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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2021

Humorvoll und ernsthaft zugleich

Krötensex
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Amerika, so heißt das Kaff in Mittelsachsen, in dem Frieda ihr Studium beenden wird. Was eigentlich als hippes Auslandssemester geplant war, stellt sich nach einer Lektüre des Kleingedruckten als Katastrophe ...

Amerika, so heißt das Kaff in Mittelsachsen, in dem Frieda ihr Studium beenden wird. Was eigentlich als hippes Auslandssemester geplant war, stellt sich nach einer Lektüre des Kleingedruckten als Katastrophe heraus. Gemeinsam mit ihren Freunden Kenny und Miro findet sich Frieda zwischen „Lääsateschniggaar Dömas“ und „Infommatiggaar Nigglas“ in einem heruntergekommenen Studentenklub wieder – und das passt so gar nicht zu ihrem veganen, feministischen Lifestyle und ihrem Ziel, das ultimative Praktikum zu finden.

Von Franka Frei hatte ich bereits ihr Sachbuch „Periode ist politisch“ gelesen und war nun gespannt, ob sie auch Romane kann. Und ich kann schon vorab verraten: Ja, sie kann. „Krötensex“ besticht durch die Mischung aus lustigen Szenen, die Protagonistin Frieda mit herrlicher Selbstironie schildert und ruhigen Momenten, in denen sie sich durchaus existenzielle Fragen stellt. Die Handlung ist dabei quasi zweigeteilt: Im ersten Teil erleben wir Frieda und ihre Freunde in Amerika, der zweite Teil zeigt sie dann in ihrer WG in Berlin und ihrem Praktikum. Beide Teile sind recht unterschiedlich – der erste eher unterhaltsam und leicht, der zweite deutlich ernsthafter. Mir haben beide gut gefallen, aber ein gewisser Bruch ist nicht zu leugnen.

Frieda ist ein sehr sympathischer Charakter, mit dem man sich als Leserin durchaus identifizieren kann. Sie misst sich und ihren Lebenslauf immer an ihrer Zwillingsschwester Freia. Die ist, ihrer Meinung nach, hübscher, beliebter, selbstbewusster und erfolgreicher. Sich selbst findet Frieda irgendwie immer „zu viel“: zu laut, zu dick, zu viel Make-Up – ihre Wirkung auf andere schätzt sie dabei jedoch völlig falsch ein.

Friedas Suche nach ihrer ganz eigenen Identität führt sie durch ganz Deutschland und Europa, von einer Schwärmerei zur nächsten, von einem Bett ins andere und schließlich als Influencerin vor die Kamera. Zufrieden ist sie dabei nicht, denn eigentlich müsste sie dringend herausfinden, was sie (und nicht die anderen) glücklich macht. Ein Roman, der einen an manchen Stellen lauthals auflachen lässt, an anderen jedoch auch sehr nachdenklich macht.

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Ein lebensverändernder Sommer

Der große Sommer
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Es ist kurz vor den Sommerferien, als der 16-jährige Friedrich feststellen muss, dass er die Schule wohl nicht schaffen wird. Nur eine Nachprüfung in Latein und Mathematik am Ende der Ferien kann ihn noch ...

Es ist kurz vor den Sommerferien, als der 16-jährige Friedrich feststellen muss, dass er die Schule wohl nicht schaffen wird. Nur eine Nachprüfung in Latein und Mathematik am Ende der Ferien kann ihn noch retten. Und so beschließen seine Eltern, dass er nicht mit in den Familienurlaub fahren, sondern die Tage lernend bei seinen Großeltern verbringen soll. Während seine Großmutter Nana eine sanfte Persönlichkeit ist, macht die Gegenwart des strengen Großvaters ihn unsicher. Dennoch wird es ausgerechnet dieser eine Sommer sein, der das Leben des Jungen für immer verändert.

Schon der erste Roman des Autors, „Alte Sorten“, hat mir unglaublich gut gefallen und „Der große Sommer“ kann daran anknüpfen. Die Handlung wird aus Friedrichs Sicht rückblickend erzählt. In der Gegenwart befindet sich der bereits Erwachsene auf einem Friedhof und denkt an die Vergangenheit zurück. Vor den Augen des Lesers entfalten sich so auf ganz persönliche Weise die Ereignisse dieses einen Sommers. Sprachlich leicht und dennoch intensiv erzählt Ewald Arenz von der Bedeutung von Freundschaft und Liebe und davon, dass man Menschen nicht immer auf den ersten Blick durchschauen kann.

Im Zentrum der Geschichte stehen Friedrich und seine Schwester Alma sowie Friedrichs bester Freund Johann und Beate, in die er sich im Schwimmbad verliebt hat. Zu viert erleben sie unbeschwerte Nachmittage voller kleiner und großer Abenteuer, doch nach und nach schleichen sich auch immer mehr ernste Momente ein. Friedrichs Familiengeschichte ist ebenso Thema, wie Almas Praktikum in einem Pflegeheim oder Johanns und Beates unterschiedliche Probleme mit ihren Vätern. Und ganz leise steuert alles auf den großen Knall hin, mit dem sich das Schicksal der Charaktere entscheiden soll.

„Der große Sommer“ ist kein Roman, der von einem Ereignis zum nächsten eilt. Vielmehr sind es viele kleine Momente, die die Figuren zueinander in Beziehung setzen und sie miteinander verknüpfen. So zum Beispiel, wenn Friedrich seinen Großvater bei seiner Arbeit als Bakteriologe begleitet und ihn auf einmal aus einem völlig anderen Blickwinkel wahrnimmt. Solche Szenen sind es, die den Roman so lesenswert machen und die Hoffnung schüren, dass im Kopf des Autors noch Stoff für viele weitere Geschichten vorhanden ist.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Ein neues Abenteuer für Arthur und Marie

Das Wolkenschiff – Die Legende vom Feuervogel (Das Wolkenschiff 2)
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Die Zwillinge Arthur und Marie sind erst vor kurzem von ihrer letzten Expedition zurückgekehrt, doch schon steht die nächste vor der Tür. Gemeinsam mit weiteren Forschungsteams soll sich die Crew rund ...

Die Zwillinge Arthur und Marie sind erst vor kurzem von ihrer letzten Expedition zurückgekehrt, doch schon steht die nächste vor der Tür. Gemeinsam mit weiteren Forschungsteams soll sich die Crew rund um Kapitänin Harriet Culpfeffer auf die Suche nach dem vermissten Abenteurer Everest Wrigglesworth machen, der auf den noch unerforschten Östlichen Inseln verschollen ist. Was genau wollte er dort? Warum ist auch die fiese Eudora Vane so darauf versessen, sich an der Suche zu beteiligen? Und was genau hat die Familie Culpfeffer mit all dem zu tun?

„Die Legende vom Feuervogel“ ist der zweite Teil rund um die Abenteuer der Zwillinge auf dem Luftschiff „Aurora“ und setzt recht kurz nach dem Ende des ersten Bandes an. Der Schreibstil ist gewohnt lebendig und fantasievoll, aber auch Zwischenmenschliches kommt nicht zu kurz. Es ist deutlich zu spüren, dass die unterschiedlichen Handlungsweisen und Stärken der Geschwister immer wieder zu Konflikten führen. Arthur ist ein Hitzkopf, der oft erst handelt und dann nachdenkt – seine spontanen Pläne und seine emotionale Art machen ihn aber auch sympathisch. Marie ist technisch begabt und daher eher pragmatisch veranlagt - sie behält in Situationen einen kühlen Kopf und ist ein Organisationstalent. Im Verlauf der Handlung werden die beiden Streithähne feststellen, dass das sich eigentlich wunderbar ergänzt.

Die Geschichte selbst ist wieder ein wunderbares Abenteuer mit Steampunk-Flair, in dem sich die Mannschaft der „Aurora“ erneut bewährt. Denn um eine Familie zu bilden, das zeigt dieses Buch, muss man nicht unbedingt blutsverwandt sein. Unentdeckte Gebiete voller Gefahren und fremder Tiere und Pflanzen garantieren außerdem eine aufregende Suche nach dem verschollenen Everest. Und was hat es eigentlich mit dem legendären Feuervogel auf sich, von dem die Einheimischen berichten? Arthur und Marie werden es herausfinden!

Eine gelungene Fortsetzung der liebevoll gestalteten Reihe voller Wagnisse, Intrigen, Heldentum und Freundschaft – für kleine und große Leser gleichermaßen ein Vergnügen!

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Irgendwie amüsant, aber irgendwie auch nicht

Komplett Gänsehaut
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Es gibt diese Bücher, da weiß man nach dem Lesen sofort, was man in die zugehörige Rezension schreiben wird. Was man gut fand, was weniger gut und wie man es formulieren wird. Und dann gibt es „Komplett ...

Es gibt diese Bücher, da weiß man nach dem Lesen sofort, was man in die zugehörige Rezension schreiben wird. Was man gut fand, was weniger gut und wie man es formulieren wird. Und dann gibt es „Komplett Gänsehaut“ von Sophie Passmann. Gekauft habe ich ihr Buch, weil ich die Autorin einfach mag. Ihre Art, Dinge auszusprechen, ihren Ton, ihr ganzes Auftreten, ihr Engagement – und ehrlich gesagt hat der gelbe Buchschnitt der Erstausgabe auch eine Rolle gespielt. Wie Sophie Passmann das wohl fände? Ziemlich bürgerlich wohl, aber vielleicht auch ein wenig verständlich.

Ihr neues Buch ist ein 173 Seiten langer „Rant“, wie man so schön sagt, eine Schimpftirade also und worüber? Über sich selbst und das Leben, das sie führt. Ein Leben, so langweilig und bürgerlich, voller pseudo-intellektueller Diskussionen in schäbigen Küchen bei einem Gläschen Grauburgunder. Mit einem Freundeskreis, den man irgendwie verabscheut, aber auch liebt, denn eigentlich ist man sich doch ziemlich ähnlich. Als Leser*in findet man das zwar amüsant, aber auf eine Art auch ganz schön undankbar.

„Darf die das?“, fragt man sich. Mit 27 Jahren so schreiben, als hätte sie allein die Wahrheit des Lebens begriffen und die Gesellschaft in all ihren Facetten durchschaut. So privilegiert sein, sich dessen bewusst sein und das gleichzeitig so herabwürdigen. Natürlich darf sie das! Und manchmal ist das unheimlich komisch und so auf den Punkt, dass man sich nach dem ersten Schmunzeln ein wenig ertappt fühlt. Manches ist aber auch so bemüht, so künstlich überhöht – als wüsste Sophie Passmann ganz genau, was man von ihr hören will. (Und vermutlich weiß sie das auch.)

„Komplett Gänsehaut“ ist kein Roman und keine Biografie, sondern ein einziger langer innerer Monolog, ein „stream of consciousness“, wie man es früher im Deutschunterricht nannte. Jeder Satz fühlt sich so an, als sei er für Social Media geschrieben: provokant, gut zitierbar, aber leider eben auch wahr. Und man fragt sich unweigerlich: Ist das ehrlich gemeint oder einfach nur gute Selbstinszenierung? Ich habe keine Antwort darauf, aber dennoch mochte ich das Buch irgendwie – und irgendwie auch nicht.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Sehr guter zweiter Band

What if we Stay
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Amber Gills hat die letzten Semester nicht besonders viel Energie in ihr Studium investiert. Das schwierige Verhältnis zu ihren Eltern hat ihr die Freude an der Architektur genommen. Als sie dann auch ...

Amber Gills hat die letzten Semester nicht besonders viel Energie in ihr Studium investiert. Das schwierige Verhältnis zu ihren Eltern hat ihr die Freude an der Architektur genommen. Als sie dann auch noch wegen eines blöden Fehler exmatrikuliert wird, lässt ihr Vater seine Kontakte spielen und zwingt seine Tochter, ihr Studium in Vancouver zu beenden. So ist sie zwar wieder in der Nähe ihrer besten Freundin Laurie, aber leider ist Ambers Vater der beliebteste Professor am Institut. Lauries Mitbewohner Emmett hingegen ist ein Musterstudent mit Stipendium, der bewundernd zu Professor Gills aufblickt. Als er und Amber sich in der Vorlesung begegnen, läuft das erst nicht besonders gut. Doch dann schließen beide einen Deal miteinander ab: Emmett hilft Amber, ihr Semester zu bestehen, wenn sie ihn dafür mit ihrer Freundin Morgan verkuppelt.

Sarah Sprinz‘ zweiter Roman rund um die University of British Columbia knüpft an die Ereignisse aus Band eins an, weshalb wir auch jede Menge alte Bekannte wiedertreffen. Um ehrlich zu sein, waren die Protagonisten dieses Mal für mich deutlich interessanter. Amber ist eine starke Persönlichkeit, die zu Beginn der Handlung jede Menge unverbindlichen Sex hat. Emmett hingegen ist unsicher und verschlossen – beide werden im Verlauf der Geschichte noch einiges von sich offenbaren.

Ich gebe zu, dass das Genre New Adult für mich eigentlich nahezu auserzählt ist. Sarah Sprinz schafft es jedoch mit ihrem emotionalen Schreibstil, ihren komplexen Charakteren und deren „Botschaften“, dass ich mich auf jeden Band dieser Reihe freue. Ein Bonus ist natürlich, dass der Personenkreis in solchen Serien konstant bleibt und so auch lieb gewonnene Figuren aus vergangenen Bänden wieder einen Auftritt haben. Die Handlung an sich ist hingegen nicht wahnsinnig komplex und bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar. Da der Fokus allerdings sehr auf der emotionalen Entwicklung und der Beziehung von Amber und Emmett liegt, schmälert das das Lesevergnügen keinesfalls.

Ich freue mich schon auf Band drei, der im Juni erscheinen wird (und wünsche insgeheim Cole seine eigene Geschichte).

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