Alexandre Dumas auf Verfolgungsjagd
Die Romanfabrik von ParisAlexandre Dumas ist in Paris berühmt und berüchtigt. In seiner Romanfabrik helfen ihm zahlreiche Schreiber, seine Geschichten zu Papier zu bringen. An deren Moral und Ausdrucksweise findet die Deutsche ...
Alexandre Dumas ist in Paris berühmt und berüchtigt. In seiner Romanfabrik helfen ihm zahlreiche Schreiber, seine Geschichten zu Papier zu bringen. An deren Moral und Ausdrucksweise findet die Deutsche Anna Moll, ehemalige Grräfin Dorn, Anstoß und macht sich daher auf, die Verbreitung dieses „Schmutzes“ zu verhindern. Doch dann gerät Dumas an den düsteren Magnetiseur Lemaitre, mit dem auch Anna noch eine alte Rechnung zu begleichen hat. Gezwungenermaßen müssen die beiden nun zusammenarbeiten und stellen fest, dass sie eigentlich ein gutes Team bilden. Eine waghalsige Verfolgungsjagd von Paris, über London bis nach Sankt Petersburg soll beginnen...
Der Roman spielt im Jahr 1851/52 und orientiert sich zumindest grob an historischen Begebenheiten, zumindest soweit es Dumas‘ Person und sein Werk betrifft. Die Handlug wird dabei aus mehreren Perspektiven erzählt und das Geschehen so von allen Seiten beleuchtet. Vor allem Lemaitres Kapitel sind interessant, da sie einen Einblick in seine abstoßende, aber zu gleich faszinierende Persönlichkeit bieten. Der Sprachstil ist einem historischen Roman angemessen und geizt auch nicht mit umgangssprachlichen Wendungen, die durchaus seltsam anmuten.
„Die Romanfabrik von Paris“ lebt von ihren Figuren. Der Lebemann Dumas ist unglaublich charismatisch und seine witzig-ironische Art lockert den Text auf. Auch Anna, die übrigens im Rollstuhl sitzt, macht im Verlauf der Handlung eine große Veränderung durch und überzeugt als starke Frauenfigur. An manchen Stellen ufert das Geschehen etwas aus, kapitellang wird dasselbe Szenario wiederholt. Dafür sind einige atmosphärische Szenen am Ende des Romans doch recht kurz gehalten – eine gewisse Balance wäre hier schön gewesen.
Der Schluss der Geschichte kommt überraschend, führt aber alle losen Enden wieder zusammen. Ob am Ende alles glaubwürdig und realistisch ist, muss der Leser für sich selbst entscheiden. Ich jedoch fühle mich gut unterhalten und der Roman macht definitiv Lust, mal wieder die Nase in die Seiten der „drei Musketiere“ zu stecken.