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Veröffentlicht am 07.04.2017

Unglaublich packend und ziemlich dystopisch! Eine Welt ohne Bienen? Bitte nicht...

Die Geschichte der Bienen
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Maja Lunde entwirft in „Die Geschichte der Bienen“ ein durchweg schockierendes Szenario. Die Bienenvölker werden im Verlauf der Zeit von Menschenhand ausgerottet – und der Mensch steht in der Zukunft nach ...

Maja Lunde entwirft in „Die Geschichte der Bienen“ ein durchweg schockierendes Szenario. Die Bienenvölker werden im Verlauf der Zeit von Menschenhand ausgerottet – und der Mensch steht in der Zukunft nach Klimakatastrophe, diversen atomaren Unfällen und einer Hungerkrise beinahe vor dem Ende. Dezimiert und ruiniert.
Im vorliegenden Roman werden dabei drei unterschiedliche Erzählstränge skizziert, die sich in drei epochalen Zeitfenstern ansiedeln und mit einem jeweiligen Hauptprotagonisten aufwarten: Tao (Sichuan, China, 2098), William (Hertfordshire, England, 1852) und George (Autumn Hill, Ohio / USA, 2007). Immer wieder im Wechsel wendet sich die Autorin hier ihren drei Hauptprotagonisten und deren Zeit zu, gibt so Einblick in die jeweilige Epoche, sowie den dazugehörigen Charakter und dessen Umfeld. Die einzelnen Inhalte und Figuren haben auf den ersten Blick nicht viel gemein. Nur die Bienen verbinden die Lebensentwürfe der jeweiligen Protagonisten auf ganz eigene Weise. Der Schreibstil ist dabei derart eindringlich, intensiv und fesselnd, dass man von Kapitel zu Kapitel hastet und sich von der Tragik der einzelnen Erzählstränge mittragen lässt. Die Figuren scheinen sehr authentisch und wirken in ihrem Denken und Handeln äußerst beeindruckend. Der Verlauf der Geschichten erinnerte zudem beinahe an dystopische Inhalte – bedrückend, düster und niederschmetternd. So z.B. die Zukunft, in der 8-Jährige herangezogen werden, im Arbeitsdrill 12 Stunden täglich Baumblüten per Hand zu bestäuben. Klingt banal, liest sich im Roman aber sehr bedrohlich und spannend. Eine Welt ohne Bienen. Ein Szenario, das wesentlich schlimmer und bedrohlicher ist, als man es vermuten könnte. So begibt man sich mit diesem Roman auf eine Reise, die zum Nachdenken anregt und oftmals auch das eigene Verhalten in Frage stellt. Ein Buch, das absolut realistisch ist, sehr in unsere Zeit passt und eine erschreckende Zukunft vor Augen hält. Nicht nur die Charaktere in Maja Lunds‘ Roman „Die Geschichte der Bienen“ sind meiner Meinung nach großartig konzipiert, auch der eigentliche Inhalt und die Aussagen der Erzählung sind schockierend ehrlich dargelegt. Für mich ein leises Buch, das aufrüttelt, den Leser durch den Verlauf und seine Figuren fesselt und im Grunde deprimiert zurücklässt. Absolut lesenswert. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.03.2017

Tiefgreifend, emotionsgeladen & kritisch.. Ein toller Roman, der absolut in die Zeit passt!

Die Zeit der Ruhelosen
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Karine Tuil legt nun mit „Die Zeit der Ruhelosen“ ihren neuesten Roman vor. In Frankreich bereits ein viel diskutierter Bestseller, wird man wohl auch hierzulande nicht um dieses, thematisch sehr aktuelle ...

Karine Tuil legt nun mit „Die Zeit der Ruhelosen“ ihren neuesten Roman vor. In Frankreich bereits ein viel diskutierter Bestseller, wird man wohl auch hierzulande nicht um dieses, thematisch sehr aktuelle und tiefgründige Werk herumkommen.

Bereits der Beginn des Romans ist sehr emotionsgeladen und fesselnd. Es wird hier zunächst sehr eindrücklich und ungeschminkt aus einer Introspektive heraus die psychische Belastung der kämpfenden Soldaten in Afghanistan beschrieben. Stilistisch auf eine Art und Weise, die dem Leser eigentlich nur die Tränen in die Augen treiben kann. Doch dann gleich der erste abrupte Bruch: im nächsten Schritt findet man sich bereits im gegenwärtigen Paris bei einem der Hauptprotagonisten wieder: Francois Vély. Wechselnde Perspektiven und Erzählstränge werden den Leser von nun an durch den Roman begleiten und machen den Inhalt, bzw. Verlauf abwechslungsreich. Man kommt sehr gut in die Erzählung hinein, jedoch ist „Die Zeit der Ruhelosen“ meiner Meinung nach kein Roman, den man mal kurz nebenher lesen kann oder sollte. Der Schreibstil ist oftmals verzwickt und inhaltlich recht tiefgreifend, manches mal gar weitreichend, so dass man doch mit voller Aufmerksamkeit und Konzentration an das Buch herangehen sollte. Spannend ist die gesamte Erzählung - ohne Zweifel. Die Hauptprotagonisten wirken durchweg sehr authentisch und sind in sich stimmig und gut konzipiert. Die verschiedenen Erzählstränge treffen irgendwann aufeinander und verweben sich miteinander. Ich fand Tuil's Schreibstil sehr beeindruckend, nicht zuletzt wegen der immer wieder herauslesbaren Kritik. Der Roman bietet bei korrekter Auslegung wahrlich viel Brisanz und gibt politisch viele nachdenklich stimmende Aussagen zu unserer Zeit und den aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen wieder. Die Verstrickungen und kritischen Inhalte fand ich wirklich gut verarbeitet und durchweg ansprechend, sie stellen beim Lesen aber meiner Meinung nach auch immer wieder eine gewisse Herausforderung dar! Dramatik, beißende Situationskomik und unerwartete Wendungen hat der Roman definitiv zur Genüge zu bieten, dabei bleiben die Figuren und Inhalte immerzu äußerst interessant!

Also kein schlichter Roman, sondern ein umfassend kritisches Werk, das auf ganz eigene Weise unsere Zeit widerspiegelt und nicht mit vielfältig tiefgründigen Verläufen & Aussagen geizt. Somit nicht unbedingt ein "stilles Buch", sondern eher eines, das noch länger nachhallt und dem Leser inhaltlich nicht aus dem Kopf gehen will. Mir gefiel es sehr! Deshalb 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Ein absolut großartiger Roman! Vielschichtig, sprachgewaltig und wahnsinnig authentisch...

Wenn ich jetzt nicht gehe
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Wie ein Abbild vergangener Zeiten scheint der Roman der spanischen Schriftstellerin Maria Duenas „Wenn ich jetzt nicht gehe“. Hierzulande noch eher unbekannt, wurden die bisher erschienen Bücher Duenas‘ ...

Wie ein Abbild vergangener Zeiten scheint der Roman der spanischen Schriftstellerin Maria Duenas „Wenn ich jetzt nicht gehe“. Hierzulande noch eher unbekannt, wurden die bisher erschienen Bücher Duenas‘ bereits in über 35 Sprachen übersetzt, millionenfach verkauft und z.T. verfilmt. Und nicht zu Unrecht: Der aktuelle Roman liest sich wahnsinnig flüssig, ist sprachlich sehr stark und versetzt den Leser gefühlt in eine von Stolz und Arbeit geprägte Ära der südamerikanischen Besiedelung durch die Spanier. Wahrlich ein großes Familien-Epos, das Maria Duenas mit „Wenn ich jetzt nicht gehe“ geschaffen hat!

Hauptprotagonist ist in diesem Buch der Spanier Mauro Larrea, ein Mann mittleren Alters der vor vor vielen Jahren nach Mexiko übersetzte, um dort sein Glück zu versuchen. Ein Emporkömmling, der nach schweren Jahren des arbeitsreichen Aufstiegs tatsächlich einen beachtlichen Reichtum angehäuft hat und sich nun doch vor den Trümmern seines Erfolges wiederfindet. Die Zeiten sind schwierig. Spanien führt noch Kolonien, befindet sich aber bereits in kriegsähnlichen Zuständen mit seinen Exklaven. Die Geschäfte lahmen, sind risikoreich geworden. In Mexiko und Kuba bekommen die spanischen Übersiedler die Umschwünge und Umbrüche bereits am eigenen Leib zu spüren. Unsicherheiten, der Wandel in der Sklavenhaltung, die schwindenden Gewinne aus Minenbau und Import- / Export.. Das alles lässt sich hier in einem wunderbaren Fluss nachlesen. Mauro ist ein durch und durch stolzer Mann, zudem Vater zweier bereits erwachsener Kinder und Eigentümer einer imposanten Villa. Doch spürt man im Verlauf der Erzählung seine Herkunft, sein Geschick – aber auch die Notwendigkeit der Unterstützung seiner Weggefährten. Man erhascht einen tiefen Einblick in die Figur und glaubt manches Mal, mit dem Protagonisten zu verschmelzen. Atmosphärisch bleibt der Roman durchweg unglaublich dicht. Die Zeit lebt auf und es entsteht ein glaubwürdiges Konstrukt. Dabei verliert die Autorin sich nie zu sehr in Details, geht nur genauer auf die wichtigsten Inhalte ein. Doch sprachlich entfaltet sich ein intensives Szenario und der Roman strotzt nur so vor spannenden Entwicklungen. Es warten einige große Herausforderungen auf Mauro und man kann kaum absehen, wie die jeweilige Entscheidung fällt - wohin es den Mann treibt. Mich hat der Roman mit all seinen reichen Facetten und den durchweg interessanten Charakteren unglaublich fesseln können. Ich fand die Umschreibungen der Szenen, der Umgebungen und Menschen der damaligen Zeit einfach sehr eindrücklich. Das Buch hat mich wohl letztlich durch den tollen Schreibstil in vielerlei Hinsicht emotional angesprochen und somit von Anfang bis Ende mit auf eine spannende Reise nehmen können..

Maria Duenas hat meiner Meinung nach mit „Wenn ich jetzt nicht gehe“ einen unglaublich vielschichtigen, intensiven und sehr authentischen Roman vorgelegt. Sicherlich nicht der letzte Roman, den ich von dieser sehr einfühlsam schreibenden Autorin gelesen haben werde! Großartig, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Wieder eine wundervolle Liebesgeschichte von Bestseller-Autorin Sarah Morgan...

Schlaflos in Manhattan
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Ein wenig Herz-Schmerz, dazu irrwitzige Dialoge und das Ganze schön sexy verpackt.. Voilà: Der neue Roman rund um Paige und Jake von Bestseller-Autorin Sarah Morgan. Der Titel diesmal: „Schlaflos in Manhattan“, ...

Ein wenig Herz-Schmerz, dazu irrwitzige Dialoge und das Ganze schön sexy verpackt.. Voilà: Der neue Roman rund um Paige und Jake von Bestseller-Autorin Sarah Morgan. Der Titel diesmal: „Schlaflos in Manhattan“, Schauplatz selbstverständlich New York.

Paige und ihre Freundinnen Eva und Frankie stehen vor neuen Herausforderungen in ihrem Leben. Matt, Paige‘s Bruder und eine gute Seele, achtet mit wachenden Argusaugen auf die Mädels. Jake wiederum, Matt‘s bester Freund, versucht krampfhaft, nicht immerzu an Paige denken zu müssen – hat er doch Matt diesbezüglich ein Versprechen gegeben! Doch es knistert zwischen Paige und Jake und das wirklich nicht zu knapp. Und wie es nun mal ist: Irgendwann bricht der Damm und es gibt kein Halten mehr… Oder?!

Mir gefielen die bisher von Sarah Morgan erschienenen Romane allesamt sehr gut. „Schlaflos in Manhattan“ schließt sich hier an, auch wenn ich den Roman zu Beginn inhaltlich etwas schwächer als die bisher bekannten Geschichten fand. Wie nicht anders zu erwarten, ist es zwischen Paige und Jake zunächst "kompliziert", damit es auch besonders lange knistert. Paige ist vorsichtig, Jake wiederum an sein Versprechen gebunden. Und da man zunächst von Paige's beruflichen Neustart liest, dauert es einige Zeit bis Paige und Jake sich letztlich annähern. Für meinen Geschmack hätte es hier ein klein wenig schneller gehen können, aber nichtsdestotrotz bieten die Protagonisten interessante Wendungen. Der Schreibstil ist dabei wie in allen vorherigen Romanen auch schon sehr eingängig und man kommt schnell in die Geschichte hinein. Es gibt natürlich wieder viele knisternde, sowie witzige und hitzige Dialoge - nicht nur zwischen Paige und Jake. Alle Figuren, ob nun die beiden Hauptprotagonisten oder Nebenfiguren, wirkten durchweg sympathisch und auch authentisch. Und es geht, wie bereits angedeutet, zwischen Paige und Jake dann irgendwann auch noch recht heiß her, allerdings ohne allzu kitschig zu werden. Auch die Romantik kommt dabei nicht zu kurz, was mir wiederum sehr gut gefiel. Die Inhalte und Verläufe sind vielleicht nicht übermäßig überraschend (man weiß halt, was man von einem solchen Schmöker zu erwarten hat). Aber dennoch war die Geschichte von Paige und Jake sehr schön zu lesen. Ich war bereits nach 2 Tagen durch mit dem Buch. Leider! Aber Fortsetzung folgt - ziemlich sicher! ;)


Ein schöner Schmöker, der jedes Frauenherz höher schlagen lassen wird! Absolut empfehlenswert: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.02.2017

Ein Buch, das ausnahmslos jeder gelesen haben sollte. Ergreifend, schockierend und ... eine wahre Geschichte!

Der letzte Überlebende
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„Viel schlimmer konnte es ja wohl nicht mehr kommen, dachten wir.“

Sam Pivnik, Holocaust- und Auschwitz-Überlebender, hat die schrecklichste Zeit seines Lebens in „Der letzte Überlebende“ niedergeschrieben. ...

„Viel schlimmer konnte es ja wohl nicht mehr kommen, dachten wir.“

Sam Pivnik, Holocaust- und Auschwitz-Überlebender, hat die schrecklichste Zeit seines Lebens in „Der letzte Überlebende“ niedergeschrieben. Eine wahre Geschichte – und ein schockierendes Zeitzeugnis. Sam Pivnik wurde als Sohn einer jüdischen Schneider-Familie im polnischen Bedzin geboren, wo er bis zum Einmarsch der deutschen Truppen eine glückliche Kindheit verlebte. Doch mit dem Tag der deutschen Invasion ändert sich das beschauliche Leben in Bedzin schlagartig. Zwischen Angst und Überlebenswillen gehört Sam Pivnik‘s Familie zu den geächteten Juden. Wie man weiß: der Beginn der unsäglichen „Ausrottungsmaschinerie“ Hitler‘s und seiner Anhänger.. und Sam Pivnik‘s ganz eigenem, herzzerreißenden und schrecklichen Überlebenskampf.
Ein Prolog gibt den ersten Ausblick auf die später folgenden Erlebnisberichte. Sam Pivnik überlebt nicht zum ersten Mal – und nicht zum letzten Mal den Genozid. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Grauen, denn unerwartet blickt Pivnik im folgenden ersten Kapitel erst einmal wieder zurück auf die Zeit 'davor'. Auf die Zeiten, als das Leben in der jüdischen Gemeinde Bedzin‘s noch idyllisch schien und glücklich. Vom Schreibstil her wirklich sehr eingängig und ergreifend schreibt Sam Pivnik sich alle Erinnerungen, die durchgestandenen Ängste und qualvollen Erlebnisse von der Seele. Erinnerungen an das Leben, als der Schulbesuch und das Fußball-Spielen noch den beinahe unbedarften Alltag der Kinder ausmachten. Beschaulich, bis der Bruch kommt und das schier endlose Entsetzen beginnt. Ein Satz, der dann häufiger fällt, lautet in etwa: „Wir wussten es nicht anders.“ Eben solche Aussagen machen die Erzählungen Pivnik‘s so unglaublich greifbar und emotional. Der Unglaube über das hereingebrochene Unglück durch die Deutschen und die Torturen, die alle Bekannten und Verwandten von hier an durchstehen mussten. Und die Hoffnung, es könne von nun an gar nicht mehr schlimmer werden. "Die Menschheit neigt ja zum Optimismus." Dieses authentische Erzählen, die manches Mal merkbar „ungestellten“ Inhalte und ungeschönten Beiträge machen das Buch zu einem wahnsinnig ergreifenden und lebendigen Zeugnis der Geschichte des Holocaust. aber auch immer wieder zur Geschichte von Sam Pivnik. Mit allen nur denkbaren Zumutungen und Emotionen belastet, kämpft sich dieser 13-jährige Junge durch die immerzu drohenden Fangarme des Dritten Reiches. Verlust, Angst und Pein - persönlicher geht es wohl kaum. Mich konnte das Buch schon nach den ersten gelesenen Seiten „abholen“ und ich habe mit Sam Pivnik gelitten, die Tragik und Ausmaße seines Erlebens spüren können und musste mir doch häufiger die Tränen aus den Augen zu wischen. Das hier Niedergeschriebene steht den Tagebucheinträgen der Anne Frank in Nichts nach - nur eben mit einem "glücklicherem Ausgang"....
Sam Pivnik‘s Autobiografie ist ein wichtiges und mahnendes Werk, aus dem auch immer wieder die Schwere der Schuld spricht. Die Schuld der Nazis, der Mitgeifernden, der lautlosen Wegseher und Urteilenden. Ein Buch, das insbesondere aktuell in die Zeit passt und das ausnahmslos jeder gelesen haben sollte. Eine wahre Geschichte von einem, der es mit dem Glauben an das beinahe Unmögliche und vielen zurückbleibenden Narben geschafft hat, zu überleben. Danke an Sam Pivnik für dieses ergreifende, ehrliche und durchweg ungeschönte autobiografische Werk!