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Veröffentlicht am 11.10.2016

Krasse Geschichte, harter Tobak und tiefschürfende, philosophische Gedanken.

Love Letters to the Dead
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Nachdem dieses Buch überall und immer wieder angepriesen wurde musste ich jetzt selbst einmal mein Nase da hinein stecken. Nach den ersten paar Seiten merkte ich schon, dass diese Geschichte harter Tobak ...

Nachdem dieses Buch überall und immer wieder angepriesen wurde musste ich jetzt selbst einmal mein Nase da hinein stecken. Nach den ersten paar Seiten merkte ich schon, dass diese Geschichte harter Tobak ist, aber ich konnte mich doch irgendwie nicht davon losreißen. Genau genommen habe ich fast die ganze Nacht hindurch gelesen, nur um dann am nächsten Morgen weiter zu machen, weil ich doch nicht bis ganz zum Ende durchgehalten habe.

Die Handlung ist eigentlich ganz simpel: Ein Mädchen fühlt sich schuldig am Tod seiner älteren Schwester, welche es immer verehrt hat, und versucht zwanghaft, indem es sich bemüht, so zu werden wie die verstorbene Schwester, diese ins Leben zurückzuholen. Dabei lernt es neue Freunde kennen und findet nach und nach wieder zu sich selbst, bis es erkennt, wie es eigentlich wirklich ist, und welche Wesenszüge es von der Schwester übernommen hat.
So simpel das jetzt auch klingt, das ist es ganz bestimmt nicht. Das ganze Buch besteht aus Briefen an verstorbene Persönlichkeiten, die aus irgendeinem Grund von der Protagonistin Laurel verehrt werden (man nennt das ganze auch Briefroman – Werther lässt grüßen) oder die mit Erinnerungen dieser verwoben sind. So gibt es zum Beispiel Briefe an Kurt Cobain, der der Lieblingsmusiker der verstorbenen May war; an Judy Garland, die als kleine Dorothy den Weg aus Oz nach Hause gesucht hat und mit dem Film Der Zauberer von Oz die Kindheit der Mädchen beeinflusst hat; Briefe an Amelia Earhart, die als erste Frau den Äquator umflogen hat – zumindest fast – und damit eine Vorbildfigur der Mädchen geworden war; Heath Ledger, den Laurel zufällig gerade als Joker in The Dark Knight gesehen hatte, und so weiter. All diese Briefe haben so etwas wie eine Tagebuchfunktion und bereiten eindeutig darauf vor, einen letzten Brief an May zu schreiben. Dabei wird so genau beschrieben, was Laurel erlebt, wie ihre Gefühle eine Achterbahnfahrt mitmachen und wie sie alles Schlimme, was sie unweigerlich erleben muss, mit dem Guten durcheinanderbringt. Manchmal fühlte ich mich beim Lesen schon ein bisschen voyeuristisch, aber es hat mich doch nicht losgelassen. Dieses Buch ist ein bisschen wie ein Autounfall, den man vom Bürgersteig aus beobachten muss.

Die Charaktere sind wirklich einzigartig. Hannah zum Beispiel ist ein absolut schüchternes Mädchen, wenn es um Dinge geht, die ihr ernst sind, aber haut ordentlich auf den Putz, um das zu verstecken. Natalie ist ernsthaft und ruhiger, steht aber zu sich und ihren Gefühlen. Kristen und Tristan (deren Namen bestimmt nur zufällig so ähnlich klingen…) sind einfach herrlich zusammen, weil sie so verschieden und doch so gleich sind. Evan ist ein Ekelpaket und erschien mir schon gleich im ersten Moment als solches. Tante Amy ist echt süß und anstrengend in ihrer Jesusverehrung, aber weniger naiv, als man glauben mag. „Mom“ und „Dad“ sind schwierig, aber doch irgendwie tolle Eltern. Und dann ist da noch Sky. Der stille, aber draufgängerische Kerl, der Laurel schon am ersten Schultag auffiel – und der sie schon am ersten Schultag bemerkte. Dass aus den beiden mehr wird, ist vorherbestimmt und klar. Aber der Weg dorthin ist „steinig und schwer“, um mit musikalischen Worten zu sprechen.? Und Laurel selbst wirkt manchmal wie ein kleines Mädchen, das sich am liebsten unter der Bettdecke verkriechen würde, manchmal wie ein kleines Mädchen, das unbedingt groß sein will, manchmal wie ein großes Mädchen, das noch größer zu sein versucht und manchmal wie ein großes Mädchen, das wieder klein sein will. Sie ist sehr vielschichtig und ganz offensichtlich in einer Phase, in der sie sich selbst finden muss, während sie versucht, jemand anderes zu sein. Sehr anstrengend das Ganze. Eine leichte Lektüre ist das hier bei weitem nicht.
Der Schreibstil gefällt mir sehr, wenn auch die gelegentlichen Einschübe von ganzen Gedichten irgendwie nicht zu passen scheinen. Es ist alles sehr echt und ungeschmückt. Wenn man hier jetzt noch ab und zu einen Rechtschreibfehler eingebaut hätte, würde ich denken, dass das Absicht sei, um es noch echter zu machen.

Zusammengefasst: Eine Geschichte, die ich mir nicht jeden Tag antun würde, aber ich bin doch irgendwie froh, sie gelesen zu haben.

Fazit

Um es direkt zu sagen: Krasse Geschichte, harter Tobak und tiefschürfende, philosophische Gedanken – aber irgendwie fesselnd, obwohl es eigentlich nicht mein Fall ist…

Veröffentlicht am 11.10.2016

Klasse Fortsetzung mit idealem Cliffhanger!

Kuss der Nacht
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Nun ja, nachdem ich Blutrote Küsse gelesen hatte, musste ich einfach weiterlesen. Ich meine, wer will denn nicht wissen, wie eine Beziehung weitergeht, die im Grunde zum Scheitern verurteilt war, ehe sie ...

Nun ja, nachdem ich Blutrote Küsse gelesen hatte, musste ich einfach weiterlesen. Ich meine, wer will denn nicht wissen, wie eine Beziehung weitergeht, die im Grunde zum Scheitern verurteilt war, ehe sie begonnen hat? Und dann noch dieser Cliffhanger am Ende des ersten Bandes… Eines muss man der Frau mindestens lassen: Sie weiß, wie sie die Leserinnen fesseln kann. Mit Handschellen. Mit Polsterung oder ohne…? Zum Thema Cliffhanger komme ich übrigens noch einmal..

Während in Blutrote Küsse sich alles um die erste Beziehungskiste, die erste Zeit mit Bones und Cat, und das Lieferservice-Problem drehte, ist es im zweiten Band eine etwas andere Situation. Cat arbeitet für die Regierung, Bones hat sie jahrelang nicht gesehen. Und gerade, als sie so langsam wieder auftaut und neue Beziehungen sucht, steht er wieder vor ihr, es wird ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt und immer mal wieder versucht jemand sie umzubringen. Eines kann ich euch sagen, langweilig wird es hierbei nicht!

Wie sich die Charaktere entwickeln und wie immer mehr „Fakten“ über Vampire erwähnt werden, das gefällt mir sehr. Auch wachsen die Titelhelden mir so langsam richtig ans Herz…?

Jetzt wieder zurück zum Thema Cliffhanger: Wie kann sie nur, wie kann Jeanine Frost mich arme Leseratte nur mit diesen letzten Worten zurücklassen? Hm. Nur gut, dass ich den dritten Band schon auf meinem Tolino hatte und gleich weiterlesen konnte… Wer weiß, was ich sonst getan hätte, nachts um halb zwei…?

Fazit

Klasse Fortsetzung mit idealem Cliffhanger! Diese Reihe gefällt mir wirklich sehr.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Für mich war das einfach nur lasches Gemüse: weich, gummiartig, gerade noch ess-, aber fast ungenießbar.

Lauter nackte Männer
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Das Cover lässt ja schon mal die Mundwinkel zucken. Das war ehrlich gesagt auch der erste Grund, aus dem ich mich für das Buch interessiert habe. Der Titel hat natürlich auch dazu beigetragen. Welche Frau ...

Das Cover lässt ja schon mal die Mundwinkel zucken. Das war ehrlich gesagt auch der erste Grund, aus dem ich mich für das Buch interessiert habe. Der Titel hat natürlich auch dazu beigetragen. Welche Frau sieht sich nicht gerne Lauter nackte Männer an? Oder liest zumindest davon??

Jedenfalls habe ich bei meinem anfänglichen Überschwang übersehen, dass das Buch ursprünglich von 1998 stammt. Damit rechnet man ja auch irgendwie nicht, wenn man ein eBook sieht… Zu der Zeit gab es sowohl noch die DM als auch andere Moralvorstellungen. Das bedeutet, die Erwartungen, die man an dieses Buch zu stellen wagt, werden zumindest aus heutiger Sicht nicht so ganz erfüllt. Damit meine ich sehr, sehr wenige Szenen, in denen überhaupt so etwas wie nackte Haut vorkommt, wobei der Titel hier um einiges mehr verspricht. Oder die Tatsache, dass solche Stellen dann nur bedingt überhaupt einen Reiz haben. Das finde ich sehr schade: Der Titel verspricht zu viel, sodass die Erwartungen dann beim Lesen enttäuscht werden.

Dennoch bietet diese Erzählung auf unterhaltsame, manchmal etwas stockende aber immer amüsante Weise ein paar Stunden Spaß. Genau genommen waren es bei mir drei Stunden. Das eBook lässt sich sehr flüssig lesen, wenn ich auch am Anfang meine üblichen 20 Seiten gebraucht habe, um die Charaktere anzuerkennen und für einigermaßen gut zu befinden.

Die Geschichte ist ganz nett – und ja, ich weiß, dass nett der kleine Bruder von Sch**** ist. Für meinen Geschmack ist der Handlungsverlauf einfach zu vorhersehbar, es gibt keine überraschenden Wendungen – gar keine! – und die Figuren entwickeln sich kein bisschen weiter. Wenn jemandem solche seichten Geschichten gefallen, dann ist dieses Buch für denjenigen perfekt. Für mich war das einfach nur lasches Gemüse: weich, gummiartig, gerade noch ess-, aber fast ungenießbar.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Einfach ein Genuss!

Light & Darkness
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Mein erstes Impress-Buch. Weil alle so von dem Carlsen-Imprint schwärmten habe ich mir das Zugpferd dieses Verlags ausgeguckt, um mal zu sehen, was denn an den hochtrabenden Gerüchten dran ist. Und ich ...

Mein erstes Impress-Buch. Weil alle so von dem Carlsen-Imprint schwärmten habe ich mir das Zugpferd dieses Verlags ausgeguckt, um mal zu sehen, was denn an den hochtrabenden Gerüchten dran ist. Und ich muss sagen, entweder ist der gesamte Impress-Bereich mit hochkarätigen Jungautoren versorgt, oder ich habe einen Glücksgriff bei diesem Werk getan: Light & Darkness ist eine tolle Geschichte, eine klasse Idee und so verflixt gut geschrieben, dass ich das Buch in einem Wisch durchgelesen habe (nur die Rezension ließ jetzt lange auf sich warten). Laura Kneidl hat eindeutig etwas drauf! Die Charaktere gefallen mir, die Handlung ergibt Sinn und es macht Spaß, sie zu verfolgen und mehr über die Figuren in Erfahrung zu bringen. Die Beziehungen sind sehr sensibel geschildert und beschrieben, aber die INtensität geht dabei nicht verloren. Sehr, sehr beeindruckend!

Ich werde definitiv noch mehr von Kneidl lesen (wie gut, dass es schon mehrere Bücher von ihr gibt) und auch wieder davon berichten.

Fazit

Sehr gute Idee, klasse Schreibstil. Einfach ein Genuss!

Veröffentlicht am 11.10.2016

Nicht so gut wie der Film - und ich habe es vorher gelesen!

Kein Ort ohne dich
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Ein neuer Nicholas-Sparks-Roman. Kein Wunder, dass dieses Buch sofort in mein Regal einziehen musste. Na gut. Ich gebe es zu: So neu ist er ja auch nicht mehr. Aufmerksam bin ich geworden, als im Kino ...

Ein neuer Nicholas-Sparks-Roman. Kein Wunder, dass dieses Buch sofort in mein Regal einziehen musste. Na gut. Ich gebe es zu: So neu ist er ja auch nicht mehr. Aufmerksam bin ich geworden, als im Kino die Vorschau zum Film lief. Und ich dachte mir: Was? Ein Nicholas Sparks, den ich noch nicht gelesen habe? Das ging gar nicht.? Wie ihr bestimmt schon bemerkt habt, nutze ich den Namen des Autos wie einen Markennamen. Genau das ist er mittlerweile auch geworden, jedenfalls für mich. Die schönen Lesestunden sind beinahe garantiert, wenn man ein Buch dieses Autors aufschlägt. Und es ist aus meiner Sicht schon ein bisschen kurios, dass ein männlicher Autor sich so gut in die Frauen hineinversetzen kann… Heißt es nicht immer, dass Männer Frauen nicht verstehen können?

Nun zum Roman an sich. Es sind zwei parallel verlaufende Handlungen, aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Zunächst ist da einmal die Geschichte von Ira, einem alten Mann, der nach einem Autounfall im Wrack eingeklemmt von seiner verstorbenen Frau halluziniert. Dabei erzählt er ihr, und umgekehrt, von ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Gleichzeitig lernen sich Luke, ein ehemaliger ehemaliger (Die Dopplung ist beabsichtigt!) Rodeocowboy, und Sophia, eine Collegestudentin der Kunstgeschichte, unter verrückten Umständen kennen. Wie die Handlungen in Verbindung stehen, dröselt sich erst ganz zum Schluss auf. Das finde ich generell gut, denn so wird der Leser „an der Leine“ gehalten. Was aber dabei nicht so gut ist, ist die Tatsache, dass die Ira-Kapitel ziemlich lang und auch langweilig sind, während die Phasen mit Luke und Sophia wesentlich interessanter für mich waren. Und doch kam die Geschichte nicht vom Fleck. Hm. Viele Dinge waren vorhersehbar, andere wiederum überraschend. Die Beziehung zwischen Luke und Sophia bleibt irgendwie oberflächlich. Trotzdem ist die Geschichte sehr, sehr gut geschrieben – wenn sie auch das Sparks-Niveau, an das ich mich gewöhnt habe, nicht ganz erreicht.