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Veröffentlicht am 26.05.2018

Wenn's einfach passt

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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So, bevor ich etwas zur Handlung sage, will ich nur kurz etwas zur Buchgestaltung anmerken. Denn ganz getreu dem Titel macht es sich der Verlag mit den Büchern von Petra Hülsmann nicht einfach. An sich ...

So, bevor ich etwas zur Handlung sage, will ich nur kurz etwas zur Buchgestaltung anmerken. Denn ganz getreu dem Titel macht es sich der Verlag mit den Büchern von Petra Hülsmann nicht einfach. An sich mag ich das Cover. Die pastelligen Farben und die Symbole darauf gefallen mir, sie passen zum Buch. Wobei mir hier etwas Musikalisches fehlt, eine Note zum Beispiel oder ein Klavier. Aber das nur am Rande.
So, komme ich zu meinem Aber. Denn ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, wieso das Design der Petra-Hülsmann-Bücher schon wieder geändert wurde. Ganz am Anfang, also bei den ersten beiden Büchern, war die Covergestaltung noch recht kindlich, mit einem ziemlich einfarbigen Cover und einen Stricktierchen, das auch ein bisschen flauschig war. Die zwei darauffolgenden Bücher kamen dann im neuen Design, gestreift mit jeweils einer anderen Farbe und zum Buch passenden Elementen. Die älteren Bücher wurden dann auch neu aufgelegt in diesem Design. Wieso das hier dass wieder unterbrochen wurde, ist mir ein wenig schleierhaft. Klar, "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" fällt nicht ganz so aus dem Rahmen wie bei der ersten Umgestaltung, aber es ist eben doch noch einmal anders und das finde ich eben ein wenig unnötig…

Na gut, zum Cover habe ich nun genug gemeckert, komme ich nun zum Buch an sich. Da gibt es von mir viel weniger zu bekritteln, denn ich mag die Geschichte unheimlich gerne!
Die Geschichte hört sich ein bisschen nach "Fack ju Göhte" an, wie ich finde. Eine Lehrerin wird an eine Problemschule versetzt und muss dort mit aufmüpfigen Schülern klarkommen. Außerdem gründet sie eine Musical-AG, mit der sie einen Preis gewinnen möchte. Doch, ich sehe da schon Parallelen, besonders zum ersten FJG-Film. Aber die waren jetzt auch nicht allzu ausgeprägt, das Buch war schon sehr anders, die Parallelen haben mir sogar gefallen, eben weil die Geschichte trotzdem nicht kopiert wirkte.
Zu der "Ich komme an eine ganz schreckliche Schule"-Situation kommt natürlich noch eine große Portion Liebeswirrungen dazu und eine noch größere Portion Humor.
Man könnte also sagen, dass das Buch wieder sehr typisch ist für Petra Hülsmann, die ihre Protagonistinnen ja gerne aus der ihnen bekannten Umgebung reißt und sie mit viel Humor und Herz auf neue Wege schickt.
Dass die Geschichte vorhersehbar ist, kann ich da gar nicht abstreiten. Sie ist vorhersehbar. Ich konnte mir das grobe Ende schon sehr bald denken. Doch darauf kommt es mir bei einer so leichten Liebesgeschichte wie hier auch gar nicht an, da ist Unvorhersehbarkeit nun mal kein ausschlagendes Kriterium. Wobei ich finde, dass dieser Roman im Einzelnen doch auch noch Überraschungen birgt und nicht ganz so ausgeht, wie man es erwartet. Also ein etwas unvorhersehbarerer vorhersehbarer Roman. Aber was das Buch für mich so gut und besonders macht, ist der Humor, die liebevollen Charaktere und der Schreibstil von Petra Hülsmann.
Fangen wir mal beim Humor an. Es gibt sooo viele witzige Szenen in diesem Buch, dass ich ein paar Mal laut lachen und noch viel öfter beim Lesen schmunzeln musste. Etwas, das ich von einem leichten Liebesroman erwarte, das allerdings leider nicht auf jeden zutrifft. Hier ist der Humor einfach großartig. Ich sage nur Prinz William. Und Heaven-Tanita. Und...ach, ich lass das lieber, die Liste ließe sich noch unendlich fortsetzen!
Gleichzeitig wirkt die Geschichte aber nicht wie eine Aneinanderreihung gewollt komischer Momente. Nein, es werden auch ernstere Themen angesprochen wie Mobbing und die Probleme der sozialen Unterschicht. Vor allem hat es mich berührt, wie aussichtslos Jugendliche aus schwierigeren Verhältnissen ihr eigenes Leben betrachten, wie sehr sich bei ihnen das Denken verfestigt hat, sie hätten ja sowieso keine Chancen.
Der Schreibstil ist dann ganz so, wie man es von Petra Hülsmann gewohnt ist. Locker und leicht, fluffig, genau so, dass man einfach immer weiter lesen könnte, quasi durch das Buch fliegt. Dadurch hat sich bei mir besonders so ab der Mitte des Buches ein regelrechter Sog entwickelt, ich konnte mich kaum noch von den Seiten losreißen. Petra Hülsmann hat die Gefühle so schön zu mir rüber gebracht, dass ich richtig mitgefiebert habe.
Am meisten mag ich allerdings die Dialoge, die die Autorin so authentisch schreibt. Wenn sich zum Beispiel Annika und Nele unterhalten, wirkt das echt, nicht aufgesetzt. Aber ganz besonders war für mich die Sprechweise der Jugendlichen der ALS. Hier musste ich wieder stark an FJG denken, vor allem Heaven-Tanita hat mich, was das Reden angeht, stark an Chantal denken lassen (aber auch hier wieder: nur die Sprechweise ähnelt sich stark, vom Charakter her sind die beiden sehr unterschiedlich). Und das ist doch wirklich eine Leistung, wenn man während des Lesens eine so klare Stimme im Kopf hat, sich das so eindeutig vorstellen kann. Genau so erging es mir hier.
Und auch was die Charaktere angeht, kann ich nur loben. Zum Einen erschafft Petra Hülsmann wirklich tolle Nebencharaktere. Ich konnte mir Nele, Sebastian, Kai und Tristan so gut vorstellen, genau wie die Schüler wie Heaven-Tanita, Meikel, Mesut, Maryam, Hamed und Jo. Und sie waren mir alle so unheimlich sympathisch. Gut, vielleicht nicht durchgehend, manchmal hätte ich den ein oder anderen Charakter wirklich schütteln können, aber generell mochte ich sie alle.
Mit Annika, der Protagonistin hingegen hatte ich einen etwas holprigeren Start. Mein erster Eindruck von ihr war positiv, schon allein dadurch, dass sie als Bücherwurm dargestellt wurde. Aber ich merkte auch schnell, wie bequem sie es sich gemacht hatte, wie sehr sie ihren einfachen Alltag schätze und wie wenig sie diesen aufgeben wollte. Das war schon einmal das Erste. Aber viel mehr hat mich gestört, wie abfällig sie zu Anfang über das Problemviertel Hamburgs und insbesondere über die ALS denkt. Sie wirkte da regelrecht arrogant und wurde mir etwas unsympathisch. Allerdings hatte sie genau dadurch ein großes Entwicklungspotential, das die Autorin auch super genutzt hat! Denn die Entwicklung, die Anni im Laufe der Geschichte durchgeht, ist einfach nur schön zu beobachten und noch dazu realistisch geschrieben, sodass Anni mir später nur noch sympathisch war und ich ihr ihr Happy End gönnte.
P.S.: Wer auf ein Wiedertreffen mit altbekannten Charakteren hofft, der wird hier auch glücklich werden!

Mit ihrem neuesten Liebesroman hat mich Petra Hülsmann also wieder einmal auf ganzer Linie überzeugen können und ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der noch eine schöne, leichte, humorvolle Lektüre für den Sommer sucht, die ans Herz geht und auch mal ernstere Themen anspricht.

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  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 04.03.2018

Ein spannender Auftakt

Save Me
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Erst einmal muss ich kurz sagen, wie schön ich das Cover finde! Anfangs war ich ja nicht so begeistert, als ich dieses goldene glitzernde Buch in der Vorschau gesehen habe, aber live und in Farbe macht ...

Erst einmal muss ich kurz sagen, wie schön ich das Cover finde! Anfangs war ich ja nicht so begeistert, als ich dieses goldene glitzernde Buch in der Vorschau gesehen habe, aber live und in Farbe macht es wirklich was her und gefällt mir sehr gut.
Ungefähr diesen Gedankengang – also erst nicht ganz so begeistert zu sein, dann aber seine Meinung zu ändern – hatte ich auch allgemein bei „Save Me“. Mein erster Gedanke nämlich, als ich von dieser neuen Reihe von Mona Kasten erfuhr, war: "Oha! Das hört sich an wie die Paper-Reihe von Erin Watt". Und ich war mir zwar sehr sicher, dass ich das Buch lesen würde, jedoch ein wenig unschlüssig, weil die Paper-Reihe meiner Meinung nach besonders zum Ende hin nicht mehr gut war und außerdem ein ziemlich krasses Geschlechterbild gezeichnet hat.
Als ich dann die Leseprobe zu "Save Me" gelesen habe, merkte ich ziemlich schnell, dass sich die beiden Bücher doch unterscheiden – und zwar auf gute Art und Weise. Deswegen war ich umso glücklicher, dass ich an der Lesejury-Leserunde zum Buch teilnehmen durfte.
Die Geschichte ist auch interessant. Es geht um Ruby und James, beide Schüler auf der Maxton Hall, einer Privatschule in England, die jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn während James aus einer privilegierten, reichen Familie stammt, musste sich Ruby ihren Platz an der Schule hart erarbeiten und tut alles dafür, nicht aufzufallen. Die beiden prallen unweigerlich aufeinander, als Ruby etwas sieht, das sie besser nicht gesehen hätte. Und von diesem Moment an müssen Ruby und James miteinander auskommen, ob sie es nun wollen oder nicht. Dass die Anziehungskraft zwischen Ruby und James groß ist, erklärt sich wahrscheinlich von selbst.
Wie schon erwähnt fand ich die Geschichte ziemlich interessant. Es passiert immer wieder etwas Neues, ist aber gleichzeitig nicht übermäßig dramatisiert. Gut, manche Ereignisse sind schon einschneidender als andere, aber die meiste Zeit beschäftigt sich die Autorin mit dem Highschool-Leben der beiden Protagonisten. manches hat mich dann aber wieder eher unerwartet getroffen, sodass es spannend zu lesen war.
Die Spannung verdankt das Buch eindeutig auch Monas Schreibstil. Wer schonmal ein Buch der Autorin gelesen hat, kennt ihre luftig lockere und humorvolle Art zu schreiben. Das fehlt auch hier nicht. Mona Kasten kann mit wenigen Worten Atmosphären einfangen wie den Flair einer großen (übrigens Hogwarts aus "Harry Potter" nicht unähnlichen) Schule oder einen harmonischen Familienabend. Gleichzeitig schreibt sie aber auch Dialoge, die lebendig und vor allem wie aus dem Leben genommen wirken, nicht so hochgestochen und steif wie anderswo. das führt dazu, dass ich das Buch regelrecht verschlingen konnte.
Jedoch hab ich auch das ein oder andere Negative zum Schreibstil zu sagen. An manchen Stellen wurde mir etwas ein paar Mal zu oft wiederholt. Zum Beispiel James türkisfarbene Augen und seine immer zarzausten Haare. Und ziemlich am Anfang gab es zwei Passagen, in denen Lins (das ist Rubys beste Freundin an der Maxton Hall) Vorgeschichte erklärt wird, und die sich sehr stark ähneln. Da hätte eine solche Passage, von mir aus ein paar Zeilen länger, wirklich auch gereicht! Ansonsten ist bei mir das Gefühl irgendwie nicht angekommen. Hier kann ich wirklich nicht sagen, woran das lag, aber auch wenn sich das Buch wirklich schön und leicht lesen ließ und ich es nicht einfach nur runtergelesen habe, sondern es durchaus spannend fand, konnte ich nicht mit den beiden Protagonisten mitfiebern. Keine Ahnung, was da falsch lief, aber die Emotionen kamen leider nicht ganz an.
Was ich andererseits echt gut fand, waren die zwei Sichtweisen, denn man hat nicht nur (wie sehr häufig in dem Genre) erfahren, was Rubys Gedanken sind, sondern auch, wie es James mit allem ging. Was meiner Meinung nach unfassbar interessant war, denn so wusste man quasi, was der andere von dem jeweiligen Ereignis dachte, konnte die Figuren besser verstehen.
Apropos Figuren, die haben mir auch richtig gut gefallen.
Ruby, die weibliche Protagonistin, war mir eigentlich von Anfang an sympathisch. Wahrscheinlich, weil gleich auf der ersten Seite geschrieben wird, dass sie ein Bullet Journal hat. Tolles Hobby übrigens, ich bewundere jeden, der die Disziplin aufbringt, seinen Kalender selbst anzulegen, und das hat Ruby ein paar Pluspunkte direkt auf ihr Konto verbucht. Doch auch ansonsten war sie ein wirklich sympathischer Charakter mit dem man sich gut identifizieren konnte. Stammt aus einer "normalen" Familie, steht zu ihren Freunden, arbeitet hart für ihre Ziele. Ruby war ein wirklich cooler Charakter. Einziger Minuspunkt: Ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass sie eine besonders große Entwicklung durchgemacht hätte.
James hingegen wirkte anfangs wie ein besonders großer Idiot und auch wenn ich mir sicher war, dass sich das noch auflösen würde, konnte ich ihn anfangs echt nicht leiden. Bis man seine andere Seite kennenlernte. Zum Beispiel, wie sehr er sich um seine Zwillingsschwester sorgt und seine Leidenschaft für Lacrosse. Und nach und nach merkt man außerdem, wie ihm auch andere Dinge wichtiger werden, wie er nach und nach nicht mehr dieser arrogante Arsch ist und mit dieser Entwicklung ist er mir fast noch mehr ans Herz gewachsen als Ruby.
Was die Nebencharakteren angeht, war ich fast ein wenig enttäuscht. Ich kannte es aus der Again-Reihe von Mona Kasten so, dass man den Freundeskreis fast so gut kennenlernte wie die Protagonisten, einem so ziemlich jeder ans Herz gewachsen ist. Das hat mir hier ein wenig gefehlt. Zwar mochte ich sehr viele der unwichtigeren Figuren aus dem Buch, aber ich hatte nicht unbedingt das Gefühl, eine von ihnen wirklich kennenzulernen. Bestes Beispiel ist wohl Alistair, einer von James' Freunden. Im ersten Drittel des Buches kam er relativ häufig vor und ich habe ihn wirklich ins Herz geschlossen, auch wenn man noch nicht viel von ihm erfuhr. Doch dann kam er kaum noch vor und so hatte er quasi kaum eine Chance. In der Hinsicht hätte ich mir also ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht.
Ich bin mir aber sehr sicher, dass ich den in ein paar Monaten erscheinenden zweiten Band der Reihe rund um Ruby und James lesen werde. Das Ende hat mich wirklich neugierig darauf zurückgelassen, was als nächstes passieren wird. Die Fortsetzung kann also kommen!

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  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 01.11.2017

Wunderbare Geschichte mit interessanter Thematik

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt
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Mhairi is back! Nachdem ich von ihrem ersten Roman "Wir in drei Worten" unglaublich begeistert war, mir die letzten zwei jedoch nicht gaaanz so gut gefallen haben, hat die Autorin es mit "Irgendwie hatte ...

Mhairi is back! Nachdem ich von ihrem ersten Roman "Wir in drei Worten" unglaublich begeistert war, mir die letzten zwei jedoch nicht gaaanz so gut gefallen haben, hat die Autorin es mit "Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt" wieder geschafft, mich vollends zu überzeugen.
Man muss natürlich dazusagen, dass das Buch ein Frauenroman ist und die Handlung doch ziemlich vorhersehbar ist. Zumindest in Teilen. Aber dazu gleich noch was. Vorhersehbarkeit gehört bei diesem Genre nunmal immer dazu, genauso wie ein gewisses Schema, dem sich auch dieser hier bedient. Denn die Liebesgeschichte spielt sich wieder einmal so ab: Mann und Frau treffen aufeinander und können sich erst mal nicht leiden. Nachdem sie sich besser kennengelernt haben, werden sie Freunde und verlieben sich langsam ineinander. Dazu kommen dann noch gewisse persönliche (meistens beziehungstechnische) und arbeitsbezogene Probleme, die gelöst werden müssen. Also ja, "Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt" ist ein typischer Frauenroman, aber gleichzeitig auch anders und einzigartig. Ich finde es schon allein sehr sympathisch von dem Buch, dass die Probleme nicht überdramatisiert und überladen daherkommen. Wie man sich vorstellen kann, bekommt Edie Probleme, nachdem sie auf einer Hochzeit den Bräutigam küsst ohne die Braut zu sein. Vor allem, da Braut und Bräutigam auch noch Kollegen von Edie sind. Doch der Shitstorm, der daraufhin losgetreten wird, wirkt nicht übertrieben, es werden nicht mehr Probleme, Krisen und Co. in das Buch gequetscht, die man eigentlich gar nicht mehr braucht. Dazu kommt, dass ich die Themen, die hier behandelt werden, unglaublich interessant finde. Es geht viel um Social Media und wie die sich auf das Leben auswirken, was man am Beispiel Edie richtig gut erkennen kann. Menschen, die sie eigentlich gar nicht kennen, hassen sie plötzlich, sie ist der Buh-Mensch und es wurde so realistisch dargestellt, was für Auswirkungen ein Fehler haben kann, was ein wütender Mob im Internet bewirken kann. Damit verbunden ist ja auch die Problematik Schauspieler-Dasein. Mit Elliot Owen hat man eine Figur, die sich nicht nur auf der Sonnenseite der Berühmtheit aufhält, man erfährt auch viel von den negativen Auswirkungen, die Berühmtheit mit sich bringt.
Ich mochte also die gesamte Handlung, die Thematik und die Entwicklung der Geschichte, weil es auf mich viel authentischer wirkte als bei anderen Romanen des Genres. Und vor allem das Ende konnte mich überzeugen, weil es nicht ganz nach dem Schema ablief, nicht ganz so vorhersehbar war und mich berührt hat.
Ein weiterer großer Pluspunkt im Buch sind die Charaktere. Schon allein Edie als Protagonistin hat mir unglaublich gefallen. Das fängt mit ihrem Namen an, den ich richtig schön finde. Edie als Abkürzung von Edith. Ich mag diese alten Namen. Ich mochte vor allem aber auch ihre Persönlichkeit beziehungsweise, wie sich diese wandelt. Wie sie von der Frau, die in der Großstadt ihre Freiheit genießt unweigerlich nach Hause in die kleinere Stadt ziehen muss und sie langsam merkt, was wirklich wichtig ist, nämlich nicht die vielen Bekanntschaften und Partys. Diese Entwicklung lässt auch einen selbst mal nachdenken.
Noch viel mehr mochte ich Elliot, den Superstar, den allseits bekannten Schauspieler. Mit ihm hatte man jemanden, der seine Arbeit liebt, aber nicht den Rummel darum herum und ich fand es schön mit Edie die Ehrfurcht vor dieser Berühmtheit abzulegen und die Person dahinter kennenzulernen. Das Einzige, was mich echt irritiert hat ist sein Aussehen. Ich kann nämlich nicht umhin zu denken, dass sich Mhairi McFarlane da an einer gewissen realen Person orientiert hat, einem Schauspieler aus dem echten Leben. Schauspieler. Um die 30 Jahre alt. Spielt in einer mittelalterlichen Serie den jungen Prinzen, der zufällig mit Wölfen in Verbindung gebracht wird. Dunkle, leicht lockige Haare. Markantes Kinn und volle Lippen. Na, klingelt's da bei dem ein oder anderen? Bei mir haben die "Game of Thrones"-Sirenen sofort losgeschrien, haben geheult "Das ist Robb! Robb Stark!". Ich habe natürlich auch gleich mal Bilder von Richard Madden gegoogelt und bin zu der Entscheidung gekommen, dass Mhairi McFarlane sich den Schauspieler als Vorbild für Elliot genommen haben muss, denn wie sonst kann man sich diese Ähnlichkeit erklären?
Und auch die restlichen Charaktere finde ich ziemlich interessant. Es gibt ein paar, die man einfach ins Herz schließen muss, ein paar, an die man sich gewöhnen muss, manche kann man nicht ganz so gut einschätzen und andere mag man von Vornherein nicht, woran sich auch später nichts mehr ändert.
Der Schreibstil gibt dem Buch dann noch den letzten Schliff. Die Autorin hat es einfach drauf so locker und leicht zu schreiben und dabei noch eine große Portion Witz mit reinzubringen. Ich musste ein ums andere Mal lachen, weil die Situation einfach so witzig oder auch komisch war, etwas, das ich bei den seichteren Liebesromanen immer sehr wichtig finde. Außerdem bekommt Mhairi McFarlane es hin, auf eine interessante Art zu beschreiben, sodass es nicht langatmig wird. Bei Personen zum Beispiel verwendet sie oft Vergleiche mit Stars und ich saß des Öfteren da und hab die dann gegoogelt, um mir die Leute besser vorstellen zu können. Überhaupt gibt es einige Anspielungen, ob auf Personen, Filme oder Songs, alle paar Seiten findet man eine Anspielung und auch wenn ich sie oft nicht verstehe, finde ich es interessant sie zu sehen. Das einzige, was ich an dem Schreibstil zu meckern habe - wenn man das meckern nennen kann - ist die Perspektive, denn der Roman wird zwar aus Edies Sicht geschrieben, aber in der dritten Form und ich denke, wäre aus der ersten Perspektive geschrieben worden, ich wäre noch einen Tick mehr mitgerissen worden als sowieso schon.
Insgesamt hat mich das Buch aber nicht enttäuscht, eher positiv überrascht und ich kann es guten Gewissens als eines meiner Lieblingsbücher bezeichnen.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Interessant und schön, bleibt aber hinter anderen Jane-Austen-Büchern zurück

Verstand und Gefühl
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"Verstand und Gefühl", "Sinn und Sinnlichkeit" - ich denke jeder hat zumindest schon unter einem Namen etwas über diese Geschichte von Jane Austen gehört. So auch ich, selbst wenn ich nichts genaueres ...

"Verstand und Gefühl", "Sinn und Sinnlichkeit" - ich denke jeder hat zumindest schon unter einem Namen etwas über diese Geschichte von Jane Austen gehört. So auch ich, selbst wenn ich nichts genaueres darüber wusste, als dass es um zwei unterschiedliche Schwestern geht und - wie eigentlich immer bei Jane Austen - um die Liebe. Die Handlung ist dabei die folgende:
Elinor und Marianne sind Schwestern, aber sie ähneln sich kaum. Während Elinor nämlich zurückhaltend ist und sich auf Selbstbeherrschung versteht, lässt Marianne ihren Gefühlen - oft ohne Rücksicht auf andere - freien Lauf. Doch eines haben beide gemeinsam, nämlich dass sie sich verlieben und bald das Chaos um die beiden ausbricht.
Ich war ja sehr neugierig auf diesen Roman, vor allem, da die Bücher von Jane Austen, die ich bisher gelesen habe, mich alle überzeugen konnten. Hier muss ich sagen war ich nicht ganz so mitgerissen von der Handlung, ich habe nicht so mitgefiebert wie bei "Stolz und Vorurteil" und konnte nicht so viel lachen wie bei "Emma". Meiner Meinung nach braucht die Handlung eine Weile, bis sie spannender wird. Vor allem am Anfang, als noch nichts darauf hindeutet, dass etwas Schlimmes passiert, war mir das Buch stellenweise zu langatmig. Später wird es aber auf jeden Fall interessanter. Nicht nur, dass sich vieles als komplizierter darstellt, als man auf den ersten Blick dachte, es kommt zuletzt auch zu Auflösungen und natürlich zu einem Happy Ends, wobei mich die ein oder andere Entwicklung sogar ein bisschen überraschen konnte.
Der Schreibstil ist so, wie man es von Jane Austen gewohnt ist: schön beschreibend und ironisch, sodass sich das Buch gut lesen lässt, auch wenn ich auf jeden Fall länger für die Seiten brauche als bei anderen Büchern. Ich liebe es, wie ich durch den Stil in eine andere Zeit gezogen werde, es aber nicht sofort hochgestochen klingt. Und ich mag die Dialoge, die so viel aussagen. Man merkt zum Beispiel sofort die Standes- und Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Charakteren, wenn sie reden. In "Verstand und Gefühl" macht Jane Austen allerdings einen Unterschied im Vergleich zu ihren anderen Romanen und zwar schreibt sie fast kühl und distanziert von Geldsorgen und schlechten Charaktereigenschaften. In keinem anderen ihrer Werke wird so viel von Geld gesprochen, wird so viel verglichen und darüber nachgedacht wie hier. genauso die Abgründe in der Persönlichkeit der Menschen. In keinem anderen ihrer Bücher handelt eine Person aus so schlechten Motiven heraus und vereinigt so viele schlechte Eigenschaften in sich. Besonders, dass so viele über Einkommen und dessen Konsequenzen gesprochen wird, fand ich sehr interessant, denn es besagt viel über die Zeit.
Mein Hauptproblem mit dem Buch lag glaube ich an der Erzählperspektive. Der Roman wird aus der Sicht von Elinor und Marianne erzählt, was zwar durchaus Sinn macht, aber manchmal war es ein wenig verwirrend zu verstehen, wessen Gedanken man jetzt eigentlich verfolgt.
Mit den Protagonistinnen an sich hatte ich aber keine Probleme, fand beide sehr sympathisch. Elinor ist die Besonnene. Sie denkt rational, ist oft die Stimme der Vernunft in ihrer Familie, weiß, ihre Gefühle zu verbergen. Was nicht bedeutet, dass sie keine Gefühle hat, dadurch, dass man viele ihrer Gedanken erfährt, weiß man, wie sehr sie unter mancher Situation leidet. Marianne hingegen ist leidenschaftlich und sensibel. Sie handelt vor allem so, wie sie es für richtig hält und wie sie es möchte, lässt dabei auch mal die Konventionen zurück. Mir waren beide sehr sympathisch, ich kann gar nicht sagen, wen ich lieber mag, denn sie haben beide einen interessanter Charakter und es war spannend mit anzusehen, was Elinor und Marianne erleben und wie sie sich entwickeln.
Die Nebencharaktere waren, wie für die Autorin typisch, spitz gezeichnet. Die selbstsüchtige Schwägerin, die langweilige Mrs. Middleton mit ihrem im Gegensatz zu ihr viel zu geselligen Mann, die kauzigen Palmers oder die einfältigen Miss Steele. Nur muss ich sagen, dass ich all die Personen zwar interessant fand, aber keine so herausragend wie in den anderen Austen-Romanen, was wirklich schade ist.
Der Roman war auf jeden Fall wieder lesenswert, auch wenn er meiner Meinung nach hinter den anderen Werken Jane Austens etwas zurückbleibt.

Veröffentlicht am 01.11.2017

Sehr gut, braucht aber eine Weile, um in Fahrt zu kommen

Cry Baby - Scharfe Schnitte
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Ehrlich gesagt dachte ich mir nach den ersten paar, der Thriller würde mir nicht gefallen. Und das, nachdem ich „Gone Girl“ von Gillian Flynn regelrecht verschlungen habe! Doch das ganze erste Drittel ...

Ehrlich gesagt dachte ich mir nach den ersten paar, der Thriller würde mir nicht gefallen. Und das, nachdem ich „Gone Girl“ von Gillian Flynn regelrecht verschlungen habe! Doch das ganze erste Drittel war ich noch nicht so richtig überzeugt. Mir war der Schreibstil zu harsch, die Story noch viel zu undurchsichtig. Ich könnte jetzt auch gar nicht sagen, was meine Meinung geändert hat, aber irgendwann wurde es dann doch spannender. Bis es am Ende richtig gut wurde, mich kaum losgelassen hat. Das Ende hält noch ein paar gute Plot Twists parat und auch wenn ich die endgültige Auflösung sehr krass und vielleicht für ein bisschen zu komplex halte, kann ich am Ende behaupten, dass es meiner Meinung nach ein gutes Buch ist.
In "Cry Baby" geht es viel um die Probleme, die Geheimnisse einer kleinen Stadt. Die Kulisse ist dabei auch richtig gut gewählt, wie ich finde. Eben diese kleine Stadt, im Hochsommer, sehr abgelegen und mit ihrer eigenen Dynamik. Der Tratsch, die verschiedenen Bewohner und wie Schicht um Schicht dieser kleinen Stadt abgeschält wird, bis man zur Wahrheit gelangt - wirklich genial gemacht. Genauso ein Thema ist aber auch die Familie der Protagonistin und die Probleme, die es hier gibt. Wie man im ersten Moment noch nicht weiß, wieso Camille von Wind Gap und ihrer Familie weg ist, aber nach und nach mehr erfährt.
Wie schon erwähnt, kam mir der Schreibstil der Autorin vor allem am Anfang sehr harsch vor. Kurze Sätze, harte Wortwahl - alles in allem sehr gewöhnungsbedürftig. Und irgendwie ganz anders, als ich es von "Gone Girl in Erinnerung hatte. Aber entweder habe ich mich einfach mit der Zeit an den Stil gewöhnt oder er hat sich tatsächlich ein wenig geändert, auf jeden Fall empfand ich ihn später als nicht mehr so harsch. Die kurzen Sätze blieben, aber sie passen auch sehr gut zur Hauptperson, zu Camilles verschlossenem Charakter. Außerdem lässt er sich flüssig lesen. Vielleicht nicht unbedingt leicht, aber das Buch ist flüssig geschrieben.
Auch mit den Charakteren muss man erst mal warm werden. Bei Camille liegt das daran, dass man erst spät mehr über sie erfährt, bei anderen, weil sie sich verstellen und man sie nicht unbedingt sofort durchschauen kann. Camille als Protagonistin ist auf jeden Fall sehr interessant. Nett und sympathisch würde ich sie nicht unbedingt nennen, aber es ist faszinierend, ihre Geschichte zu verfolgen. Als Reporterin hat sie es am Anfang überhaupt nicht leicht in Wind Gap. Die meisten Leute in dieser kleinen Stadt Wind Gap sind misstrauisch ihr gegenüber oder wollen diese Morde ganz einfach nicht in der Zeitung sehen und die Polizei vor Ort kooperiert auch nicht unbedingt mit ihr. Das ist aber natürlich nicht der einzige Grund, weshalb dieser Fall für Camille der Hölle gleichkommt. Denn sie ist in Wind Gap aufgewachsen und hat hier nicht unbedingt das schönste Leben geführt. Sie hat wirklich einiges durchgemacht, vieles davon erfährt man wirklich erst ziemlich spät im Verlauf der Handlung, doch trotzdem scheint sie ein guter Mensch zu sein. Nur dass sie eigentlich dauerblau ist, fand ich ein wenig seltsam... Das Interessante an ihr, dass sie sich schneidet beziehungsweise Wörter in ihre Haut ritzt, wird ja schon im Klappentext erwähnt. Die Wörter auf ihrem Körper spielen in Camilles Leben auch eine große Rolle, das merkt man sehr. Ich fand es interessant, wann welche Worte erwähnt wurden im Buch, wie sie miteinander und mit der Handlung in Verbindung stehen.
Zu den restlichen Charakteren will ich gar nicht viel sagen, weil man hier leicht zu viel sagen kann. Die meisten sind seltsam, haben irgendwelche Geheimnisse, können auf jeden Fall in keine Schubladen gesteckt werden. Nur zu Camilles Mutter Adora möchte ich etwas sagen. Sie fand ich von Anfang an etwas gruselig. Vielleicht, weil erwähnt wurde, dass sie sich bei Stress die Wimpern auszupft und dann ganz rosa Augen hat? Ja, daran wird's wohl liegen, das war mir irgendwie unheimlich...
Das Ende finde ich insgesamt ganz gut gelungen. Es ist an sich schon abgeschlossen, lässt dem Leser aber Freiraum, sich auszudenken, was wohl danach geschehen wird.
Insgesamt fand ich „Cry Baby“ wirklich interessant, der Thriller braucht jedoch eine Weile, um seine fesselnde Wirkung zu entfalten.