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Veröffentlicht am 21.12.2023

Tolle Illustrationen

Weihnachten auf der Lindwurmfeste
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Es schneit. In seinem Hotelzimmer sitzt der berühmte Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz und schreibt einen Brief an seinen Freund, den Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer. Es ist die Zeit, in ...

Es schneit. In seinem Hotelzimmer sitzt der berühmte Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz und schreibt einen Brief an seinen Freund, den Buchhaimer Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer. Es ist die Zeit, in der in seiner Heimat – der Lindwurmfeste – Hamoulimepp gefeiert wird, das erstaunliche viel Ähnlichkeit zu unserem Weihnachtsfest aufweist. Und so lässt Hildegunst sich über all die festlichen Bräuche aus und scheint dabei doch ein wenig sentimental zu werden.

„Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ ist ein kleines, etwa 100 Seiten starkes Begleitbuch zu Walter Moers‘ Zamonienromanen, speziell zur Reihe um den Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz und seine Abenteuer. Es beginnt mit einer kurzen Einführung in die wichtigsten Personen und Begriffe und schließt mit insgesamt 16 Taxonomischen Tafeln. Moers inszeniert sich selbst als „Übersetzer“ des gefundenen Briefwechsels und ergänzt diesen mit einem Vorwort und den von ihm sowie der Illustratorin Lydia Rode angefertigten Zeichnungen.

In seinem Schreiben an Kibitzer beschwert sich der Dichter über das Hamoulimepp-Fest und den stets wiederkehrenden Wahnsinn, der die Lindwurmfeste zu dieser Jahreszeit zu erfassen scheint. Die von ihm beschriebenen Bräuche ähneln dabei deutlich denen zu Weihnachten, was uns selbst mit einem Schmunzeln auf die noch verbleibende Adventszeit blicken lässt: Das Hamouli und der Mepp bringen die Geschenke, es wird gesungen und mannshohe Steinspitzen als Hamoulimepp-Bäume geschmückt.

Doch vier der Bräuche gefallen Mythenmentz wirklich gut: 1. Die so genannten Schneckengedichte, die auf Schneckenhäuser geschrieben werden und so umherreisen. 2. Der Brauch des Bücher-Räumaus, bei dem Bücher, die man nicht mehr möchte, vor die Haustür gestellt werden. 3. Das Essen (Spezialität der Lindwürmer: Trilobitensuppe!) und 4. Das Feuerlose Feuerwerk, umweltfreundliche Sandstaubraketen. Da können wir uns definitiv etwas abschauen!

Fazit: Für Fans der Reihe ein nettes Begleitbuch, das von seinen wunderbaren Illustrationen lebt. Wer die Romane jedoch nicht kennt, kann mit „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ vermutlich nicht viel anfangen.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Kurzweiliger Episodenroman

Gute Nacht, Tokio
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Tokio bei Nacht. Requisiteurin Mitsuki ist stets auf der Suche nach bestimmten Stücken für den Film, an dem sie gerade arbeitet. Unterstützt wird sie dabei oft von Taxifahrer Matsui, der sich ebenfalls ...

Tokio bei Nacht. Requisiteurin Mitsuki ist stets auf der Suche nach bestimmten Stücken für den Film, an dem sie gerade arbeitet. Unterstützt wird sie dabei oft von Taxifahrer Matsui, der sich ebenfalls für ein Leben in Nachtschicht entschieden hat. Bei ihren gemeinsamen Fahrten lernen die beiden auch andere Menschen kennen: Telefonseelsorgerin Kanako, Privatdetektiv Shuro oder Bistrobesitzerin Ayano. Die laute Großstadt Tokio gerät dabei völlig in den Hintergrund, denn im Fokus stehen all diese besonderen Charaktere.

„Gute Nacht, Tokio“ ist ein kurzweiliger Episodenroman aus der Feder des preisgekrönten Buchdesigners und Schriftstellers Atsuhiro Yoshida. Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person und der Vergangenheitsform geschildert, wobei in jedem Kapitel eine andere Figur im Mittelpunkt steht. Dadurch entsteht eine Art literarisches Kaleidoskop, in dem sich das Gesamtbild immer wieder verändert und neu zusammensetzt.

Alle Figuren in diesem Buch haben etwas, das sie beschäftigt. Mitsuki zweifelt beispielsweise daran, ob sie ihren Freund Koichi heiraten soll, Matsui sucht eine verlorene Liebe, der er nur einmal kurz begegnet ist, Kanako ihren vor vielen Jahren verschwundenen Bruder. Zu einen wichtigen Angelpunkt wird im Verlauf der Handlung ein Bistro mit dem bezeichnenden Namen „Drehkreuz“, in dem nach und nach alle Figuren in unterschiedlichen Kombinationen aufeinandertreffen. Dass sich alle wichtigen Szenen bei Nacht abspielen, gibt der Geschichte dabei eine ganz bestimmte Atmosphäre und schafft eine unsichtbare Verbindung zwischen den Charakteren.

„Gute Nacht, Tokio“ ist ein liebevoller, kurzer Roman darüber, wie zufällige Begegnungen unser Leben positiv beeinflussen können. Manchmal fügt sich dabei alles etwas zu einfach und glücklich zusammen, aber bei dieser Art von Wohlfühlgeschichte sehe ich darüber gerne hinweg. Das Episodenhafte der Geschichte führt jedoch dazu, dass wir all die sympathischen Charaktere leider nicht näher kennenlernen oder ihr Schicksal weiterverfolgen können. Schade!

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Etwas konstruierter, aber spannender Jugendthriller

A Good Girl’s Guide to Murder
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Vor 5 Jahren wurde in Little Kilton die 17-jährige Andie Bell ermordet. Obwohl ihre Leiche nie gefunden wurde, stand schnell ein Verdächtiger fest: ihr Freund Sal Singh. Pippa hat sich nun vorgenommen, ...

Vor 5 Jahren wurde in Little Kilton die 17-jährige Andie Bell ermordet. Obwohl ihre Leiche nie gefunden wurde, stand schnell ein Verdächtiger fest: ihr Freund Sal Singh. Pippa hat sich nun vorgenommen, für ihr Schulprojekt diesen Fall wieder neu aufzurollen, denn sie glaubt fest an Sals Unschuld. Und so stürzt sie sich, gemeinsam mit dessen Bruder Ravi, in die Ermittlungen und gelangt schnell zu der Überzeugung, dass hinter diesem Mord viel mehr steckt, als bisher geglaubt.

„A Good Girl‘s Guide to Murder“ ist der Debütroman der britischen Schriftstellerin Holly Jackson und gleichzeitig der erste von insgesamt drei Bänden (plus Vorgeschichte) der Reihe um ihre Protagonistin Pippa. Sie ist es auch, die die Handlung in der dritten Person und der Vergangenheitsform schildert. Neben dem erzählenden Text ergänzen aber auch viele andere Dokumente die Geschichte. Das sind vor allem die Protokolle, die Pippa für ihr Projekt anfertigt, aber auch Zeichnungen und Textnachrichten. Das lockert den Handlungsverlauf auf und macht ihn noch dynamischer.

Pippa ist eine sehr sympathische Protagonistin, die sich voller Tatendrang in die Ermittlungen stürzt. Dabei hat sie vor allem persönliche Motive, denn auf der einen Seite war Sal wie ein älterer Bruder für sie. Auf der anderen Seite weiß sie aufgrund ihrer Patchworkfamilie mit ihrem nigerianischen (Stief-)Vater Victor und Halbbruder Josh, wie schnell die Menschen in Little Kilton über andere urteilen, wenn sie anders aussehen, als sie selbst. Aus diesem Grund bringt sie sich auch immer wieder in Gefahr, kommt aber mit ihrer Sturheit der Wahrheit über den Mord immer näher. Oder ist Andie vielleicht sogar noch am Leben?

Das Buch ist definitiv ein Pageturner, da kann ich nichts Gegenteiliges behaupten. Für mich gab es ab einem gewissen Zeitpunkt im Buch aber einfach zu viele Verdächtige und aufgedeckte Geheimnisse. An Krimis oder Thrillern mag ich es besonders, wenn man als Leser*in selbst miträtseln kann. Das war hier leider nicht gegeben und der Schluss erschien mir doch etwas konstruiert. Verfolge ich die Reihe trotzdem weiter? Vermutlich.

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Veröffentlicht am 10.12.2023

Sehr persönliches Sachbuch

Modern Heartbreak - Feministischer lieben
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„Modern Heartbreak“ ist das erste Sachbuch der Autorin und feministischen Bloggerin Laura Melina Berling, die als „littlefeministblog“ auf Instagram bekannt ist. Ausgehend von ihrer eigenen Situation und ...

„Modern Heartbreak“ ist das erste Sachbuch der Autorin und feministischen Bloggerin Laura Melina Berling, die als „littlefeministblog“ auf Instagram bekannt ist. Ausgehend von ihrer eigenen Situation und dem Liebeskummer nach einer plötzlich beendeten Beziehung liefert sie hiermit eine Geschichte über die Liebe in der heutigen Zeit, die in insgesamt vier große Kapitel aufgeteilt ist.

Das erste dürfte das wohl persönlichste sein und handelt von der eigenen Trennung, aber auch davon, wie Scheidung und Tod die Sicht der Autorin auf Beziehungen beeinflusst haben. Trauer und Liebe haben für sie eine feste Verbindung. Zentral ist zudem das Thema der Schuld. Sind wir wirklich „selbst schuld“ am Singledasein? Und warum wird uns Frauen die Liebe als ultimative Erfüllung versprochen? Im zweiten Kapitel geht es dann um Liebe und Macht – darum, wie Abhängigkeit in Beziehungen entsteht (Gewalt, unterschiedlicher Status, ungleich verteilte Fürsorgearbeit, Ehe) und dass stets derjenige die Kontrolle behält, der distanzierter bleibt.

Kapitel drei gibt einen kurzen Abriss über die Geschichte der Liebe von der Antike, über Mittelalter und Romantik bis in die Moderne. Berling zeigt dabei, wie sich die Bewertung von Liebe und Ehe verändert. Im vierten und letzten Kapitel erfolgt dann ein Blick in die Zukunft und vor allem auf das Thema Online-Dating. Die scheinbar unendliche Auswahl an potenziellen Partner*innen dort lässt die Liebe beinahe zur Ware verkommen. Wie kann also Gleichberechtigung und gegenseitige Fürsorge in modernen Beziehung erreicht und der Fokus wieder stärker auf Begegnungen im wahren Leben gelegt werden?

Laura Melina Berling ist hier ein sehr persönliches Buch gelungen. Durch Worterklärungen in den jeweiligen Kapiteln und in einem Glossar am Ende ist es darüber hinaus sehr zugänglich und verständlich. Zudem arbeitet sie mit Triggerwarnungen und Wichtiges ist im Text stets fett gedruckt. Literaturempfehlungen am Ende ergänzen das Gesagte – wer einige dieser Bücher schon gelesen hat, dürfte jedoch die zentralen Gedanken von „Modern Heartbreak“ bereits kennen.

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Veröffentlicht am 07.12.2023

Magische Weihnachtsgeschichte

Weihnachten in Prag
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Es ist Heiligabend und Jára will sich eigentlich mit seinen Freunden in der Altstadt Prags treffen. Doch die kann er nicht erreichen und so macht er sich, nach einem Besuch in der Lieblingskneipe seines ...

Es ist Heiligabend und Jára will sich eigentlich mit seinen Freunden in der Altstadt Prags treffen. Doch die kann er nicht erreichen und so macht er sich, nach einem Besuch in der Lieblingskneipe seines Vater, auf einen Spaziergang durch die weihnachtlichen Straßen. Begleitet wird er dabei von Kavka, der jedoch Kafka genannt wird und dem „König von Prag“, der von sich selbst behauptet, die Schlüssel zur ganzen Stadt Prag zu haben. Schließlich lernen die drei auch noch eine italienische Witwe kennen, die sich auf den Spuren ihres verstorbenen Liebsten befindet.

„Weihnachten in Prag“ ist eine winterliche Kurzgeschichte des tschechischen Schriftstellers Jaroslav Rudiš. Die wunderbaren Illustrationen, die dem Buch seinen Charme verleihen, stammen von seinem Freund, dem Musiker und Comiczeichner Jaromír 99. Gemeinsam gründeten beide übrigens die Kafka Band, die sich musikalisch mit den Werken des berühmten tschechischen Autors auseinandersetzt. Im vorliegenden Text ist es Rudiš literarisches Ich, das erzählend durch die Stadt spaziert.

Die Atmosphäre im Buch ist absolut stimmig. Wir bewegen uns durch die Altstadt Prags, es schneit, das Licht ist wie weichgezeichnet, die Geräusche gedämpft. Zu Beginn verhält sich der Protagonist auch noch ganz pragmatisch, kehrt in eine Kneipe ein und trifft Menschen. Doch nach und nach zieht eine gewisse Magie in die Geschichte ein. Er begegnet zuerst Kavka, dessen Kopf aus unerklärlichen Gründen hell leuchtet, dann dem „König von Prag“, der sich nach seinen Kindern sehnt, sie aber nicht sehen darf. Gemeinsam retten sie Weihnachtskarpfen das Leben, sprechen über Literatur und begegnen schließlich der italienischen Witwe.

„Weihnachten in Prag“ ist ein leises Buch und eine Liebeserklärung an diese besondere Stadt. Die italienische Witwe lässt sie uns durch die Augen ihres „Tesoro“, ihres Schatzes betrachten, der Prag so sehr liebte, aber inzwischen verstorben ist. Teilweise ist es schwer, die Realität von der Fiktion zu unterscheiden, aber in einem solch besonderen Abend darf es auch ruhig ein wenig magisch zugehen. Einziges Manko: einfach zu kurz!

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