Ein Buch bei dem man sich vorstellen könnte, dass es eine Reihe wird. Folgendermaßen könnte es weitergehen: Wir treffen Andrea Jahnke als gereifte Persönlichkeit wieder, nachdem sie den Profiler-Lehrgang ...
Ein Buch bei dem man sich vorstellen könnte, dass es eine Reihe wird. Folgendermaßen könnte es weitergehen: Wir treffen Andrea Jahnke als gereifte Persönlichkeit wieder, nachdem sie den Profiler-Lehrgang absolviert und vielleicht schon am ein oder anderen Fall mitgearbeitet hat. Sie ist mit Gregory verheiratet, der inzwischen als Innenarchitekt arbeitet und das gemeinsame Häuschen plant und ausbaut. Mit Polizist und Freund Christopher, der befördert wurde und nun in leitender Funktion tätig ist, löst Andrea knifflige Fälle. Vielleicht führt ein Fall sie in ihre Heimat Deutschland. Auf jeden Fall ist Deutsch nach wie vor die Geheimsprache zwischen ihr, Greg, ihrem Schwager Jack und ihrer Schwiegermutter Anna. Ab und an quälen Anna Albträume über ihre eigene Entführung, vielleicht immer dann, wenn sie kurz vor der Lösung eines Falls steht, um sie daran zu erinnern, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Als Psychologin wird sie aber mehr und mehr Herrin darüber, wann ihre Vergangenheit ihr Streiche spielt. Einzig die Erzählperspektive müsste sich dann ausgedehnter auf einen zweiten Erzählstrang konzentrieren, um Täter und Opfer, denn Andrea ist in diesen Fällen nicht mehr Mittelpunkt, sondern reine Ermittlerin.
Wie man lesen kann, hat mir "Am Abgrund seiner Seele" sehr gut gefallen, man findet gut in die Geschichte und kann auch dem Täter durch die kursiv abgesetzten Kapitel gut folgen. Mal wieder schön, dass wir zu Anfang nicht zu viel über den Täter erfahren, auch wenn man Vermutungen hat, wer an den auftretenden Personen es sein könnte. Die Auflösung kommt erst zum Schluss - wie bei Miss Marple. Das schätze ich sehr. Ein wenig unrealistisch mag sein, dass Andrea als Studentin einzige Stichwortgeberin eines erfahrenen Polizisten ist, weil die Hauptstelle gerade keinen freien Profiler stellen kann. Aber Fiktion gehört zu Büchern dazu. Das Cover ist nicht sehr auffällig, es überzeugt der Klappentext.
Erich Honecker lebt - denn Mitglieder des Zentralkommittees der Deutschen Demokratischen Republik werden mindestens 110 Jahre alt, erst ab dem (westdeutschen) Rentenalter entfalten sie ihre politische ...
Erich Honecker lebt - denn Mitglieder des Zentralkommittees der Deutschen Demokratischen Republik werden mindestens 110 Jahre alt, erst ab dem (westdeutschen) Rentenalter entfalten sie ihre politische Reife. Klar, oder? Erich, Margot und ihr in Chile akquirierter Fahrer haben Honeckers Tod vorgetäuscht, um ihm nicht nur Ruhe zu verschaffen sondern scheinbar auch, damit er Ostdeutschland erneut den Sozialismus bescheren kann - inklusive Wiederaufbau des Palasts der Republik. Bis die Welt bereit dafür ist, zieht er eine Mauer um seinen Reihenhaus-Garten und kommentiert die Weltpolitik sowie diverse sportliche Ereignisse. Auf Ebay ersteigern er und Margot angebliche Dinge aus ihrem ehemaligen Besitz - hätten sie vorher gewusst, dass sie mit diesen Sachen so leicht an Devisen hätten kommen können, es wäre nicht zum Untergang der DDR gekommen. Schließlich macht Margot sogar, aufgrund ihrer schmerzlich geringen Zuwendungen aus dem kapitalistischen Westdeutschland, in Aktien. Und zur Unterstützung Ostdeutschlands werden Terrassensteine und Fliesen aus der guten alten Heimat geordert. Witzig gemacht, wie Honecker politische Nieten ausdrücklich lobt, Lichtgestalten als unfähig abkanzelt. Immer auf der Suche nach seiner Brille tappt er auch politisch im Dunkeln. So lange, bis auch Margot vorhat, unsterblich zu werden.
Als Tagebucheinträge in unterschiedlicher Länge und mit Kommentaren des Herausgebers - den bereits erwähnten Fahrer der Honeckers - zur Klarstellung einiger Situationen und Ereignisse gespickt wird ein ulkiges Bild der Familie Honecker gezeichnet, mit vielen (fiktiven?) Andeutungen und Wahrheiten, wie z.B. der Jagdleidenschaft Erichs, die eigentlich zerrüttete Ehe der Honeckers und Margots lila Haare.
Das Buch kommt nicht ganz an "Er ist wieder da" und "Goodbye Lenin" heran, doch es liefert eine ganz eigene Sicht, eben die sozialistische, auf aktuelle geschichtliche Ereignisse, die sehr unterhaltsam gestaltet ist. Man sieht die Honeckers direkt vor dem geistigen Auge, ihn als tatterigen alten Herrn, sie weiterhin resolut.
Das Cover fällt definitiv auf, allein durch den Titel, das Foto von Erich Honecker und die schwarz-rot-goldene, amtliche Schnüre. Witzige Unterhaltung.
David Baldaccis erster Teil der Trilogie um den US-amerikanischen Auftragskiller Will Robie ist temporeich, spannend und voller ungeahnter Wendungen. Der Thriller besticht durch kurze, sich im Setting ...
David Baldaccis erster Teil der Trilogie um den US-amerikanischen Auftragskiller Will Robie ist temporeich, spannend und voller ungeahnter Wendungen. Der Thriller besticht durch kurze, sich im Setting abwechselnder Kapitel, die Tempo und Spannungsbogen unterstützen, den Lesefluss vereinfachen und ermöglichen, dass man sich schnell in die Erzählung einfindet. Obwohl der vorliegende Teil 1 in sich abgeschlossen ist, darf man gespannt sein, ob einzelne Handlungsstränge in den weiteren Bänden aufgegriffen werden und welcher Showdown zum Ende des dritten Teils bereitgehalten wird.
Auftragskiller Will Robie und die vierzehnjährige Waise Julie – was zunächst als Schicksalsgemeinschaft beginnt, sorgt nach und nach für das Aufdecken weiterer Verstrickungen, in die verschiedene Sicherheitsorganisationen der USA, das Weiße Haus, eine Gruppe Ex-Soldaten zu denen auch Julies Vater gehörte, die Einheit von der Will Aufträge erhält, CIA-Agentin Nicole Vance und Wills Nachbarin Annie Lambert hineingezogen zu sein scheinen. Doch welche Organisationen sind tatsächlich infilitriert, wem können Will und Julie auf ihrer Flucht mit dem Ziel der Aufklärung trauen? Und wer ist das eigentliche Ziel der Anschläge: Das Mädchen oder der Killer?
Zunächst begleiten wir Will auf einige seiner Aufträge ins Ausland, erleben, wie er präzise und ausdauernd seine Jobs erledigt. Kurz nach seinem vierzigsten Geburtstag, für Will selbst eine Art Meilenstein, der ihn nachdenklich macht und an seinem Job zweifeln lässt, auch weil er für seine Nachbarin Annie, Juristin im Weißen Haus, Gefühle entwickelt, erhält er einen Auftrag, von dem er bereits ahnt, dass er anders sein wird als alle zuvor. Zwar kann Will es nicht lassen, Annie wie eines seiner Ziele zu beobachten um sicher zu gehen, dass sie nicht auch ihn bespitzelt, dennoch verändert ihn seine Zuneigung. Wie geahnt geht der nächste Auftrag schief. Will bringt es nicht über sich, die junge Frau und ihre kleinen Söhne wie beauftragt zu erschießen. Als ein auf ihn gerichteter Schuss ihn nur knapp verfehlt und anschließend die Frau und ein Kind aus der Ferne erschossen werden, weiß er, dass dieser Auftrag auch ihm nach dem Leben trachtet. Doch Will ist vorbereitet, flieht mit dem Nachtbus nach New York. Dort trifft er auf Julie, ebenfalls auf der Flucht vor den Mördern ihrer Eltern. Bevor sie im Bus eliminiert werden kann, überwältigt Will den Killer und verlässt mit Julie den Bus, kurz bevor dieser explodiert. Nun gilt es herauszufinden, wem der Anschlag galt: Will oder Julie. Da weitere Morde geschehen, die scheinbar von einer der Sicherheitsorganisationen der USA verübt werden, die Spur zu einer Gruppe Ex-Soldaten zu denen auch Julies Vater gehörte führt, Will von einem Agenten namens Blue Man zusammen mit der CIA-Agentin Nicole Vance zur Aufklärung der Morde angeheuert wird, Julie mehrfach in die Schusslinie gerät aber darauf beharrt, selbst zur Aufklärung der Morde an ihren Eltern beitragen zu wollen, wird die Erzählung immer dichter, zunächst verworrender. Will fühlt sich zum ersten Mal verantwortlich für einen Menschen. Julie, lange in Pflegefamilien untergebracht, ist ebenso wachsam und misstrauisch wie der Profikiller, lernt aber ebenfalls, Will zu vertrauen. Doch erkennt Will im Laufe der Story, dass er in einem Fall der falschen Person Vertrauen entgegengebracht hat. Die Person, die eine Schlüsselfigur des gesamten Katz- und Maus-Spiels darstellt und die Will und Julie schließlich auf die richtige Fährte bringt. Nicht nur sie beide, sondern ihr Land ist in Gefahr.
Ein Thriller, der diese Bezeichnung verdient hat. Wenn es um Agenten geht, darf auch gerne etwas im Dunkeln bleiben, gerade wenn es sich um eine mehrbändige Story handelt. Mir gefällt, dass Vertrauen ein Motiv in diesem Thriller ist. Denn einem Auftragskiller Vertrauen zu schenken erscheint zunächst absurd, ebenso wie man erwartet, dass ein solcher Profi außer sich selbst, seiner Erfahrung und seinen Reflexen nichts und niemandem vertraut.
Das Cover der Auflage hätte ich mir abstrakter gewünscht, doch das ist Geschmackssache. So sehen wir einen schwarz gekleideten, nicht mehr ganz jungen Mann, bei dem es sich um Will Robie handeln kann, der einer in die Berge führenden Straße über denen die Sonne schwarze Wolken durchbricht den Rücken zukehrt und angestrengt und nachdenklich nach links schaut. Der Titel des Buchs erscheint relativ klein unter dem Nachnamen des Autors in den schwarzen Wolken im oberen Drittel des Covers.
Rosa Silbermann, ihre ältere Schwester Rachel, Sophie Reisacher, Agnes vom Klotzberg und ihre ältere Schwester Walburg - der Zweite Weltkrieg hat auf unterschiedliche Art und Weise neben vielem mehr ihre ...
Rosa Silbermann, ihre ältere Schwester Rachel, Sophie Reisacher, Agnes vom Klotzberg und ihre ältere Schwester Walburg - der Zweite Weltkrieg hat auf unterschiedliche Art und Weise neben vielem mehr ihre persönlichen Welten zerstört. Von der Familie Silbermann haben nur Rosa und Rachel, Deutsch-Jüdinnen aus Köln, das Konzentrationslager überlebt. Während Rosa in Israel in einem Kibbuz lebt und gelernt hat, sich und ihre neue Heimat zu verteidigen, ist Rachel in die Anonymität und Betriebsamkeit Tangers geflüchtet. Sophie, ehrgeizig und berechnend, hat einen deutschen Offizier geheiratet und das Elsass verlassen. Nun vermisst sie die französische Heimat, würde Deutschland und ihre Anstellung als Hausdame im Hotel Bühlerhöhe gerne hinter sich lassen. Kann der schweizer Geschäftsmann Pfister sie mittels Heirat befreien und in ein besseres Leben führen? Agnes und Walburg wurden von marokkanischen Soldaten vergewaltigt, was Walburg in den Wald getrieben hat, wo sie als Einsiedlerin lebt und sich selbst versorgt. Agnes dagegen hat ihr schlaues Köpfchen entdeckt und arbeitet als Bürohilfe im Hotel Hundseck nahe der Bühlerhöhe. Vier der fünf Frauen treffen im Sommer 1952 im Schwarzwald aufeinander, wo Kanzler Adenauer wieder seinen Sommerurlaub im Hotel Bühlerhöhe verbringen wird. Die Verhandlungen über die Wiedergutmachungszahlungen stehen bevor, ebenso wird die Wiederaufrüstung Deutschlands diskutiert. So zieht es auch Attentäter, Agenten, Lobbyisten und Geschäftemacher ins Idyll. Rosa wird vom Mossad geschickt, um gemeinsam mit einem israelitischen Agenten einen Anschlag auf Konrad Adenauer zu verhindern. Doch ihr vermeintlicher Ehemann taucht nicht auf, so dass Rosa allein ermitteln muss. Und das in einem Jahrzehnt, in dem Frauen nicht sonderlich ernst genommen werden. Sophie wird vom Personenschützer des Kanzlers instruiert, hält zwar beruflich die Fäden in der Hand auch wenn sie das First Class-Hotel zu hassen gelernt hat, ist aber in ihrem Ehrgeiz blind dafür, dass ihre privaten Pläne scheitern könnten. Agnes glaubt an den Leibhaftigen, als ihr im Hotel plötzlich ihr Peiniger gegenübersteht. Verzweifelt setzt sie ihre Schwester Walburg auf sie an. Als der Marokkaner tot im Wald gefunden wird, seine Leiche jedoch spurlos verschwindet, ist nicht nur der Kanzler in Gefahr.
Man braucht eine Weile, bis man in die Geschichte hineinfindet. Dazu trägt der Schreibstil bei, der neben den Gedankengängen der Frauen z.B. auch Agnes' Schwarzwälder Dialekt einfließen lässt und damit einige Konzentration erfordert. Das Frauenbild der 50er Jahre und die Wunden, die der Krieg gerissen hat, sind personenbezogen und individuell beschrieben, eindringlich und ergreifend.
Das Cover des Buchs wirkt ein wenig zu fröhlich, mehr nach Sommerurlaub denn nach Agentengeschichte. Einzig der düster gehaltene Wald macht deutlich, dass Gefahr droht.
Ein pittoreskes Städtchen an der Küste in Kent. Eine Restaurantbesitzerin, die als Alleinerziehende für ihren Sohn Charlie die Karriere bei der Polizei aufgegeben hat, nun aber da der Junge studiert zusätzlich ...
Ein pittoreskes Städtchen an der Küste in Kent. Eine Restaurantbesitzerin, die als Alleinerziehende für ihren Sohn Charlie die Karriere bei der Polizei aufgegeben hat, nun aber da der Junge studiert zusätzlich zum Restaurant ein Detektivbüro eröffnet. Ihre lebenslustige Mutter Dolly, die alles andere als spießig ist, aber die ernste und aufgeräumte Tochter hin und wieder erinnern muss, was Leben bedeutet und dass nicht alles was aufgeräumt erscheint, auch so sein muss. Ein Polizist Typ einsamer Wolf, der seiner Vergangenheit in London durch eine Versetzung nach Whitstable entflohen ist. So Setting und Grundgerüst des Kriminalromans um Pearl Nolan, besagte Restaurantbesitzerin und Neu-Detektivin, die den ersten richtigen Fall der an sie herangetragen wird ablehnt, da sie nicht gegen ihren Freund Vinnie, einen ortsansässigen Austernfischer, ermitteln will. Kurze Zeit später findet Pearl sowohl den toten Vinnie als auch den toten vermeintlichen Auftraggeber. Ein Reigen an Verdächtigen wird präsentiert: Vinnies Ehefrau, die nach dem Tod des gemeinsamen Sohnes mit Vinnies Geld verschwand, Vinnies Lebensgefährtin Connie, die mit seinem Ex-Chef Matheson gesehen wird, der Investor Berthold, der in der Gegend einen Hotelkomplex errichten will, dessen Sohn Alex, der das leichte Leben zu genießen scheint. Sogar Pearls Restauranthilfe Ruby und Charlies italienische Liebe Tizzy geraten in den Fokus. Aus vielen Strängen, oftmals verwirrend, ergibt sich schließlich die Auflösung des Falls. Interessant gemacht ist, dass Pearl nicht wie so manche fiktive Detektivin direkt alles im Blick hat - symbolisiert dadurch, dass sie sich im Laufe der Geschichte eine Brille zulegen muss. Die Romanze zwischen ihr und dem Polizisten McGuire bahnt sich angenehm langsam an.
Allerdings gibt es die ein oder andere unschlüssige Stelle in der Erzählung - so z.B. gewinnt man zu Beginn der Geschichte den Eindruck, Dolly führe den Töpferladen in ihrem Haus. Später erfährt man, dass sie Räumlichkeiten an eine Töpferei vermietet hat. Vielleicht ist dies jedoch der Übersetzung geschuldet.
Ich gebe Pearl Nolan eine Chance, die Stelle von Honey Driver aus den Bath-Krimis einzunehemen, die demnächst ihren letzten Fall lösen wird. Lockere und leichte Unterhaltung mit detektivischen Rätseln neben sich entfaltenden Charakteren und vor schöner Kulisse - wer diese Mischung sucht, findet sie hier.
Das bunte Cover des Buchs verrät bereits, dass kein heftiger Kriminalfall und kein Thriller zu erwarten sind. So wird die Lektüre ihre Zielgruppe finden.