Im Rahmen des Literatursalons und einer daran gekoppelten Leserunde auf LovelyBooks habe ich dieses Buch erworben. Ich wollte mal wieder etwas anspruchsvollere Literatur versuchen, anstatt meine „normalen“ Beuteschemata zu bedienen. Nachdem ich nach etwa einem Drittel erkennen musste, dass die als „fabelhafter Roman“ bezeichnete und beworbene Lektüre sich eher auf dem Dschungelcampniveau bewegt, habe ich das Buch abgebrochen. Das mache ich selten und noch mehr widerstrebt es mir, wenn es dabei um eine Leserunde geht – tatsächlich ist dies das erste Mal, dass ich eine solche nicht durchgezogen habe. Was das über das Buch aussagt, könnt ihr euch vielleicht selbst denken.
Ich habe Interesse an dem Buch entwickelt, weil es auf den immer so beifallheischend angepriesenen wahren Begebenheiten basiert, weil Wissenschaft und Astronauten eine wichtige Rolle spielen und weil die Vorstellung, in einer gigantischen Glaskuppel eingesperrt zu werden, zumindest ziemlich interessant, wenn nicht gar einschüchternd ist.
Die Kapitel sind aus den Perspektiven zweier Frauen und eines Mannes. Eine der Frauen gehört nicht zu denjenigen, die eingeschlossen wurden, sodass man einen Eindruck dessen bekommen kann, was außerhalb der Ecosphere 2 geschieht oder wie das Geschehen innerhalb von außen wirkt. Die andere Frau und der Mann sind zwei der acht Terranauten. Allerdings weiß ich nicht, ob ich sie als Protagonsiten der Geschichte bezeichnen würde. Die Terranauten insgesamt sind die Protagonisten und ich möchte diese Gruppe von acht Menschen nicht wirklich auseinandernehmen. Auf meinem Wissensstand basierend, der die ersten knapp 170 Seiten umfasst sowie die letzte – denn ich wollte wissen, ob es zumindest gegen Ende spannender wird und es sich somit lohnt, bis zum Ende durchzuhalten (was offensichtlich nicht der Fall ist), und habe das Ende gelesen, was ich sonst NIE mache und eigentlich auch bei anderen nicht mag – spielen diese beiden, Dawn und Ramsay, eine sehr wichtige Rolle, aber ob sie wichtiger sind als die übrigen? Keine Ahnung.
Dawn scheint eine zielstrebige Frau zu sein, die immer versucht, es allen recht zu machen, aber sich selbst dabei nicht verliert. Was sie selbst allerdings will, scheint sich sprunghaft immer wieder zu ändern. Sie gibt sich zufrieden mit einer unerfüllenden Beziehung, von der sie weiß, dass sie nicht hält, und bemüht sich nicht um die einzige richtige Freundschaft, die sie im Moment hat. Ramsay ist der Playboy, der von jedem gleichzeitig geliebt und gehasst wird. Er kennt sein Ziel, ist bereit, alles zu tun, um es zu erreichen, und vergisst dabei gern mal die Moral. Und Linda ist die verbitterte Zurückgewiesene, jedoch nicht von einem Mann, sondern von einem wissenschaftlichen Projekt beziehungsweise dem entsprechenden Gremium.
Der Schreibstil gefällt mir überhaupt nicht: Er wurde mir sowohl von LovelyBooks selbst als auch von diversen Zeitschriften (u.a. Buch-Journal und Öko-Test) als zynisch und humorvoll angepriesen, man spricht von Den Terranauten als eine Komödie. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei eher um eine Tragödie. Nämlich deshalb, weil dieses Buch es auf den Bestsellerlisten so weit nach oben geschafft hat, ohne, dass jemandem auffiel, dass es hierbei nur um Klatsch und Tratsch auf Dschungelcampniveau handelt, bei dem man sich gegenseitig schlecht macht, um selbst besser dazustehen. Die Kapitel sind in einer Form geschrieben, dass es wirkt, als ob die Terranauten nachträglich über ihre Erlebnisse berichten, einem Journalisten vielleicht. Dafür holen sie so extrem weit aus und erklären jedes noch so kleine wissenschaftliche Detail, dass die ersten paar Seiten zwar interessant sind, aber danach verliert sich die Spannung ziemlich schnell im Nirgendwo. Die Figuren gehen öffentlich normal miteinander um, aber innerlich – und das ist der größte Teil des Textes – ziehen sie dermaßen übereinander her, dass es absolut kein Vergnügen ist, die Geschichte zu lesen. Ich finde es interessant, wie Menschen miteinander interagieren, insbesondere, wenn sie über längere Zeit auf engstem Raum miteinander festsitzen. Aber von einer wissenschaftlichen Betrachtung dieser Fragen sehe ich hier nicht viel. Alles, was mir auffiel, waren gehässiges Lästern, verbitterte Kommentare, sexistische (aber wohl der Zeit, in der die Geschichte spielt, angemessenen) Bemerkungen, wissenschaftliche oder auch pseudo-wissenschaftliche, wer weiß das schon, Zahlen in einer solchen Menge, dass niemand da so wirklich aufmerksam geblieben sein kann, und dermaßen unangemessene Formulierungen, dass ich froh bin, mit dieser Rezension dieses Buch abschließen und hinter mit lassen zu können.
Vermutlich wird dieses Buch so über den grünen Klee gelobt, weil der Autor schon viele gute Bücher veröffentlicht haben soll. Ich kannte ihn vor Den Terranauten nicht und habe auch nach dieser abgebrochenen Lektüre nicht vor, ihn näher kennen zu lernen. Allerdings kann ich mir auch kaum vorstellen, dass er so erfolgreich mit seinen Büchern sein soll, wenn sie alle so sind wie dieses. Natürlich hat jeder Leser seinen eigenen Geschmack, aber mir fällt auch nach längerem Nachdenken keine Zielgruppe ein, für die dieses Buch gemacht sein soll. Da es mir jedoch mit dem Dschungelcamp genau so geht, nehme ich mal an, dass ich die beiden in eine Schublade stecken kann. Dieses Buch ist mir nicht einmal einen lausigen Punkt wert. (Weil Lesejury aber nicht weniger als einen Punkt erlaubt, muss ich einen vergeben. Mist.)
Wer sich jetzt auf den Schlips getreten fühlt, der sei daran erinnert, dass diese Rezension schlicht meine persönliche Meinung wiederspiegelt und jeder andere Dinge mag und priorisiert. Entschuldigen werde ich mich für diese Kritik deshalb also nicht.