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Veröffentlicht am 30.03.2017

Die Alieninvasion der etwas anderen Art

Die fünfte Welle
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Die Geschichte, die in „Die 5. Welle“ erzählt wird, ist ziemlich krass: Aliens kommen auf die Erde, beziehungsweise schwebt ihr Raumschiff über der Erde, und löschen die Menschheit nach und nach mit verschiedenen ...

Die Geschichte, die in „Die 5. Welle“ erzählt wird, ist ziemlich krass: Aliens kommen auf die Erde, beziehungsweise schwebt ihr Raumschiff über der Erde, und löschen die Menschheit nach und nach mit verschiedenen Wellen aus. Die Wellen sehen wie folgt aus: Erst wird der Strom gekappt, dann die Überflutung, eine Seuche und die vierte ein total psychisches Ding, weil man durch die nicht mehr weiß, wer Mensch ist und wer nicht. Jetzt wartet der Rest der Menschheit auf die fünfte Welle der Außerirdischen, der Anderen.
Inmitten dieser Alieninvasion, die so ganz anders ist als das, was man sich unter einer Alieninvasion vorstellt, steht Cassie, eine 16-Jährige, die sich alleine durchschlägt. Man ist mitten im Geschehen, erfährt, wie sie in diese Situation gekommen ist und wie die Wellen sie getroffen haben. Die Vorgeschichte, die der Autor sich dabei ausdenkt ist wirklich unglaublich! Wie schon gesagt hat man es hier nicht mit einer 0815-Alieninvasion zu tun, sondern mit einer Außergewöhnlichen, und mit diesem Fakt spielt Rick Yancey auch gerne, schreibt gerne sowas wie "Wenn das hier ein Film wäre,...". Es ist richtig interessant, dass die Vorgeschichte erzählt wird, aber andererseits befindet sich Cassie dann in einer spannenden Situation und fängt plötzlich an, an diese oder jene Welle zu denken und es dauert eine Ewigkeit, bis man erfährt, wie es denn jetzt mit ihr weitergeht. Mir ist klar, dass es nötig ist, um alles zu verstehen, und es ist auch nicht so, als wäre es uninteressant, aber der Autor hat mich damit einfach verrückt gemacht, weil es in dem Moment nicht das war, was ich wissen wollte…
Was man vielleicht nicht erwartet, ist, dass der Roman aus mehreren Sichtweisen geschrieben ist. Der Klappentext hört sich an, als wäre Cassie die einzige Hauptperson. Tja, ist aber nicht so. Etwas, das ich an sich nicht schlecht finde, sondern einfach überraschend. Dabei eine Info zum Aufbau: Das Buch untergliedert sich in mehrere Teile und jeder Teil ist aus einer anderen Sicht. Hauptsichtweisen sind Cassie und Zombie, die in der Ich-Perspektive erzählt sind, aber dann gibt es auch noch den ein oder anderen Teil, der aus der dritten Perspektive geschrieben ist. Von dem Sichtwechsel war ich ein bisschen genervt, weil man dann immer so lange warten musste um herauszufinden, wie es mit einer anderen Person weitergegangen ist. Vor allem, weil der Autor einen Teil gerne mal mit Cliffhanger enden lässt. Was andere vielleicht als total spannend empfinden, hat mich irgendwann einfach nur aufgeregt.
Gut, dann mal weiter zu den Charakteren: Die Hauptpersonen sind mir fast durchgehend sympathisch, vor allem Cassie ist ziemlich cool, eine gute Hauptperson. Sie ist auf keinen Fall eins dieser supernetten, ultrabegabten Mädchen, die auserwählt und besonders sind und all der Mist, wie man es in viel zu vielen Büchern andauernd lesen muss. Stattdessen mäkelt sie selbst an sich rum, ist nicht perfekt und macht auch mal dumme Dinge, wobei man immer nachvollziehen kann, wieso sie denn so gehandelt hat. Dazu kommt ihre unglaublich ironische Denkweise, die sie noch sympathischer macht. Zombie hingegen mochte ich nicht gaaanz so, was nicht heißt, dass er mir unsympathisch war, nur, dass er ein wenig hinter Cassie zurückbleibt. Vielleicht liegt das aber auch an der Handlung, die bei ihm stattfindet. Er, Junge, 17 Jahre alt, überlebt knapp die Seuche und wird dann als Kindsoldat ausgebildet. Da dauert es noch länger, bis endlich etwas Action aufkommt, als bei Cassie. Auch weniger wichtige Charaktere wie Evan, Sammy oder Ringer fand ich ziemlich cool, an sich schonmal ganz andere Menschen und total interessant.
Sehr cool ist ja auch, dass man durch die verschiedenen Perspektiven verschiedene Sichten auf die Handlung erhascht, sich selbst das ein oder andere zusammenreimen kann und teilweise auch ein bisschen vorgewarnt wird, was noch passieren oder herauskommen könnte. Und dass sich hier niemand überdimensionale Ziele setzt, wie in anderen Science-Fiction-Büchern. Hier geht es nicht darum, gleich die Welt zu retten, sondern für Cassie zum Beispiel erstmal nur darum, ihren kleinen Bruder wiederzufinden. Was ich allerdings gar nicht gut fand, war, dass sich die Sichtweisen so sehr ähneln. Vollkommen unterschiedliche Menschen und trotzdem haben sie sehr ähnliche Gedankengänge, wenn sie nicht sogar dasselbe sagen oder durch den Kopf gehen lassen. "Ich bin das Schlachtfeld", Schach, der Silberfaden, Kakerlaken... Nur mal ein paar Beispiele von Sachen, die vor allem in Cassies und Zombies Sichtweise vorkommen und ich einfach unglaublich unwahrscheinlich finde, dass zwei Menschen so ähnliche Gedankengänge haben!
Na ja, ansonsten ist der Schreibstil ja wirklich großartig. Rick Yancey schreibt unkonventionell, ich hatte total das Gefühl, mit der Person alles mitzuerleben, dadurch wird es unglaublich spannend. Andere Autoren verbringen unendlich viel Zeit damit, die Umgebungen zu beschreiben, werden langatmig, sogar langweilig, doch hier kommt es vor allem auf die Gedanken an und die sind nicht immer so einfach in komplette Sätze zu fassen. Eher Satzschnipsel und Worte, was doch auch viel mehr der Realität entspricht! Jedenfalls finde ich den Schreibstil unheimlich gut, richtig toll zu lesen.
Ein bisschen klischeehaft war das Buch an manchen Stellen dann doch. Manches hätte wahrscheinlich eine große Überraschung werden sollen, für mich war es allerdings schon von Anfang an klar. Das hat mir allerdings nicht die Lesefreude verdorben, also alles okay.
Alles in allem ist „Die 5. Welle“ für mich ein gelungener Auftakt zu einer neuen jugendlichen Dystopienreihe, den es sich zu lesen lohnt!

Veröffentlicht am 30.03.2017

Zurecht gehypt

Gone Girl - Das perfekte Opfer
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Dieses Buch hat mich geflasht! Überall hört man von „Gone Girl“, sieht man das Buch, den Film und so musste ich es endlich auch lesen – was ich nicht bereut habe. Ich will hier nicht zu viel verraten, ...

Dieses Buch hat mich geflasht! Überall hört man von „Gone Girl“, sieht man das Buch, den Film und so musste ich es endlich auch lesen – was ich nicht bereut habe. Ich will hier nicht zu viel verraten, der Klappentext ist auch mit Absicht so kurz gehalten, damit wirklich nichts vorweggenommen wird. Dadurch wird man immer wieder von der Geschichte überrascht.
Ich muss zugeben, ich hab ein wenig zögerlich angefangen, wusste nicht, ob ich in der Stimmung für so einen düsteren Thriller war. Trotzdem, ich wollte das Phänomen "Gone Girl" endlich selbst erleben und habe begonnen zu lesen. Zuerst bin ich nicht ganz so reingekommen, musste mit den Personen warm werden und damit, wie alles geschrieben ist. Doch es hat nicht lange gedauert, bis ich total süchtig nach dem Buch war.
Der Schreibstil ist von Anfang an sehr gut, lässt sich schön leicht lesen. Das Buch ist ja aus zwei Sichten erzählt: Einmal ist da Nick, der Ehemann, dessen Geschichte an dem Tag anfängt, an dem seine Frau verschwindet, ihrem fünften Hochzeitstag. Ihn begleitet man während des gesamten Prozesses der Suche nach Amy. Und dann ist da Amy, die verschwundene Ehefrau. Ja, man bekommt auch von ihr eine Geschichte erzählt, beziehungsweise die Hintergründe, Einträge aus ihrem Tagebuch. Durch diese beiden Sichtweisen - eine in der Gegenwart, eine in der Vergangenheit - werden immer mehr Puzzleteilchen an seinen Platz gesetzt. Die Geschichte fängt vielleicht ein bisschen langsam an mit der Suche nach Amy, nimmt aber schnell Fahrt auf, als Nick und die Polizei Hinweise zu Amys Verschwinden finden oder Amys Tagebucheinträge Dinge über eine Ehe aufklären, die man so vorher nicht erwartet hätte.
Zugegeben, das Buch macht es einem nicht leicht, seine Charaktere zu mögen. Nick ist alles andere als der perfekte Ehemann, das merkt man schon von Anfang an und wird auch immer klarer, je weiter die Geschichte voranschreitet. Seine Schwester Margo ist mir auch nicht besonders ans Herz gewachsen. Die Polizisten, die sich dem Fall annehmen, Boney und Gilpin, sind ebenso wenig das, was man nette Menschen nennt. Und Amy kennt man nur aus dem Tagebuch. Genau das macht es aber auch so interessant, man hat hier keine Person, die das Gute verkörpert, nur welche, die Grau sind und eher ins Schwarze gehen. Das führt vielleicht nicht dazu, dass man besonders mit den Hauptfiguren mitfühlt, aber doch -fiebert. Manches gönnt man ihnen, anderes nicht.
Am krassesten finde ich nach wie vor, wie die Autorin es schafft, die Leser zu manipulieren. Man liest das Buch und hat sich vielleicht eine Meinung über Ereignisse oder Charaktere gebildet und dann - BÄMM!! Ein Schocker. Und immer so weiter und weiter. Dauernd bin ich zu Leuten gerannt, die das Buch noch nicht gelesen haben, hab ihnen gesagt, dass sie es lesen müssen, weil es so krass ist, so verrückt, so krank. Am Ende saß ich dann da und dachte "Wow, ja, das Buch hat es verdient, so gehypt zu werden!"

Veröffentlicht am 30.03.2017

Cooler Blick auf das, was nach dem märchenhaften Happy End geschieht

Marmorkuss
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„Marmorkuss“ stand vor allem wegen der Autorin, Jennifer Benkau, auf meiner Wunschliste, von der ich bereits eine Dilogie gelesen hatte, die mir sehr gut gefallen hat. Ach ja, und wegen des vielversprechenden ...

„Marmorkuss“ stand vor allem wegen der Autorin, Jennifer Benkau, auf meiner Wunschliste, von der ich bereits eine Dilogie gelesen hatte, die mir sehr gut gefallen hat. Ach ja, und wegen des vielversprechenden Klappentextes.
Es fängt schon mal ganz interessant an und wenn es nur deswegen ist, weil ich es so nicht erwartet hätte. Man bekommt nämlich einen Einblick in das Leben der beiden Hauptpersonen, Jarno und Klara. Da kann ich nur sagen: Toll von der Autorin, dass sie die beiden Sichtweisen so unterschiedlich gestaltet. Jarnos Perspektive zeigt dieses moderne Leben in ärmeren Verhältnissen, bei Klara, die schließlich aus dem Jahre 1903 kommt, merkt man richtig, dass man jetzt in einer anderen Zeit angekommen ist. Der Unterschied der Dialoge und Beschreibungen ist richtig, richtig gut dargestellt! Auch an sich ist der Schreibstil mega gut. Jennifer Benkau hat so eine coole Art zu schreiben, dass man die Seiten schnell und leicht lesen kann.
Also, wie schon gesagt erfährt man erstmal, wie die beiden, Jarno und Klara, unabhängig voneinander leben. Jarno in der jetzigen Zeit, Klara 1903. Mir hat es dann aber doch ein wenig zu lange gedauert, bis Klara wachgeküsst wird. Wenn man sich den Klappentext durchliest, erwartet man das sehr bald, wohingegen es eigentlich ziemlich lange dauert, bis die beiden Protagonisten aufeinandertreffen. Es ist zwar ganz gut zu wissen, wie die beiden vorher gelebt haben, vor allem Klara - bei ihr ist es mega interessant, weil man so erfährt, wie sie über 100 Jahre später als Statue in einer Villa endet, aber es geht mir einfach zu lang, deswegen war ich dann auch ein wenig genervt... Was mir an diesem ersten Teil der Story allerdings richtig gut gefallen hat, sind die Übergänge zwischen den Sichtweisen. Da macht die Autorin das so, dass sie einen Satz zum Beispiel bei Klara anfängt und Jarno zu Ende denken lässt. Richtig coole Idee! Schade, dass sie das später nicht aufrechterhält.
Was auch ziemlich schade ist, ist, dass ab dem Moment, als Jarno Klara wachküsst, Jarnos Sichtweise ein bisschen vom Modernen und Umgangssprachlichen verliert. Keine Ahnung, ob das unbewusst von der Autorin war oder absichtlich, aber ich fand das irgendwie nicht so gut, dass Jarnos Beschreibungen auf einmal förmlicher und hochgestochener klingen. Ich mochte diesen Kontrast zwischen der doch in ziemlich wohlhabenden Verhältnissen aufgewachsenen Klara und dem unkonventionellen Jarno. Der ist zwar immer noch da, aber nicht mehr so stark wie am Anfang.
Andererseits nimmt die Geschichte natürlich Fahrt auf, nachdem Klara und Jarno aufeinandertreffen. Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie Klara sich in der für sie neuen Welt zurechtfindet. Man kauft es ihr einfach ab, dass sie aus einem anderen Jahrhundert kommt und daraus entstehen dann authentische und gleichzeitig auch unglaublich komische Situationen, weil sie manchmal die Redewendungen nicht versteht und so etwas^^ Dazu kommt dann noch die Liebesgeschichte, die sich langsam entwickelt, aber zum Glück nicht im Vordergrund steht! Das macht Jennifer Benkau meiner Meinung nach auch völlig richtig :)
Wieder etwas, das mir nicht so gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass Elise, die "böse Zauberin", in diesem Märchen, eine eher kleine Rolle einnimmt. Dabei stellt sie doch die Hauptbedrohung dar! Aber nein, stattdessen fürchtet sich Klara zwar vor ihr, der eigentliche Kampf gegen sie ist jedoch kurz, da hatte ich irgendwie mehr erwartet, nachdem sie doch so viel Platz in Klaras Gedanken eingenommen hat... Na ja, das Hauptthema in dem Buch ist eben nicht die Magie und die Bedrohung, sondern das "Wie laufen Märchengeschichten in unserer Zeit ab?" und "Wie geht es weiter, wenn der Prinz die Prinzessin wachgeküsst hat?". Was die Autorin meiner Meinung nach auch richtig gut beantwortet hat!
Zu den Charakteren: Klara ist mir ja super sympathisch! Man könnte denken, dass sie total verschüchtert sein muss, nachdem sie diesen riesigen Zeitsprung hingelegt hat, die Unterschiede sind ja auch deutlich und dann wurde sie auch noch versteinert von einer Zauberin, was viele total aus der Bahn geworfen hätte. Aber so ist es gar nicht! Klar, manchmal hat sie verständlicherweise Angstzustände und Verfolgungswahn, doch sie ist auch neugierig, mutig und gibt dem Buch richtig Frauenpower, weil nicht immer der Kerl das Mädchen retten muss. Klara kommt oft auch alleine klar, will es zumindest versuchen und das macht sie echt sympathisch. Jarno hingegen war nicht ganz so mein Fall. Nicht falsch verstehen, so an sich ist er in Ordnung, bleibt meiner Meinung nach aber total hinter Klara zurück. Außerdem hat er diese "Ich muss Klara und alle meine Lieben um jeden Preis beschützen"-Einstellung, was schon ziemlich an diese Über-Helden erinnert, die ich nicht ganz so leiden kann. Abgesehen von den beiden bleiben die Charaktere allerdings ein bisschen blass: Jarnos Familie, Elise, Daniel, Ben... Einzig Seval, Jarnos Mitbewohnerin und Freundin kommt etwas mehr vor als die anderen, aber das reicht eben auch nicht aus, um sie von einem Nebencharakter, der einfach nur okay ist zu jemandem zu machen, den man mag.
Das Ende der Story fand ich dann richtig gut, vor allem in vielen Punkten überraschend. Es ist auf jeden Fall keins dieser kitschigen Happy Ends, sondern hat auch seine Schattenseiten und etwas Wehmütiges an sich.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Düstere, realistisch wirkende Fantasy

Der Zeichner der Finsternis
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Ich habe das Buch vor allem deswegen gelesen, weil ich die Autorin, Ilsa J. Bick, genial finde. Ich liebe ihren Schreibstil einfach, er packt einen und verleitet dazu, mehr und damit länger zu lesen, als ...

Ich habe das Buch vor allem deswegen gelesen, weil ich die Autorin, Ilsa J. Bick, genial finde. Ich liebe ihren Schreibstil einfach, er packt einen und verleitet dazu, mehr und damit länger zu lesen, als man eigentlich vorhatte. Ich könnte gar nicht sagen, woran genau das liegt, aber die Kapitel lassen sich flüssig lesen. Dazu kommt dann noch, dass an vielen Kapitelenden ein Mini-Cliffhanger ist, der die Spannung aufrecht erhält und wegen denen man oft einfach nicht vom Buch wegkommt.
Zur Handlung kann ich nur sagen - Wow! Ich hatte ja nicht so wirklich eine Ahnung, um was es in dem Buch eigentlich geht. Klar hat sich das, was auf dem Klappentext steht, total interessant angehört, aber irgendwie konnte ich mir noch kein richtiges Bild von der Handlung machen. Es geht darum, dass Christian, der Protagonist, Dinge zeichnet, die irgendwie real werden? Und seine Eltern sind verschwunden und er möchte sie wiederfinden? Hört sich spannend an und so, aber was soll alles passieren? Irgendwie hat sich Christian auch böse angehört, wegen diesem "Und manchmal bringe ich damit jemanden um". Dabei ist er gar nicht böse. Zwar auch auf keinen Fall die netteste Person im Buch, aber eben auch nicht böse, kein Serienmörder oder so. Das und dass ich noch keinen Schimmer von der Handlung hatte, hat dann aber nicht dazu geführt, dass ich enttäuscht wurde, sondern zum genauen Gegenteil! Das Buch fängt ja quasi mit dem Ende an und dann wird rekapituliert, was alles geschehen ist, wie es dazu kommen konnte. Es war also wie ein Puzzle, bei dem man bloß die Teile gefunden hat, aber nicht die dazugehörige Schachtel und man so erst herausfinden musste, was für ein Motiv sich ergibt. Und es war dadurch megaspannend.
Am Anfang fand ich alles noch ziemlich verwirrend. So viele Sachen, die passiert sind, so vieles, was unerklärlich und auch nicht unbedingt miteinander verbunden scheint und nach und nach kommt dann heraus, was alles zu bedeuten hat und außerdem, wie es zusammenhängt. Die Geschichte hat eindeutig etwas von einem Krimi, bei dem man einen Fall aus einer früheren Zeit löst, gemixt mit Fantasy. Erstmal zum Geschichtlichen: "Zeichner der Finsternis" beschäftigt sich viel mit Nazis und Juden und wie deutsche Kriegsgefangene in Amerika untergebracht wurden. Zwar fand ich es doch ziemlich klischeehaft, wie die Deutschen mal wieder als die Bösen dargestellt wurden, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich selbst aus Deutschland bin. Ansonsten fand ich es seeehr interessant, was so geschichtlich in das Buch verwebt wurde. Und dann natürlich zum Fantasy-Teil: Der Klappentext verrät ja schon, dass sich im Buch auch Übersinnliches abspielt. Das Zeichnen, das über harmlose Malerei herausgeht, und das Gedankenlesen. Christian kann also irgendwie in die Köpfe anderer Menschen blicken und manchmal erlebt er sogar Dinge aus der Vergangenheit anderer Leute mit, sieht, was sie gesehen haben. Was ich an der Autorin ja noch so mag, ist, dass sie Übernatürliches so erklärt, dass es total logisch erscheint. Wenn andere Autoren das Buch schreiben würden, es würde auf keinen Fall so rüberkommen, als ob es auch wirklich so passieren könnte. Aber so...die ganzen Erklärungen über Schlafrhythmus und Alzheimer werden so interpretiert, dass Gedankenlesen auf einmal plausibel ist. Natürlich ist manches immer noch ziemlich abgedrehte Fantasy, aber, na ja, deswegen ist es ja auch ein Fantasy-Buch.
Was das Ende anbelangt, bin ich mir nicht sicher, ob ich es gut finden oder ich mir deswegen die Haare raufen soll. Es ist einfach so unglaublich offen! Ich dachte ehrlich, es würde noch etwas kommen, doch dann - Ende. Da wünscht man sich echt noch einen Band, der das ein bisschen aufklärt. Andererseits kann man so wunderbar spekulieren, was noch passieren könnte.
Die Charaktere im Buch fand ich so ziemlich alle okay. Es ist nunmal so, dass die Autorin aus der Sicht von Christian erzählt, in der Ich-Perspektive, deswegen kann man sich ihn richtig gut vorstellen - und er ist mal ein echt interessanter Protagonist, weil er schon ein wenig seltsam ist und nicht gerade beliebt in der Schule und dann noch, wenn er sich selbst fragt, ob er denn verrückt wird -, aber dadurch werden die anderen Charaktere eben ziemlich nebensächlich. Zwar mag ich Onkel Hank, Sarah und vor allem auch Dr. Ranier, aber ich könnte nicht wirklich sagen, wie sie denn so sind. Außerdem merkt man auch schnell, wer die Bösen sind. Die sind dann eben gemein und böse und sonst nichts, was wieder ein bisschen klischeehaft ist. Dabei mag ich eigentlich die Bösen am liebsten, die auch gute Seiten haben, nicht durch und durch schlecht sind. Na ja, ansonsten sind die Personen ja nicht so durchschaubar, die "Guten" sind auf keinen Fall perfekt.
Insgesamt hat mich das Buch überzeugen können, durch seinen mitreißenden Schreibstil und die spannende und komplexe Handlung. Nur ein paar kleinere Sachen haben mich gestört, weshalb ich nicht die volle Punktzahl geben kann.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Wenn das Leben ein Schokoladenmalheur wäre...

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Die perfekte Sommerlektüre – das ist „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ für mich. Das fängt schon mit dem Schreibstil von Petra Hülsmann an und zwar mit der kleinen, aber feinen Tatsache, dass sie meine ...

Die perfekte Sommerlektüre – das ist „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ für mich. Das fängt schon mit dem Schreibstil von Petra Hülsmann an und zwar mit der kleinen, aber feinen Tatsache, dass sie meine Lieblingskombo aus Gegenwart und Ich-Perspektive benutzt und endet damit, dass die Dialoge und auch sonst nichts aufgesetzt wirkt. Hier redet oder denkt niemand geschwollen oder gestelzt, sondern viel mehr wie im echten Leben, teilweise sogar mit Dialekt! Dabei merkt man dann auch deutlich, woher Petra Hülsmann kommt, nämlich aus Hamburg. Dort spielt dementsprechend auch die Handlung und die Leute im Buch grüßen sich grundsätzlich mit einem "Moin". Überhaupt wirkt die ganze Geschichte sehr „hamburgerisch“, was es für mich noch authentischer gemacht hat. Bei einem Charakter ist der Dialekt am krassesten ausgeprägt, bei Knut, dem Taxifahrer. Komischerweise musste ich immer, wenn er etwas gesagt hat, an Udo Lindenberg denken, hatte immer seine Stimme im Hinterkopf, die quasi für Knut gesprochen hat^^
Was mir an den Dialogen auch noch so gut gefällt, ist, dass die Autorin ihre Figuren auch mal fluchen lässt, was bei anderen Romanen oftmals umschrieben wird. Hier schreibt Petra Hülsmann einfach das, was die Leute gerade sagen. Ob sie nun fluchen oder herumstammeln, alles ganz echt, was mir die Charaktere noch sympathischer macht :)
In "Glück ist, wenn man, wenn man trotzdem liebt" geht es - natürlich - viel um die Liebe. Aber mindestens genauso wichtig ist hier das Essen. Schon allein dadurch, dass eine der Hauptpersonen beruflich Koch ist, sorgt dafür, dass man als Leser viele Gerichte vorgesetzt bekommt und ich hatte wirklich das ein oder andere Mal Lust, etwas davon nachzukochen. Umso besser, dass zumindest von einem Dessert - dem Schokoladenmalheur - das Rezept hinten im Buch zu finden ist. Ich weiß, dass ich das auf jeden Fall mal ausprobieren werde!
Die Story an sich ist für einen Liebesroman schon ziemlich cool. Schon klar, es werden keine großen Abenteuer erlebt und es ist vorhersehbar, wie das Ganze ausgeht, aber die Geschichte ist witzig und dreht sich auch nicht nur um die Liebe. Freundschaft, Essen und wie man mit Veränderungen im Leben umgeht, spielen eine große Rolle. Und der Liebes-Aspekt war auch nicht übertrieben kitschig, obwohl die Protagonistin ein ziemlich Disney-mäßiges Bild von der Liebe im Kopf hat. In anderen Romanen werden auch oft die spektakulärsten Affären und Katastrophen zusammengeschustert, was hier nicht so ist. Zwar gibt es auf jeden Fall Probleme aller Art, aber die wirken nicht so übertrieben und auf einen Haufen geworfen, damit in der kurzen Lesezeit möglichst viel erlebt wird. Echt eine schöne Abwechslung! Das Ende war meiner Meinung zwar nicht perfekt, aber doch ziemlich gut, ich hab schon schlechtere gelesen :)
So, und zuletzt noch zu den Charakteren, die meisten von ihnen mag ich total gerne. Isabelle, also die Hauptperson, ist zwar an sich eine nette Person, wie ich es nicht unbedingt mag, hat aber trotzdem so viele schrullige Macken, dass sie mir von Anfang an sympathisch war. Jens mochte ich genauso von der ersten Sekunde an, er ist so schön zynisch und bildet mit seiner pragmatischen Sicht ein schönes Gegenmodell zu Isabelles teilweise ein bisschen verkitschter Sicht auf die Dinge. Und dann natürlich Merle, Jens' kleine Schwester, mit ihren Verrücktheiten. Die drei sind schön weit entfernt von 'perfekt', genau so, wie ich es mag. Deswegen konnte ich ganz gut damit leben, dass andere Charaktere wie Brigitte, Kathi oder Anne „nur“ ganz in Ordnung waren und weiter nichts.
Insgesamt fand ich diesen Roman unglaublich unterhaltsam, er ließ sich so schön locker und leicht lesen, dass es mich über die Vorhersehbarkeit der Geschichte, auf die man jedoch bei Frauenromanen gefasst sein muss, hinwegsehen hat lassen.