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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2017

Keine Zeit für Burn-out

Oma wird erwachsen
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Isabell lebt in Hamburg und arbeitet als Assistentin für einen Filmproduzenten, der sie schlecht behandelt. Überraschend wird ihr gekündigt und sie ist am Verzweifeln. Der Anruf ihrer Oma Edith reißt sie ...

Isabell lebt in Hamburg und arbeitet als Assistentin für einen Filmproduzenten, der sie schlecht behandelt. Überraschend wird ihr gekündigt und sie ist am Verzweifeln. Der Anruf ihrer Oma Edith reißt sie aus ihrer Lethargie. Ihre Oma lebt in Seestein an der Ostsee, sie kümmert sich dort um die Tiere auf ihrem Bauernhof, ist ständig in Bewegung und den ganzen Tag auf Achse. Sie ist eine gute Seele, will keinem zur Last fallen und steht allen Dorfbewohnern ohne Bezahlung hilfreich zur Seite. Nun hat ein Arzt bei Oma Edith Burn-out festgestellt und ihr Ruhe verordnet. Edith will von diesem neumodischen Zeugs nicht wissen, dass doch was für Städter ist. Kurz entschlossen reist Isabell gemeinsam mit ihrem besten Freund Kalle nach Seestein, um Oma zu etwas mehr Ruhe zu verhelfen.

Nach einem Fernsehbericht über Burn-out kommt Isabell auf die Idee, auf dem Hof Seminare für überarbeitete Großstädter anzubieten. Aber auch ein schmieriger Immobilienmakler wittert ein Geschäft in diesem idyllischen Dorf.

Die Charaktere, allen voran Oma Edith haben mir gefallen und waren sympathisch. Oma Edith hat eine sehr direkte und trockene Art, alles genau auf den Punkt zu bringen, teilweise gepaart mit einem Zynismus („Entschuldige, dass ich noch laufen kann, ich besorge mir morgen vorsorglich einen Stock“), doch immer sehr liebenswert dabei.

Das Buch empfand ich als leichte und lockere Unterhaltungslektüre, die mich zum Schmunzeln gebracht hat und am Ende noch überraschen konnte.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Aktuell und brisant zu gleich

Schlaflied
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„Schlaflied“ ist der vierte Band um das Ermittlerteam Olivia Rönning und Tom Stilton aus der Feder von Cilla & Rolf Börjlind.

Jeden Tag kommen auf dem Stockholmer Hauptbahnhof unüberschaubare Massen von ...

„Schlaflied“ ist der vierte Band um das Ermittlerteam Olivia Rönning und Tom Stilton aus der Feder von Cilla & Rolf Börjlind.

Jeden Tag kommen auf dem Stockholmer Hauptbahnhof unüberschaubare Massen von Flüchtlingen an. Viele Freiwillige versuchen den Asylsuchenden zu helfen. Unter den Ankommenden befinden sich auch viele unbegleitete Kinder. Folami, ein Flüchtlingskind aus Nigeria, versucht sich alleine durchzuschlagen und trifft auf die Obdachlose Muriel, die sie mit in ihren Unterschlupf nimmt. Muriel fühlt sich verantwortlich für Folami.

In einem weiteren Handlungsstrang wird mitten im Wald durch Zufall die Leiche eines verscharrten elfjährigen Jungen entdeckt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren und Tom Stilton wird zur Unterstützung hinzugezogen. Es gibt verschiedene Ermittlungsansätze und Tom Stilton sowie Olivia Rönning verfolgen eine Spur, die sie nach Bukarest in die verrufenen Abwassersysteme dieser Stadt führt. Was sie hier entdecken, ist kaum fassbar.

Die Geschichte lässt sich wunderbar flüssig lesen. Die Beschreibungen von Landschaften oder Personen sind genau und aussagekräftig, gehen aber nicht ins Detail. Mir hat sehr gut gefallen, dass die ermittelnden Personen ihre kleinen Fehler und Schwächen haben.
Die zentralen Themen Organhandel und Flüchtlingsströme sind aktuell sowie brisant. Die Autoren zeichnen ein glaubwürdiges Szenario, dass auf mich sehr erschreckend wirkt.

Auch dieser Band kann den hervorragenden Eindruck der Vorgängerbände nahtlos fortsetzen und präsentiert eine sehr eindringliche Geschichte, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 18.02.2017

Die Folgen einer Sturmflut

Sturmherz
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Alexa Petri hat kaum Kontakt zu ihrer Mutter Cornelia. Als Alexa 11 Jahre war, verschwand ihre Mutter plötzlich für einige Zeit. Die Frau, die zurückgekehrte, war eine andere geworden. Seit diesem Vorfall ...

Alexa Petri hat kaum Kontakt zu ihrer Mutter Cornelia. Als Alexa 11 Jahre war, verschwand ihre Mutter plötzlich für einige Zeit. Die Frau, die zurückgekehrte, war eine andere geworden. Seit diesem Vorfall in Alexas Kindheit, redete ihre Mutter kaum noch mit ihr und verschwieg den Grund ihres Verschwindens.

Nach einem Schlaganfall liegt Cornelia nun im Koma und Alexa muss sich gezwungenermaßen um ihre Mutter und den Buchladen ihrer Mutter kümmern. Eines Abends betritt der amerikanische Schriftsteller Richard Henderson und sein Sohn Ethan, den Buchladen, um Cornelia zu sprechen. Nach und nach erfährt Alexa die Geschichte ihrer Mutter, die durch eine Sturmflut und einer Lüge das Leben einiger Menschen beeinflusste.

Die flüssig geschriebene Geschichte konnte mich von Beginn an fesseln. Es ist wieder eine dramatische Liebesgeschichte, aber ohne Happy End. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit wurden nach und nach immer mehr Puzzlesteine zusammengefügt, so dass man die Entwicklung von Cornelia nachvollziehen konnte. Meine Sympathie in diesem Buch galt aber mehr Alexa, die lange Jahre unter der Herzlosigkeit ihrer Mutter zu leiden hatte. Durch die Sturmflutkatastrophe von 1962 in Hamburg hat die Geschichte einen historischen Bezug, so dass alles realistisch wirkte. Gleichwohl sorgte der bildhafte Schreibstil dazu, dass ich mich mehr als einmal am Schauplatz des Geschehens wähnte.

Auch in diesem Buch überzeugte die Autorin wieder durch ihre Erzählkunst.

Veröffentlicht am 01.02.2017

Auf den Spuren des Guide Gabin

Gefährliche Empfehlungen
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Der kulinarische Krimi „Gefährliche Empfehlungen“ von Tom Hillenbrand ist zwar bereits der fünfte Band um den Koch und Hobbydetektiv Xavier Kieffer, doch für mich war es das erste Mal, dass ich einen Band ...

Der kulinarische Krimi „Gefährliche Empfehlungen“ von Tom Hillenbrand ist zwar bereits der fünfte Band um den Koch und Hobbydetektiv Xavier Kieffer, doch für mich war es das erste Mal, dass ich einen Band dieser Reihe gelesen habe.

Valérie Gabin, Enkelin von Auguste Gabin, dem Erfinder des Guide Gabin, feiert Eröffnung der neuen Gabin-Repräsentanz. Alles was in der Sterneküche einen Rang und Namen hat, ist da. Als Gastredner tritt Frankreichs Präsident Francois Allégret auf. Trotz der großen Sicherheitsmaßnahmen schafft es ein radikaler Aktivist, die Bühne zu stürmen. Die Sicherheitskräfte können ihn festnehmen, doch dann setzt ein Stromausfall ein. In diesem Durcheinander verschwindet die äußerst seltene Ausgabe des Guide Gabin aus dem Jahr 1939. Für Valérie Gabin ist dieser Diebstahl sehr unangenehm, da es sich bei ihrem Ausstellungsstück um eine Leihgabe handelte. Xavier Kieffer will seiner Freundin helfen und beginnt Nachforschungen anzustellen, stößt auf eine Leiche und gerät selbst in Gefahr.

Neben diesem Hauptstrang gibt es zwischendurch kurze Rückblicke in die Zeit des zweiten Weltkrieges und man kann erahnen, dass der Guide Gabin von 1939 eine besondere Rolle spielt. Doch welchen Grund gibt es, dass nach mehr als siebzig Jahren jemand eine Leiche in Kauf nimmt, um das Buch in die Hände zu bekommen?

Das Cover hat mir gefallen und reiht sich harmonisch in die Vorgängerbände mit ein.
Der Schreibstil ist angenehm leicht, an einigen Stellen mit einem Augenzwinkern geschrieben. Es handelt sich hier nicht um einen typischen Kriminalroman. Die Spannung kommt nur sehr langsam in Gang. Da es sich um einen kulinarischen Krimi handelt, erfährt der Leser natürlich viel über die gehobene, französische Küche im Wandel der Zeit sowie über die Abläufe in einem Restaurant. Wobei mir die vielen französischen Bezeichnungen etwas zu viel waren. Es gibt zwar am Ende ein Glossar, aber es störte mich, ständig irgendwelche Begriffe nachzuschlagen, so dass ich es nach einiger Zeit aufgegeben habe.

Tom Hillenbrand hat es verstanden die Kriegszeit, Politik und aktuelle Themen wie Terror miteinander zu verflechten, so dass nach und nach die Geschichte aufgedeckt wurde. Manches wirkte auf mich etwas konstruiert und die Spannungshandlung kam ein wenig zu kurz für mich.

Wer keinen Wert auf einen spannungsgeladenen Krimi legt, sondern sich angenehm unterhalten lassen will, der sollte diesen kulinarischen Krimi lesen.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Lebensträume

Der Jahrhunderttraum (Jahrhundertsturm-Serie 2)
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Das Buch „Der Jahrhunderttraum“ ist die Fortsetzung des Romans „Der Jahrhundertsturm“ von Richard Dübell. Während der erste Band im Jahr 1871 endet, beginnt der neue Roman im Jahr 1891 und umfasst achtzehn ...

Das Buch „Der Jahrhunderttraum“ ist die Fortsetzung des Romans „Der Jahrhundertsturm“ von Richard Dübell. Während der erste Band im Jahr 1871 endet, beginnt der neue Roman im Jahr 1891 und umfasst achtzehn Jahre. Auch wer den 1. Teil nicht gelesen hat, kommt ohne Probleme in die Geschichte hinein.

Die Großeltern Paul und Louise sind bei einem Zugunglück in der Schweiz ums Leben gekommen. Die Familie von Briest, Moritz, seine Frau Antonie und die Kinder Otto, Levin und Amalie sind entsetzt. Edgar Trönicke, ein Freund der Familie und Privatdetektiv, stellt Nachforschungen an, um zu klären, ob der Tod der beiden ein Unglück oder ein Versicherungsbetrug war.
Otto von Briest begleitet Edgar Trönicke bei seinen Ermittlungen, da er davon träumt, selbst Privatdetektiv zu werden.
Nach dem Levin von Briest die ersten Flugversuche von Otto Lilienthal gesehen hat, ist sein Traum vom Fliegen erwacht.
Auch die Schwester von den beiden, Amalie von Briest, hat eigene Träume, die zur damaligen Zeit fast unmöglich waren. Verständnis findet sie bei ihrer Mutter, die sich der Frauenbewegung angeschlossen hat.
Werden ihre Lebensträume in Erfüllung gehen?

Die gut siebenhundert Seiten des Buches sind in sechs einzelne Buchabschnitte unterteilt. Richard Dübell hat einen sehr flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil, so dass ich durch die Seiten nur so geflogen bin. Er hat mich mitgenommen auf eine Reise zu den Anfängen der Luftfahrt, so lernte ich Otto Lilienthal kennen, absolvierte einen kurzen Flug mit den Brüdern Wright und bestieg das Luftschiff von Ferdinand Graf von Zeppelin. Geschickt hat Richard Dübell historische Ereignisse mit dem Leben der Protagonisten verwoben. Neben der technischen Entwicklung geht es aber auch um Liebe, Freundschaft, Intrigen und Manipulation. Dieses ist so spannend geschrieben, dass bei mir trotz des Buchumfanges keine Langeweile aufkam.

Das Buch war für mich ein reines Lesevergnügen und ich empfehle es gern weiter.