Spannender Pageturner
Schweigende SeeleIch war wirklich sehr gespannt auf das Buch, da es richtig gut klang. Es war erst mein zweiter Thriller nach Jahren und ich musste teilweise hart schlucken. Es war auf jeden Fall deutlich brutaler und ...
Ich war wirklich sehr gespannt auf das Buch, da es richtig gut klang. Es war erst mein zweiter Thriller nach Jahren und ich musste teilweise hart schlucken. Es war auf jeden Fall deutlich brutaler und ganz anders als ich erwartet hatte.
Das Buch wird aus drei verschiedenen Zeiten (weiter)erzählt. Ein Erzählstrang fängt 1994 an und erzählt von der jungen Charly, die unter dem Training der anderen Art ihrer Mutter sehr leidet. Ihre Mutter tötet sie immer und immer wieder, nur um sie immer wieder wiederzubeleben. Denn ihre Mutter ist davon überzeugt, dass ihr Kind genau wie sie selbst unsterblich ist. Aber sie bekommt auch Strafen wie nichts zu trinken oder sie wird eingesperrt. Ihr Vater glaubt den ganzen Schwachsinn seiner Frau nicht, kann aber seiner Tochter Charly auch nicht wirklich helfen, denn sonst wird er heftig verprügelt. Wir bekommen mit wie sehr Charly unter ihrer Mutter leidet und das Training und die Misshandlungen Jahre lang gehen.
Der zweite Handlungsstrang spielt im Jahr 2018. Lisa schickt ihren kleinen Bruder Ben kurz raus, weil er sie unterbrochen hat und sie sich durch die Worte ihres Freundes Nick hat, beeinflussen lassen. Doch als sie ihren Bruder suchen möchte, um sich zu entschuldigen findet sie ihn nicht. Nur sein Handy und eine nicht geschickte Nachricht mit den Worten „Du hättest ihn nicht allein lassen dürfen“ wurden hinterlassen. Ben ist spurlos verschwunden. Ben wurde von einer grausamen Frau entführt, die das gleiche Training wie auch bei Charly an ihm durchführt, denn er ist unsterblich. Er wird gefoltert und stark misshandelt.
Gleichzeitig bekommen wir als Leser mit, wie sich seine Schwester Lisa im Jahr 2020 immer noch größte Vorwürfe macht. Doch die Freude ist riesig als die Polizei ihr mitteilt, dass ihr Bruder gefunden wurde. Doch von dem dreizehnjährigen fröhlichen Jungen ist nichts mehr übrig. Ben ist stark traumatisiert. Jeder merkt, wie sehr er unter seiner Entführung leidet, doch er schweigt. Er darf nichts sagen, denn sonst wird er und seine Familie bestraft. Lisa jedoch versucht alles, um ihrem Bruder zu helfen und die Täterin für die schrecklichen Taten büßen zu lassen. Doch was dann alles passiert, damit hat sie im Leben nicht gerechnet.
Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, habe ich ehrlich gesagt etwas anderes erwarte, aber wurde von der Geschichte positiv überrascht. Es ist einfach krass zu sehen, wie extrem sich die Psyche eines Menschen verändern kann und wie sehr man sie auch beeinflussen kann. Ich habe nicht mit dem „unsterblich“ Aspekt gerechnet, aber es war einerseits sehr interessant und spannend andererseits auch sehr erschreckend und grausam.
Einige Szenen sind sehr detailliert geschrieben worden und das ein oder andere Mal musste ich wirklich hart schlucken. Auch Gänsehaut habe ich das ein oder andere Mal bekommen, was mir bisher tatsächlich fast noch nie passiert ist.
Aber kommen wir erst einmal zu den Charakteren. Ich persönlich finde es wirklich schwierig die Meinung zu Charakteren in Thrillern zu beschreiben. Bei mir ist es nämlich meisten so, dass ich jedem einzelnen in dem Buch misstraue, weil er ja vielleicht doch irgendwie der Täter sein könnte. Und bei dieser Geschichte war es wirklich genau richtig den Charakteren zu misstrauen, denn ich wurde nicht nur einmal sehr überrascht.
Die Protagonistin Lisa fand ich eigentlich sehr sympathisch. Ich konnte ihre Verzweiflung gut nachvollziehen und auch, dass sie versucht hat, selbst Dinge in Erfahrung zu bringen, nachdem die Polizei ihrer Meinung nach nicht schnell genug den Täter gefunden hat. Manchmal ging sie mir aber ehrlich gesagt auch sehr auf die Nerven, weil ich wusste, dass sie schlechte Entscheidungen trifft und Menschen mit ihrem Verhalten öfter verletzt. Aber andererseits konnte ich mir vorstellen, dass ihre Nerven einfach blank lagen und sie deshalb so war wie sie war. In Extremsituationen reagiert man einfach ganz anders.
Ben tat mir einfach unfassbar leid. Man hat durch die Kapitel aus der Vergangenheit mitbekommen wie er behandelt wurde und es war einfach schrecklich das zu lesen.
Nick, den Freund von Lisa, mochte ich eigentlich auch ganz gerne. In den Kapiteln aus der Vergangenheit konnte ich ihn tatsächlich nicht ausstehen, aber das hat sich mit den Kapiteln aus dem Jahr 2020 geändert. Ich mochte es wie er für Lisa da war und ihr immer versucht hat unter die Arme zu greifen. Das war wirklich süß.
Der Schreibstil hat mich wirklich in seinen ganz eigenen Bann gezogen. Ich habe das Buch fast in einem Durchgang verschlungen. Normalerweise hätte ich für die 450+ Seiten viel länger gebraucht, aber hier bin ich nur so durch die Kapitel geflogen und war plötzlich fertig. Der Schreibstil war sehr spannend, flüssig und angenehm zu lesen, aber auch sehr bildhaft.
Ab einem gewissen Zeitpunkt war ich mir eigentlich sicher, wie die Geschichte ausgehen würde. Und ich hatte recht, aber es konnte mich dennoch noch einige Male sehr überraschen. Immer wenn ich dachte „Das war es jetzt aber“ kam am Ende wieder etwas ans Tageslicht und ich saß in den letzten Kapiteln nur noch mit offenem Mund vor dem Buch und konnte gar nicht glauben, was ich da gerade las. Das Buch hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen. Vor allem aber zwei Plottwists haben mich absolut überrascht, da ich damit absolut nicht gerechnet hätte. Das Buch war für mich definitiv ein Pageturner.
„Schweigende Seele“ war mein erstes Buch der Autorin, aber wird definitiv nicht mein letztes Buch von ihr gewesen sein. Allein wegen ihres Schreibstils will ich unbedingt mehr von ihr lesen. Auch die anderen Bücher der Autorin Andrea Reinhardt klingen wirklich vielversprechend und ich freue mich schon auf den nächsten Thriller von ihr.
Fazit:
Ich war wirklich sehr gespannt auf das Buch „Schweigende Seele“, da es mich sofort angesprochen hat. Bereits in den ersten Seiten konnte mich das Buch in seinen Bann ziehen und hat mich auch nicht mehr losgelassen.
Das Buch wird aus drei verschiedenen Zeitsträngen (angefangen 1994, 2018 und 2020) erzählt, aber ich hatte dennoch nie das Gefühl, dass ich nicht mehr hinterherkommen würde oder ähnliches. Ich war einfach sehr schnell gefangen in der Geschichte.
Ab und an hatte ich meine Probleme mit der Protagonistin Lisa, aber andererseits konnte ich ihr Verhalten in dieser Extremsituation auch verstehen. Ihre Nerven lagen einfach blank und ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte.
Den Schreibstil habe ich von der ersten Seite an sehr gemocht, denn er war flüssig, spannend, erschreckend, angenehm und sehr bildlich. Ich bin nur so durch die Seiten gelogen.
Eigentlich dachte ich, ich wüsste wie das Buch ausgehen würde, aber ich habe mich sehr sehr getäuscht. Am Ende konnte es mich sehr überraschen und besonders zwei Plottwists haben mich einfach nur noch sprachlos zurückgelassen.
Dieser Thriller war zwar mein erstes Buch der Autorin, aber wird ganz sicher nicht mein letzter gewesen sein.
„Schweigende Seele“ ist ein überraschender Pageturner, der mich überraschen und überzeugen konnte.
4,5⭐️ von 5⭐️