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Veröffentlicht am 03.10.2022

Tolle Comicserie, manchmal etwas überfrachtet

Paper Girls SC
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Mac, Tiffany und KJ sind ein unzertrennliches Trio. Gemeinsam tragen sie mit ihren Fahrrädern Zeitungen aus – eine Tätigkeit, die eigentlich Jungs vorbehalten ist. Wir befinden uns nämlich im Jahr 1988. ...

Mac, Tiffany und KJ sind ein unzertrennliches Trio. Gemeinsam tragen sie mit ihren Fahrrädern Zeitungen aus – eine Tätigkeit, die eigentlich Jungs vorbehalten ist. Wir befinden uns nämlich im Jahr 1988. Am Halloween-Morgen treffen die drei dann auf Erin und nehmen sie in ihre Gruppe auf. Von da an scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen, denn die Mädchen werden Zeuginnen, wie sich zwei seltsame Parteien vor ihren Augen bekriegen: Außerirdische! Die vier werden mitten in die Geschehnisse gewirbelt und bald wissen sie nicht mehr, wem sie noch trauen können.

„Paper Girls“ erschien ursprünglich als Comicserie in insgesamt 30 Heften. Der Autor, Brian K. Vaughan, ist vor allem für seine Arbeit mit Marvel bekannt, die Illustrationen stammen von Cliff Chiang, die Kolorationen von Matt Wilson. Gerade letztere sind auch das, was beim Betrachten sofort ins Auge sticht: Die Farben sind nicht realistisch, sondern changieren von lila und pink, zu grün, gelb und orange – was denn Bänden den gewünschte futuristischen Look verleiht. Ansonsten sind die Zeichnungen sehr klar und realistisch.

Thematisch gesehen hat die Reihe so einiges zu bieten. Natürlich sind da zunächst einmal die außerirdischen Lebensformen und Techniken, die recht schnell auf Science Fiction als Genre hindeuten. Grundsätzlich stehen sich zwei Parteien mit unterschiedlichen Auffassungen dazu gegenüber, wie die Welt gestaltet sein soll bzw. welchen Verlauf ihre Geschichte nehmen soll. Dabei ufert das Ganze manchmal ein wenig aus, wenn immer neue Themen und Motive hinzukommen und natürlich reisen unsere Heldinnen auch durch die Zeit.

Die vier „Paper Girls“ sind der Dreh- und Angelpunkt der Handlung und sie unterscheiden sich grundlegend voneinander, sei es in ihrem kulturellen oder religiösen Hintergrund oder ihrem Charakter. Mac ist die harte Anführerin mit weichem Kern, Erin die schüchterne Asiatin. Tiffany ist Schwarz und liebt Videospiele, während KJ eine jüdische Sportskanone ist – ein wenig klischeehaft vielleicht, aber man muss die vier einfach gern haben. Witzig ist zudem der Blick auf die 80er Jahre, in denen ich aufgewachsen bin.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine meiner liebsten Kindheitsgeschichten

Hexen hexen
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Ich kann eines gleich vorweg nehmen: „Hexen hexen“ war eine meiner liebsten Kindheitsgeschichten und bei der Verfilmung mit Anjelica Huston als böser Oberhexe habe ich mich herrlich gegruselt. Als ich ...

Ich kann eines gleich vorweg nehmen: „Hexen hexen“ war eine meiner liebsten Kindheitsgeschichten und bei der Verfilmung mit Anjelica Huston als böser Oberhexe habe ich mich herrlich gegruselt. Als ich von der Neuausgabe der Werke Roald Dahls bei Penguin Junior hörte, musste es einfach dieses Buch sein – das ich übrigens als Erwachsene noch einmal ganz neu entdeckt habe, aber dazu später mehr. Übersetzt wurde es nun von Andreas Steinhöfel, die Illustrationen von Quentin Blake sind dieselben geblieben.

In „Hexen hexen“ erzählt Roald Dahl die Geschichte eines namenlosen Jungen, seiner Großmutter und deren Zusammentreffen mit den Hexen Englands. Das Problem an diesen? Sie sehen auf den ersten Blick aus wie ganz normale Frauen, doch woran kann man sie dann erkennen? Die Großmutter verrät es uns: Sie sind alle kahl und haben Schrunden auf dem Kopf, weil ihre Kopfhaut unter der Perücke so sehr juckt. Sie haben keine Zehen an den Füßen und Kinder riechen für sie nach Hundekacke.

Überhaupt ist die Großmutter der Fels im Leben unseres kleinen Helden. Nach dem Tod seiner Eltern hat sie ihn aufgenommen, sie beschützt und versorgt ihn. Dazu ist sie herrlich unkonventionell, denn sie raucht Zigarren und hält eher wenig davon, dass Kinder sich regelmäßig waschen sollen. Als ihr eine Luftveränderung in Bournemouth verschrieben wird, stolpern die beiden mitten in einen Hexenkongress – getarnt als einer gegen Kindesmisshandlung.

Ich war doch erstaunt, wie sehr sich die Geschichte von meinen Erinnerungen und auch von der grandiosen Verfilmung aus dem Jahr 1990 unterscheidet. Zunächst einmal war mir nicht bewusst, dass der Junge im Buch keinen Namen hat, ebenso seine Großmutter. Hier geht es wohl darum, universelle Charaktere zu erschaffen. Jedes Kind und jede Großmutter könnten die Handlung so erleben – ein interessanter Schachzug. Zudem ist der Text – im Gegensatz zum Film – sehr viel düsterer; teilweise so düster, dass ich als Erwachsene einen Kloß im Hals habe. Ist das wirklich ein Text für Kinder? Empfinden Kinder manche Stelle gar nicht so düster? Mir jedenfalls macht „Hexen hexen“ immer noch großen Spaß!

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Nur für echte Fans

Fireside Mysteries
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Bereits seit einer Woche regnet es ununterbrochen und die zwölf Gäste der Taverne „Zur Blauen Ader“ sitzen - gemeinsam mit dem Besitzerehepaar Haypotten und deren Dienstmädchen Sorcha - in ihrer Unterkunft ...

Bereits seit einer Woche regnet es ununterbrochen und die zwölf Gäste der Taverne „Zur Blauen Ader“ sitzen - gemeinsam mit dem Besitzerehepaar Haypotten und deren Dienstmädchen Sorcha - in ihrer Unterkunft fest. Was wäre also besser geeignet, um sich die Zeit zu vertreiben, als reihum Geschichten miteinander zu teilen? Doch was die seltsamen Gäste erzählen, scheint nicht nur reine Fiktion zu sein, sondern auch viel über sie selbst und ihre eigene versteckte Agenda auszusagen.

„Fireside Mysteries“ ist ein Begleitbuch der Autorin Kate Milford zu der geteilten Welt ihrer Reihen „Greenglass House“ und „The Boneshaker“. Es besitzt eine klassische Rahmenhandlung (die im Hotel eingeschlossenen Gäste) und darin eingebettet zahlreiche fantasievolle, mal traurige, mal fröhliche, mal schaurige, mal romantische Geschichten: sei es ein Haus, das Eindringlinge nicht mehr hinauslässt, ein Rätsel stellender Fährmann, ein Diebstahl, der durch einen Jungen und seinen Gargoyle verhindert wird oder eine Liebe, die Grenzen überwindet. Sie alle entstammen der Folklore der fiktiven Stadt Nagspeake, bekannt für Schifffahrt und Schmugglerei.

Wer ein Fan der „Greenglass House“-Reihe ist, kennt das vorliegende Buch als dasjenige, welches Protagonist Milo im ersten Band liest. Den Namen des Diebes Negret leiht er sich für sein Pen & Paper-Spiel aus und auch die Firma Deacon und Morvengarde und ihren berühmten Katalog erkennen wir wieder. Immer wieder taucht in den Erzählungen auch ein- und derselbe Bösewicht auf und bald wird klar, dass dieser sich unerkannt unter die Gäste gemischt haben muss.

Die Geschichten an sich sind sehr anders und besonders, wirken aber zusammenhangslos, wenn man die Anspielungen an andere Werke, Figuren und Handlungselemente nicht versteht. Meiner Meinung nach ist das Buch daher nur für diejenigen ein Gewinn, die bereits einen Großteil der Romane von Kate Milford gelesen haben. Ansonsten bleibt es leider nur ein netter Zeitvertreib für zwischendurch – zumal sich der eigentliche Showdown jenseits der Taverne abspielt und nur vermittelt dargestellt wird, schade!

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Gelungener Body Horror mit abruptem Ende

Wilder Girls
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Schon 18 Monate sind die Schülerinnen des Mädcheninternats Raxter Island auf ihrer Insel gefangen. Ein Virus, die Tox genannt, verbreitet sich seitdem rasant. Nur zwei Lehrerinnen sind übrig geblieben ...

Schon 18 Monate sind die Schülerinnen des Mädcheninternats Raxter Island auf ihrer Insel gefangen. Ein Virus, die Tox genannt, verbreitet sich seitdem rasant. Nur zwei Lehrerinnen sind übrig geblieben und auch viele Schülerinnen sind an den Folgen verstorben. Hetty, Byatt und Reese sind Freundinnen und halten fest zusammen. Doch dann verschwindet Byatt spurlos, die das Trio zusammengehalten hat. Hetty und Reese machen sich auf die Suche und decken dabei furchtbare Dinge auf.

„Wilder Girls“ ist der erste Jugendroman aus der Feder von Rory Power. Er wird abwechselnd von Hetty und Byatt, jeweils in der Ich-Form und dem Präsens erzählt, so dass wir stets wissen, was sich zeitgleich nach Byatts Verschwinden abspielt. Der Autorin gelingt es dabei, eine herrlich düstere, bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, denn die Tox hat nicht nur die Flora und Fauna auf der Insel verändert, sondern auch die Körper der Mädchen. Manchen von ihnen wachsen Kiemen oder Knochen schieben sich aus der Haut, andere verlieren durch Wucherungen eine Hand oder ein Auge.

Die drei Mädchen bilden ein interessantes Gefüge. Hetty und Byatt sind beste Freundinnen, Reese kam als dritte hinzu und brachte ein gewisses Ungleichgewicht in die Freundschaft. Nach Byatts Verschwinden, die stets das positive, verbindende Element war, müssen die beiden sich erst wieder zusammenraufen und herausfinden, wo sie stehen. Hetty wird zum Bootsdienst eingeteilt, der die Versorgungslieferungen vom Festland am Steg abholt und kommt so an neue, brisante Informationen. Reese hingegen hat ihre eigene Agenda: Sie möchte ihren Vater wiederfinden, der Hausmeister im Internat war und seit seiner Erkrankung an der Tox ebenfalls verschwunden ist.

Eigentlich ist „Wilder Girls“ das perfekte Buch für den Herbst, eine Mischung aus beängstigender Dystopie und gelungenem Body Horror. Selbst die Natur hat auf der Insel ein gruseliges Eigenleben entwickelt. Auch die Geschichten der drei Mädchen, das Geheimnis um die Machtstrukturen im Internat und die Tox selbst sind gut ausgearbeitet. Einzig der abrupte Schluss trübt die Leseerfahrung enorm, da so einfach viel zu viele Fragen offen bleiben

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Sehr konstruierter Klassiker

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Winter 1937, Dorf O., Japan. Nach vielen Jahren als alleinstehender Mann hat Kenzo, der älteste Sohn der Familie Ichiyanagi beschlossen, die junge Lehrerin Katsuko zu heiraten. Doch nach einem rauschenden ...

Winter 1937, Dorf O., Japan. Nach vielen Jahren als alleinstehender Mann hat Kenzo, der älteste Sohn der Familie Ichiyanagi beschlossen, die junge Lehrerin Katsuko zu heiraten. Doch nach einem rauschenden Fest wartet am Morgen die grauenvolle Überraschung: Das Brautpaar wird tot in einem verschlossenen Raum gefunden, draußen im Schnee steckt ein blutiges Katana. In seiner Verzweiflung lässt der Onkel der Toten Privatdetektiv Kosuke Kindaichi herbeirufen.

Seishi Yokomizo gehört zu Japans bekanntesten Krimiautoren. Seine Reihe um Detektiv Kindaichi umfasst im Original 77 Bände; der erste - „Die rätselhaften Honjin-Morde“ entstand im Jahr 1946. In der Geschichte inszeniert sich der Autor selbst als Erzähler und Zeitzeuge der Ereignisse und beschreibt, wie er selbst den Schauplatz des Verbrechens besuchte und über beteiligte Personen von den grauenhaften Morden erfuhr. Der Krimi lest sich daher eher wie eine Art Bericht mit Kommentaren des Erzählers und sogar einer Skizze des Tatorts. Zum bessern Verständnis dienen ein Personen- und Fremdwortverzeichnis am Ende des Buches.

Das Buch ist ein klassischer „Locked Room Mystery“, also ein Kriminalfall, der sich in einem abgeschlossenen Raum auf scheinbar unmögliche Art und Weise abgespielt hat. Diese Technik, die auf Edgar Allan Poe zurückgehen soll, wurde auch schon von anderen berühmten Autoren wie Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie verwendet. Im Roman wird sogar selbstreflexiv über die Autoren und darüber gesprochen, was einen guten Krimi dieses Genres ausmacht. Im Verlauf werden Hinweise gestreut und Verdächtige präsentiert – die Auflösung kommt dann recht überraschend.

Obwohl ich sehr gerne japanische Literatur lese, konnte ich mich mit diesem Werk nicht recht anfreunden. Detektiv Kindaichi trägt Züge des großen Sherlock Holmes oder auch von Hercule Poirot, kann aber deren Charisma nicht erreichen. Auch die Auflösung des Falles war mir zu glatt, das Motiv machte mich sogar wütend, was natürlich der Entstehungszeit des Romans geschuldet sein mag. Yokomizos Bedeutung für das Genre kann ich durchaus anerkennen, das macht diesen Krimi für mich aber leider nicht spannender.

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