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Veröffentlicht am 15.05.2017

Schöne Liebesgeschichte, die auch wichtige Themen behandelt

Und jetzt lass uns tanzen
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Ich war ziemlich gespannt auf diesen Roman. Meistens lese ich Geschichten mit jugendlichen Protagonisten oder sie sind in den Mittzwanzigern, höchstens Anfang 30. Das hier dürfte das erste Buch von mir ...

Ich war ziemlich gespannt auf diesen Roman. Meistens lese ich Geschichten mit jugendlichen Protagonisten oder sie sind in den Mittzwanzigern, höchstens Anfang 30. Das hier dürfte das erste Buch von mir sein, das ich lese, bei dem die Hauptpersonen schon im Rentneralter sind, und ich war neugierig darauf zu erfahren, wie ich das eigentlich finde. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es mein Leseerlebnis nicht verändert hat.
Die Geschichte hört sich auf jeden Fall ziemlich interessant an: Marguerite und Marcel, beide schon über 70 Jahre alt, sind sehr verschieden und haben doch etwas gemeinsam, nämlich dass beide vor nicht allzu langer Zeit ihren langjährigen Ehepartner verloren haben. Als sie sich dann kennenlernen, kommen sie trotz der Unterschiede auf Anhieb miteinander klar. Aber sollten sie sich jetzt noch auf die Liebe einlassen? Ich konnte die Geschichte durchweg gut verfolgen, auch wenn ich finde, dass die ersten paar Kapitel und eine kurze Passage kurz vor dem Ende nicht ganz so spannend sind. Ansonsten ist das Buch zwar nicht unbedingt ein Pageturner, aber ich finde die Themen, die Karine Lambert hier anspricht, nicht nur interessant sondern auch wichtig. Es geht sehr viel darum, wie Ehen verlaufen können, um zweite Chancen, um Familie und darum, was man älteren Menschen noch zutraut, das alles stellt die Autorin richtig gut dar. Außerdem wird die Liebesgeschichte zwischen Marguerite und Marcel gänzlich ohne Kitsch erzählt und das kommt ja auch nicht sehr häufig vor.
Der Schreibstil ist nicht überragend, lässt sich aber auf jeden Fall schön lesen, ich habe wirklich nicht lange für "Und jetzt lass uns tanzen" gebraucht - was natürlich auch daran liegen könnte, dass das Buch nur gut 200 Seiten lang ist. Der Stil ist schnörkellos und einfach und hat für mich sehr schön zu den beiden Protagonisten gepasst, aus deren Sicht das Buch erzählt wird.
Was mich auch schon zu den Charakteren bringt, meiner Meinung nach das Beste an diesem Roman. Denn obwohl er ziemlich kurz ist, konnte ich mir fast jeden Charakter, der auftauchte, sehr gut vorstellen, selbst wenn er eigentlich gar nicht so wichtig war. Am besten haben mir jedoch die beiden Protagonisten gefallen, Marguerite und Marcel. Marguerite sogar noch ein wenig mehr, denn ihre Entwicklung fand ich toll mitzuverfolgen und vor allem gut beschrieben. Ich mochte ihren Charakter einfach. Wie sie so lange durch ihren Mann in eine Rolle gezwängt wurde und damit so viele Träume aufgab. Wie sie sich nach Henris Tod erst verloren fühlt, aber auf gewisse Art und Weise auch erleichtert. Und wie sie schließlich anfängt, sich zu verändern. Marguerites Entwicklung mitzuerleben war einfach toll.
Aber auch Marcel war ein sympathischer Charakter. Seine Voraussetzungen für das erste Treffen mit Marguerite sind ganz andere, denn er liebte seine Frau Nora über alles, ist nach deren Tod in Trauer versunken und hätte eigentlich nie und nimmer damit gerechnet, wieder jemandem zu begegnen, der ihm so viel bedeuten könnte. Wie diese beiden so unterschiedlichen Menschen aufeinandertreffen und sich annähern, ist richtig schön beschrieben.
Bei mir hat dann nur noch der entscheidende Funke gefehlt, der mich hat mitfiebern und restlos begeistern können. "Und jetzt lass uns tanzen" war sehr interessant für mich und das Ende hat mich tatsächlich ein wenig melancholisch werden lassen, aber mehr auch nicht. Trotzdem ist das Buch auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 15.05.2017

Toller New Adult Roman mit sympathischen Charakteren, jedoch mit ein paar Schwächen

Der letzte erste Blick
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Durch den Klappentext, aber vor allem auch die Leseprobe bin ich auf den neuesten Roman von Bianca Iosivoni und damit den Auftakt ihrer neuen Reihe aufmerksam geworden. "Der letzte erste Blick" startet ...

Durch den Klappentext, aber vor allem auch die Leseprobe bin ich auf den neuesten Roman von Bianca Iosivoni und damit den Auftakt ihrer neuen Reihe aufmerksam geworden. "Der letzte erste Blick" startet schonmal mega cool, der erste Satz sagt schon sehr viel über das Buch aus.

"Es ist nicht gerade die feine Art, das erste Semester damit zu beginnen, jemandem die Nase zu brechen, Miss Lance."

Das zeigt, dass man es mit einer ganz anderen Protagonistin zu tun hat, dass Emery Lance sich nichts gefallen lässt. Und der Satz zeigt den gewissen Humor des Romans. Dass er mit einer solchen Konfliktsituation zwischen Emery und ihrem neuen unfreiwilligen Mitbewohner Mason beginnt, ist wegweisend für das, was noch kommt. In diesem Buch gibt es nämlich viele solcher...interessanter Situationen, die mich haben schmunzeln lassen. Manchmal wurde die Thematik aber auch ernster, hat mich berührt oder hat etwas Wichtiges angesprochen. Auf diese Weise hat die Autorin es geschafft, dass ich wirklich von diesem Buch begeistert werden konnte und es gerne gelesen habe. Die Vorgeschichten der beiden Hauptpersonen Emery und Dylan beziehungsweise der Entdeckung, was den beiden passiert ist, hat die Spannung zusätzlich angeheizt, denn dem Leser wird ein Häppchen nach dem anderen vorgesetzt, bis man am Ende das große Ganze sehen kann. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass "Der letzte erste Blick“ mich teilweise noch überraschen konnte, denn mit ein paar Wendungen hätte ich nun wirklich nicht gerechnet und das ist bei diesem Genre, in dem doch fast alles ziemlich vorhersehbar ist, auch mal eine schöne Abwechslung.
Nur eine Sache hat mich an der Handlung gestört, nämlich dass sich vor allem zum Ende hin die Ereignisse überschlugen und dann ein Drama das nächste gejagt hat. Davor gab es zwischendrin immer auch mal ruhigere, entspannte Szenen, aber am Ende habe ich mich gefühlt, als würde eine Lawine auf mich einstürzen. Da hätte es vielleicht gut getan, ein wenig Tempo herauszunehmen.
Den Schreibstil hingegen finde ich wieder super. Das Einzige, was mir daran nicht ganz so gefallen hat, ist, dass die Geschichte in der Vergangenheit geschrieben ist, was bei mir immer ein bisschen dazu führt, dass ich mich nicht ganz so mitgerissen fühle, aber das ist was ganz subjektives. Ansonsten ließ sich der Stil unglaublich flüssig lesen, ich war direkt in der Geschichte drin. Vor allem die Atmosphären hat die Autorin umheimlich gut rübergebracht hat, ob jetzt bei einem cooler Campingausflug mit Freunden, einem witzigen Schlagabtausch oder einer Kuss-Szene. Das Buch ist ja aus der Sicht von zwei Charakteren geschrieben, Emery und Dylan, was ich bisher noch nicht so oft gelesen habe, bei New Adult sogar noch gar nicht. Es war aber auf jeden Fall interessant, Einblicke in das Innenleben der beiden zu bekommen, wo man doch so oft nur durch die Augen einer weiblichen Protagonistin sieht.
Dass mir der Schreibstil so gut gefallen hat, liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich beide Hauptpersonen so ins Herz geschlossen habe.
Emery ist einfach der Hammer, ich liebe sie und ihre Art. Die zeigt sich ja schon in ihrer ersten Aktion auf dem Campus, bei der sie ihrem Mitbewohner eine reinhaut. Sie lässt sich wirklich nichts gefallen, ist unglaublich schlagfertig und kommt besonders anfangs distanziert rüber. Was jedoch täuscht, denn sie hat auch ihre verletzliche Seite, was jedoch nicht bedeutet, dass sie dauernd herumjammert wegen ihrer ach so schlimmen Vergangenheit. Emery ist eine Kämpfernatur, lässt sich nicht unterkriegen und hat mich damit total für sich einnehmen können, da sie sich so von der 'gewöhnlichen weiblichen Protagonistin' unterscheidet.
Auch Dylan wurde mir sehr sympathisch mit seiner so netten Art, die mal eine schöne Abwechslung zu den vielen Bad Boys ist, von denen man oft liest. Trotzdem ist er nicht immer perfekt, sondern handelt manchmal ziemlich blöd, auch wenn er gute Absichten hat. Dadurch hat er bei mir ein paar Authentizitätspunkte sammeln können.
Die Nebencharaktere der Geschichte waren mir auch fast allesamt sympathisch, vor allem die Freundesclique mit Elle, Tate, Luke, Mason und Trevor. Die Dynamik zwischen ihnen kam richtig schön rüber und so hab ich mir manches Mal gewünscht, ich könnte ins Buch hüpfen und die Ereignisse miterleben, weil ich diese Leute einfach gern hatte. Nur ein bisschen schade, dass die Clique nicht ganz so oft vorkommt. Genauso bei Emerys Familie. Ich hatte sie auf Anhieb gerne, hier sind die Familienverhältnisse nicht wie so oft in dem Genre zerrüttet. Doch leider gibt es kaum Situationen, in denen Eltern oder der Bruder mal vorkommen und wenn nur in einem Telefonat oder sogar bloß einem kurzen Nachrichtenaustausch. Dabei hätte ich so gerne mehr von Emerys Familie gehabt.
Insgesamt hatte ich beim Lesen auf jeden Fall eine Menge Spaß, die Story hat mich zum Lachen gebracht, bei ernsteren Szenen aber auch mal berührt. Nur hat es bei mir an dem letzten Schubs gefehlt, der mich von ‚richtig gut‘ und ‚begeistert‘ zu ‚absolut umwerfend‘ gebracht hätte. Eine Leseempfehlung kann ich aber auf jeden Fall aussprechen!

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  • Charaktere
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Veröffentlicht am 07.05.2017

Sehr spannende Geschichte mit interessanten Figuren

Es geschah im Dunkeln
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Ich muss zugeben, dass ich gar keine so großen Erwartungen an „Es geschah im Dunkeln“ hatte. Woran das liegt, kann ich jetzt gar nicht so genau sagen, denn der Klappentext hört sich da ganz interessant ...

Ich muss zugeben, dass ich gar keine so großen Erwartungen an „Es geschah im Dunkeln“ hatte. Woran das liegt, kann ich jetzt gar nicht so genau sagen, denn der Klappentext hört sich da ganz interessant an mit diesen Toten im Theater. Zum Glück hatte ich da Unrecht.
Denn obwohl ich mindestens eine Woche gebraucht habe, das Buch zu lesen, hat es mich von sich überzeugen können. Die Handlung mit dem Theaterstück, während dessen Aufführung bisher schon zwei Menschen gestorben sind, ist wirklich spannend. Am Anfang ist alles noch sehr verworren und das, obwohl der Kreis der Verdächtigen eigentlich sehr eingeschränkt ist. Aber irgendwie hat man da noch nicht so wirklich den Durchblick, was das alles soll, was unter anderem auch an dem Schreibstil von Carol O'Connell liegt, wozu ich gleich noch komme. Nach und nach kommt jedoch dann Licht in den Fall, man erfährt immer mehr Details, die sich zusammenfügen, die Motive der verschiedenen Charaktere kristallisieren sich heraus und am Ende wird dann alles aufgeklärt. Das Gesamtbild, das am Anfang noch sehr seltsam und abstrakt erscheint, ergibt endlich einen Sinn. Besonders das Finale auf den letzten 50 Seiten hat mich richtig gepackt, weil es so rasant erzählt war und die Spannung nochmal einen Höhepunkt erreichte.
An den Schreibstil der Autorin musste ich mich erst einmal gewöhnen. Sie schreibt in der Vergangenheit, dritte Perspektive, was eigentlich nicht zu meinen Favoriten gehört. Dazu kommt, dass sie zig Sichtweisen benutzt: mal Mallorys Partner Riker, dann einen der Schauspieler, dann den Chef der Special Unit, ein anderer Schauspieler, ab und an mal Mallory selbst... Hier kann man leicht durcheinanderkommen, weil scheinbar jeder seine Geschichte erzählen kann. Was gleichzeitig aber auch wieder genial ist, denn so erfährt man von so vielen Figuren mehr beziehungsweise denkt man das, denn oft wird man dadurch auch auf die falsche Fährte geführt. Auch allgemein finde ich O'Connells Stil sehr gut. Dass er sich leicht lesen lässt, das würde ich nicht behaupten. Ich zumindest habe ziemlich lange zum Lesen gebraucht. Trotzdem ist das Buch flüssig geschrieben und besonders gut hat mir gefallen, wie die Autorin Gedanken ausdrückt. Teilweise wirkte es so, als würden sich die Charaktere stumm unterhalten und das war einfach interessant zu lesen.
Die Charaktere fand ich aber sowieso unheimlich gut ausgearbeitet. Mallory ist eine sehr interessante Persönlichkeit, sie wirkt so unnahbar und undurchschaubar, was noch dadurch verstärkt wird, dass nicht wirklich oft aus ihrer Sicht erzählt wird und man so auch nicht viele Einblicke in ihr Innenleben bekommt. Trotzdem wurde sie mir bis zu einem gewissen Punkt hin sympathisch mit ihrer distanzierten Art und ich finde ihren Charakter einfach total spannend. Was ich bei ihr nur krass finde, ist, dass sie so unglaublich schlau zu sein scheint, die verrücktesten Zusammenhänge ahnte und kaum einen Fehler bei den Ermittlungen machte. Da waren mir ihre Schlussfolgerungen manchmal zu weit hergeholt und ein kleines bisschen zu unrealistisch.
Aber auch die anderen Figuren sind interessant, ob das jetzt Riker ist, Axel Clayborne, Charles Butler oder Alma Sutter. Mein persönlicher Favorit ist Bugsy, der Laufbursche des Theaters. Seine Persönlichkeit fand ich am spannendsten zu verfolgen und er wurde mir richtig sympathisch.
Aber selbst die Charaktere, die nicht ganz so viel Platz im Buch zugewiesen bekamen, sind so gut ausgearbeitet, dass ich mir deren Persönlichkeiten ziemlich gut vorstellen konnte. Das Einzige, was ich an den Charakteren auszusetzen habe, ist, dass es so unglaublich viele davon gibt. Und damit meine ich auch wirklich viele. Da habe ich mich ab und zu wirklich gefragt, wer die eine oder andere Person nochmal war, habe so manchen verwechselt und das, obwohl ich sonst eigentlich ziemlich gut darin bin, mir Namen in Büchern oder Filmen zu merken und den jeweiligen Leuten zuzuordnen! Aber hier habe ich mir seltsamerweise echt schwer getan...
Jetzt bin ich nur am Überlegen, ob ich mir auch weitere Bücher der Autorin anschaffen und sie lesen werde, denn das hier ist schon der elfte (!!) Roman, den Carol O'Connell zu Detective Mallory geschrieben hat.
Insgesamt bin ich wirklich positiv überrascht von diesem Roman, dem ich ehrlich gesagt gar nicht so viel zugetraut hätte. Aber positive Überraschungen sind mir sowieso immer willkommen. Von mir bekommt der Triller 4 Sterne mit Tendenz zu 5.

Veröffentlicht am 25.04.2017

Das Potenzial der interessanten Protagonistin wurde hier verschenkt

Schwestern des Mondes - Die Vampirin
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Wenn man "Die Hexe" und "Die Katze" aus der "Schwestern des Mondes"-Reihe gelesen hat, hat man gewisse Erwartungen an "Die Vampirin". Ich jedenfalls war gespannt und hab mich jetzt auch beim zweiten Lesen ...

Wenn man "Die Hexe" und "Die Katze" aus der "Schwestern des Mondes"-Reihe gelesen hat, hat man gewisse Erwartungen an "Die Vampirin". Ich jedenfalls war gespannt und hab mich jetzt auch beim zweiten Lesen darauf gefreut, denn dieses Mal ist es Menolly, aus deren Sicht geschrieben wurde. Sie ist die jüngste der D'Artigo-Schwestern und bestimmt die interessanteste, denn sie wurde vor kurzem erst in eine Vampirin verwandelt, muss noch lernen, damit umzugehen und außerdem ist ihr Charakter nicht so angepasst, sondern eher bissig und sarkastisch. Könnte man zumindest denken. Denn eigentlich unterscheidet sie sich nicht so sehr von den anderen beiden, bis auf dass sie manchmal sagt oder denkt, wie hammerhart und eiskalt sie doch ist und was sie für Probleme hat, seit sie ein Vampir ist. Kommt aber eben nicht so rüber.
Also, wie schon gesagt, von der Protagonistin bin ich etwas enttäuscht, denn man hätte sie eindeutig besser ausbauen können. Sie ist mir zwar nicht so unsympathisch wie Camille, aber auch nicht so sympathisch wie Delilah, siedelt sich irgendwo dazwischen an. Zwar wirkt sie ein kleines bisschen unnahbarer als ihre Schwestern, aber das kommt eben vor allem durch ihre Gedanken rüber, nicht weil man es aus ihren Verhalten schließen könnte. Ihre Vorgeschichte, also vor allem, wie sie in einen Vampir verwandelt wurde, könnte auch sooo interessant sein, Menolly könnte dadurch zu einem schön vielschichtigen Charakter werden, aber irgendwie hat selbst das auf mich nicht richtig gewirkt.
Dass mich die Emotionen nicht richtig erreichen, könnte natürlich sehr gut am Schreibstil liegen. Der ist nicht unbedingt schlecht, denn er lässt sich ganz nett lesen und ich konnte mir Orte und Personen bis jetzt auch ganz gut vorstellen. Nur fesseln kann er mich nicht. Wenn ich das Buch lese, drifte ich öfters mal ab und mach dann etwas anderes, einfach weil ich nicht wirklich drin bin in der Geschichte. Und so ist es eben auch mit den Gefühlen, aber was will man anderes erwarten, wenn ganz schreckliche Schmerzen, die eine Person erlebt in etwa so beschrieben werden: "Die Schmerzen waren schlimmer als alles andere, was ich bis jetzt erlebt hatte."
Was mich am Schreibstil aber richtig stresst, ist, dass die Autorin anscheinend eine solche Liebe zu bestimmten Sätzen und Wörtern beziehungsweise Wortgruppen entwickelt hat, dass sie gefühlt tausendmal im Buch vorkommen. Vor allem bei den Sexszenen. Dauernd fällt da jemand in den Abgrund, das gibt's doch gar nicht! Daran merkt man auch, dass sich die verschiedenen Sichtweisen total ähneln, denn nicht nur Menolly, nein, auch Camille und Delilah sind in den von ihnen erzählten Teilen in den Abgrund gefallen und zwar ebenfalls mehrmals. Es wird auch dauernd gesagt, mit welchen Autos die Leutchen durch die Gegend fahren. Mal ist es das von Camille, mal das von Chase und meistens fahren sie sowieso mit mehreren Wägen, weil sie sich anscheinend gar keine Sorgen um Benzinpreise oder die Umwelt machen müssen. Zumindest lässt die Autorin es so dastehen.
Was die Handlung angeht wird es leider auch nicht viel besser. Ich kann nur betonen, dass hier mehr Potenzial dagewesen wäre, das aber leider nicht ausgenutzt wurde. Denn dass der Mann/ Vampir, der Menolly verwandelt hat, jetzt nach Seattle kommt und dort Ärger macht, könnte durchaus spannend werden. Aber nein, lieber werden Sexszenen in die Handlung eingebaut oder Menolly denkt über Sex nach. Oder es passiert etwas, das nicht wirklich in die Story reinpasst beziehungsweise keinen großen Sinn für die Haupthandlung macht. Und als es am Ende dann mal spannender wird und zu mehr Action kommt, wird das viel zu schnell abgehandelt, als dass es wirklich spannend hätte werden können.

Veröffentlicht am 25.04.2017

Die Such nach sich selbst

Nur ein Tag
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„Nur ein Tag“ ist ein Teil der Zwillings-Bücher der Autorin Gayle Forman. Nachdem ich mir den Roman gekauft habe, schob ich es eine ganze Weile vor mir her, ihn zu lesen, weil es da ja noch einen zweiten ...

„Nur ein Tag“ ist ein Teil der Zwillings-Bücher der Autorin Gayle Forman. Nachdem ich mir den Roman gekauft habe, schob ich es eine ganze Weile vor mir her, ihn zu lesen, weil es da ja noch einen zweiten Teil dazu gab. Ich hatte auch eine ganz genaue Vorstellung von den Büchern, was mich dabei erwarten würde. Ich hatte natürlich den Klappentext (zumindest des ersten Teils) gelesen und kannte die Titel, natürlich hatte ich eine Vorstellung davon, was mich erwartet. Und dann fing ich an zu lesen und irgendwann sah ich mir das dicke Buch nochmal an und mir wurde klar, dass der Roman ganz anders war, als ich erwartet hatte.
Ich hatte nämlich gedacht, "Nur ein Tag" würde sich ausschließlich um diesen einen Tag drehen, den Allyson und Willem in Paris verbringen. Weil, na ja, das Buch heißt schon so. Im Nachhinein wurde mir klar, dass das, hätte ich beim Lesen des Klappentextes mal ein bisschen nachgedacht, eher unwahrscheinlich wäre, denn dafür verrät er zu viel. Also nein, in "Nur ein Tag" geht es nicht ausschließlich um den Tag in Paris, sondern auch um das Jahr danach, das ich eigentlich dem zweiten Buch "Und ein ganzes Jahr" zugeordnet hätte.
Na ja, aber nun mal zu meiner Meinung:
Erstmal muss ich sagen, dass ich den Schreibstil von Gayle Forman schön zu lesen finde. Er ist vielleicht nicht übermäßig besonderes, aber er ist angenehm und die Seiten sind nur so geflogen :)
Die Charaktere fand ich ziemlich interessant, zumindest die wichtigeren. Mit Allyson, aus deren Sicht geschrieben wird, konnte ich gut mitfühlen. Sie ist eigentlich eine eher ruhige Person, zweifelt an sich selbst und will gleichzeitig aus sich raus, was natürlich nicht so leicht geht. Sie will niemanden enttäuschen und macht deswegen Sachen, die sie eigentlich gar nicht will. Mit ihr können sich glaube ich viele junge Erwachsene identifizieren. Allysons Eltern...hm... Vor allem die Mutter ist überfürsorglich und ich fände es grässlich, wenn meine Eltern mein gesamtes Leben für mich planen würden, aber irgendwo kann man sie doch auch verstehen. Auch Melanie konnte ich mir gut vorstellen, diese Freundin in der Selbstfindungsphase und ich finde auch, dass die Autorin damit wieder etwas Wichtiges anspricht. Nämlich, dass sich selbst Freundinnen, die mal unzertrennlich waren, auseinanderleben können. Und Dee war auf jeden Fall einer der spannendsten Charaktere, wie er sich immer wieder anpasst, beziehungsweise extra die Erwartungen der anderen Personen erfüllt. Ach ja, und dann gibt es natürlich noch Willem. Er wurde mir sehr sympathisch, auch wenn er seine seltsamen beziehungsweise unsympathischen Momente hatte. Manchmal kam er schon sehr unberechenbar rüber.
Die unwichtigeren Personen hingegen fand ich oft nicht ganz so authentisch beschrieben, vor allem die, die zum Ende hin vorkommen. Bei denen hatte ich nicht so das Gefühl, ihre Motive zu verstehen wie das bei den anderen der Fall war.
Die Handlung hat mich, wie schon gesagt, ziemlich überrascht. Was aber nicht wirklich schlecht ist, denn ich stelle mir das schon ein bisschen langatmig vor, wenn wirklich nur ein einziger Tag in diesen gut 400 Seiten beschrieben worden wäre. So nimmt der Tag in Paris vielleicht ein Drittel ein, aber nicht mehr, was ganz gut so ist. Wie Allyson und Willem dort hin kommen und was sie dort erleben ist unglaublich interessant geschrieben, vor allem, was sie dort machen. Denn es werden nicht die bekannten Touristenattraktionen abgeklappert, stattdessen bekommt man viele verschiedene Facetten von Paris zu sehen beziehungsweise liest man davon. Und die Zeit nach Paris, nachdem Willem einfach verschwunden ist...hm, da bin ich eindeutig zwiegespalten. Denn vor allem am Anfang zieht sich das, die Handlung ist nicht mehr ganz so interessant und nimmt erst nach einer Weile wieder Fahrt auf. Es ist aber auf jeden Fall schön, dass die Geschichte so, wie sie ist, sehr von den bekannten Jugend- und Liebesromanen abweicht, denn es geht hier auch viel um Selbstfindung. Das Finale wirkt dann zwar vor allem auf den letzten Seiten ein bisschen überstürzt, aber das offene - und damit meine ich wirklich sehr offene - Ende konnte mich auf jeden Fall überzeugen. Es bleiben noch sooo viele Fragen offen, die ich echt gerne beantwortet hätte.
Alles in allem ist „Nur ein Tag“ ein wirklich schöner Roman über Selbstfindung, das mir gut gefallen hat.