblieben ist, da hätte die Autorin gerne tiefer reingehen können. Vor allem ging sie dann doch nicht auf das ein, was sie in "Someone New" angedeutet hatte, nämlich dass Cassie und Auri auch aufgrund ihrer unterschiedlichen Hautfarbe angestarrt werden und Cassie auch deswegen zögert, mit Auri zusammenzukommen.
Laura Kneidls Schreibstil war dann einer der Gründe, weshalb ich das Buch trotz der doch zahlreichen Mängel gerne gelesen habe. Sie schreibt einfach so schön, dass ich von einer Seite zur nächsten fliege und immer gerne weiterlese. Selbst bei mir, die momentan nicht allzu gefesselt wird von New Adult, sind Emotionen angekommen. So hatte ich also wirklich Spaß beim Lesen.
Und auch die Charaktere gehören zu den positiven Seiten des Romans. Schon allein, dass Micah und Julian (und auch Aliza) einen Platz in der Geschichte bekommen, war schön. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, die Figuren aus "Someone New" wieder zu treffen. So erfährt man auch, wie Micahs und Julians Beziehung nach dem Happy End weitergeht und ich freue mich, hiervon noch mehr zu erfahren.
Auch lernt man Lucien kennen, einen von Cassies eher rar gestreuten Freunden. Von ihm hatte ich in Band 1 einen eigentlich anderen Eindruck, aber es war interessant, mehr über ihn zu erfahren!
Zwiegespalten bin ich allerdings bei unseren beiden Protagonisten und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn während ich Cassie wirklich mag und mich mit ihr identifizieren konnte, wurde mir Auri nicht wirklich sympathisch. Ich meine, Cassie hat auch ihre negativen Seiten, aber sie wirkte auf mich trotzdem wie ein schön runder, vielschichtiger Charakter. Bei Auri hingegen hatte ich nicht wirklich das Gefühl, ihn richtig kennenzulernen. Und das, was man über ihn erfährt, trägt nicht unbedingt zu Sympathie bei, zumindest ging es mir da so.
Insgesamt bin ich her also nicht allzu begeistert. Leider hat mir "Someone Else" nicht so gut gefallen, wie ich es gehofft hatte, und war meiner Meinung nach entsprechend weniger gut als sein Vorgänger. Dafür war die Handlung einfach zu leer und mir sind zu viele Dinge negativ aufgefallen. Da haben es der Schreibstil und Cassie als Protagonistin rausholen müssen. Ich hoffe, dass mir "Someone to Stay" dann wieder besser gefällt...

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Besser als ich erwartet hatte

Gar kein Plan ist auch eine Lösung
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Schon nach der Leseprobe dieses nach leichter Romcom aussehenden Buches hatte mich neugierig gemacht. Endlich mal wieder ein wenig leichte Unterhaltung, ein wenig witzige Liebesgeschichte. Denn genau diesen ...

Schon nach der Leseprobe dieses nach leichter Romcom aussehenden Buches hatte mich neugierig gemacht. Endlich mal wieder ein wenig leichte Unterhaltung, ein wenig witzige Liebesgeschichte. Denn genau diesen Flair fing die Leseprobe bereits ein und das Buch hielt ihr Versprechen auch für den Rest des Buches. Wir verfolgen in "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" Mara, Assistentin einer erfolgreichen Influencerin, die in einer langjährigen Beziehung lebt. Bis ihr ihr Verlobter eines Tages erklärt, er liebe sie nicht mehr und sie solle doch bitte ausziehen. Jetzt. Sofort.
Die Ausgangssituation dieses Romans war demnach eine, die man in dem Genre schon gut kennt: Die Protagonistin wird aus ihrer Komfortzone geschmissen und muss sich neu arrangieren. Wobei zum neu arrangieren für gewöhnlich auch ein neuer Mann bereitgestellt wird, hier in Form von Marius. Marius, der einige Jahre jünger ist als Mara. Eine Konstellation, die ich ja immer interessant finde, da sie an sich schonmal mit dem Klischee bricht, der Mann müsse doch bitte älter sein als die Frau. Allerdings gibt es nicht allzu viele Bücher, die auf eine solche 'umgekehrte' Beziehung eingehen, weswegen ich umso gespannter auf Kyra Grohs Variante hier war.
Die Lovestory rund um Mara und Marius hat mir dann auch echt gut gefallen. Sie wirkte auf mich nicht so klischeebeladen (like I said) und nicht überdramatisiert. Stattdessen mochte ich sowohl das Tempo, in dem sich hier alles entwickelte, als auch das Wie. Außerdem wurden die beiden nie unerträglich kitschig, ebenfalls ein großes Plus.
Doch der Liebes-Aspekt nimmt in "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" nicht den ganzen Platz ein. Es werden auch ernstere Themen angesprochen und obwohl das in dem Genre durchaus gängig ist, fand ich das hier doch wirklich schön gemacht und etwas origineller. Es geht viel um Selbstverwirklichung und Verantwortung. Wie zufrieden man mit seinem Leben ist. Das war schon wirklich interessant, doch am besten fand ich eigentlich die Ansprache der sexuellen Identität in Form von Maras kleinem Bruder. Ich möchte nicht allzu viel vorwegnehmen, aber schon allein die Frage, wie er denn nun angesprochen werden möchte, als "er" oder "sie", hat mir gezeigt, wie aktuell dieses Buch ist und wie gut es diese aktuellen Themen einfängt. Allerdings muss ich dazusagen, dass ich das selbst so nicht einschätzen kann, wie gut Kyra Groh in der Hinsicht recherchiert hat und gegenlesen lassen hat. Mir kam hier jedoch alles rund vor.
Auch der Schreibstil der Autorin hat mich direkt eingefangen. Als ich die ersten Seiten las, musste ich schon ein ums andere Mal schmunzeln – immer ein gutes Zeichen – und freute mich über diesen frisch wirkenden Stil. Kyra Groh schreibt wirklich spritzig und voller Leben, was man auch an dem Dialekt merkt, den sie gerne mit einfließen lässt. Dazu muss ich mal ganz kurz anmerken, dass es schon sehr super war, mal ein Buch zu lesen, das in einer Stadt spielt, in der ich gerade lebe. So saß beziehungsweise lag ich nämlich da und freute mich jedes Mal, wenn der Odeonsplatz erwähnt wurde. Oder eben jemand bayrisch redete. So etwas macht das Ganze doch noch ein Stück schöner.
Zuletzt kann ich auch über die Charaktere im Buch nicht allzu viel Negatives sagen. Klar, Mara als die Protagonistin erfüllt einige Klischees, denn sie ist diejenige, die immer alles durchgeplant und organisiert hat und die nun gezwungenermaßen ihr Leben neu strukturieren muss. Doch dabei hat sie mich nicht genervt, sondern kam mir doch ziemlich sympathisch vor. Jedenfalls habe ich ihre Geschichte gerne verfolgt. Und auch die meisten der anderen Figuren waren wirklich cool und habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Manche zeigten da auch eine nicht erwartete Tiefe. Nur Maras Ex war mir ein Ticken zu drüber, zu sehr der Böse.
Ich habe also tatsächlich mal wieder einen Liebesroman für mich gefunden, den ich wirklich gut weglesen konnte und der eine schöne Balance zwischen Witz und Tiefe gefunden hat. "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" war zwar nicht in allen Aspekten perfekt, hat mir aber auf alle Fälle viel Spaß gemacht und gehört eindeutig zu den besseren Liebesromanen, die ich gelesen habe.

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Veröffentlicht am 31.08.2019

Scharfzüngig und zum Nachdenken anregend

Mittwoch also
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Ich bin wirklich froh, diesen Roman entdeckt (und trotz der schrecklichen Farbkombination auf dem Cover) näher angeschaut zu haben. Denn er lohnt sich. Sehr! Schon bei der Leseprobe musste ich immer wieder ...

Ich bin wirklich froh, diesen Roman entdeckt (und trotz der schrecklichen Farbkombination auf dem Cover) näher angeschaut zu haben. Denn er lohnt sich. Sehr! Schon bei der Leseprobe musste ich immer wieder schmunzeln, sie hat mich aber gleichzeitig auch zum Nachdenken angeregt. Bei dem Thema auch keine Überraschung.
Es geht nämlich um das heikle Thema Abtreibung. Also etwas, das leider immer noch zu häufig tabuisiert wird. Und auch ein Thema, das mich selbst schon beschäftigt hat (nicht weil ich schonmal abgetrieben hätte, ich war ja noch nicht mal schwanger...aber manchmal spielt man ja Szenarien im Kopf durch). So war ich schon sehr gespannt darauf, Hedda bei ihren Gedankengängen zu diesem Thema zu begleiten. Drei Tage Bedenkzeit wird ihr nämlich – ganz dem norwegischen Gesundheitssystem entsprechend – verschrieben, in denen sie sich mit ihrer Schwangerschaft und der gewünschten Abtreibung auseinandersetzen soll. Drei Tage, in denen man einen umfangreichen Einblick in ihren Kopf erhält, mehr über die Umstände erfährt – und dessen Ergebnis mich dennoch überrascht hat. Überhaupt habe ich den Verlauf, den "Mittwoch also" einschlägt, so nicht vorhergesehen. Ein Umstand, den ich bewundernswert finde, da ich eigentlich dachte zu wissen, wo die Reise hingehen würde. Tja, Pustekuchen. Aber ein positiver!
Dadurch wurde es nochmal spannender als das Thema an sich sowieso schon ist. Hedda hat mich mit ihren Aktionen und Reaktionen immer wieder überraschen können.
Auch über den Schreibstil kann ich nur Positives schreiben. Schon die Leseprobe hat mich mit dem scharfzüngigen Stil überzeugt. Lotta Elstad kommentiert schonungslos, direkt, ehrlich. So habe ich das noch nie gelesen. Und dabei ist sie noch dazu sarkastisch, und so habe ich, wie schon erwähnt, auch immer wieder schmunzeln müssen. Eine gelungene Mischung, die mich dazu verleitet hat, den Roman in Höchstgeschwindigkeit durchzulesen.
Der Einblick, der uns hier in den Kopf einer Anfang-Dreißig-Jährigen gewährt wird, die sich in einer ihr ungewünschten Situation befindet, ist dabei einfach nur grandios. Lotta Elstad zeichnet Heddas Charakter facettenreich und auch wenn die Protagonistin mich mit mancher ihrer Entscheidungen überrascht hat, fand ich doch alles nachvollziehbar. Sie als Hauptcharakter hat den gesamten Roman getragen.
Die anderen Figuren hingegen waren eher anstrengend. Was nicht allzu schlimm war, denn, wie schon gesagt, Hedda ist unglaublich stark. Trotzdem waren mir Lukas und Milo eher unsympathisch, beide auf ihre eigene Art und Weise. Und mehr Charaktere brauchte die Geschichte eigentlich gar nicht (mehr gibt es auch nicht, wenn man Ole-Morten außer Acht lassen sollte – und man sollte Ole-Morten außer Acht lassen).
Und so gibt "Mittwoch also" einen interessanten Blickwinkel auf das Thema Abtreibung, der mir unglaublich gut gefallen hat. Der gesamte Roman hat mir unglaublich gut gefallen. Ein letzter Funken zur ‚vollen Punktzahl‘ hat bei mir noch gefehlt, aber ich möchte den Roman dennoch weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 26.08.2019

Hat sich direkt in mein Herz geschlichen

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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In "Die Verlobten des Winters" habe ich nicht direkt einsteigen können, musste ich mich erstmal an alles gewöhnen. An die eigenartigen Charaktere, die Welt, den Schreibstil. Danach habe ich das Buch geliebt, ...

In "Die Verlobten des Winters" habe ich nicht direkt einsteigen können, musste ich mich erstmal an alles gewöhnen. An die eigenartigen Charaktere, die Welt, den Schreibstil. Danach habe ich das Buch geliebt, aber diese Eingewöhnungsphase hat der Geschichte für mich damals ein wenig die Luft rausgenommen.
Das war in dieser Fortsetzung nicht so. Ich war drin, von Anfang an, und ich konnte mich einfach nicht mehr von dieser absolut genialen Story losreißen. Was erstens daran liegt, dass die Handlung voller Spannung ist. Immer passiert etwas und auch gleich zu Beginn wird man direkt in die Geschichte hineingeworfen. Und diese Spannung bricht einfach nicht ab, sie ist immer da, manchmal unterschwellig, manchmal fast schon actionhaft. Und so hat mich das Buch durchgehend fesseln können! Diese Spannung ergibt sich auch durch die vielschichtige Storyline. Denn es passiert zwar viel Verschiedenes, aber vieles hängt auch irgendwie miteinander zusammen. So gibt es noch viele große, offene Fragen, aber genauso viele kleinere Fragen und alles könnte zusammenhängen!
Überhaupt gibt es ja dieses Geheimnis beziehungsweise Mysterium im Hintergrund, das es aufzudecken gilt. Hier bekommt man immer wieder kleine Puzzlestückchen. Erst zum Ende dieses zweiten Bandes der Spiegelreisenden-Saga sieht man ein klein wenig klarer, aber es ist noch lange nicht so, dass ich alle Zusammenhänge verstehe. So vieles bleibt im Dunkeln. Aber das ist auch gut so, denn schließlich gilt es noch zwei weitere Bände zu lesen.
Vor diesem Mysterium um die Archen und Familiengeister spielt sich dann die Haupthandlung ab. Und auch die ist mehr als interessant, denn erst muss Ophelia ihren Platz an Faruks Hof finden und dann das Verschwinden einiger wichtiger Persönlichkeiten aufklären. Mittendrin gibt es dann natürlich auch noch die immer näher rückende Hochzeit mit Thorn und überhaupt Ophelias Beziehung mit ihm. Von der ich ja sowieso ein großer Fan bin, die beiden sind einfach nur herrlich.
Was ich an Christelle Dabos hinsichtlich ihrer Geschichte aber wohl am meisten bewundere, ist ihre Komplexität und Bedachtheit. Wie schon erwähnt hängt vieles zusammen und wird auch schon früh angedeutet. Mal da ein Halbsatz oder dort, immer so, dass man sich später zwar daran erinnern kann, in dem Moment allerdings nicht unbedingt weiter darauf achtet. Und so etwas kann später unfassbar wichtig werden. Dieses subtile Foreshadowing ist wirklich, wirklich bewundernswert!
Gut, nachdem ich nun eine Lobeshymne auf die Story an sich gesungen habe, komme ich doch auch mal zu Christelle Dabos' Schreibstil. Mit dem ich, wie bereits kurz erwähnt, in Teil 1 nicht direkt warmgeworden bin. Inzwischen hingegen liebe ich ihn regelrecht. Ja, er ist ein wenig beschreibender, als ich das üblicherweise mag, aber diese Beschreibungen empfinde ich inzwischen als unfassbar liebenswert. Man merkt, wie viel Herzblut in den Details steckt. Dadurch wird die Geschichte auch nicht langatmig, sondern eher noch einzigartiger. In diesem Teil ihrer Reihe hat die Autorin für mich auch bewiesen, dass sie sowohl sehr spannungs- als auch gefühlvoll schreiben kann. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz, so musste ich einige Male schmunzeln.
Letzteres liegt ganz eindeutig an gewissen Charakteren, nämlich Archibald. Wer hat ihn denn nicht liebgewonnen? Der liebe Herr Botschafter versprüht seinen Charme über die Grenzen des Buches hinweg und auch, wenn ich mir bisweilen noch unsicher bin, ob man ihm eigentlich trauen kann, sorgt er immer für eine gewisse Auflockerung der Szene. Außerdem kann man sich in der Spiegelreisenden-Saga gefühlt sowieso bei niemandem sicher sein, ob ihr oder ihm zu vertrauen ist. Dafür gibt es hier einfach zu viele Hintergedanken und Intrigen. Doch genau dieses Misstrauen in alles und jeden hat mir irgendwie auch gefallen, denn das zeigt, dass auch scheinbar einfacher gestrickte Figuren vielschichtiger sein können.
Vielschichtig sind die Charaktere dieser Reihe sowieso und genau deswegen bin ich auch ein solch großer Fan von ihnen. Na gut, deswegen und wegen ihrer Eigenarten. Manchmal waren die Figuren fast schon überspitzt, aber doch nie drüber, immer noch im Rahmen, vor allem auch wegen der Hintergründe, die man nach und nach erfährt. So hat sich Thorn ja bereits in Teil 1 in mein Herz geschlichen und wollte trotz seiner schroffen Art auch jetzt keinen Platz mehr schaffen. Man merkt ihm an, wie er sich verändert und seine dicke Eisschicht schmilzt Millimeter um Millimeter.
Ophelia ist inzwischen auch zu einer Heldin geworden, die ich nur zu gerne begleite. In "Die Verlobten des Winters" wirkte sie oft noch sehr verhuscht, auch weil sie immer so leise vor sich hin zu nuscheln schien. Und sie vollführt zwar keine Kehrtwende, aber ihre Charakterentwicklung ist doch spürbar. Mir ist jedes Mal regelrecht das Herz aufgegangen, wenn sie wieder für sich selbst einstand, mal jemandem widersprochen hat. Sie wirkt nun viel eigenständiger und selbstbewusster und ist mir so ein großes Stück sympathischer geworden!
Ich kann dieses so genannte Jugendbuch (das meiner Meinung nach unabhängig vom Alter gelesen werden kann) also nur jedem ans Herz legen. Bei mir hat sich die Spiegelreisenden-Saga nun zu einer Lieblingsreihe entwickelt, auf deren nächsten Teil ich nun gespannt warte.

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