Profilbild von Naraya

Naraya

Lesejury Star
offline

Naraya ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Naraya über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2022

Ich liebe die Brown-Sisters!

Chasing Dani Brown (Brown Sisters 2)
0

Dani Brown weiß, was sie will: eine erfolgreiche Karriere als Hochschulprofessorin – eine Beziehung würde ihr da nur im Weg stehen. Doch dann führt der Zufall sie auf einen anderen Weg. Zafir, Sicherheitsmann ...

Dani Brown weiß, was sie will: eine erfolgreiche Karriere als Hochschulprofessorin – eine Beziehung würde ihr da nur im Weg stehen. Doch dann führt der Zufall sie auf einen anderen Weg. Zafir, Sicherheitsmann ihres Hörsaalgebäudes und noch dazu ein guter Freund, rettet Dani spektakulär aus einem Aufzug und geht damit in den sozialen Medien viral. Diese Aufmerksamkeit, findet zumindest seine Nichte, könnte er nutzen, um sein Non-Profit-Projekt zu promoten, doch für das erste große Interview erwartet der Radiosender eine grandiose Lovestory zwischen Dani und ihrem Retter. Die spielt natürlich gerne mit und damit nehmen die Verwirrungen ihren Lauf.

Talia Hibbert ist für mich die Queen der diversen Liebesgeschichten. Punkt. Schon im ersten Band konnte sie mich mit der wunderbaren Geschichte um Danis Schwester Chloe überzeugen, aber auch „Chasing Dani Brown“ steht dem Vorgänger in nichts nach. Dani ist ein toller Charakter: stark, aber auch verletzlich, klug und humorvoll, unsicher und ehrgeizig. Ihre Dynamik mit den Figuren im Roman ist grandios, seien es ihre Schwestern, die beste Freundin oder eben Zafir. Der entspricht auf der einen Seite äußerlich völlig dem Klischee (sportlich, dunkelhaarig, gutaussehend), zeigt aber auf der anderen Seite enorme Tiefe, wenn es um seine ehrenamtliche Arbeit, seine Vergangenheit oder seine mentale Gesundheit geht.

In ihrem Geschichten hebelt Talia Hibbert die klassischen Geschlechterrollen bewusst aus. Ihre Paare ergänzen sich, mal ist ein Partner stark und fängt den anderen auf, mal darf der- oder diejenige aber auch schwach sein. Dani und Zafir sind einander ebenbürtig, unabhängig vom sozialen Status, ihrer Kultur oder Religion, ihren Stärken und Schwächen – so sollte es in einer gleichberechtigten Partnerschaft auch sein. Noch dazu stellt Talia Hibbert stets wichtige Themen in den Fokus (hier beispielsweise Bindungsangst, Panikattacken, Trauer) und präsentiert Figuren unterschiedlichster Hautfarbe, Körperform, Herkunft, Glaubens oder sexueller Identität.

Was bleibt mir noch zu sagen? Ich freue mich schon darauf, endlich die jüngste Brown-Schwester Eve kennenzulernen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2022

Nichtssagender Trilogieauftakt

Dunbridge Academy - Anywhere
0

Ein Jahr will Emma im schottischen Internat „Dunbridge Academy“ verbringen, in dem auch schon ihre Eltern zur Schule gegangen sind. Dort, so erhofft Emma es sich, wird sie endlich Hinweise finden, warum ...

Ein Jahr will Emma im schottischen Internat „Dunbridge Academy“ verbringen, in dem auch schon ihre Eltern zur Schule gegangen sind. Dort, so erhofft Emma es sich, wird sie endlich Hinweise finden, warum ihr Vater die Familie verlassen hat und vielleicht sogar die Chance erhalten, ihn wiederzusehen. Doch ihr Fokus beginnt sich zu verschieben, als sie bereits auf dem Flug Henry kennenlernt: Schulsprecher, sympathisch, gutaussehend – aber auch in einer glücklichen Beziehung.

„Anywhere“ ist der Auftakt zu einer neuen Trilogie der Autorin Sarah Sprinz, welche dieses Mal – nach Berlin und Vancouver – in Schottland angesiedelt ist. Erzählt wird erneut aus der Perspektive beider Hauptcharaktere, so dass wir einen guten Blick auf die Ereignisse erhalten. Sprachlich gesehen weiß die Autorin auch durchaus wieder zu überzeugen, nur kann dieses Mal die Handlung nicht mithalten, denn eigentlich passiert außer einem großen Knall die meiste Zeit nicht viel und Kleinigkeiten werden zu großen Krisen aufgebauscht.

Das größte Problem sind jedoch die Figuren, zu beiden konnte ich das gesamte Buch keinerlei Bezug aufbauen. Vor allem Emma ist unglaublich privilegiert, fühlt sich aber als Opfer und bemitleidet sich pausenlos selbst. Ja, ihre Mutter ist alleinerziehend (wie viele andere auch) und ja, sie wurde von ihrem Freund verlassen (auch das passiert) – dennoch hat sie es in vielerlei Hinsicht gut getroffen. Henry hingegen, der tatsächlich vor und während der Handlung einiges durchmachen muss, bleibt dennoch völlig farblos. Beide Hauptfiguren werden nur über die Geschehnisse charakterisiert, aber wer sind sie außerhalb dieser kleinen und großen Dramen?

Ich mag Sarah Sprinz wirklich gerne und auch ihre beiden vorangegangenen Trilogien, aber „Dunbridge Academy 1“ ist für mich völlig nichtssagend. Wo es der Autorin bisher gelungen ist, dass ich mit ihren Charakteren mitfühle, bleibt jetzt nur Unverständnis und Indifferenz. Immerhin sind die Nebenfiguren aber so interessant, dass ich tatsächlich weiterlesen möchte, denn auf ihnen liegt der Fokus in Band zwei.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2022

Margarine und Feministinnen

Butter
0

Rika ist Journalistin und recherchiert gerade über die Serienmörderin Manako Kajii, die mit ihrer Kochkunst Männer erst verführt und dann getötet haben soll. Manako ist dabei alles, was Rika ...

Rika ist Journalistin und recherchiert gerade über die Serienmörderin Manako Kajii, die mit ihrer Kochkunst Männer erst verführt und dann getötet haben soll. Manako ist dabei alles, was Rika nicht ist: laut, selbstbewusst, dick. Nach eigener Aussage verabscheut sie nichts mehr als „Margarine und Feministinnen“ und liebt es stattdessen, Männer kulinarisch zu verwöhnen. Über dieses Thema gelingt es Rika schließlich, sie zu einem Interview zu überreden, in dem es jedoch explizit nicht um die Morde gehen soll. In den Gesprächen wird Rika immer mehr in Manakos Bann gezogen – doch ist diese Frau tatsächlich eine Serienmörderin?

Asako Yuzukis Roman „Butter“ erschien in Japan bereits im Jahr 2017 und war dort ein Bestseller. Die Handlung wird hauptsächlich aus Rikas Perspektive in der dritten Person und der Vergangenheitsform erzählt. Die Sprache ist klar und simpel, lebt aber auf jeden Fall von ihren Beschreibungen der einzelnen Gerichte. Von Manako lernt Rika vor allem eines: gutes Essen und hochwertige Lebensmittel zu schätzen. Im Verlauf der Geschichte entwickelt sie sich zu einer wahren Feinschmeckerin und auch wir Leser*innen dürfen an dieser Reise teilhaben.

Das Buch spricht neben dem Essen natürlich auch noch andere Themen an. Rikas Beispiel – und auch das ihrer Freundin Reiko – zeigt deutlich, welche Erwartungen an japanische Frauen gestellt werden. Sie sollen möglichst schlank sein und eine gute Köchin, sonst gelten sie als faul. Rikas Beschäftigung mit gutem Essen führt zwangsläufig dazu, dass sie zunimmt. Für ihren Freund Makoto ist das ein Ärgernis, schließlich soll sie sich nicht „gehen lassen“. (Dabei war Rika bisher eher untergewichtig.) Umso unverständlicher und schockierender ist für die Öffentlichkeit der Umstand, dass Manako Kajii mit ihrer Figur überhaupt so viele Männer um den Finger wickeln konnte. Es geht in „Butter“ jedoch auch um Kinderwunsch, Geschlechterrollen und Frauen im Berufsleben.

Fazit: Nach der Lektüre möchten man am liebsten selbst sofort zum Kochlöffel greifen, aber der Roman ist auch ein klug konstruiertes Psychogramm einer Frau, die eigentlich nur lieben und geliebt werden wollte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2022

Sehr konstruiert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
0

Die 77-jährige Judith Potts lebt allein in ihrem Herrenhaus, das sie von ihrer Tante geerbt hat, im kleinen Dorf Marlow. Sie ist Kreuzworträtsel-Autorin und liebt es, nackt im Fluss zu schwimmen und sich ...

Die 77-jährige Judith Potts lebt allein in ihrem Herrenhaus, das sie von ihrer Tante geerbt hat, im kleinen Dorf Marlow. Sie ist Kreuzworträtsel-Autorin und liebt es, nackt im Fluss zu schwimmen und sich den ein oder anderen Whisky zu genehmigen. Doch dann wird ihr beschauliches Leben durch den Mord an ihrem Nachbar durcheinandergebracht. Oder eigentlich eher aufgepeppt, denn Judith denkt gar nicht daran, zu warten, bis die Polizei den Fall gelöst hat. Sie nimmt die Ermittlungen lieber selbst in die Hand.

Robert Thorogood war mir bisher nur als Autor der erfolgreichen „Death in Paradise“-Reihe (die übrigens auch eine durchaus gelungene Umsetzung als TV-Serie besitzt) ein Begriff. Nun startet er mit „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ eine neue Reihe, die ganz im Stil von Miss Marple daherkommt. Die Geschichte wird aus der Sicht eines auktorialen Erzählers geschildert und bleibt die meiste Zeit über bei ihrer Protagonistin Judith. Im späteren Verlauf kommen jedoch auch deren neue Freundinnen, Hundesitterin Suzie, Pfarrersgattin Becks und Dectective Sergeant Tanika Malik zu Wort.

Ein englisches Dörfchen und eine ebenso neugierige wie resolute „Privatdetektivin“ - das sind leider auch schon die einzigen Parallelen zur Kultfigur Jane Marple. Judith Potts ist, um ehrlich zu sein, leicht nervtötend und stellt sich bei ihren Ermittlungen manchmal reichlich ungeschickt an. Ihre offensichtlichen Versuche, im Fall herumzuschnüffeln, werden daher auch schon bald von allen Beteiligten durchschaut. Dennoch ist sie die einzige, die zur Lösung des Falles beiträgt, alle Hinweise fallen ihr in den Schoß und alle wichtigen Schlussfolgerungen stammen von ihr.

Die arme Tanika rückt dabei nicht nur völlig in den Hintergrund, sondern heuert aus lauter Hilflosigkeit die drei Damen auch noch an, um den Fall überhaupt lösen zu können. Und eben diese Auflösung ist dann auch ein wenig hanebüchen und sehr konstruiert. Glänzen kann der Roman jedoch in den Momenten, wenn die drei neuen Freundinnen ihre Kräfte bündeln, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam Großartiges erreichen – davon in Zukunft gerne mehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2022

Spannendes Buch über eine fabelhafte Frau

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein radikal ehrliches und inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von Mädchen, Frau etc.
0

Als sie 2019 für ihren Roman „Mädchen, Frau etc.“ den Booker Prize erhielt, wurde Bernardine Evaristo über Nacht berühmt, dabei hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits eine vierzigjährige Karriere in der ...

Als sie 2019 für ihren Roman „Mädchen, Frau etc.“ den Booker Prize erhielt, wurde Bernardine Evaristo über Nacht berühmt, dabei hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits eine vierzigjährige Karriere in der Theaterarbeit und als Schriftstellerin hinter sich. Aufgewachsen als Kind eines Nigerianers und einer Britin ist sie von Beginn an immer diejenige, die heraussticht und auch im Gefüge ihrer Familie bleibt sie auf eine gewisse Weise von ihren Geschwistern isoliert. Auf der Theaterbühne und in der Lyrik findet sie erstmals den Raum, ganz sie selbst zu sein und entwickelt sich künstlerisch immer weiter.

In „Manifesto. Warum ich niemals aufgebe“ lässt die Schriftstellerin und Professorin für Kreatives Schreiben Bernardine Evaristo ihr Leben Revue passieren. In insgesamt zehn Kapiteln gewährt sie Einblicke in ihre Herkunft und Kindheit, erzählt von Beziehungen, die sie beflügelt, aber auch am Boden gehalten haben, von Erfahrungen mit Rassismus und ihrem wachsenden Aktivismus und vor allem von ihrem kreativen Schaffen. Die Kapitelzählung nimmt sie dabei in allen Sprachen vor, die ihr etwas bedeuten: Englisch als ihre Muttersprache, Yoruba als Sprache ihres Vaters, die sie zu ihrem Bedauern nicht beherrscht und Altenglisch, Gälisch und Portugiesisch für ihre Vorfahren auf beiden Seiten der Familie. Ergänzt wird der Text noch durch Bildtafeln am Ende des Buches, die den genannten Personen wortwörtlich ein Gesicht verleihen.

Besonders ansprechend an Evaristos Art und Weise, über sich selbst zu schreiben, ist die Tatsache, dass sie ihr eigenes Handeln und ihre Ansichten immer wieder kritisch betrachtet und auch zugeben kann, wenn sie in der Vergangenheit falsch gehandelt hat oder sich ihre Gedanken zu einem bestimmten Thema inzwischen gewandelt haben. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, macht sie aber vermutlich aus genau diesem Grund zu so einer glaubhaften Streiterin für die Rechte marginalisierter Gruppen.

Fazit: Ein spannendes Buch über eine fabelhafte Frau – an manchen Stellen hätte es jedoch gerne noch etwas ausführlicher sein dürfen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere