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Veröffentlicht am 06.12.2021

Eine beeindruckende junge Frau

Du kannst etwas verändern!
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Als Amika George im Frühjahr 2017 einen Artikel über Periodenarmut liest, ist das der Start ihrer Laufbahn als Aktivistin. Es kann einfach nicht sein, findet die damals 17-Jährige, dass Mädchen überall ...

Als Amika George im Frühjahr 2017 einen Artikel über Periodenarmut liest, ist das der Start ihrer Laufbahn als Aktivistin. Es kann einfach nicht sein, findet die damals 17-Jährige, dass Mädchen überall auf der Welt - und auch in ihrer Heimat Großbritannien - die Schule versäumen müssen, weil sie sich keine Periodenprodukte leisten können. Amika beschließt, das Thema selbst anzugehen und startet ihre Kampagne „#Free Periods“. Einige Jahre und eine erfolgreiche Petition später teilt sie nun ihre Tipps zum Thema Aktivismus und erklärt, wie erfolgreicher, gewaltfreier Protest gelingt.

In „Du kannst etwas verändern“ nähert sich die Autorin in einer Einleitung und 5 Kapiteln dem Thema an. Dabei verwendet sie, passend zur Zielgruppe, eine junge, moderne, klare Sprache und zeichnet einen möglichen Weg zur politischen Kampagne anhand ihrer eigenen nach. Dabei befasst sie sich zunächst mit der Zielsetzung und geht dann zu der Frage über, wie man Mitstreiter*innen findet und sich (vor allem in den sozialen Medien) Gehör verschafft. Nach einem Kapitel über die Organisation einer Demonstration folgt das letzte und vielleicht Wichtigste: sich selbst in all dem Engagement nicht zu vergessen.

Neben ihrem eigenen Erfolgsprojekt zitiert Amika George auch zahlreiche andere Aktivistinnen und Autorinnen. Das ergänzt ihr Buch zwar um weitere Perspektiven, allerdings bestanden ganze Unterkapitel fast nur aus den Zitaten anderer – hier hätte ich mir manchmal mehr eigenen Text gewünscht. Darüber hinaus betont die Autorin zu Beginn auf sehr lobenswerte Weise ihren inklusiven Ansatz, zitiert dann aber hauptsächlich die Autorin Caroline Criado-Perez, die nicht gerade für ihre Wertschätzung der trans Community bekannt ist.

Trotz aller Kritikpunkte muss jedoch einfach anerkannt werden, was diese junge Frau mit ihrer Kampagne und ihrem Buch leistet. „Du kannst etwas verändern“ ist ein zugänglicher Ratgeber für und ein Appell an all diejenigen, die sich für ein Thema engagieren wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Dass die junge Generation uns da einiges voraus hat, zeigt sie mindestens seit „Fridays for Future“- Chapeau!

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Veröffentlicht am 01.12.2021

Eine Brücke zu Andersdenkenden?

Vermintes Gelände – Wie der Krieg um Wörter unsere Gesellschaft verändert
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Als Petra Gerster beschloss, als Tagesschausprecherin in Zukunft zu gendern, brach ein wahrer Shitstorm über sie und die ARD herein. Was als eine freie Entscheidung begann, wurde bald als „Verunglimpfung ...

Als Petra Gerster beschloss, als Tagesschausprecherin in Zukunft zu gendern, brach ein wahrer Shitstorm über sie und die ARD herein. Was als eine freie Entscheidung begann, wurde bald als „Verunglimpfung der deutschen Sprache“, „Genderwahnsinn“ und Schlimmeres beschimpft. Diese unverhältnismäßigen Reaktionen führten letztendlich dazu, dass auch ihr Ehemann Christian Nürnberger fast schon aus Trotz das Gendern in seinen Sprachgebrauch aufnahm und beide zusammen das vorliegende Buch verfassten.

„Vermintes Gelände“ befasst sich in 28 Kapiteln mit der Debatte rund um das Gendern. Dabei liefern Gerster und Nürnberger nicht nur einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, sondern befassen sich ausführlich mit Positionen aus beiden „Lagern“ - ablehnende und zustimmende. Dabei versuchen sie unklare Begrifflichkeiten verständlich zu machen und vor allem darzustellen, dass Sternchen, Bindestrich oder Doppelpunkt eben nicht nur ein Ärgernis für selbst erklärte Sprachbewahrer sind, sondern vor allem der Wunsch nach Sichtbarkeit.

Das Buch soll vor allem eines sein: eine Brücke zu den Menschen, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorbildung schon lange den Anschluss an die (hauptsächlich online stattfindenden) Diskurse verloren haben. Dabei gelingt den Autor*innen ein recht guter Rundumschlag, der sich mit Vorfällen befasst, die durch die Medien gegangen sind und davon ausgehend erklärt, was eigentlich die zentralen und wichtigen Punkte der Diskussion sind. Dabei geht es vor allem darum, die Rechte von Minderheiten zu vertreten, seien es Frauen, BIPoC oder queere Menschen und zu erklären, dass Gendern vor allem etwas mit Respekt zu tun hat; Respekt vor denen, die sich nicht gehört und nicht geachtet fühlen.

Wer sich schon lange mit dem Thema befasst und das Gendern leidenschaftlich vertritt, dem geht dieses Sachbuch sicherlich nicht weit genug. Petra Gerster als Person des öffentlichen Lebens und ihre Zugehörigkeit zur einer älteren Generation lässt jedoch hoffen, dass es ihr und ihrem Ehemann tatsächlich gelingt, eine Brücke zu Andersdenkenden zu schlagen.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Zu wenig Tiefe

Liebe in Zeiten des Hasses
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Um eines schon vorwegzunehmen: Ich befürchte, ich kann mich den uneingeschränkten Lobeshymnen zu „Liebe in Zeiten des Hasses“ leider nicht anschließen. Grundsätzlich ist die Prämisse des Buches natürlich ...

Um eines schon vorwegzunehmen: Ich befürchte, ich kann mich den uneingeschränkten Lobeshymnen zu „Liebe in Zeiten des Hasses“ leider nicht anschließen. Grundsätzlich ist die Prämisse des Buches natürlich sehr spannend: Erzählt wird die Geschichte eines Jahrzehnts, nämlich zwischen den Jahren 1929 und 1939, wobei der Fokus dabei auf der Liebe liegt. Oder sollte ich besser sagen: auf zwischenmenschlichen Beziehungen, vor allem körperlicher Art? Aber dazu später mehr.

Der Text ist in drei große Abschnitte aufgeteilt, „Davor“, „1933“ und „Danach“ und auch inhaltlich läuft alles klimaktisch auf die Machtergreifung Hitlers zu. Und hier stelle ich mir zum ersten Mal die Frage, wie der Autor seine Auswahl derjenigen Paare getroffen hat, die im Buch näher beleuchtet werden. Denn neben Personen, die durch die Nationalsozialisten verfolgt wurden, spielen auch solche eine Rolle, an denen das Geschehen völlig vorbeizugehen scheint. Überhaupt verweilt der Autor bei jedem Paar (oder Trio, oder Quartett…) nur wenige Zeilen oder Seiten und springt dann zum nächsten. Auf diese Weise erfährt man als Leser*in zwar Grundlegendes über viele berühmte Personen, aber kaum etwas geht in die Tiefe.

Zudem scheint der Titel zwar griffig, aber im Prinzip zählt das Buch nur auf, wer zu welcher Zeit mit wem geschlafen hat (positiv dabei: es geht immerhin nicht nur um Heterosexualität) – von der großen Liebe ist da nur selten die Rede. Das mag durchaus den Tatsachen entsprechen und natürlich liefert es auch ein gewisses Bild des Jahrzehnts ab, aber vor den Gräueltaten der Nazis treten viele Bettgeschichten, meines Erachtens, dann doch ins Unbedeutsame zurück.

Was das Buch schafft: einen Überblick über berühmte Personen des Jahrzehnts und ihre Verstrickungen; es macht neugierig, in so manchem Fall näher nachzuforschen.

Was das Buch nicht schafft: den jeweiligen Personen Tiefe zu verleihen. Wer sich mit näher mit einem der Lebensläufe befasst hat, wird feststellen, dass hier auch nur die landläufige Meinung wiedergegeben wird. Aber vermutlich ist das bei so vielen unterschiedlichen Menschen auch nicht anders zu erwarten.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Emotionales Buch über Verlust und eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung

Tränen im Asia-Markt
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Michelle Zauner ist 25 Jahre alt, als sie ihre Mutter Chongmi an den Krebs verliert. Die Tochter eines weißen Amerikaners und einer Koreanerin ist in zwei Welten aufgewachsen und irgendwie auch dazwischen. ...

Michelle Zauner ist 25 Jahre alt, als sie ihre Mutter Chongmi an den Krebs verliert. Die Tochter eines weißen Amerikaners und einer Koreanerin ist in zwei Welten aufgewachsen und irgendwie auch dazwischen. Als sie von der Erkrankung ihrer Mutter erfährt, schlägt sie sich gerade mit drei Teilzeitjobs durch und spielt mäßig erfolgreich in einer Rockband. Die Nachricht wirft sie aus der Bahn, aber ihr ist sofort klar, dass sie ihre Umma (koreanisch für „Mutter“) in dieser Situation unmöglich alleinlassen kann. Und so zieht sie wieder bei den Eltern ein und ein unfassbar schwerer Weg beginnt.

Erzählt wird „Tränen im Asia-Markt“ aus der Sicht der Autorin in der Ich-Perspektive, ausgehend von der Gegenwart, in der ihre Mutter bereits verstorben ist. Es finden jedoch auch immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit statt, zum Beispiel um den Krankheitsverlauf und das Sterben Chongmis zu beschreiben, teilweise aber noch weiter zurück in Michelles Kindheit. Die Perspektive und das Wissen, dass es sich um eine Autobiografie handelt, machen den Text ungemein emotional und eindrücklich – Michelle Zauner lässt uns unmittelbar an ihrem Schmerz teilhaben, aber auch an den schönen Momenten.

Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war nicht immer einfach. Chongmi ist eine strenge Mutter, die in Haushalt und Kindererziehung aufgeht, aber nicht unbedingt liebevoll. Michelle versucht stets, die Bewunderung ihrer Mutter zu erreichen, zum Beispiel in dem sie die gesamte Wohnung putzt. Doch immer wieder fühlt sie sich auch ausgeschlossen aus einer Welt, die sich ihr zumindest in Teilen verschließt. Denn Michelle spricht kaum Koreanisch, was besonders dann auffällt, wenn Familie oder Freundinnen der Mutter zu Besuch sind.

Was die beiden Frauen jedoch verbindet, ist die Liebe zu koreanischem Essen. Wenn Michelle als Kind die seltsamsten Dinge probiert oder mit ihrer Mutter nachts den Kühlschrank der Tante plündert, dann weiß diese, dass eben doch eine Koreanerin in ihr steckt. Darum muss Michelle beim Besuch des koreanischen Supermarkts H-Mart auch immer weinen, denn jeder Einkauf ist auch die Suche nach Erinnerungen an ihre Mutter.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Ein Frühling voller Hoffnung

Die Sonnenwächterin
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Lilja wächst in einer Welt auf, in der die Sonne verschwunden ist und es Tag für Tag nur regnet. Mit seinem Gewächshaus, das sie nie betreten darf, versorgt ihr Großvater die Nachbarn mit Obst und Gemüse. ...

Lilja wächst in einer Welt auf, in der die Sonne verschwunden ist und es Tag für Tag nur regnet. Mit seinem Gewächshaus, das sie nie betreten darf, versorgt ihr Großvater die Nachbarn mit Obst und Gemüse. Doch eines Tages schleicht Lilja hinein und kommt dabei einem großen Geheimnis auf die Spur, das sie in den düsteren Wald hinter dem Dorf führt. Dort findet sie Schreckliches heraus, aber auch neue Hoffnung und Freundschaft.

„Die Sonnenwächterin“ ist der zweite Band des Jahreszeitenquartetts, welches die Autorin Maja Lunde 2018 mit dem ersten Band „Die Schneeschwester“ begann. Wie man unschwer bereits am Untertitel erkennen kann, widmet sich dieser Band dem Frühling. Unterstützt und getragen wird die emotionale Geschichte durch die Illustrationen von Lisa Aisato – ihre Bilder sind so voller Zartheit, Kraft und Detailverliebtheit, dass man sich die Handlung ohne ihre Kunst gar nicht vorstellen kann. Im gleichen Maße wie Lilja im Verlauf der Geschichte an Zuversicht und Stärke gewinnt, werden auch die Illustrationen nach und nach immer bunter.

Während sich Band eins mit den Themen Trauer und Verlust auseinandersetzt, geht es dieses Mal um Rache und Vergebung, Freundschaft und Liebe und vermutlich ist auch das Umweltthema nicht ganz zufällig gewählt. (Zumal die Autorin in ihrem Romanquartett für Erwachsene Themen wie das Artensterben oder Wasserknappheit anspricht.) Protagonistin Lilja ist der beste Beweis dafür, dass man für eine bessere Zukunft auch kämpfen muss.

Eine tolle Geschichte für Jung und Alt, die mich jedoch nicht ganz so begeistern konnte, wie der Vorgänger „Die Schneeschwester“. Dennoch vergebe ich die Höchstwertung und freue mich schon auf die restlichen beiden Jahreszeiten. Wer die Reihe bisher noch nicht kennt, sollte dringend zugreifen! Ein kleiner Tipp: Band eins eignet sich mit seinen 24 Kapiteln perfekt als Adventskalender.

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