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Veröffentlicht am 24.04.2017

Ungewöhnliche Protagonistin und spitzzüngige Kommentare der Autorin

Kloster Northanger
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"Kloster Northanger" ist ja einer der dünneren Romane von Jane Austen und außerdem der erste, den sie geschrieben hat. Ganz grob geht es um Catherine Morland, 17 Jahre alt, die bis zu diesem Zeitpunkt ...

"Kloster Northanger" ist ja einer der dünneren Romane von Jane Austen und außerdem der erste, den sie geschrieben hat. Ganz grob geht es um Catherine Morland, 17 Jahre alt, die bis zu diesem Zeitpunkt ein eher langweiliges Leben führt. Als sie dann aber von Mr. und Mrs. Allen eingeladen wird, mit nach Bath zu kommen, lernt sie einige neue Menschen kennen, darunter auch Henry Tilney, in den sie sich verliebt.
Schon allein, wie Jane Austen ihren Roman anfängt, ist total anders als das, was ich bis jetzt gelesen habe. Sie sagt nämlich selbst, dass Catherine eigentlich überhaupt nicht zur Romanheldin gemacht ist, sie gar nicht in das Schema dafür passt. Dauernd erwähnt die Autorin das, immer wieder kommentiert sie die Handlungen der Hauptperson oder die der anderen Charaktere mit viel Witz und Humor. Das war wahrscheinlich schon damals ungewöhnlich und auch heute liest man nicht viele Bücher, in denen der Autor selbst seine Meinung einfließen lässt. Ich fand es aber auf jeden Fall erfrischend, denn wie schon gesagt, sind die Kommentare oft sehr ironisch.
Was bei "Kloster Northanger" auch auffällt, ist, dass Jane Austen sich über die Schauerromane zu ihrer Zeit lustig macht. Sie macht sie zwar nicht wirklich nieder, dafür erwähnt sie viel zu oft, wie gerne die Protagonisten solche Geschichten lesen und wie spannend sie sie finden, aber trotzdem macht sie sich einen Spaß daraus, das Genre auf die Schippe zu nehmen. In der Geschichte wird auch sehr oft auf verschiedene Romane der Zeit hingewiesen und da war ich wirklich froh, dass es auf den letzten Seiten des Buches die Anmerkungen gibt, in denen ich nachlesen konnte, was eigentlich gemeint ist. Ohne diese hätte ich bestimmt nicht alles verstanden...
Die Handlung an sich ist ziemlich interessant. Wie Catherine zum ersten Mal in eine größere Stadt kommt und die Bälle, die beschrieben werden. Der Aufenthalt in Bath und vor allem die unterschiedlichen Ziele, welche die Charaktere verfolgen. Das war wohl das Interessanteste am Buch, zu verfolgen, was die Personen mit was beabsichtigen. Catherine war ja auf jeden Fall eine ganz gute Protagonistin. Zwar, wie die Autorin eben bemerkt, nicht unbedingt gemacht zur Romanheldin, aber trotzdem war es spannend zu sehen, wie sie sich vom unerfahrenen und naiven Mädchen weiterentwickelt hin zu jemanden, der nicht mehr ganz so blauäugig durch die Welt geht. Sie ist zwar nicht unbedingt die sympathischste Hauptperson, aber auf jeden Fall war es nett, aus ihrer Perspektive die Geschichte zu erleben. Henry Tilney hingegen war mir von Anfang an sehr sympathisch. Er hat diese unglaublich ironische Art und ich konnte ihn mir sehr gut vorstellen, wie er alles humorvoll kommentiert. Auch ein paar weitere Charaktere waren sehr sympathisch, während andere eher unsympathisch waren beziehungsweise mit der Zeit wurden. Am schlimmsten fand ich eindeutig John Thorpe, den ich mir einfach grässlich vorstelle, wie er Catherine die ganze Zeit über langweiliges Zeug zutextet und dabei auch noch so arrogant und von sich selbst überzeugt ist...wah, nein, echt, da schüttelt es mich!
Den Schreibstil Jane Austens kenne ich ja inzwischen aus "Stolz und Vorurteil" und kann nur sagen, dass er mich wieder voll überzeugt hat. Er ist richtig schön zu lesen und so ganz anders. Und wie schon gesagt sind ihre kleinen, spitzzüngigen Kommentare echt witzig.
Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich den Roman zwar gut finde, er mich jedoch nicht umgehauen hat wie andere der Autorin, es fehlte mir hier an irgendetwas…

Veröffentlicht am 24.04.2017

Insgesamt interessant, aber nicht so mitreißend wie erhofft

Good as Gone
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Schon vor ein paar Wochen wurde ich auf den Thriller aufmerksam und schrieb ihn auf meine Wunschliste. Das Thema hörte sich unglaublich interessant und auch ziemlich creepy an. Als ich das Buch dann zu ...

Schon vor ein paar Wochen wurde ich auf den Thriller aufmerksam und schrieb ihn auf meine Wunschliste. Das Thema hörte sich unglaublich interessant und auch ziemlich creepy an. Als ich das Buch dann zu lesen begann, wurde es auch direkt spannend. Es geht direkt mit der Handlung los, nach vielleicht gerade mal zwanzig Seiten ist die entführte Julie wieder zurück, nachdem nur kurz die Entführung an sich beschrieben wurde und dann die allgemeine Situation kurz vor der Rückkehr. Danach bleibt es sowieso interessant. Man stellt sich dauernd die Frage, wer diese junge Frau eigentlich ist, was ihr passiert ist. Dabei finde ich es ebenfalls spannend, wie die Familie auf Julies Rückkehr reagiert, aber vor allem eine Frage: Wenn jemand so lange weg war, man eine Person zuletzt als Kind gesehen hat, woran erkennt man, dass es tatsächlich dieselbe Person ist? Selbst wenn man Schwester, Mutter oder Vater ist, ist das sehr schwierig und genau das hebt die Autorin Amy Gentry hier hervor.
Die Handlung birgt auch den ein oder anderen Plot-Twist, wie man es von einem guten Thriller wohl erwartet. Da muss ich leider sagen, habe ich eine Wendung schon ziemlich bald geahnt, was mich ein klein bisschen enttäuscht hat, denn in diesem Genre möchte ich gerne geschockt werden...
Beim Schreibstil bin ich mir nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Das Buch ist super geschrieben, abwechselnd aus Sicht der Mutter, Anna, und aus einer anderen Sicht, die auf eine sehr interessante Art ein paar Hintergründe aufdeckt. Doch aus irgendeinem Grund konnte der der Roman mich nicht fesseln. Ich habe immer wieder gerne weitergelesen, aber nie die Dringlichkeit verspürt, erfahren zu müssen, wie die Story sich entwickelt.
Was die Charaktere angeht, finde ich die ziemlich gut ausgearbeitet. Mein Hauptproblem hier war allerdings, dass ich mich nicht so wirklich in Anna, die ja die Protagonistin ist, hineinversetzen konnte. Ihre Handlungen konnte ich zwar zu jeder Zeit nachvollziehen und sie wirkte allgemein sehr authentisch auf mich, bis zu einem gewissen Grad war sie mir auch sympathisch, aber mit ihrer Denkweise bin ich manchmal einfach nicht klargekommen. Ihren Ehemann Tom habe ich nie ganz durchschauen können, genauso Julie, auch wenn beide wie ich finde gut dargestellt sind. Wen ich in dieser Geschichte sehr gerne mochte, war Jane, Julies jüngere Schwester. Mit ihrer rebellischen Ader ist sie mir direkt ans Herz gewachsen ?
Das Ende des Buches fand ich irgendwie ein bisschen zu schnell und zu abgeklärt. Mir kam es vor, als wäre für alles eine Lösung gefunden worden, was vor allem für einen Thriller ungewöhnlich ist und meiner Meinung auch nicht ganz so passt.
Im Allgemeinen hat mir der Roman also schon gefallen, vor allem die Thematik hat mich sehr interessiert, nur konnte er mich nicht so recht mitreißen und dass ich den Plot-Twist erahnen konnte, hat mich enttäuscht. Deswegen gibt es von mir auch nur 3 gute Sterne.

Veröffentlicht am 22.04.2017

Ein unglaublich schöner Klassiker von einer humorvollen Autorin

Stolz und Vorurteil
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"Stolz und Vorurteil" ist wohl eins der Bücher, das ich mir schon lange vorgenommen hatte zu lesen, es aber noch nie gemacht habe, unter anderem deswegen, weil ich mir nicht sicher war, welche Ausgabe ...

"Stolz und Vorurteil" ist wohl eins der Bücher, das ich mir schon lange vorgenommen hatte zu lesen, es aber noch nie gemacht habe, unter anderem deswegen, weil ich mir nicht sicher war, welche Ausgabe - sprich: welche Übersetzung - die beste ist. Die Story an sich ist wohl fast jedem zumindest in Ansätzen bekannt, ich zum Beispiel kannte vorher die Verfilmung und wollte nun wissen, wie der Roman dazu ist.
Und ich bin wirklich begeistert von dem Buch! Mir fällt gerade wirklich nichts ein, was mir nicht gefallen hätte, wenn, sind das nur klitzekleine Punkte. Na ja, dann fange ich mal an...
Die Handlung scheint zwar auf den ersten Blick nicht sooo spannend zu sein, aber die Art, wie sie erzählt wird, macht sie einzigartig. Denn ja, es geht im Grunde darum, dass die Bennett-Schwestern auf der Suche nach geeigneten Ehemännern sind. Aber dabei werden so viele Vorurteile gebildet, dass es sich als gar nicht so einfach herausstellt. Heutzutage schäumen Liebesromane nur so über vor dramatischen Ereignissen und man könnte denken, hier ist es nicht viel anders, aber ich finde, dass sich das Drama in Stolz und Vorurteil" zurückhält. Klar, ein paarmal passiert dann doch etwas mehr dramatisches, aber das Buch kommt ohne viel Trara aus, bleibt aber trotzdem interessant und spannend. Und das Happy End war meiner Meinung nach nicht so übertrieben wie eben in den Romanen heutzutage, sondern schön zu lesen.
Die Charaktere sind alle wirklich toll beschrieben. Elizabeth als Protagonistin passt sehr gut, sie wirkt um einiges intelligenter als ihre Schwestern, beobachtet viel und ist schön ironisch. Außerdem ist sie nicht perfekt, sie selbst gesteht in der Geschichte ihre Fehler ein. Ihre ältere Schwester Jane ist auch in Ordnung, sie ist sehr gutgläubig und nett und es kommt einem so vor, als könne sie keiner Fliege etwas zuleide tun. Dass sie so uneingeschränkt gut ist, hat mich zwar stellenweise ein bisschen genervt, aber trotzdem ist sie eine tolle Figur in "Stolz und Vorurteil". Die anderen Bennett-Schwestern - Mary, Kitty und Lydia - waren mir zwar nicht annähernd so sympathisch, aber trotzdem gut beschrieben. Über Mary mit ihrer pseudo-gebildeten Art konnte ich mich nur amüsieren und Kitty und Lydia... sind Kitty und Lydia und oft herrlich dämlich^^
Die Eltern sind auch wieder so gegensätzlich: Einmal ist da Mrs. Bennett, die genauso einfältig ist wie ihre beiden jüngsten Töchter, und dann noch Mr. Bennett, der sich über das Treiben und die Dummheit seiner Frau und seiner Töchter und auch einiger anderer Charaktere köstlich amüsiert. Die Familie Bennett ist an sich also schonmal interessant und sorgt für jede Menge Lacher beim Lesen. Ich glaube, ich hab mich in einem Buch noch nie so fremdgeschämt wie für Mrs. Bennett und Lydia^^
Es gibt aber natürlich noch Personen außerhalb der Familie. Mr. Darcy zum Beispiel, einer der wichtigsten Personen im Roman, war mir auch unglaublich sympathisch. Ich kann natürlich nicht sagen, ob das genauso gewesen wäre, wenn ich nicht schon vorher den Film gesehen hätte, aber ich glaube schon, denn ich hab eine Vorliebe für nicht perfekte Charaktere und Darcy ist eindeutig einer von ihnen. Er ist vor allem am Anfang viel zu arrogant und manchmal sogar verächtlich, um perfekt zu sein, aber man merkt auch da schon, dass er noch eine andere Seite hat. Mit seinem Freund Mr. Bingley erging es mir wie mit Jane, denn er war mir manchmal schon zu nett und verständnisvoll... Die Charaktere sind auf jeden Fall alle total interessant und sehr gut beschrieben, ich konnte sie mir alle gut vorstellen. Manche sind zwar ein wenig überspitzt dargestellt (hust Mr. Collins hust), aber genau das hat mich auch ein ums andere Mal zum Lachen gebracht. Das Einzige, was ich an den Charakteren auszusetzen habe, ist, dass es so unglaublich viele gibt und es manchmal ein bisschen verwirrend war, wer nochmal wer ist, vor allem bei denen, die nur selten vorkommen...
So, zu guter Letzt noch zum Schreibstil. Ich glaube, ich habe selten so einen interessanten Schreibstil vor mir gehabt. Ich muss zugeben, ich habe kurz gebraucht, um mich da reinzulesen, aber das waren wirklich nur die ersten Seiten, danach war ich schon total begeistert. Jane Austen hält sich nicht lange mit Beschreibungen der Umgebung oder der Personen auf, sondern beschreibt viel lieber die Gefühle und Gedanken der Personen und wie alles miteinander zusammenhängt. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie hatte ich das erwartet, also dass die Landschaftsbeschreibungen ausgedehnter sind. Wahrscheinlich ein Vorurteil gegenüber Klassikern bei mir…
Was ich richtig gut fand, war, dass ich mich sofort wie Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts gefühlt habe! Wie die Personen miteinander reden, die Lebensumstände, die Gesellschaft... das alles wird zwar nicht super genau beschrieben, aber es kommt einfach perfekt rüber und zwar ohne übermäßig altertümlich zu klingen. Das ist wahrscheinlich der Übersetzung zuzuschreiben, die "Stolz und Vorurteil" hier in einer etwas moderneren Art übersetzt hat, was ich nur gut finde, denn so lässt es sich schöner lesen und es verliert ja trotzdem nichts von seinem Flair. Ganz im Gegenteil, ich muss in letzter Zeit wirklich aufpassen, dass ich nicht anfange zu reden oder zu schreiben wie damals^^ (Wenn ich also klinge wie aus einem "Jane Austen"-Roman, liegt das daran, dass ich gerade einen gelesen habe)
Die Dialoge fand ich auch alle sehr interessant und gut geschrieben und vor allem merkt man hier viel von Jane Austens Humor. Eigentlich wie im gesamten Schreibstil von ihr. Öfters mal kommentiert sie etwas mit dem ihr eigenem Humor und macht den Roman somit zu etwas Besonderem.
Für jeden, der mal einen Klassiker lesen möchte, kann ich „Stolz und Vorurteil“ also nur empfehlen :)

Veröffentlicht am 22.04.2017

Hat nicht mal meine Erwartung als leichte Lektüre wirklich erfüllen können

Ausgerechnet du
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Ich bin mir nicht so ganz sicher, wie ich auf diesen Roman aufmerksam geworden bin, aber im Nachhinein denke ich mir, dass ich ihn mir nicht unbedingt hätte kaufen müssen. Das Buch lässt sich zwar leicht ...

Ich bin mir nicht so ganz sicher, wie ich auf diesen Roman aufmerksam geworden bin, aber im Nachhinein denke ich mir, dass ich ihn mir nicht unbedingt hätte kaufen müssen. Das Buch lässt sich zwar leicht lesen, aber irgendwie hat bei mir nicht dasselbe Gefühl eingesetzt wie bei anderen Liebesromanen. Denn normalerweise gibt es dann irgendwann einen Punkt, an dem die Seiten nur so davonfliegen, ich immer weiterlesen möchte. Aber hier? Fehlanzeige! Manchmal hab ich das Buch einfach in die Hand genommen, weil ich irgendwas lesen wollte, aber eben nicht unbedingt "Ausgerechnet du", es lag halt gerade auf meinem Lesestapel...
Na ja, ich will ja nicht nur meckern, es ist nicht so, als wäre der Roman grottig gewesen, nur eben nicht wirklich gut. Der Schreibstil zum Beispiel ist ganz okay. Wie schon gesagt lässt sich das Buch gut lesen, auch wenn meiner Meinung nach die Leichtigkeit und Fluffigkeit anderer Autoren fehlt. Und auch der Humor schwächelt, ich kann mich nicht daran erinnern, beim Lesen mal gelacht oder wenigstens geschmunzelt zu haben. Was ich aber bei dem Genre wirklich wichtig finde, denn sonst hat man bloß ein vor Kitsch triefendes Buch in der Hand! Was mich auch noch genervt hat, war, dass manches oft wiederholt wurde. Andauernd wird gesagt, wie heiß Tobi doch aussieht und auch, wie toll Jenny doch ist, das stresst irgendwann. Was ich am Schreibstil allerdings wiederum gut fand, war, dass der Roman aus zwei Perspektiven geschrieben ist. Es gibt Jenny und Tobi und das fand ich wirklich interessant, denn so erhielt man in die Gefühlswelt beider Hauptpersonen einen Einblick, was bei anderen Büchern des Genres nicht so häufig der Fall ist. Was ganz nett ist, mir aber irgendwann auch auf den Geist gegangen ist, war die Wortwahl der Autorin. Anscheinend dachte die sich, dass heutzutage alle total hip reden und so, weswegen man gerne mal mit seinem "Phone“ herumläuft, um nur mal ein Beispiel der gewollt hippen Sprache zu nennen.
Die Charaktere haben mich zwischenzeitlich ziemlich genervt. Tobi ging ja noch, auch wenn er sich manchmal wie ein kleiner Teenager verhalten hat, aber Jenny wurde mir im Laufe des Buchs immer unsympathischer. Ich konnte mich wirklich nicht mit ihrer Art anfreunden, andauernd hatte sie diese hysterischen Anfälle und hat den Moralapostel gespielt, obwohl sie selbst ganz und gar keine Heilige ist. Und die Nebenfiguren...tja, die sind nicht wirklich zur Geltung gekommen und waren eher klischeehaft. Es gab eine beste Freundin, die Kumpels, wobei einer total aufgeschlossen und der andere eher introvertiert war, dann war da noch die etwas naive kleine Schwester, die bitchige Exfreundin, der seltsame Freund beziehungsweise spleenige Freundin und sogar ein Schwuler wurde in die Geschichte eingebaut. Wirklich besser kennengelernt hat man niemanden diesen Personen, deswegen waren sie mir weder sympathisch noch unsympathisch, sondern einfach egal.
Und dann die Handlung... Oh mann, die Handlung hätte wirklich auch besser sein können! Im Klappentext hat sie sich ja noch einigermaßen interessant angehört, eben das typische, zwar ziemlich vorhersehbare, aber doch interessante Schema. Und teilweise war es auch interessant, aber immer mit tausenden von Dramen gespickt, dass es nervtötend war. Echt, an gefühlt jeder Ecke des Romans gab es ein neues Drama, anscheinend, um spannend zu bleiben. Aber wenn selbst in einer Erinnerung ein "Drama" eingebaut wird beziehungsweise aus einem Ausrutschen auf Eis ein Drama gemacht wird, ist mir das einfach zu viel. Außerdem war das Ende wirklich sehr kitschig und auch vorhersehbar, quasi allen wird ein Zwangs-Happy-End verpasst, denn es darf ja niemand unglücklich bleiben.
Insgesamt bin ich also eher enttäuscht von „Ausgerechnet du“, denn ich hatte mir eine schöne leichte Liebesgeschichte erhofft, von mir auch gerne seicht, aber nicht mal diese Erwartungen konnte das Buch erfüllen.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Ein nicht ausgeschöpftes Potenzial

In unserem Chaos
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Ich habe, trotz dass das Buch nur knapp 200 Seiten umfasst, ziemlich lange für „In unserem Chaos – Grenzen ziehen wir später“ gebraucht. Als Grund dafür spielen mehrere Dinge zusammen.
Fangen wir mal mit ...

Ich habe, trotz dass das Buch nur knapp 200 Seiten umfasst, ziemlich lange für „In unserem Chaos – Grenzen ziehen wir später“ gebraucht. Als Grund dafür spielen mehrere Dinge zusammen.
Fangen wir mal mit der Handlung an. Die Idee hinter der Geschichte finde ich interessant, so eine Geschichte findet man nicht überall. Nur wird fast der gesamte Plot schon im Klappentext enthüllt. Der Tod des Vaters, die Vergewaltigung durch den Freund und die angehende Liebesgeschichte zwischen besten Freunden...das alles wird schon verraten und viel mehr umfasst die Geschichte auch nicht. Was bedeutet, dass man von vornherein gespoilert ist und einen kaum mehr etwas überraschen kann. Das Einzige, was mich ein bisschen gewundert hat, ist der Ausgang der Geschichte, damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet. Aber ansonsten? Selbst der Großteil dessen, was nicht schon im Klappentext erwähnt wurde, war für mich sehr vorhersehbar, abgesehen eben vom Ende.
Das Zweite, was mich an der Handlung gestört hat, ist, wie sie auf ein knapp 200 Seiten langes Buch gequetscht wurde. Es ist ja schon einiges, was dieser Roman erzählen möchte, was die Autorin vermitteln will, aber das geht meiner Meinung nach einfach nicht bei einer so kurzen Länge. Patricia Dohle hat der Geschichte wie ich finde nicht genügend Zeit gegeben sich zu entfalten. Weder die Freundschaft zwischen Emily und ihren beiden Freundinnen Vicky und Isabell und nicht mal die zwischen Emily und Mason bekommt viel Tiefe. Wobei letzteres echt wichtig gewesen wäre, denn um die Entwicklung dieser Beziehung geht es doch in dem Buch! Stattdessen wird die Freundschaft nur angeschnitten, sodass sie auf mich nicht annähernd so bedeutend wirkte, wie sie wahrscheinlich wirken sollte.
Genauso wenig nachvollziehbar waren für mich ein paar der Wendungen. Es kam mir vor, als hätte auf Teufel komm raus noch etwas passieren müssen, was mir in der Geschichte irgendwie fehl am Platz vorkam. Und fast am Schlimmsten: Die Vergewaltigung, die ja schon im Klappentext angesprochen wird und deswegen nicht überraschend kommt, wird auch noch sehr schnell wieder abgehakt. Emilys Gefühle während sie missbraucht wird und besonders danach kamen sehr unplausibel rüber, schon bald denkt sie kein bisschen mehr an das, was ihr geschehen ist und sie scheint in keinster Weise ein Trauma dadurch davonzutragen. Wo man doch davon ausgehen müsste, dass so ein schrecklicher Vorfall seine Spuren hinterlässt, oder?
Aber gut, so viel zur Geschichte an sich. Als nächstes zu den Charakteren. Auch hierzu kann ich leider nicht allzu viel Gutes sagen, denn der Großteil der Figuren ist sehr blass und flach. Bei den Nebencharakteren brauche ich nicht viel zu sagen, die sind eigentlich alle entweder sehr klischeehaft und könnten in beschriftete Schubladen gesteckt werden oder sie haben kaum etwas, das Persönlichkeit genannt werden kann. Die Hauptpersonen, zu denen ich eigentlich bloß Emily und Mason zähle, haben schon etwas mehr Farbe. Was in meinem Fall jedoch auch nicht viel besser ist, denn ihre Persönlichkeiten waren mir unsympathisch. Emily ist oft zickig und überemotional, Mason führt sich an vielen Stellen auf wie ein riesiger Idiot. Die Idee dahinter, unangepasste Protagonisten zu erschaffen, finde ich gut, ich bin auch kein Fan von diesen netten, freundlichen Hauptfiguren, aber hier ist das, zumindest was mich betrifft, in die Hose gegangen, was auch daran liegt, dass die beiden Charaktere doch nicht gut genug ausgearbeitet sind, dass man alle ihre Handlungen nachvollziehen kann. Und wegen der Namen der Figuren hab ich mich ein ums andere Mal gefragt, wo die Geschichte eigentlich spielen soll. In England? Den USA? Oder doch in Deutschland? Emily, Mason, Jace…und dann noch die Nachnamen. Eigentlich wirkt das Buch auf mich eher, als würde es in Deutschland spielen, aber dann würden diese Namen ja nicht wirklich passen. Aber das nur so nebenbei…
So, jetzt noch zu dem, was mich am meisten meine Haare hat raufen lassen: der Schreibstil. An sich ist der Stil von Patricia Dohle ganz nett. Locker, in Umgangssprache geschrieben, was gut zu der jugendlichen Protagonistin passt. Ich hätte das Buch flüssig lesen können. Wenn nicht eine Sache gewesen wäre. Wenn nicht die Rechtschreibung und Grammatik gewesen wäre.
Das hört sich jetzt vielleicht kleinlich an. Und mir ist auch klar, dass sich in so ziemlich jedem Buch ein paar Fehler einschleichen können, auch hier in meiner Rezension finden sich bestimmt einige Fehler. Aber so eine Hülle und Fülle, wie ich sie in "In unserem Chaos" gesehen habe, kam mir in einem Buch noch nie unter die Augen. Das fängt mit einer Tatsache an, die mir sofort ins Auge gesprungen ist, nämlich, dass Absätze komplett fehlen. Nicht einmal, wenn eine wörtliche Rede auftaucht, wurde vorher ein Absatz gesetzt. Das hat bei mir nicht nur so manches Mal zu Verwirrung geführt sondern auch dazu, dass die Seiten auf mich wie ein Berg aus Wörtern wirkte, den es zu erklimmen gilt, was manchmal dazu geführt hat, dass mich eine gewisse Unlust beschlich, das Buch weiterzulesen. Also sorry, aber Absätze müssen sein, die sorgen schließlich für Ordnung! Dann die Interpunktion. Ich weiß ja, Kommasetzung ist nicht immer einfach, manchmal finde ich es auch schwer, herauszufinden, wo dieser kleine Strich den hinkommen muss. Aber hier wurde das so durcheinander geworfen, dass die Sätze teilweise eine andere Bedeutung erhielten und mich damit verwirrt haben ergo den Lesefluss behindert haben. Und dann noch Rechtschreibung und Grammatik! Heieiei, das war - und das ist noch gelinde ausgedrückt - mangelhaft. Da wurden Sätze konstruiert, die so vom Aufbau her ganz einfach nicht richtig waren, simple Dinge wie 'den' und 'denn' sowie 'das' und 'dass' wurden verwechselt und manche Wörter wurden ganz, ganz falsch geschrieben.
Ich weiß, ich reite gerade sehr auf dem grammatikalischen Stil der Autorin rum, aber das ist einfach etwas, das mir hier besonders aufgefallen ist und sooo leicht hätte verbessert werden können, schon durch einmaligem Durchlesen einer anderen Person. Denn so, wie der Roman jetzt geschrieben ist, verliert er viel von dem Lesefluss, der hätte entstehen können, was echt schade ist.
So konnte mich das Buch leider nicht so richtig mitreißen, was an den oben genannten Punkten liegt. Wirklich schade, denn ich hatte schon das Gefühl, dass die Geschichte Potenzial hat.