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Nadines_Buecher

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Veröffentlicht am 26.12.2017

Historische Figuren, politische Ränkespiele, Familienehre und ein Mord

Grimms Morde
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Jacob und Wilhelm Grimm, Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff als hessisch-westfälisches Ermittlerquartett, denen ihre gemeinsam bearbeiteten Hausmärchen zum Verhängnis werden.

Jacob und Wilhelm ...

Jacob und Wilhelm Grimm, Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff als hessisch-westfälisches Ermittlerquartett, denen ihre gemeinsam bearbeiteten Hausmärchen zum Verhängnis werden.

Jacob und Wilhelm Grimm haben nach dem Sieg über Napoleon in Kassel einen schweren Stand, da sie als franzosenfreundlich gelten. Dennoch leben die Brüder ihren Beruf als Hofbibliothekare und die Freiheit die ihnen dies beschert, sich der deutschen Sprache und ihren Hausmärchen widmen zu können. Der sensible und kränkliche Wilhelm steht in Kontakt mit der adligen Jenny von Droste, die er aus der Ferne anschmachtet. Sie und ihre Schwester, die intelligente und damit verpönte Nette, haben sich an der Sammlung der Hausmärchen der Brüder beteiligt, allerdings auf andere Art und Weise als die beiden Männer glauben. Als dann eine der abgelegten Mätressen des verstorbenen Kurfürsten auf gleiche Art und Weise ermordet wird wie in einem von den Schwestern beigesteuerten Märchen, gerät der schroffe und unnahbare Jacob in Verdacht. Dies können die Damen nicht auf sich sitzen lassen, reisen nach Kassel und ermitteln, so wie es ihrem Stand und ihrer Zeit möglich ist, in der Kasseler Gesellschaft. Dabei kommt einiges ans Licht, was kein gutes Bild der politischen und Herrschersituation in Deutschland zur Zeit der vier wirft.

Gerade das Frauenbild zu dieser Zeit lässt einen erleichtert aufatmen, in einer späteren Zeit geboren zu sein. Die Auflösung, weshalb Nette bei ihrer Familie und in der adligen Gesellschaft in Ungnade gefallen ist, ist jedoch für das Niveau, auf dem sich die Story bewegt, fast zu profan.

Wer gerne in vergangene Zeiten eintaucht und gerne Fiktion über historisch belegte Figuren liest, ist hier sehr gut aufgehoben und wird auf hohem Niveau unterhalten.

Das Cover ist künstlerisch sehr hübsch gestaltet, passt in die Zeit des Settings.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Dämonen des Krieges, Dämonen der Nachkriegszeit

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Friederike Mathée, geflohene ostpreußische Gutsbesitzertochter, ergreift die Gelegenheit, dem Auffanglager Friedland durch eine Stelle als Polizeianwärterin bei der weiblichen Polizei in Köln zu entgehen, ...

Friederike Mathée, geflohene ostpreußische Gutsbesitzertochter, ergreift die Gelegenheit, dem Auffanglager Friedland durch eine Stelle als Polizeianwärterin bei der weiblichen Polizei in Köln zu entgehen, mit der auch ein Zimmer für sie und ihre Mutter in der Stadt verbunden ist. Zunächst erledigt Friederike ihren Dienst nur halbherzig, sie leidet unter ihrer strengen Vorgesetzten. Doch als sie dem britischen Lieutnant Richard Davies zugeteilt wird, um mit ihm einen kleinen Jungen der den Mord an einem Schrott- und Schwarzmarkthändler beobachtet hat, findet sie Gefallen an der Polizeiarbeit und wagt sich, auch selbständig zu ermitteln und Schlüsse zu ziehen, was ungewöhnlich ist für eine Frau zu dieser Zeit und ihr wiederum die Ungnade der Vorgesetzen jedoch das Lob des Lieutnants einbringt. Während der Aufklärung des Falls, der einige Wendungen nimmt die alle mit dem Schrecken des Dritten Reiches zu tun haben, melden sich auch Friederikes Dämonen, die ihrer Mutter, auch die von Richard Davies. Rache und Reue, zwei starke Motive, die auf unterschiedliche Weise ausgelebt bzw. unterdrückt werden in diesem starken Kriminalroman aus einer mehr als harten Zeit. Deshalb so lesenswert.
Das Cover zeigt eine fast zu adrette Friederike für die Nachkriegszeit, den Schrotthändler Küppers jedoch, als dem Betrachter abgewandt, kann man sich durchaus so vorstellen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Interessante Charaktere

Die Schlange von Essex
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... trifft man in diesem viktorianischen Roman. Allen voran die aus einer lieblosen, von Misshandlungen geprägten Ehe durch Tod des Ehegatten befreiten Cora, die sich in ihrem Witwenjahr von der High Society ...

... trifft man in diesem viktorianischen Roman. Allen voran die aus einer lieblosen, von Misshandlungen geprägten Ehe durch Tod des Ehegatten befreiten Cora, die sich in ihrem Witwenjahr von der High Society in London verabschiedet und ihrem undamenhaften Forscherdrang, dem sie bereits in ihrer Jugend fröhnte, in Essex nachgeht, wo angeblich ein Nessie-ähnliches Reptil sein Unwesen treibt. Sie wird mit dem Pfarrer Will, der als Kind vom Ingenieurswesen träumte, sich aber dem Glauben verschrieben hat, bekannt gemacht, der auch sie - wie Glaube und Wissenschaft - als sein Gegenstück erkennt. Doch Will ist mit der elfenhaften Stella verheiratet, hat drei Kinder und ist fest davon überzeugt, dass das Reptil Einbildung seiner abgergläubischen Gemeinde ist. Nicht nur ihn bringt Cora durcheinander, ähnlich wie die Schlange im alten Testament erscheint sie für viele als Verführerin. Für Joanna, älteste Tochter von Will und Stella, ist sie Vorbild, dass auch Frauen wissenschaftlich interessiert und gebildet sein können. Für Dr. Luke Garrett, einen talentierten, experiementierfreudigen Chirurgen, ist sie die unerreichbare Liebe. Ebenso für ihr Hausmädchen Martha, das sich dem Sozialismus und dem Kampf gegen die sozialen Missstände in London verschrieben hat, dafür wiederum die Liebe zweier Männer, die sie mit Geld und gestalterischen Ideen unterstützen, ausnutzt. Gibt es einen Pfad der Tugend für die wilde, freiheitsliebende, entdeckungsfreudige Cora oder wird sie egoistisch zerstören - so fragt man sich, und muss nach der Lektüre des Romans selbst entscheiden.
Jeder Charakter ist so detailliert und in sich schlüssig mit allen Fehlern und positiven Seiten, dass es eine Freude ist, wie sie sich entfalten, entwickeln und ihre Einstellungen ändern.
Das Buch präsentiert ein anderes viktorianisches Zeitalter als es oftmals portraitiert wird, und ist deshalb so lesenswert. Die Schlange auf dem Cover, versteckt zwischen Blumen, passt gut zur Protagonistin und hat mich zum Lesen des Buchs animiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Originalität
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.09.2017

Vielfältig

Spectrum
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Polizei, FBI, CIA, die Mafia - alle tummeln sich auf dem Spielfeld, als es in Las Vegas zu einer Geiselnahme in einer Filiale von GoBox, einem neuen Konzept an mobilen Schließfächern für Wertsachen, ähnlich ...

Polizei, FBI, CIA, die Mafia - alle tummeln sich auf dem Spielfeld, als es in Las Vegas zu einer Geiselnahme in einer Filiale von GoBox, einem neuen Konzept an mobilen Schließfächern für Wertsachen, ähnlich denen in einer Bank, kommt. Während der ältere und zum Schreibtischdienst eher verurteilte denn beförderte Witwer Carter außerhalb von GoBox versucht, aus dem genialen aber eben auch unter diesem Phänomen leidenden jungen Dr. Burke und dem ehrgeizigen und toughen ehemaligen Mafia-Kronprinzen und jetzigem Polizisten Nic ein Team zu machen, das durch sein Zusammenspiel die Welt zumindest ein wenig zu einem besseren Ort machen kann, kämpfen innerhalb der Filiale nicht nur die Geiseln ums Überleben. Auch die Täter spielen mehr oder weniger ihr eigenes Spiel, sind von unterschiedlichen Dämonen getrieben, was sie grausam ausleben.

Actionreiche, ruhige, emotionale und auch grausam bis ekelhafte Szenen wechseln sich ab. Langweilig wird es nicht. Auch sind noch genügend lose Enden für einen weiteren Band mit dem vielfältigen, tatsächlich bunt schillernden Spektrum an (Charakter-)Eigenschaften der vorgestellten Ermittler übrig. Der entsprechende Cliffhanger wäre auch vorhanden.

Das Buchcover begeistert mich nach wie vor, was noch ergänzt wird durch die in blau gehaltenen Schnittkanten der Seiten. Beim nächsten Band wäre eine andere Farbe das i-Tüpfelchen.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Ein Mosaik aus Story, Textdesign und Genres

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
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Was tun, wenn für den Rest des Monats nur noch 17,50 Euro zur Verfügung stehen, das Honorar für den Nebenverdienst noch nicht überwiesen ist und dann auch noch das Arbeitslosengeld für den kommenden Monat ...

Was tun, wenn für den Rest des Monats nur noch 17,50 Euro zur Verfügung stehen, das Honorar für den Nebenverdienst noch nicht überwiesen ist und dann auch noch das Arbeitslosengeld für den kommenden Monat eben wegen des Nebenverdienstes auf sich warten lässt? Sophie, arbeitslose Schriftstellerin, schreibt schließlich ein Buch darüber - über den Hunger, den sie andere Arbeitslose im Supermarkt erkennen lässt, ihre Boutique namens Altkleidersammlung, ihren ganz persönlichen Teufel, der ihr das Stehlen empfiehlt, und über in jeder Hinsicht ihre Servicekräfte ausbeutende Gastronomen, aber auch über Überlebenswillen, hilfsbereite Freunde, Leidensgenossen und die heilende Wirkung der Familie.
Die Textsequenzen sind nicht nur inhaltsreich, sondern auch künstlerisch gestaltet, indem Wortschöpfungen (ein großes Lob gebührt an dieser Stelle der Übersetzerin!), schier unendliche Aufzählungen und auch Textdesign dem LeserInnen-Auge Freude bereiten. Allein die sexuellen Abenteuer von Leidensgenosse Hector hätten mir ehrlich gesagt wären sie nicht vorhanden gewesen nicht gefehlt... Scheinbar gibt es auch so etwas wie ein Happy End.
Eine sehr französische Geschichte, künstlerisch im Stilmix, kreativ erzählt und alles andere als langweilig.
Das Cover verrät schon ein wenig von den erwähnten Mitteln, mit der LeserInnen bei der Lektüre unterhalten werden und fällt durch die rote Farbe, die Teufelshörner, Titel und Satz des Titels auf jeden Fall auf.