Nicht nur der Titel, das japanische Ikigai, auch der stilisierte Koi-Teich, in den man blickt schaut man auf das orangerote Cover, mit Seerosen und gespiegelten Schatten, und dem nicht als Versprechen ...
Nicht nur der Titel, das japanische Ikigai, auch der stilisierte Koi-Teich, in den man blickt schaut man auf das orangerote Cover, mit Seerosen und gespiegelten Schatten, und dem nicht als Versprechen sondern als neutraler Hinweis formulierte Untertitel machen Lust auf die Lektüre. Schließlich aufgeschlagen setzt sich die Freude fort: Hübsche bunte Grafiken, die japanisch anmuten aber modern-flächig und deshalb nicht kitschig gestaltet sind, teils ganzseitig zur Einleitung oder Unterstützung eines Kapitels oder als Markierung wenn es um konkrete Übungen geht.
Die französische Autorin verrät relativ viel über sich selbst, ihren Weg zu ihrem Ikigai. Damit werden ihre Erläuterungen schön anschaulich und begreifbar, sogar anrührend. Bei aller Bescheidenheit und dem Willen, die Leserin und den Leser zum eigenen Ikigai zu führen, bleibt aber der Beigeschmack, dass die Dame (offenbar) "ganz oben" war, ein (vermeintlich) glamouröses Leben geführt hat bevor sie dessen überdrüssig wurde, bemerkte dass es ihr nicht guttut, und den Sinn ihres Lebens zu suchen begann. Nicht jeder bewegt sich auf dem roten Teppich oder hat die Möglichkeit zu einem Urlaub in den USA, um nachher Vergleiche ziehen zu können. Nun gut, das mag eine subjektive Empfindung sein und soll die Qualität des Ratgebers nicht schmälern, der doch eine ganze Reihe positiver Eigenschaften hat. Wir werden durch eine Lebenssituation, eine Anekdote oder einen japanischen Brauch an ein Thema herangeführt und bekommen dann in der Zeit zum Spielen die Möglichkeit, uns selbst zum eingeleiteten Thema auszuprobieren, unsere diesbezüglichen Geister zu verjagen.
Die Anleitungen sind präzise und genau, leicht nachvollziehbar und - tatsächlich - ebenso machbar. Ein großer Vorteil und damit ein großes Lob gegenüber hochgeschraubten und verkomplizierten Ratgebern! Ich kann mir sehr gut vorstellen, Schritt für Schritt der Anleitung der Autorin zu folgen und nach 12 Wochen eine vorsichtige Bilanz zu ziehen. Schließlich verweist sie darauf, dass nicht jede/r nach den 12 Wochen ihr bzw. sein Ikigai gefunden haben wird.
Kritik mag sein, dass das Buch keine neuen Erkenntnisse enthalte. Das ein oder andere mag man tatsächlich (bereits) wissen. Aber führt das dazu, tatsächlich etwas zu ändern? Im Großteil der Fälle eher nein. Dafür braucht es angeleitete Vorgehensweisen, eben solche wie die Beschriebenen. An einem Platz, zum jederzeit nachlesen, wie im vorliegenden Buch. Für mich hat es Wirkung. Ein Coaching der anderen, sehr angenehmen Art.