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Veröffentlicht am 03.11.2020

Alexandre Dumas auf Verfolgungsjagd

Die Romanfabrik von Paris
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Alexandre Dumas ist in Paris berühmt und berüchtigt. In seiner Romanfabrik helfen ihm zahlreiche Schreiber, seine Geschichten zu Papier zu bringen. An deren Moral und Ausdrucksweise findet die Deutsche ...

Alexandre Dumas ist in Paris berühmt und berüchtigt. In seiner Romanfabrik helfen ihm zahlreiche Schreiber, seine Geschichten zu Papier zu bringen. An deren Moral und Ausdrucksweise findet die Deutsche Anna Moll, ehemalige Grräfin Dorn, Anstoß und macht sich daher auf, die Verbreitung dieses „Schmutzes“ zu verhindern. Doch dann gerät Dumas an den düsteren Magnetiseur Lemaitre, mit dem auch Anna noch eine alte Rechnung zu begleichen hat. Gezwungenermaßen müssen die beiden nun zusammenarbeiten und stellen fest, dass sie eigentlich ein gutes Team bilden. Eine waghalsige Verfolgungsjagd von Paris, über London bis nach Sankt Petersburg soll beginnen...

Der Roman spielt im Jahr 1851/52 und orientiert sich zumindest grob an historischen Begebenheiten, zumindest soweit es Dumas‘ Person und sein Werk betrifft. Die Handlug wird dabei aus mehreren Perspektiven erzählt und das Geschehen so von allen Seiten beleuchtet. Vor allem Lemaitres Kapitel sind interessant, da sie einen Einblick in seine abstoßende, aber zu gleich faszinierende Persönlichkeit bieten. Der Sprachstil ist einem historischen Roman angemessen und geizt auch nicht mit umgangssprachlichen Wendungen, die durchaus seltsam anmuten.

„Die Romanfabrik von Paris“ lebt von ihren Figuren. Der Lebemann Dumas ist unglaublich charismatisch und seine witzig-ironische Art lockert den Text auf. Auch Anna, die übrigens im Rollstuhl sitzt, macht im Verlauf der Handlung eine große Veränderung durch und überzeugt als starke Frauenfigur. An manchen Stellen ufert das Geschehen etwas aus, kapitellang wird dasselbe Szenario wiederholt. Dafür sind einige atmosphärische Szenen am Ende des Romans doch recht kurz gehalten – eine gewisse Balance wäre hier schön gewesen.

Der Schluss der Geschichte kommt überraschend, führt aber alle losen Enden wieder zusammen. Ob am Ende alles glaubwürdig und realistisch ist, muss der Leser für sich selbst entscheiden. Ich jedoch fühle mich gut unterhalten und der Roman macht definitiv Lust, mal wieder die Nase in die Seiten der „drei Musketiere“ zu stecken.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

guter Ratgeber für Anfänger

Unverwüstliche Zimmer- und Balkonpflanzen
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Mathilde Lelièvre ist Landschaftsarchitektin und Umweltwissenschaftlerin mit eigener Firma zum Thema Pflanzen und Design sowie einer Boutique. Im vorliegenden Ratgeber präsentiert sie genau das, was der ...

Mathilde Lelièvre ist Landschaftsarchitektin und Umweltwissenschaftlerin mit eigener Firma zum Thema Pflanzen und Design sowie einer Boutique. Im vorliegenden Ratgeber präsentiert sie genau das, was der Titel verspricht: „Unverwüstliche Zimmer- und Balkonpflanzen. 50 Überlebenskünstler, die mit fast gar nichts auskommen“.

Das Buch ist schlicht, aber ansprechend gestaltet. Jede Seite ist von einem grünen Rahmen eingefasst und zeigt links ein Foto der jeweiligen Pflanze plus zugehörigen botanischen und Trivialnamen – für mich ein großes Plus, denn oft teilen sich viele Pflanzen einen umgangssprachlichen Namen. Nur der botanische gibt exakt an, um welche Gattung und Art es sich handelt.

Auf der rechten Hälfte der Doppelseite sind dann die Tipps zur Haltung zu finden. Welche Bedingungen braucht die Pflanze, was Licht, Wasser und Temperatur betrifft? Wie groß wird sie? Trägt sie Blüten? Und wofür ist die Pflanze besonders anfällig? Das alles wird kurz, knapp und verständlich beantwortet. Angenehm ist auch, dass hier sowohl Zimmer-, als auch Balkonpflanzen porträtiert werden. In der Regel beschränken sich die gängigen Sachbücher zum Thema immer nur auf das eine oder das andere. Abgerundet wird das Buch schließlich durch eine Einleitung mit allem Wissenswerten für Anfänger und einem Register nach Namen bzw. Haltungsbedingungen.

Meiner Erfahrung nach sind die vorgestellten Pflanzen tatsächlich eher einfach zu halten. Das Buch bietet daher gute Vorschläge für den Start in die Pflanzenhaltung oder für Wohnungen, in denen nicht die besten Bedingungen herrschen. Leider sind jedoch nicht alle Informationen korrekt. Nein, eine „Monstera deliciosa“ ist kein Philodendron! Es handelt sich um zwei unterschiedliche Gattungen, die – zugegeben – zur selben Pflanzenfamilie gehören. Abgebildet ist dann allerdings eine dritte Pflanze, nämlich Rhaphidophora tetrasperma, auch bekannt als „Mini Monstera“, aber eben weder Baumfreund noch Fensterblatt. Dafür muss ich meine eigentlich gute Wertung leider nach unten korrigieren, denn ein Ratgeber sollte unbedingt korrekte Informationen liefern und die richtigen Pflanzen abbilden.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Notorious RBG

Ruth Bader Ginsburg
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Ruth Bader Ginsburg, geboren 1933, war die zweite Frau, die als Richterin an den US Supreme Court berufen wurde. Lange Zeit sollten sie und Kollegin Sandra Day O‘Connor die einzigen Frauen in diesem wichtigen ...

Ruth Bader Ginsburg, geboren 1933, war die zweite Frau, die als Richterin an den US Supreme Court berufen wurde. Lange Zeit sollten sie und Kollegin Sandra Day O‘Connor die einzigen Frauen in diesem wichtigen Bereich der Legislative bleiben. Bader Ginsburg, auch bekannt unter dem Spitznamen „Notorious RBG“ war in den Jahrzehnten seit ihrer Ernennung im Jahr 1993 an vielen bedeutsamen Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs beteiligt und gab durch ihre Stimme oft den Ausschlag. Sie setzte sich zeit ihres Lebens für die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die so genannten Reproduktiven Rechte (Verhütung, Schwangerschaftsabbruch etc.) ein.

Im vorliegenden Buch sind insgesamt 300 ihrer Statements zu den wichtigsten gesellschaftlichen Themen gesammelt: Von der Gerichtsbarkeit selbst, über Frauenrechte bis hin zu ihrem eigenen Leben. Am Ende folgt ein Lebenslauf der berühmten Richterin bis zum Jahr 2019, der neben Ereignissen in ihrem Privatleben auch die bedeutsamsten juristischen Meilensteine zusammenfasst.

Ruth Bader Ginsburg war sicherlich nicht perfekt in dem, was sie tat. Themengebieten, in denen sie viel erreicht hat, stehen solche gegenüber, in denen sie mehr hätte tun können und vielleicht auch müssen. Ihre Einstellung zur Todestrafe war konservativ, in Bezug auf die Black Lives Matter-Bewegung blieb sie stumm oder schlug sich, wie durch ihre Kritik an Colin Kaepernick, auf die falsche Seite. Sie war eine Frau, die Fehler machte – dennoch trug sie dazu bei, dass so vieles sich in der Rechtsprechung der USA zum Besseren wendete. Vor allem im Licht ihres Todes im September 2020 und der umstrittenen Nachbesetzung durch die erzkatholische Amy Coney Barrett zeigt sich deutlich, dass hier noch ein weiter Weg zu gehen ist.

„Wenn ihr euren Weg im Leben geht, hinterlasst Spuren. So wie andere vor euch den Weg für euch, bereitet haben, so sollt ihr jenen helfen, die euch nachfolgen.Tut euren Teil dazu, die Gesellschaft zu verändern, wie sie in euren Augen sein sollte, zum Wohle der Generationen, die nach euch kommen.“ (RBG, 2002) Das hat Ruth Bader Ginsburg definitiv getan und dafür verdient sie unsere Anerkennung.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Maja Lundes persönlichstes Buch

Als die Welt stehen blieb
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März 2020. Nach und nach übernimmt der Coronavirus die Kontrolle über das alltägliche Leben: Kontaktverbote, geschlossene Schulen und Pflegeheime, Homeoffice und Homeschooling. Mittendrin auch die bekannte ...

März 2020. Nach und nach übernimmt der Coronavirus die Kontrolle über das alltägliche Leben: Kontaktverbote, geschlossene Schulen und Pflegeheime, Homeoffice und Homeschooling. Mittendrin auch die bekannte norwegische Schriftstellerin Maja Lunde und ihre Familie. Eigentlich schreibt sie gerade an einem neuen Roman, aber Konzentration und Motivation wollen sich nicht einstellen. Stattdessen kreisen all ihre Gedanken um ihre Familie, in der es auch einige Risikopatienten gibt und um ihre verlorene Freiheit. Sie beschließt, all das in einem Tagebuch festzuhalten.

„Als die Welt stehen blieb“ ist ihr persönlichstes Buch, so sagt Maja Lunde. Es handelt sich nicht um einen Roman, nicht um düstere Zukunftsperspektiven wie in ihrem Klimaquartett. Umso seltsamer und beklemmender ist daher, dass das, was während der Coronapandemie geschieht, durchaus dystopische Züge annimmt. Und so erzählt die Autorin aus ihrem Alltag mit drei Söhnen, die auf einmal jede Menge Zeit zuhause verbringen. Von verzweifelten Versuchen, ihnen und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, von immer gleichen Diskussionen und Streitereien mit ihrem Ehemann. Doch sie weiß auch, dass sie durchaus in einer privilegierten Position ist mit finanzieller Sicherheit, einem eigenen Zuhause und einem Partner, mit dem sie Arbeit und Gefühlsausbrüche teilen kann.

Der etwas reißerische deutsche Titel beschreibt nicht unbedingt das, was diesen Roman ausmacht.Passender wäre wohl der originale gewesen, der einfach „Die ersten Tage“ lautet. Denn das ist genau, was Maja Lunde liefert; eine ungefilterte Beschreibung der ersten drei Wochen mit dem Coronavirus. Mit allen Sorgen und Ängsten, zum Beispiel um die Großmutter im Pflegeheim und den wachsenden Knoten in ihrer Brust, aber auch mit viel Zeit für Mann und Kinder sowie neue Familienrituale. Und sie macht sich Gedanken über alle, die in diesen Zeiten zu kämpfen haben: alleinerziehende Mütter, Kinder in gewalttätigen Familien oder Familienangehörige, die bei einer Beerdigung nicht tröstend in den Arm genommen werden können.

Fazit: Ein sehr persönliches Tagebuch aus den Anfangstagen der Corona-Pandemie mit Gedanken, wie sie wohl jeder von uns schon hatte

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Solide Liebesgeschichte mit netter Nebenhandlung

What I Like About You
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Online läuft für Halle alles super. Unter dem Pseudonym Kels hat sie sich mit ihrem Blog „One True Pastry“ eine Menge treue Follower erarbeitet und bastelt aus Cupcakes Motive von Buchcovern nach. Privat ...

Online läuft für Halle alles super. Unter dem Pseudonym Kels hat sie sich mit ihrem Blog „One True Pastry“ eine Menge treue Follower erarbeitet und bastelt aus Cupcakes Motive von Buchcovern nach. Privat hingegen ist alles etwas schwieriger. Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter sollen Halle und ihr jüngerer Bruder Oliver bei dem trauernden Großvater einziehen, während ihre Eltern (bekannte Dokumentarregisseure) für deren neuestes Projekt in Israel leben. Als Halle an ihrem neuen Wohnort dann auch noch auf ihren besten Internetfreund Nash trifft, ist das Chaos perfekt. Um ihre Onlinefreundschaft nicht zu gefährden, verschweigt Halle, dass sie auch Kels ist und verstrickt sich dabei immer weiter in einem Netz aus Lügen und absurden Situationen.

Die Grundidee von „What I like about you“ ist gut und vor allem der Handlungsstrang um Halles Blog ist sehr interessant. Mit den Protagonisten hatte ich jedoch so meine Probleme. Nash bleibt über lange Zeit nur schwer greifbar und gewinnt erst im letzten Drittel etwas an Konturen. Davor ist unklar, was ihn zu einem angeblich so anziehenden jungen Mann macht. Halle hingegen ist von der Vorstellung geradezu besessen, dass ihre Internetpersönlichkeit Kels viel cooler ist, als sie selbst. Für mich sind beide einfach nur unterschiedliche Facetten von Halles Charakter. Sie jedoch macht daraus ein großes Drama und sorgt so dafür, dass all ihre Beziehungen unvermeidlich auf eine Katastrophe zusteuern. Vielleicht bin ich einfach zu alt, um hier die Zielgruppe zu sein, aber für mich war von Beginn an eigentlich gar kein Konflikt vorhanden.

Die Nebenhandlung mit ihren Charakteren schafft es jedoch, dass man dem Buch weiter folgen möchte. Die Entwicklung, die der tieftraurige Großvater durchmacht oder die kleinen und großen Kämpfe, die Halles Bruder Oliver auszufechten hat, geben der Handlung Konturen und echte Sympathieträger. Deren Geschichten sind es auch, die ich gerne noch weiter verfolgt hätte und auch über Halle gäbe es sicherlich noch mehr zu erzählen. Vielleicht erwartet uns hier ja noch ein weiterer Band? So erwartet uns jedoch nur eine solide Liebesgeschichte mit netten Nebenschauplätzen.

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