In der Geschichte geht es um die 16-jährige Stur. Sie ist als Krähe geboren und aufgewachsen. Die Krähen haben kein Geburtsrecht und stehen ganz unten in der Ordnung der Kasten. Alle anderen Kasten stehen darüber und beherrschen jeweils eine ganz besondere Macht. Doch die Krähen sind für die anderen Kasten von Nutzen, denn nur sie können sich nicht an der Sündenseuche anstecken und verbrennen daher die Toten, welche an dieser Seuche gestorben sind. Soweit, so gut. Allerdings wird Sturs Rotte zu einer Bestattung in den Königspalast gerufen um dort den verstorbenen Prinzen Jasimir und seinen Beschützer Tavin zu beerdigen. Überraschenderweise stellt sich heraus, dass die beiden gar nicht tot sind. Sie wollen etwas ganz anderes: heimlich das Königshaus stürzen. Doch dabei brauchen sie die Hilfe der Krähen und Stur bzw. ihr Anführer Pah geht einen Eid mit den beiden ein. Ob sie das bereuen werden?
Der Schreibstil von Maragaret Owen ist der Wahnsinn. Ab dem ersten Satz war ich voll und ganz in dieser Geschichte versunken. Teilweise sehr poetisch und voller Gefühl, magisch und bildhaft erleben wir die Geschichte der Protagonistin Stur aus der Erzähl-Perspektive. Diese Perspektive hat einfach wunderbar gepasst und hat der Geschichte zusätzlich etwas märchenhaftes verliehen.
Mit Sturs Zorn war es so eine Sache, manchmal war war er so kühl und hart wie Stahl, manchmal so wild und stürmisch wie Blut, das aus einer verletzten Ader sprudelte.
Mit der 16-jährigen Stur haben wir einen zu Anfang sehr zurückhaltenden, aber auch loyalen Charakter an die Seite gestellt bekommen. Durch ihre schlechten Erfahrungen aufgrund ihres Daseins als Krähe wirkte sie etwas abgestumpft auf mich, denn sie musste bereits viel Leid über sich ergehen lassen, da das Leben als Krähe nicht einfach ist. Allerdings hat Stur während der Geschichte einen starke charakterliche Entwicklung durchgemacht, die mir sehr gefallen hat. Ich habe mit ihr gelitten, geliebt, mich gefreut oder auch geweint. Stur war für mich eine starke Protagonistin mit Ecken und Kanten, die mich komplett von sich überzeugen konnte. Ich habe sie sehr in mein Herz geschlossen.
Sabor ist ein ziemlich faszinierendes Land, allerdings ist es jetzt auch nicht ungewöhnlich beschrieben worden. Ich habe es mir mittelalterlich vorgestellt, da oft von Burgen und ähnlichem die Rede war. Was mich aber wirklich geflasht hat, ist der Weltenaufbau. Die Kaste, die Gaben, die Eigenheiten der Charaktere und der einzelnen Kasten. Ich bin immer noch hin und weg. Wie kann man so tolle Ideen haben? Wow! Ich liebe Welten in denen es für mich viel Neues zu entdecken gibt und genau so war es nun auch in dieser Geschichte. Zum ersten Mal Gänsehaut während des Lesens hatte ich zu Anfang, als die Krähen ihren Mammon-Tanz aufführten. Den Mammon-Tanz führen die Krähen auf, wenn jemand ihnen ihren "Lohn" für die Beerdigungen nicht zahlen will. Sie wollen die Preller so in Angst und Schrecken versetzen. Was für eine grandiose Idee, oder!? Mich hat dies total geflasht. Unter den Krähen gibt es auch besondere Hexer/innen, die sogenannten "Knochendiebe/innen". Solch eine ist natürlich auch Stur. Aufgrund der Zähne der Menschen aus den verschiedenen Kasten kann sie deren Geburtsrechte magisch hervorrufen. Ein Pfau gehört zum Beispiel zu den Hehren Kasten und hat das Geburtsrecht des Glanzes. Stur kann daher die Macht des Pfauenzahnes erwecken und somit das Geburtsrecht der Pfauen für sich nutzen. Sie "klaut" sozusagen das Geburtsrecht. Dies geht auch mit Knochen, egal ob Mensch oder Tier. Cool oder?
Jede Krähe, so hieß es, hatte in einem früheren Leben irgendeinen Riesenmist gebaut, so schlimm, dass sie von der Korona zuerst mit der Seuche geschlagen und danach dazu verdonnert worden war, diese als Buße ein Leben lang einzudämmen.
Auch die Handlung hat mich komplett überzeugt. Sie war komplex, kraftvoll und man musste sich schon sehr konzentrieren, aber es lohnt sich dranzubleiben. Die Geschichte ist halt nichts für Zwischendurch. Zudem ist es teilweise wirklich extrem hart zu Lesen, was den Krähen alles wiederfährt, sodass die Geschichte an manchen Stellen wirklich düster und nichts für schwache Nerven ist. Wie bereits erwähnt, habe ich mit Stur sehr mitgefiebert und konnte vor anhaltender Spannung das Buch kaum zur Seite legen, sodass ich es auch schnell beendet hatte. Apropos Ende: Es war spektakulär! Mehr verrate ich nicht. :)
Die Innen- und Außengestaltung des Buches hat mir ebenfalls gefallen. Es ist schön, dass sich das Cover ans Originalcover hält, aber auch mit der Karte im Inneren und der Kapitelgestaltung wurde sich sehr viel Mühe gegeben. Jedes Kapitel trägt eine eigene Überschrift in einer schönen Schrift und auch die Aufteilung des Buches (ich meine es waren drei Teile) war schön dargestellt.
Fazit
High Fantasy vom Feinsten! Ein gefühlvolles und spannendes Abenteuer mit einer Protagonistin, die über sich hinaus wächst. Stur konnte mich von Anfang an begeistern, genauso wie die komplexe Handlung und der besondere Weltenaufbau. Der Schreibstil war grandios, lies sich schnell lesen und war sehr bildhaft, sodass ich mir alles genau vorstellen konnte. Ein absolutes Must-Read für alle Fans von Leigh Bardugo!
Vielen lieben Dank an den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar!
Erhältlich im Buchhandel eures Vertrauens oder direkt beim Verlag.
Eure Neni ♥