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Veröffentlicht am 30.01.2018

Eine tolle Ergänzung zur ursprünglichen Reihe

Throne of Glass – Celaenas Geschichte Novella 1-5
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Seit Oktober 2016, als ich hat Sarah J. Maas mich von Celaena Sardothien und ihrer Geschichte durch Throne of Glass begeistert. Die ursprüngliche Reihe beginnt mit Celaena, die als Sklavin in den Salzminen ...

Seit Oktober 2016, als ich hat Sarah J. Maas mich von Celaena Sardothien und ihrer Geschichte durch Throne of Glass begeistert. Die ursprüngliche Reihe beginnt mit Celaena, die als Sklavin in den Salzminen von Endovier festgehalten wird. Aber wie kam die einst größte Assassinin von Ardalan in diese missliche Lage? Warum hasst sie ihren Ziehvater Arobynn so und was genau ist damals eigentlich mit Sam, ihrer ersten großen Liebe, passiert? Diese und andere Fragen werden in den fünf Novellen, die in Celaenas Geschichte aus Vorgeschichte zusammengefasst sind, beantwortet.

Die Novellen umfassen jeweils ca. 50 – 100 Seiten, weshalb sich dieses Buch wunderbar häppchenweise lesen lässt – und ich hatte kein schlechtes Gewissen, wenn ich es zwischen den einzelnen Kurzgeschichten auch mal beiseite gelegt habe. Jede Geschichte führt Celaena in ein neues Abenteuer und lässt mich als Leserin besser verstehen, warum sie zu Beginn von Die Erwählte so ist, wie sie ist. Warum sie Arobynn abgrundtief hasst. Wie sehr sie Sam geliebt hat.

Es kommen viele Figuren vor, die später in der ursprünglichen Reihe Throne of Glass auftauchen und deshalb schon bekannt sind, die Kurtisane Lysandra zum Beispiel, oder der Piratenkönig Rolfe. Besonders letzterer hat es mir angetan, ich hätte mir mehr Handlung mit seiner Figur gewünscht – da es aber doch zentral um Celaena geht, verstehe ich, dass die anderen Storylines kurz gehalten werden mussten. Vielleicht gibt es ja einmal eine andere Gelegenheit, mehr über Rolfe zu erfahren.
Auch viele unbekannte Charaktere traten auf. Die Stillen Assassinen gefielen mir sehr und erinnerten mich ein bisschen an die Liga der Assassinen aus der Serie Arrow.

Verglichen mit der ursprünglichen Throne of Glass-Reihe wird in Celaenas Geschichte relativ wenig Worldbuilding betrieben. Das zeigt ganz deutlich, dass diese Kurzgeschichten nach Beginn der Reihe entstanden und für Leser geschrieben worden sind, die die Welt um Adarlan schon kennen. Das finde ich aber ziemlich gut, denn jede längere Erklärung hätte den Spannungsbogen überreizt und zerstört. So sind die Novellen kurz und knackig – jedenfalls überwiegend: Die letzte und mit Abstand längste der fünf Novellen fand ich etwas ZU lang. Sie hatte ein paar Durchhänger – eben genau an den Stellen, an denen die Autorin die Handlung durch zu viele Erklärungen in die Länge gezogen hat. 20 Seiten weniger hätten dieser Kurzgeschichte gut getan. Insgesamt ist Celaenas Geschichte jedoch in Maas’ gewohnt angenehmen Schreibstil verfasst und lässt sich flüssig lesen.

Ich finde es schade, dass der geniale Originaltitel The Assassin’s Blade nicht übernommen bzw. mit Das Schwert der Assassinen übersetzt wurde, denn unter diesem Titel ist Celaena in Adarlan bekannt und diese fünf Novellen erzählen, wie eben dieses menschliche Schwert geschmiedet und geschliffen wurde, bis es das tödliche Werkzeug war, das wir in Die Erwählte kennen gelernt haben. Die Nicht-Übersetzung und stattdessen die Verwendung des schon irgendwie langweiligen Titels Celaenas Geschichte ist aus meiner Sicht verschenktes Potential vonseiten des Verlags.

Zum Schluss ein paar Worte zum Cover: Wie alle Taschenbuchausgaben dieser Reihe trägt auch Celaenas Geschichte auf dem Cover die kampfbereite Titelheldin mit ihren Schwertern und einem wunderschönen Kleidungsstück, in diesem Fall einen Umhang. Das passt perfekt zu der Figur. Besonders raffiniert finde ich, dass auf der U4-Seite jedes Bandes, also auch hier, die Rückseite des Titelbildes zu sehen ist, zusammen mit einer kräftigen Farbe. Damit die Schwerter sichtbar bleiben, hat man hier den Umhang auf der Rückseite weggelassen, was aber nicht schlimm ist. Dieses Konzept, Buchcover und U4 ( = Rückseite) eines Buches auf diese Weise zu verbinden, finde ich sehr gelungen und ich habe noch kein anderes Buch gesehen, bei dem es auf die gleiche Weise umgesetzt wurde.

Für Fans von Throne of Glass sind diese Novellen eine tolle Ergänzung zur ursprünglichen Reihe im bekannten Stil der Autorin und geben uns Lesern einen interessanten Einblick in die Entstehung der Figur Celaena Sarthodien.

Schön zu lesen, spannend und sicherlich nicht das letzte Buch, das ich von Sarah J. Maas lesen werde! (See what I did there? ? )

Veröffentlicht am 24.12.2017

Der Griff ins metaphorische Klo

Zeitkurier
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Ein paar Worte vorweg: Ich habe diese Rezension lange vor mir her geschoben, da mein Frust sich noch nicht wirklich gelegt hatte und ich nicht anfangen wollte, während ich noch sauer war. Ich vermute allerdings ...

Ein paar Worte vorweg: Ich habe diese Rezension lange vor mir her geschoben, da mein Frust sich noch nicht wirklich gelegt hatte und ich nicht anfangen wollte, während ich noch sauer war. Ich vermute allerdings stark, dass während des Schreibens alles wieder zurück kommt, was ich erfolgreich verdrängt hatte … Ihr dürft euch also auf einen Rant einstellen. Aber ich mag die deutsche Version für „Rant“ lieber, daher stellt euch auf eine Tirade ein, und zwar eine LANGE Schimpftirade.
Wer diesen Blog schon eine Weile verfolgt, wird festgestellt haben, dass nur wenige Science Fiction-Werke ihren Weg zu mir finden. Zeitkurier ist eines der Bücher, deren Klappentexte mich neugierig machen und deren Cover mich begeistern konnten, weshalb ich wirklich gespannt war und mich sehr darauf gefreut habe. Leider sind Cover und Klappentext auch schon fast alles, was ich diesem Buch abgewinnen konnte.

Das Konzept der Zeitreisen begegnet uns in der Literatur nicht zum ersten Mal. Tatsächlich finde ich es unglaublich spannend, wie verschieden die Ansätze hierzu sind, wie unterschiedlich die Autoren denken und sich diese Technik vorstellen. Man kann Wesley Chus futuristische Science Fiction zum Beispiel überhaupt nicht mit Diana Gabaldons Outlander-Saga vergleichen. Es liegen Welten dazwischen! (Pun intended.) Deshalb neige ich dazu, bei Zeitreisen zuzuschlagen, wenn sie mir in Büchern begegnen. Einfach, um neue Versionen kennen zu lernen und meinen Horizont zu erweitern. Mir ist nur selten ein und dieselbe Idee bei zwei verschiedenen Autoren begegnet.
Auch der Zeitkurier hat wieder eine (für mich) neue Art des Zeitreisens gefunden. Genau genommen basiert die gesamte Gesellschaft dieser Welt auf dem Zeitreisen, aber nur wenige Privilegierte sind in der Lage dazu. Dieses Konzept ist durchaus interessant, das muss ich Wesley Chu lassen. Der Haken an der Sache ist aber der, dass im Grunde alles, was mit der Zeitreisetechnik – und eigentlich mit JEDER Technik – zu tun hat, extrem verwirrend ist und nie wirklich erklärt wird. Und, dass eben alles auf dieser Technik aufbaut. Was dazu führt, dass die Wissenschaft, die Technik, die Gesellschaft, jede Entscheidung, die von wichtigen Charakteren im Zusammenhang mit den Zeitreisen – die ja im Fokus der Geschichte liegen – getroffen wird und auch jedes größere Problem (wie die Verschmutzung der Ozeane und der Rohstoffmangel) extrem verwirrend ist. Die Zusammenhänge sind oft unklar und wie verschiedene Dinge funktionieren ist ein großes Rätsel – denn der Protagonist weiß es teilweise selbst nicht (und es interessiert ihn auch nicht – aber dazu später mehr) und kann dementsprechend nicht viel erklären. Ich als Leserin möchte aber schon ganz gern wissen, wie Situation A mit Technik B zusammenhängt und warum Person X die Entscheidung Y zum Zeitpunkt Z trifft und nicht zum Zeitpunkt L – oder gar die Entscheidung M. Manche Szenen habe ich mit dem Gedanken „ich muss etwas übersehen haben, dass kann doch so nicht hier stehen“ doppelt und dreifach gelesen – geholfen hat es nicht, denn es wurde schlicht nicht genauer erklärt, was da gerade passierte.

Ich habe mich dann damit abgefunden, vieles nicht zu verstehen. Vielleicht war das ja auch die Absicht des Autors: so viel futuristische Technik einbauen, dass der Leser genau so wenig davon versteht, wie die Menschen im Buch, die sie verwenden. Nach dem Motto „so kann man sich viel besser in die Geschichte hineinversetzen!“ Tja. Das hat mein Leseerlebnis aber auch nicht besser gemacht. Zusätzlich zu all der Verwirrung kommt der schleppende Schreibstil. Hier kann ich allerdings nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es am Autor liegt, denn es kann genau so gut eine schlechte Übersetzung sein. Trotzdem war die gesamte Story sehr, sehr, seeeeeeeeehr langatmig. Um es konkret zu sagen: Die gesamte erste Hälfte und noch einige Kapitel darüber hinaus hatte die Geschichte kein klares Ziel. Die Rettung von Elise, der Frau, die im Klappentext erwähnt wird, findet auch erst auf Seite 138 statt! Bis dahin passiert einfach gar nichts, das irgendwie wichtig für die Entwicklungen danach wäre und, wie ich ja schon sagte, die Technik wird vorher auch nicht erklärt. Für mich haben diese ersten knapp 140 Seiten also absolut keinen Sinn. Warum macht man das? Ich war zu dem Zeitpunkt schon so gelangweilt, dass ich mich überwinden musste, das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Da habe ich schon seit etwa einem Monat mit dem Zeitkurier gekämpft. Ein Monat für 140 Seiten!

Aber das ist noch nicht alles, was mich störte. Denn auch nach diesem kleinen Wendepunkt, der im Klappentext gespoilert wird (ups, kann ja mal passieren, das fällt den Lesern bestimmt nicht auf), der aber in der Geschichte selbst groß aufgebauscht wird und scheinbar so richtig überraschend kommen sollte, passiert nicht viel. Kurz ist es tatsächlich mal spannend, aber dann folgen wieder kapitelweise Lückenfüller, bis wieder eine kurze spannende Szene kommt, nur um wieder mit zig Seiten voller Nichts fortgesetzt zu werden. Es war echt zum Haare raufen. (Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Redewendung wirklich mal verwenden würde, aber sie passt hier wie nichts anderes. Und ich habe mir teilweise wirklich vor die Stirn geschlagen – das ist doch nah genug an den Haaren dran, oder?)

Was der Zeitkurier neben den ab und an recht spannenden Szenen und dem interessanten Zeitreisekonzept sehr gut hinbekommen hat, ist das dystopische Setting. Die beschriebene Gegenwart ist geprägt von Kolonisation auf anderen Planeten, weil die Erde selbst keinen Lebensraum mehr bietet: Wasser, Luft, Erde – einfach alles ist verschmutzt und von Krankheiten befallen. Es gibt noch Siedlungen, zum Beispiel in Chicago, doch das Leben dort ist alles andere als schön. Grundsätzlich ist alles dreckig grau, braun und irgendwie farblos, die allgegenwärtige Technik funktioniert nur mit bestimmten Rohstoffen – die aber nur in der Vergangenheit produziert werden können, weshalb die Zeitkuriere eine so große Rolle spielen, da sie durch Reisen in die Vergangenheit eben diese Rohstoffe besorgen. Die omnipräsente Stimmung in der Gegenwart ist Hoffnungslosigkeit, und die bringt Wesley Chu sehr gut rüber.
Übrigens, die im Klappentext erwähnten Antworten, die die Zeitkuriere in der Vergangenheit suchen, kommen in der Geschichte nicht wirklich vor. Stattdessen sind die Zeitkuriere so etwas wie Grabräuber: Mal von der staatlichen Zeitreisefirma (deren Namen ich direkt wieder vergessen habe), mal von privaten Firmen (die die Zeireisefirma gut im Griff haben) finanziert werden sie in die Vergangenheit geschickt, um bestimmte Rohstoffe, Maschinen und andere Dinge zu holen. Zum Beispiel auch das Bernsteinzimmer (das war eins der Kapitel, die mir gefielen – es erklärt das Verschwinden dieses Kunstwerks auf eine ganz neue Weise).

Kommen wir zu den Charakteren. Hier zeigt sich ein Schema, das mir leider viel zu oft begegnet: Die Protagonisten finde ich ganz furchtbar, während relativ unwichtige Nebenfiguren wesentlich sympathischer sind und einfach mehr Sinn ergeben, sodass ich mich ärgere, dass diese so wenig „Screentime“ bekommen. Da gibt es einmal Smitt. Er organisiert die Zeitreisen des Protagonisten James und ist durch eine Art Intercom seine Verbindung zur Gegenwart. Er ist extrem wichtig für das Gelingen eines Zeitsprungs, da er das Timing etc. kontrolliert. Smitt ist schlagfertig, meistens gut drauf und steht seinem Kumpel James immer zur Seite. Auf seine Auftritte habe ich mich immer gefreut. Grace ist mir auch positiv in Erinnerung geblieben. Sie hat in der Vergangenheit die Regeln der Zeitsprünge aufgezeichnet und ist dadurch in die Geschichte eingegangen. Sie ist extrem intelligent, lässt das aber auch ständig heraushängen und hält sich für etwas besseres als alle anderen (zugegeben, das ist sie auch) und macht sich dadurch nicht unbedingt beliebt. Trotzdem mag ich sie noch mehr als die beiden Protagonisten. Denn Elise ist zwar sehr sympathisch mit ihrem Vorhaben, die Welt doch noch zu retten, obwohl ihr Versuch in der Vergangenheit gescheitert ist und es für sie allein eigentlich unmöglich ist, die über das Wasser der gesamten Erde verbreitete Seuche zu heilen, und der Tatsache, dass sie James eins auf den Deckel gibt, wenn er sich unmöglich verhält – aber davon abgesehen hat sie keinerlei Ecken und Kanten. Sie ist ohne ihre Vergangenheit als Wissenschaftlerin eine vollkommen farblose Figur. Keine Macken, keine komischen Angewohnheiten, keine großen Probleme, sich der vollkommen neuen Welt, in die sie plötzlich katapultiert wurde, anzupassen.
Und James ist eine Kategorie für sich. So ein merkwürdiger Protagonist ist mir lange nicht mehr untergekommen. Er geht mir total auf den Geist. Sein Charakter ist irgendwie unfertig, er strebt höhere Ziele an, ist gleichzeitig aber nur am Herumnölen und hängt durch, er zweifelt an der Chefetage, folgt aber bereitwillig (und ohne Hintergedanken) den Aufträgen der Zeitreisefirma, er ist extrem selbstsüchtig und egoistisch, mag seine Mitmenschen aber doch auch irgendwie, er ist herrisch und gleichzeitig auch irgendwie weich, besonders im Umgang mit Elise. Mir scheint, als ob Wesley Chu den Charakter nie fertig entworfen hat und jede Szene so schrieb, wie es gerade in den Plan passte (der mir auch nachträglich noch nicht wirklich klar ist). James Äußeres wird blass und unscheinbar, schon fast unansehnlich beschrieben – er hat eben selten die Sonne gesehen (nur auf der Erde, und die ist ja vollkommen vom Smog bedeckt, also kommt nicht viel Licht dort an) und hielt sich mehr in Raumschiffen als irgendwo sonst auf. Ich finde, sein Äußeres passt sehr gut zu seinem Charakter: farblos, ohne besondere Merkmale und sehr komisch anzusehen, wenn man normale Menschen gewohnt ist.

Ihr merkt schon, begeistert hat mich der Zeitkurier nicht. All diese Dinge sind aber noch halbwegs erträglich. (Nein, eigentlich nicht. Ich würde dem Buch aber wegen der paar guten Szenen, der grundsätzlich interessanten Idee und dem wirklich hübschen Cover noch einen Stern geben.) Was das Fass zum Überlaufen bringt, ist das Ende.
In diesem Buch gibt es nicht nur verschiedene Erzählperspektiven (deren Zweck ich auch jetzt noch nicht begreife – denn eine Perspektive ist nicht von Elise, sondern des Chefs der Zeitreisefirma – what?!), sondern auch viele lose Fäden der Handlung. An den unterschiedlichsten Stellen werden neue Gedankengänge begonnen, die nie beendet werden; Handlungsstränge, die irgendwo beginnen, aber nie zu irgendeinem Ziel führen. Ich würde es gern konkreter sagen, aber das wäre ein extremer Spoiler. Und obwohl ich wirklich niemandem empfehlen möchte, dieses Buch zu lesen, mag ich euch den Frust am Ende dann doch nicht vorwegnehmen. Die Geschichte wird scheinbar als Trilogie fortgesetzt (was ich beim Lesen nicht wusste, da das auf der Verlagshomepage nirgendwo steht und auch im Buch nicht deutlich wird, weshalb ich noch mal extra frustriert war), ich kann also schon irgendwie verstehen, dass nicht alle Fragen beantwortet werden und kaum ein Handlungsstrang seinen Endpunkt findet. Aber trotzdem stellt mich das Ende nicht zufrieden, denn auch einen richtigen Cliffhanger oder ein offenes Ende gibt es nicht. Stattdessen ist das Ende genauso unfertig wie James Charakter und die gesamte Geschichte. Unfertig und nicht zufriedenstellend.

So ein schlechtes Buch wie den Zeitkurier habe ich seit Ewigkeiten nicht gelesen – ehrlich gesagt kann ich mich an kein einziges Buch erinnern, das mir so sehr NICHT gefallen hat.

Fazit
Es kann natürlich sein, dass ich schlicht zu doof für dieses Buch und seine möglicherweise hochtrabenden Ziele und philosophischen Ansichten über eine mögliche dystopische Zukunft bin. Für wahrscheinlicher halte ich es allerdings, dass Zeitkurier einfach nicht besonders gut geschrieben und die Idee dahinter auch nicht wirklich ausgegoren ist. Aus meiner Perspektive ist dieses Buch auf jeden Fall ein Griff ins metaphorische Klo.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Super als Geschenk geeignet!

Pinguine sind kitzlig, Bienen schlafen nie, und keiner schwimmt so langsam wie das Seepferdchen
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Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, ...

Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, aber auch die „Fun Facts“ über ausgewählte Tiere fand ich spannend. Die Zeichnungen der schwedischen Künstlerin sind sehr schlicht und „nur“ schwarz-weiß, aber in ihrer Einfachheit sehr detailliert und liebevoll gestaltet. Ich mag Zeichnungen, denen man noch ansieht, dass sie von Hand gezeichnet sind, die nicht makellos sind, sehr gern. Deshalb gefallen mir die vielen kleinen und teilweise auch ganze Doppelseiten einnehmenden Illustrationen sehr.
Schön und gleichzeitig sehr schade finde ich, dass die Illustrationen so viel Raum einnehmen, und zu den Illustrationen gehört auch der Leerraum dazwischen. Das klingt jetzt etwas paradox, da es mir doch eigentlich um die Zeichnungen geht. Allerdings sind 120 Seiten in dem kleinen Format nicht viel und die einzelnen Seiten beinhalten nicht allzu viel Text. Dadurch hatte ich Pinguine sind kitzlig nach weniger als einer Stunde beendet. Der Vorteil an bebilderten Büchern ist aber, dass man einfach wieder von vorn beginnen kann und mit etwas Glück ein paar Details entdeckt, die einem vorher nicht aufgefallen waren.

Die als verblüffend angepriesenen Fakten über die abgebildeten Tiere waren mir nicht alle unbekannt, aber es gab genügend, die mich überraschten oder zum Schmunzeln brachten. Dass Grashüpfer fünf Augen haben war mir zum Beispiel fremd – aber es erklärt, warum die Biester immer so schnell weggehüpft sind, als ich sie als Kind im Sommer fangen wollte … Wieder etwas gelernt! Dieses Buch ist also in meinen Augen (auch) für Erwachsene geeignet. Was mir nicht ganz klar wurde, war, wie die Autorin/Illustratorin die abgebildeten Tiere ausgesucht hat. Vorn im Inhaltsverzeichnis ist auch eine Ente dargestellt, die genau diese Frage stellt – die aber nicht wirklich beantwortet wird. Es ist jetzt nicht so, dass ich die schönen Zeichnungen und die teilweise echt interessanten Fakten dazu nicht genießen könnte, nur, weil ich nicht weiß, warum Giraffen, aber keine Gnus ausgesucht wurden. Das ist einfach eine Frage, die sich mir beim Lesen gestellt hat.

Ich habe mit dem Gedanken gespielt (und mich inzwischen dafür entschieden), es meinem bald fünfjährigen Neffen zu Weihnachten zu schenken. Man wird ihm noch ein paar der Details erklären müssen – zum Beispiel die großen Zahlen mit viel zu vielen Nullen dahinter, deren Ausmaße man sich als Kind ja gar nicht vorstellen kann -, aber ich bin sicher, dass ihm das Buch gefallen wird. (Und wenn es ihm irgendwann langweilig werden sollte, freut sich die Mama.)

Apropos „freut sich die Mama“: Pinguine sind kitzlig eignet sich hervorragend als Geschenk, weil es jedem Leser/Betrachter garantiert² ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wird und auch nach mehrerem „Lesen“ nicht an Charme verliert. Das handliche Format passt auch gut in eine normale Handtasche oder einen Rucksack, sodass es gut für unterwegs geeignet ist. Ich finde, damit erfüllt es die notwendigen Kriterien für einen Geschenktipp. Was meint ihr?

² Ich übernehme keine Haftung, falls das doch nicht der Fall ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich jeder über ein Geschenk freut, besonders, wenn es so schön ist wie dieses Buch!

Fazit
Dieses niedliche Büchlein legt den Fokus auf die einfachen, aber schönen Illustrationen. Wer also die interessanten Infotexte eher nebensächlich findet, der wird hier gut bedient.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Ideal für Neueinsteiger, interessant für Fortgeschrittene des Zero Waste

Ohne Wenn und Abfall
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Milena Glimbovski ist ein Mensch wie du und ich. Ihr geht die Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung gegen den Strich und sie hat die endlose Müllproduktion satt. Statt sich nur zu beschweren ...

Milena Glimbovski ist ein Mensch wie du und ich. Ihr geht die Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung gegen den Strich und sie hat die endlose Müllproduktion satt. Statt sich nur zu beschweren lässt sie ihren Gedanken Konsequenzen folgen und versucht so gut es geht die eigene Müllproduktion zu vermeiden. Dass das gar nicht so schwierig ist, schreibt sie in ihrem Buch Ohne wenn und Abfall.

Das Buch ist thematisch in zwei Hälften geteilt: Zunächst schreibt Milena wie sie dem Verpackungswahn entkam. Ihr Erstaunen über den Rück- und Entwicklungsstillstand unserer scheinbar hochentwickelten Gesellschaft in der Ressourcenverwertung wandelte sich in Aktionismus. Sie erzählt von ihrer persönliche Entwicklung, die in der Gründung von Original Unverpackt (OU) gipfelt. Ohne dabei belehrend zu wirken, hinterfragt Milena unser Konsumverhalten (ein anderer Ausdruck für unseren Umgang mit Ressourcen) und erläutert die tatsächlich nicht unbekannten grundlegendenden Ansätze für bessere Alternativen. Die zweite Hälfte des Buches beinhaltet Kapitel zu jedem Punkt, an dem wir in unserem Alltag Berührung mit kurzlebigen Lösungen – also meist Plastik – haben. Sie beschreibt jeweils, was gängiges Verhalten oder Produkte sind, was daran schädlich ist, und was mögliche Alternativen sind. Wo es möglich ist, gibt sie Verhaltensvorschläge, nennt Strategien, alternative Produkte und verrät praktische Rezepte.

Da ich mich hauptsächlich für den zweiten Teil des Buches interessiere, lese ich mich tapfer durch die Geschichte hinter OU und bin überrascht wie offen und reflektiert Milena von Fehlentscheidungen und eigener Unbedarftheit schreibt. Ihren Laden, in dem ökologisch hergestellte Lebensmittel unverpackt verkauft werden, zu eröffnen war kein Kinderspiel. Heute gibt sie (online-) Seminare, um NeugründerInnen an ihrem gewonnenen Wissen teilhaben zu lassen und sie davor zu bewahren, ebenfalls die eigenen Kapazitätsgrenzen zu überschreiten.

Im Folgekapitel erläutert sie das Prinzip und verschiedene Ansätze des Minimalismus, welcher grade eine Modeerscheinung zu sein scheint, jedoch viel bedeutender ist. Nach Spaß klingende Anleitungen animieren zum Ausmisten von Unnötigem und praktische Hinweise erklären was mit dem Entrümpelten anzufangen ist. Dabei verweist Milena, wie im gesamten Buch, auf andere Autoren und gibt Tipps, wo weitere Infos oder Gleichgesinnte zu finden sind. Das nächste Kapitel ist der Zero Waste Bewegung und ihren Anfängen gewidmet. Milena erklärt, was sich dahinter verbirgt und mit welchen Strategien die Richtlinien Refuse, Reduce, Reuse, Recycling und Rot ganz einfach umsetzen werden können. Es geht ihr hierbei nicht allein um die Vermeidung von Einwegverpackungen aus Plastik sondern vielmehr darum, das eigene Konsumverhalten in jeder Hinsicht zu überdenken – siehe Minimalismus.
Dabei gefällt mir am meisten ihr ehrlicher Ansatz, der sich durch das ganze Buch zieht: "Es geht nicht darum, das perfekte müllfreie Leben zu führen […]. Sobald man […] zu hohe Ansprüche an sich selbst und andere stellt, kann man nur scheitern. Dabei ist jede Plastiktüte, jeder Einweg-Kaffeebecher, den wir einsparen, einer weniger, der produziert werden muss und in den Weltmeeren landet.“ (S. 83)

Milena macht Mut ihr nachzueifern, klein anzufangen und andere zu ermutigen. Immer wieder schreibt sie von ihren Erlebnissen und eigenen Erfahrungen. Dem Lesenden wird deutlich, dass wirklich jeder, der seine eigene Bequemlichkeit überwindet und gewohntes Verhalten überdenkt und ändert, wesentlich weniger Müll produzieren kann.
Ganz konkret wird es in der zweiten Hälfte des Buches. In den Kapiteln Lebensmittel, Küche und Einkaufen, Wohnen, Körperpflege, Sex, Baby und Kind, Kleidung, Büro, Reisen werden quasi alle Bereiche des Lebens abgearbeitet. Dabei wird sich den Themen, neben der Frage wie Einwegverpacktes zu vermeiden ist, ganzheitlich genähert. Beispielweise spielt Lebensmittel betreffend bio vs. konventionell, Regionalität, Saisonalität, Fleisch ja oder nein oder wie? sowie Lebensmittelverschwendung eine Rolle. Milena schreibt, was beachtet werden sollte und wie ein Ziel erreicht werden kann, auch wenn es auf den ersten Blick etwas umständlich erscheint.

Ich hätte mir noch mehr praktische Tipps und eine teilweise tiefgründigere Recherche gewünscht. In manchen Bereichen ist mir Milenas Verhalten nicht ausreichend konsequent, so empfinde ich es als unnötig vier mal im Jahr die Garderobe auszutauschen und Kosmetikartikel (auch selbst hergestellte) zu nutzen. Wem ist damit gedient? Der Mode- und Drogerieindustrie, richtig. Wem ist damit geschadet? Mir und der Umwelt. Auf der einen Seite wird konsumgesellschaftliches Verhalten kritisiert, auf der anderen Seite praktiziert. Jedoch habe ich auch manches Offensichtliche gelernt, zum Beispiel den eigenen Stoffbeutel zum Bäcker mitzunehmen, und meinen Horizont hinsichtlich Plastikvermeidung im Haushalt, durch das Selbermachen von Putzmitteln, erweitert. Hier wiederum fehlen mir Hinweise auf die Nutzung von Naturmaterialien, die sich ganz unverpackt vor unserer Nase befinden, zum Beispiel Kastanien oder Efeu zum Waschen.

Mein Fazit
Ohne wenn und Abfall ist lesenswert. Es ermutigt mit einem umweltfreundlicheren Leben loszulegen und setzt ein deutliches Zeichen gegen das bescheuerte Standardargument „Was kann ich denn als einzelne_r schon bewirken?“. Für jemanden der sich noch nicht mit der Thematik befasst hat ist es ideal, und für „Fortgeschrittene“ ist es interessant zu lesen, wie andere sich verhalten und was noch so alles bedacht/optimiert werden kann. Das Buch ist aber auch für diejenigen lesenswert, die wissen wollen, wie OU entstanden ist.

© Dorothea Renken für WatchedStuff – November 2017

Veröffentlicht am 07.12.2017

Unerfüllte Wünsche und erwartete Enttäuschung

Bitterfrost
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Ich habe eine Weile überlegt, ob ich Bitterfrost lesen sollte oder nicht. Die ursprüngliche Reihe rund um die Mythos Academy habe ich gern gelesen und von Jennifer Esteps Schreibstil bin ich auch nach ...

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich Bitterfrost lesen sollte oder nicht. Die ursprüngliche Reihe rund um die Mythos Academy habe ich gern gelesen und von Jennifer Esteps Schreibstil bin ich auch nach wie vor begeistert. Warum also zögern? Weil oft nach dem Ende einer erfolgreichen Reihe (Harry Potter, um ein ganz bekanntes Beispiel zu nennen) noch weitere Werke produziert werden, die die Geschichte unbedingt irgendwie weiterspinnen wollen. Davon abgesehen, dass ich das Theaterstück um die neue Generation von Hexen und Magiern ganz gern mochte, ist so etwas in meinen Augen oft reine Geldmacherei – und leider merkt man das auch viel zu häufig. Ich hatte also längst mit Gwen Frost und ihrem Kampf gegen die Schnitter und Loki abgeschlossen – als Bitterfrost auf der Bildfläche erschien. Ich habe mich letztendlich aber entschieden, meine Zweifel für den Moment beiseite zu schieben und es zumindest zu versuchen.

Leider hatte ich aber recht mit meiner Vermutung, dass dieser Ableger einfach dieselbe Geschichte noch einmal erzählt – verpackt in neue Charaktere und eine minimal veränderte Handlung. Dadurch gab es kein Überraschungsmoment, das nicht nur wenige Seiten vorher betont dezent und damit offensichtlich angekündigt wurde, weshalb die gesamte Geschichte für mich vorhersehbar war. So leicht und flüssig sich Esteps Schreibstil auch lesen lässt und so schön es ist, in eine geliebte Welt „heimzukehren“ und alte Bekannte genauso wie neue Freunde zu treffen: wenn einfach kopiert wird, was schon einmal passiert ist und das ganz nebenbei auch immer wieder erwähnt wird („Das ist genau, wie bei Gwen damals!“ o. Ä.), um es dem Leser noch deutlicher unter die Nase zu reiben, dann unterhält mich das nicht wirklich. Ich weiß ja eigentlich schon, was passieren wird. Auch die ständige Heldenverehrung, die Gwen hochleben lässt, geht einem irgendwann auf die Nerven.

Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass man in jedem Liebesroman eigentlich von vornherein weiß, wer mit wem am Ende zusammenkommt, und das ist auch vollkommen legitim. Wenn es aber ein Buch über epische Schlachten, diverse Gottheiten, ein kleines bisschen High School-Drama, Teenagerängste und dergleichen geht – und wenn ich die Autorin schon kennengelernt habe und daher weiß, dass sie es besser kann – dann erwarte ich schlicht und einfach mehr. Ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl, dass Bitterfrost für eine jüngere Zielgruppe geschrieben wurde, als es bei der Mythos Academy der Fall war – ich würde sagen, für etwa 12- bis 16-Jährige. Vielleicht bin ich aber einfach aus dem entsprechenden Alter heraus.

Das einzige, was mich immer wieder amüsiert und dadurch bei Laune gehalten hat, waren die Easter Eggs, die beiläufig eingestreut wurden und Verknüpfungen zu Esteps anderen Reihen bilden: Bei einer Observierung verwenden Rory und ihre Freunde einen Van mit dem Logo des Pork Pit (das Diner, das der Auftragskillerin Gin Blanco aus Elemental Assassin gehört), an anderer Stelle wird die Stadt Bigtime genannt, was auf die gleichnamige Reihe hindeutet, in der Superhelden gegen Superschurken kämpfen.

Ich hätte mir für Rory und ihre Clique mehr gewünscht. Sie kam ja schon kurz gegen Ende der Mythos Academy-Reihe vor und ich habe sie gleich gemocht. Besonders ihre Affinität zu den Greifen fand ich damals schon super. Ich hatte gehofft, dass diese neue Reihe um die Mythos Academy Colorado eine vollkommen neue Handlung bekommt, dass das Problem der Schnitter vom Tisch wäre und eine neue Gefahr auf „die Guten“ zukommt, mit der man noch nie zu tun hatte oder so etwas. Leider wurde mein Wunsch nicht erfüllt.

Fazit
Überwiegend bin ich enttäuscht vom Buch und könnte mir nachträglich in den Hintern treten, dass ich nicht auf meine Zweifel am Anfang gehört habe. Doch jetzt weiß ich, dass ich von den zweifellos noch folgenden Bänden die Finger lassen werde. Trotzdem habe ich ein paar nette Stunden gehabt – wenn wir auch alle wissen wessen kleine Schwester „nett“ ist -, sodass ich nicht einmal mehr drei Sterne vergeben mag, was mich selbst etwas traurig macht.