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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2017

Viel zu steif und farblos

Morgen ist es Liebe
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Das Cover lässt einen ja an eine wunderschöne Liebesgeschichte, mit der man sich an einem kalten Winterabend unter der Decke verkriechen möchte, eine Tasse Tee in der Hand. In der Realität sieht das leide ...

Das Cover lässt einen ja an eine wunderschöne Liebesgeschichte, mit der man sich an einem kalten Winterabend unter der Decke verkriechen möchte, eine Tasse Tee in der Hand. In der Realität sieht das leide anders aus. Und das hat mich nicht nur gewundert, sondern auch wirklich enttäuscht, denn ich hatte zumindest erwartet, dass ich eine schöne, vielleicht auch seichte, unterhaltsame Liebesgeschichte lesen würde.
Was hat mich denn konkret gestört? Also das fängt ja schon mit der Handlung an. An sich hörte sich die Idee der Geschichte so gut an mit dem Mann, der sich eigentlich umbringen möchte und dann eine Frau nach einem Unfall rettet - und seinen Abschiedsbrief bei ihr vergisst. Hat mich ein wenig an "Die Liebe deines Lebens" von Cecelia Ahern erinnert und das Buch mag ich ja auch wirklich gerne. Nur hören die Ähnlichkeiten mit der Idee leider auf. Die Geschichte ist unfassbar vorhersehbar, sehr vieles habe ich mir schon seit dem ersten Hinweis denken können. Spannung hat es meiner Meinung nach quasi gar nicht gegeben. Das Ende war so richtig schlimm konstruiert, sodass plötzlich auf magische Weise alles zusammengepasst hat. Und das obligatorische Happy End hat es natürlich auch geben müssen und zwar nicht nur im Groben, sondern auf der ganzen Linie, für niemanden ging es in diesem Buch schlecht aus!
Wenn es das schon gewesen wäre, hätte ich es aber sogar noch verkraftet. Doch der Schreibstil ist sogar noch schlimmer als die Handlung! Monika Maifeld schreibt unglaublich steif, es gibt keinen Moment, in dem sie mal von dieser Förmlichkeit wegkommt. Es liest sich so, wie wenn sie beim Schreiben einen Stock im Arsch gehabt und der sich auf ihren Stil ausgewirkt hätte. Was noch eine Schippe drauflegt, sind die vielen Perspektiven, die die Autorin anscheinend unterbringen musste. So erfährt man die Geschichte nicht nur aus Alexandras und Martins Augen, nein, so ziemlich jeder, der mal in der Geschichte vorkommt, darf seinen Senf dazugeben. Was mich auch gar nicht so sehr stören würde, wenn es dafür verschiedene Kapitel gäbe oder zumindest ein Absatz zwischen den Sichtweisen, aber manchmal kam es mir so vor, als würde die Perspektive sogar noch während eines Satzes wechseln und das fand ich so ungünstig, dass es mich richtig genervt hat. Und Gefühle? Sorry, die kamen auch so gar nicht bei mir an. Von einem Liebesroman erwarte ich dann doch, dass ich mal ein wenig Kribbeln verspüre, aber hier null, dafür sind die jeweiligen Beschreibungen viel zu ungelenk und ungünstig. Denn ganz ehrlich, wenn eine Hauptperson denkt, dass sie gerne die Arme erotisch um jemandes Hals schlingen würde, löst das bei mir nicht gerade Bauchkribbeln aus, das hört sich doch einfach nur blöd an! Und das ging mir leider mit allen Gefühlen so.
Auch was die Charaktere betrifft, gibt es kaum etwas Gutes zu sagen, die meisten haben mich eher genervt und kamen mir sehr unrealistisch vor. Martin, den ach so edlen Lebensretter, fand ich wegen seiner Samariter-Art und dem elenden Selbstmitleid sowieso ganz schlimm. Martha, Alexandras Mutter, war mir zu nett zu jedem und zu froh und gekünstelt, besonders wegen ihres Hut-Ticks. Das war doch auch nur ein gewollt lustiges Detail, das meiner Meinung nach total in die Hose ging, weil es ganz einfach nicht lustig war! Und ihr Verhalten wurde vor allem zum Ende hin sowieso so gedreht, wie es der Autorin gerade passte. Genau dasselbe dann auch bei Alexandra, die mir anfangs wegen ihrer eher distanzierten Art noch ganz okay und aushaltbar vorkam, am Ende jedoch auch nur Null-Acht-Fünfzehn war. Noch schlimmer waren aber fast die Figuren, die so richtig überspitzt dargestellt wurden, einfach grauenvoll, wie hier übertrieben wurde und nicht, wie wahrscheinlich von der Autorin geplant, humorvoll und lustig.
Insgesamt bin ich einfach enttäuscht von diesem Buch. Was sich nach einer netten Geschichte für Zwischendurch anhörte, hat sich als gestelzt, vorhersehbar und am Ende einfach nur noch nervig herausgestellt.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Ich kann den Hype nicht verstehen...

True North - Wo auch immer du bist
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Mein erster Eindruck von dem Buch war eigentlich ganz positiv: Ein schönes Cover, das mal nicht so typisch für das Genre ein Pärchen oder eine Frau zeigt, und ein sich interessant anhörender Klappentext. ...

Mein erster Eindruck von dem Buch war eigentlich ganz positiv: Ein schönes Cover, das mal nicht so typisch für das Genre ein Pärchen oder eine Frau zeigt, und ein sich interessant anhörender Klappentext. Von daher habe ich mich gefreut, das Buch im Zuge der Leserunde auf Was liest du? mitlesen zu dürfen. Nur leider konnte mich die Geschichte rund um Audrey und Griff nicht wirklich packen…
Der Roman lässt sich schön lesen, nach wenigen Tagen bin ich mit den gut 350 Seiten fertig geworden. Aber das heißt leider noch lange nicht, dass ich das Buch gut fand, denn es gibt einfach zu viele Kritikpunkte.
Schon die Handlung an sich konnte mich nicht so ganz überzeugen. Griff betreibt seine eigene Farm beziehungsweise ist die eher so eine Art Familienunternehmen und hat dabei immer mit Existenzproblemen zu kämpfen. Klar, dass er dann nicht ganz so freudig reagiert, als Audrey auftaucht, die er nicht nur als sein One Night Stand am College kennt, sondern die seinen Cider auch noch für einen lächerlich niedrigen Preis kaufen möchte. Und um viel mehr als diesen Bio-Farmer vs. Großkonzern Konflikt und die Beziehung zwischen Griff und Audrey geht es in dem Buch auch nicht. Heißt, es passiert nicht wirklich viel und auch die Tatsache, dass vieles in der Geschichte einfach total vorhersehbar ist und der Ausgang sowieso, macht das Ganze nicht spannender. Das einzig Überraschende war für mich, wie früh es zwischen den beiden Protagonisten schon zur Sache geht. Und das hatte dann seitenlange Sex-Szenen beziehungsweise Ich-stelle-mir-den-Sex-gerade-vor-Szenen zur Folge, die mich irgendwann eher genervt haben. Was mir außerdem so gar nicht gefallen hat an der Handlung war, wie schnell manches einfach abgehandelt wurde, besonders zum Ende hin. Es ist wirklich erstaunlich, wie fix manches ging, so fast ganz ohne eine vorherige Entwicklung und ohne es näher zu erläutern, dass es auf mich lieblos wirkte. Und das Ende finde ich auch nicht wirklich gelungen, es ist so abrupt und meiner Meinung nach sehr darauf ausgelegt, die Leser davon zu überzeugen, doch bitte bitte den zweiten Teil zu lesen.
Der Schreibstil hat mir an sich eigentlich ganz gut gefallen. Er war schön locker und hat dazu beigetragen, dass ich das Buch schnell durchgelesen habe. Auch hat mir gefallen, dass sowohl aus Audreys als auch aus Griffins Sicht geschrieben wurde, beides aus der Ich-Perspektive und damit sehr persönlich. Die Dialoge waren ganz nett, vor allem die Schlagabtausche zwischen Griff und Audrey. Und ich fand es ganz cool, dass viele Star-Wars-Anspielungen mit reingebracht wurden - auch wenn ich selbst kein Fan bin.
Das war's dann aber auch schon wieder an Gutem zum Stil von Sarina Bowen. Denn obwohl die Geschichte echt gut zu lesen war, habe ich ein ums andere Mal die Augen verdrehen müssen bei den vielen Wiederholungen, die die Autorin reinbringt. Damit meine ich nicht unbedingt, dass sie keinen besonders großen Wortschatz hat, sondern den Überfluss an Beschreibungen, wie toll doch Griffin (wenn man gerade in einem Audrey-Kapitel ist) oder wie absolut super Audrey ist (wenn aus Sicht von Griff erzählt wird). Wirklich, ich habe in dem Buch so oft von einer breiten Brust und weichem Bart und warmen, braunen Augen gelesen, dass ich kotzen könnte. Und Griffs Übertreibungen hinsichtlich Audrey sind sogar noch schlimmer. Weiche Haut, lange Beine, glänzende Haare, zarte Finger, sexy Lippen, blablabla. Ehrlich, das ist einfach viel zu viel zu viel! Und es hört (leider) nicht beim Körperlichen auf, nein, die beide Hauptfiguren sind auch hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Persönlichkeiten so gut wie perfekt. Was ebenfalls an die tausendmal wiederholt wird. Echt jetzt? Etwas anderes, das mich am Schreibstil gestört hat, waren die Sexszenen. Wie schon erwähnt waren sie lang - meiner Meinung nach unnötig lang -, aber das war nicht mal das Schlimmste. Denn ich fand sie dabei nicht mal gut beschrieben und vor allem die Gespräche in den Szenen waren meiner Meinung nach sooo unnötig. Denn ganz ehrlich, ich brauche beim Lesen keine zehn "Mh"s und "Ah"s und "Hm"s. Das sieht doch blöd aus.
Wenn dann wenigstens die Charaktere sympathisch und liebenswert gewesen wären... na gut, halb so schlimm. Aber nicht mal das. Na gut, die Nebencharaktere - also Zach, Jude und eigentlich Griffins gesamte Familie - war mir schon sympathisch, von ihnen hätte ich auf jeden Fall gerne mehr gehabt. Aber mit den Protagonisten Audrey und Griffin bin ich einfach nicht warm geworden. Was zum Einen auf jeden Fall daran liegt, dass sie so nervtötend perfekt beschrieben werden. Aber auch wenn man die Beschreibungen mal ignoriert, werden sie nicht sympathischer. Bei Audrey kann ich nicht mal genau sagen, woran es liegt, dass ich sie nicht mag. Vielleicht, weil sie mir zu konstruiert vorkommt? Sie hat diese Charaktereigenschaften, die sie wahrscheinlich sympathisch machen sollen - lebt fürs Kochen, schweres Verhältnis zu den Eltern, tollpatschig, etwas naiv, aber trotzdem schon erwachsen, kommt mit allen gut klar -, was bei mir aber eher dazu geführt hat, dass sie unauthentisch rüberkam. Und Griffin...bei ihm hat mich vor allem die Diskrepanz genervt, die zwischen den Beschreibungen in seiner und in Audreys Perspektive aufkam. Denn wenn er gerade erzählte, verspürte er immer die zärtlichsten Gefühle und war so unglaublich verständnisvoll. Da wurde er mir dann fast schon sympathisch. Was jedoch im nächsten Kapitel, das aus Audreys Sicht war, zunichte gemacht wurde, denn da war er immer sehr grummelig und brummelig und schlecht gelaunt und über die Hälfte von dem, was er spricht, knurrt er. So sehr kann ein Mensch sich gar nicht verstellen. Und genau deswegen wirkte auch er auf mich nicht wie eine Person, die es im echten Leben gibt.
In der Leserunde und auch überhaupt habe ich schon so viele positive Meinungen zu "True North - Wo auch immer du bist" gelesen, aber ich kann mich da leider echt nicht anschließen. Ich glaube auch nicht, dass ich die Folgebände über Jude und Zach lesen werde, dafür hat mich das Buch, das von so vielen so hoch gelobt wird, enttäuscht.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Unglaublich süße Geschichte mit menschlichen Charakteren

Fangirl
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Ich habe „Fangirl“ eigentlich innerhalb zweier Tage gelesen, beziehungsweise innerhalb zweier langer Busfahrten, und das liegt vor allem daran, dass ich das Buch vor allem zum Ende hin kaum mehr aus der ...

Ich habe „Fangirl“ eigentlich innerhalb zweier Tage gelesen, beziehungsweise innerhalb zweier langer Busfahrten, und das liegt vor allem daran, dass ich das Buch vor allem zum Ende hin kaum mehr aus der hand legen wollte.
Dass ich den Roman so gut finde, fängt schon bei der Handlung an. Cath und ihre Zwillingsschwester Wren kommen aufs College, aber statt dass die beiden zusammen in ein Zimmer ziehen, möchte Wren nun mal von ihrer Zwillingsschwester loskommen und zieht ein wenig ihr eigenes Ding durch. Während Wren also das College-Leben mit seinen Partys etc auskostet, fühlt sich Cath hintergangen und kämpft sich mehr oder weniger durch den Uni-Alltag. Nur der Kurs für Kreatives Schreiben und ihre eigenen Fanfictions machen ihr wirklich Spaß.
Dass Cath im Laufe der Handlung aus ihrer Comfortzone herausgerissen wird, ist absehbar. Schließlich wäre es langweilig, wenn sie im gesamten Verlauf des Buches bloß in ihrem Zimmer hocken und Fanfictions schreiben würde. Aber statt viele übertriebene Dramen aneinandezureihen, wie es vielleicht bei anderen Büchern der Fall ist, bringt Rainbow kleine Dramen aus dem alltäglichen Leben in die Geschichte hinein. Nichts da übertrieben, nichts da nervig. Stattdessen kam es mir so vor, als könnte diese Geschichte jedem so passieren, als wäre es vielleicht sogar wirklich so passiert, so authentisch wirkte es auf mich.
Etwas, das mir am Buch auch gefallen hat, waren die Auszüge aus "Simon Snow" (das Buch im Buch) oder aus Caths Fanfictions. Manchmal gab es richtig lange Stellen daraus, was ich schon wirklich cool fand. Und nach jedem Kapitel kam ein solcher Auszug. Bei denen fand ich aber manchmal die Auswahl seltsam, denn auch wenn manche irgendwie zum vorigen Kapitel passten, war es bei anderen gar nicht so und ich habe mich gefragt, warum diese Stelle dann gewählt wurde.
Einzig und allein gestört hat mich, wie die ein oder andere Person (die ich nicht nennen möchte, da sonst Spoiler-Gefahr besteht) zum Ende hin eine meiner Meinung nach zu kleine Rolle zukam, obwohl ich dachte, die Personen würden noch wichtiger werden. Aber ansonsten wirklich top, auch, wie die Autorin bewusst nicht diese Klischees bedient.
Was den Schreibstil angeht, kann ich eigentlich auch nur Gutes sagen. Zwar bin ich kein ganz so großer Fan von der dritten Perspektive, vor allem nicht in Jugendromanen, die auch über die Liebe handeln, aber hier machte es mir wirklich kaum etwas aus, da sich das Buch einfach toll lesen lässt. Ranbow Rowell beschreibt die Gedankenwelt von Cath einfach super, besonders die Gedanken von ihr, die ab und an mit einfließen, sind herrlich. Dadurch und auch durch die tollen Dialoge saß ich öfter da und musste lachen oder das Lachen unterdrücken. Allerdings ist es auch nicht so, dass ich den Schreibstil absolut genial finde. Er lässt sich super lesen, weil er so locker flockig ist, aber total begeistern konnte er mich nicht. Dazu hat noch ein klitzekleines bisschen gefehlt.
Anders ging es mir da mit den Charakteren, die ich einfach zu lieben gelernt habe. Rowell hat es geschafft, dass mir die Personen total ans Herz gewachsen sind, weil sie so authentisch und menschlich beschrieben sind.
Cath, die Protagonistin, ist dafür das beste Beispiel. Vor allem am Anfang wirkt sie so schüchtern, dass es fast schon menschenfeindlich ist. Sie vergräbt sich lieber in ihrem Zimmer, anstatt zum Beispiel in die Mensa zu gehen, weil sie neue Situationen verabscheut. Genau wegen ihrer Unangepasstheit konnte ich mich sehr gut in Cath hineinversetzen. Ich fand es toll, wie emotional sie manchmal wurde und ihre Verrücktheit hat sie mir richtig sympathisch gemacht. Dass mir eine Protagonistin so, so sympathisch war, hatte ich schon etwas länger nicht mehr. Was mir an ihr außerdem noch gefallen hat, war die Entwicklung, die sie durchgemacht hat. Sie kam zwar nur in kleinen Schritten, aber nachvollziehbar und sehr schön.
Genauso toll dargestellt sind die anderen Figuren. Wren, Caths Zwillingsschwestern, die sich immer weiter von Cath abkapselt, ihr eigenes Ding durchzieht. Wegen der Art und Weise, wie sie ihre Schwester dabei manchmal behandelt hat, hätte ich sie wirklich das ein oder andere Mal schütteln können, aber trotzdem sind ihre Handlungen irgendwo auch verständlich. Da war es wirklich schwer, sie nicht zu mögen. Auch der Vater der beiden (ich glaube, er heißt Arthur) ist mir ans Hertz gewachsen. Er war so weit entfernt vom typischen Vater, war dabei aber immer liebenswert, dass ich ihn am liebsten aus dem Buch rausgeholt hätte. Der einzige wichtigere Charakter, mit dem ich nicht wirklich warm geworden bin, war Nick. Meine Lieblinge in der Geschichte sind hingegen eindeutig Reagan und Levi. Ach ja, die beiden. Zwei so tolle Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Reagan, Caths Mitbewohnerin, mit ihrer oft so brüsken Art, bei der man aber trotzdem merkt, dass sie sich kümmert. Und die mich mit ihren spitzen Bemerkungen oft zum Schmunzeln gebracht hat. Und Levi, der einfach so nett und locker ist, der schon fast abartig nett ist, zu jedem. Sooo knuffig die beiden^^
Was mir an den Charakteren außerdem sehr gut gefallen hat, ist, dass sie nicht als das Nonplusultra beschrieben wurden. Denn nicht nur, was ihre Persönlichkeit betrifft, haben sie Macken, sie sehen noch dazu nicht überirdisch toll aus. Das ist ja etwas, das mich öfter mal bei Jugendromanen oder auch allgemein bei Büchern nervt: Die Charaktere werde beschrieben, als könnten sie einem Modemagazin entspringen. Ist doch total unrealistisch! Rainbow Rowell hingegen beschreibt ihre Charaktere in "Fangirl" als nicht perfekt, mit allen Fehlern, ob das jetzt soziale Angst ist oder eine allzu breite Hüfte.
Der Roman war für mich also fast perfekt.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Beginnt recht gut, verläuft sich dann aber irgendwo im Sand

Die Tochter des Seidenhändlers
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Als ich „Die Tochter des Seidenhändlers“ das erste Mal gesehen habe, hat mich der Klappentext ziemlich angefixt. Familienkonflikte, Widerstände, eine Liebesgeschichte - und das alles verbunden mit einer ...

Als ich „Die Tochter des Seidenhändlers“ das erste Mal gesehen habe, hat mich der Klappentext ziemlich angefixt. Familienkonflikte, Widerstände, eine Liebesgeschichte - und das alles verbunden mit einer Reise zurück in die Geschichte, ins Vietnam Anfang der 1950er Jahre.
Leider bin ich nicht ganz so begeistert von dem Roman, wie ich es gehofft hatte, was wohl auch daran liegt, dass die Handlung sich anders entwickelt als erwartet und das nicht unbedingt auf eine gute Weise.
Die Geschichte fand ich vor allem anfangs sehr spannend. Man merkt gleich den Konflikt von Nicole sowohl mit ihrem Vater, aber auch besonders mit ihrer Schwester. Ebenfalls taucht Mark (ja, Mark und nicht Marc, wie es im Klappentext steht) auf den ersten Seiten schon auf und die Liebesgeschichte beginnt sich zu entwickeln. In der ersten Hälfte steht dann vor allem der Familienkonflikt und das Seidengeschäft im Vordergrund, was ich sehr interessant fand, da man hier auch einen guten Einblick in die vietnamesische Kultur bekommt. Jedoch verläuft sich die Thematik irgendwann und mir kam es so vor, als wäre vor allem der Seidenhandel im späteren Verlauf des Buches zu kurz gekommen. Zwar wird das durch andere Themen abgelöst wie die politischen Konflikte zwischen Frankreich und Vietnam, was auch spannend ist, aber ich habe die Seide am Ende einfach vermisst, weil ja das Buch danach benannt ist. Die Liebesgeschichte in "Die Tochter des Seidenhändlers" hat mich irgendwie nicht richtig packen können. Ich fand sie ganz nett zu lesen, hatte jedoch nicht das Gefühl, dass Nicole und Mark auf besondere Weise zusammengehört hätten, da fehlte bei mir das Gefühl. Zum Ende hin kam es mir außerdem so vor, als wären zu viele kleine Dinge zu schnell passiert beziehungsweise zu abrupt aneinandergereiht worden. Und ein paar der Handlungsstränge, von denen ich dachte, sie würden im späteren Verlauf noch weitergeführt werden und wichtig sein oder zumindest noch einmal Erwähnung finden, sind einfach im Sand verlaufen.
Welche Thematik ich allerdings gut gelungen fand, ist die des Schwesternkonflikts, also das gespannte Verhältnis zwischen Nicole und Sylvie. Wie das dargestellt ist, finde ich sehr schön und auch realistisch. Außerdem hat es mir auch viel Spaß gemacht, die geschichtlichen und kulturellen Infos zu Vietnam zu lesen. Zwar fließen nicht ganz so viele davon mit in die Geschichte ein wie ich dachte, aber auf den letzten Seiten wird noch einmal ein historischer Abriss Vietnams gegeben. Das fand ich sehr spannend, da ich vorher noch nicht sehr viel über das Land wusste. Gut dargestellt war auch, wie der Krieg zu dieser Zeit verlief. Ich finde es toll, dass nicht eine Seite als gut und die andere als böse abgestempelt wurde, sondern die Grenzen fließend verlaufen, was gleich viel realistischer rüberkam.
So, nun aber mal weiter zum Schreibstil. Von dem bin ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht, aber erst einmal zum Allgemeinen und dem, was mir gefallen hat. Die Autorin Dinah Jefferies schreibt aus dritter Perspektive von Nicole und lässt den Leser an den Gefühlen der Protagonistin teilhaben. Das Ganze ist in der Vergangenheitsform geschrieben, was ich eigentlich nicht so sehr mag, aber das Buch ließ sich angenehm lesen. Sehr schön fand ich die bildlichen Beschreibungen, die mir wirklich ein schönes Bild in den Kopf gezaubert haben. Schade nur, dass diese Beschreibungen mit dem Verlauf des Buches immer weniger oft vorkommen.
Und das war es leider auch schon an Positivem, das ich am Schreibstil finden konnte. Denn eines hat Dinah Jefferies bei mir nicht erreicht, nämlich dass ich mitfiebere. Ich habe das Buch, vor allem anfangs, gerne gelesen, aber die Gefühle sind bei mir so gar nicht angekommen. Und das, obwohl Nicole eigentlich eine Vielzahl an Emotionen verspürt! Doch die Autorin beschreibt diese so ungünstig, so distanziert, dass ich einfach nicht gefesselt wurde. Hier wäre das Potenzial wirklich immens gewesen, deswegen finde ich es besonders schade, dass es nicht genutzt wurde.
Die Charaktere fand ich an sich alle ziemlich interessant. Besonders Nicole mochte ich anfangs sehr, sie wirkte auf mich authentisch und vielschichtig. Doch je weiter ich gelesen habe, desto unsympathischer wurde sie mir leider. Das liegt zum einen daran, dass sie ihre Persönlichkeit nicht einhält. Zum Beispiel wird sie gleich zu Beginn als schwarzes Schaf der Familie dargestellt, als abenteuerlustig und rebellisch, hat auf mich jedoch eigentlich gar nicht so gewirkt. Eher war sie sehr leicht von anderen zu beeinflussen. Zum anderen macht Nicole so gut wie keine Entwicklung durch, was aber bei den vielen Geschehnissen, die sie durchlebt, nur logisch gewesen wäre. Aber nein, Nicole scheint einfach auf ihrer Entwicklungsstufe festzustecken! Das fand ich sehr ungünstig von der Autorin dargestellt.
Die anderen Charaktere konnten mich letzten Endes ebenfalls nicht von sich überzeugen. Entweder waren sie mir zu stereotypisch, zu willkürlich oder zu undurchschaubar. Und bei keiner der Figuren hatte ich das Gefühl, dass sie sich im Verlauf der Geschichte verändert hätte. Vor allem von Nicoles Vater bin ich enttäuscht, der meiner Meinung nach viel zu wenig vorkam dafür, dass er im Klappentext und im Titel so groß erwähnt wurde. Der Charakter, den ich als am besten dargestellt empfand, war Sylvie, Nicoles große Schwester. Sie fand ich bis zum Ende sehr interessant, auch wenn sie nicht wirklich sympathisch wurde.
Alles in allem hat mich das Buch also nicht wirklich begeistern können und hat nach einem guten Start eine ziemliche Bruchlandung hingelegt.

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Veröffentlicht am 03.06.2017

Tolle, interessante Idee, die jedoch vor allem zu langatmig geriet

Winterseele. Kissed by Fear
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„Winterseele – Kissed by Fear“ hat mich schon allein durch seine Idee neugierig gemacht, denn die hört sich zu gut an: Gefühle, die in menschenähnlicher Gestalt daherkommen und ein Mädchen, das gar nichts ...

„Winterseele – Kissed by Fear“ hat mich schon allein durch seine Idee neugierig gemacht, denn die hört sich zu gut an: Gefühle, die in menschenähnlicher Gestalt daherkommen und ein Mädchen, das gar nichts fühlt? Also ich kenne jedenfalls kein Buch, das in diese Richtung geht.
Die Handlung fand ich dann auch vor allem wegen dieser Idee interessant. Es ist ja nicht nur so, dass Gefühle eine Gestalt haben, auch Elemente wie Nebel oder die Jahreszeiten tauchen auf. Ich fand es immer wieder faszinierend, welche Erscheinung sich Kelsey Sutton für diese Gefühle und Elemente ausgedacht hat.
Ansonsten muss ich aber sagen, dass die Handlung teilweise an Spannung hat fehlen lassen. Es gibt zwar Passagen, in denen Action vorkommt, die dann auch spannend sind, aber viele Teile am Anfang, in der Mitte und auch ganz am Ende wieder dröppeln so vor sich hin, es passiert einfach nicht sehr viel. Selbst die Suche nach der Lösung des Rätsels, wieso Elizabeth rein gar nichts fühlt, streckt sich. Ab und an gibt es Hinweise und ich wollte auch wissen, was es damit auf sich hat, aber es zog sich einfach.
Den Schreibstil fand ich genauso interessant wie die Idee hinter dem Roman. Das Buch ist ja aus Elizabeths Sicht geschrieben und ich hab echt Respekt vor der Autorin, denn ich kaufe ihr die Gefühlslosigkeit, mit der sie die Geschichte beschreibt, ab! Noch besser finde ich aber, wie Kelsey Sutton gaaaanz langsam den Übergang dazu schafft, dass Elizabeth irgendwann doch etwas fühlt. Man merkt ihr immer mehr Gefühle an und dabei muss es dann gar nicht mal so sein, dass die Autorin das Gefühl konkret benennt, nein, sie beschreibt die Auswirkungen, was gleich nochmal authentischer wirkt.
Doch auch der Schreibstil hatte meiner Meinung nach seine 'Schattenseiten'. Denn vor allem, wenn es um die Liebesgeschichte in dem Buch geht, merkt man, wie hier die Klischees hochkommen. Da blitzen die Augen, werde Haare aus den Augen gestrichen, fallen goldenen Sprenkel in den Augen auf. Dinge, die man eben schon in gefühlt tausend anderen Jugendbüchern gelesen hat. Gut, dass die Autorin es nicht ganz so übertreibt, denn es gibt diese Klischees zwar, aber sie halten sich doch einigermaßen in Grenzen.
Mit den Charakteren war es in "Winterseele" ganz eindeutig schwierig! Die Nebencharaktere - und damit meine ich gerade alle bis auf Elizabeth - waren meiner Meinung nach nicht so gut ausgearbeitet. Nicht schlecht und oftmals auch sympathisch, aber irgendwie hat mir da immer das gewisse Etwas gefehlt. Selbst bei Fear, Joshua oder Maggie, die ja durchaus interessante Figuren sind.
Und mit Elizabeth musste man erst einmal warm werden, Sie als Protagonistin war auf jeden Fall spannend, einfach wegen der Leere in ihr, aber genau das hat eben auch dazu geführt, dass sie ein sehr seltsamer Charakter war, den sehr distanziert wirkte. Mit dem man nicht richtig mitfühlen konnte.
Außerdem gibt es eine Sache an diesem Buch, die ich absolut unverständlich finde und die gar nicht mal an der Autorin liegt, sondern an der Übersetzung. Und zwar meine ich die Namen der Gefühle und Elemente. Sie alle heißen wie das Gefühl beziehungsweise Element, das sie repräsentieren, alle, ausnahmslos. Fast alle tragen den deutschen Namen. Also Freude, Trauer, Winter, und so weiter. Bis auf die Angst. Der heißt nämlich nicht Angst, wie es ja logisch wäre, sondern Fear. Und das hat mich dermaßen gestört. Denn entweder hätte man alle der Namen englisch lassen oder sie alle übersetzen sollen, aber bitte nicht so ein Mischmasch.
Insgesamt hatte ich mir ein wenig mehr von diesem Buch erhofft, denn obwohl vieles gut war und vor allem die Idee so originell und interessant, gab es überall ein Aber, das das ein wenig zerstört hat.