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Veröffentlicht am 27.02.2017

Ein Buch, das ausnahmslos jeder gelesen haben sollte. Ergreifend, schockierend und ... eine wahre Geschichte!

Der letzte Überlebende
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„Viel schlimmer konnte es ja wohl nicht mehr kommen, dachten wir.“

Sam Pivnik, Holocaust- und Auschwitz-Überlebender, hat die schrecklichste Zeit seines Lebens in „Der letzte Überlebende“ niedergeschrieben. ...

„Viel schlimmer konnte es ja wohl nicht mehr kommen, dachten wir.“

Sam Pivnik, Holocaust- und Auschwitz-Überlebender, hat die schrecklichste Zeit seines Lebens in „Der letzte Überlebende“ niedergeschrieben. Eine wahre Geschichte – und ein schockierendes Zeitzeugnis. Sam Pivnik wurde als Sohn einer jüdischen Schneider-Familie im polnischen Bedzin geboren, wo er bis zum Einmarsch der deutschen Truppen eine glückliche Kindheit verlebte. Doch mit dem Tag der deutschen Invasion ändert sich das beschauliche Leben in Bedzin schlagartig. Zwischen Angst und Überlebenswillen gehört Sam Pivnik‘s Familie zu den geächteten Juden. Wie man weiß: der Beginn der unsäglichen „Ausrottungsmaschinerie“ Hitler‘s und seiner Anhänger.. und Sam Pivnik‘s ganz eigenem, herzzerreißenden und schrecklichen Überlebenskampf.
Ein Prolog gibt den ersten Ausblick auf die später folgenden Erlebnisberichte. Sam Pivnik überlebt nicht zum ersten Mal – und nicht zum letzten Mal den Genozid. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Grauen, denn unerwartet blickt Pivnik im folgenden ersten Kapitel erst einmal wieder zurück auf die Zeit 'davor'. Auf die Zeiten, als das Leben in der jüdischen Gemeinde Bedzin‘s noch idyllisch schien und glücklich. Vom Schreibstil her wirklich sehr eingängig und ergreifend schreibt Sam Pivnik sich alle Erinnerungen, die durchgestandenen Ängste und qualvollen Erlebnisse von der Seele. Erinnerungen an das Leben, als der Schulbesuch und das Fußball-Spielen noch den beinahe unbedarften Alltag der Kinder ausmachten. Beschaulich, bis der Bruch kommt und das schier endlose Entsetzen beginnt. Ein Satz, der dann häufiger fällt, lautet in etwa: „Wir wussten es nicht anders.“ Eben solche Aussagen machen die Erzählungen Pivnik‘s so unglaublich greifbar und emotional. Der Unglaube über das hereingebrochene Unglück durch die Deutschen und die Torturen, die alle Bekannten und Verwandten von hier an durchstehen mussten. Und die Hoffnung, es könne von nun an gar nicht mehr schlimmer werden. "Die Menschheit neigt ja zum Optimismus." Dieses authentische Erzählen, die manches Mal merkbar „ungestellten“ Inhalte und ungeschönten Beiträge machen das Buch zu einem wahnsinnig ergreifenden und lebendigen Zeugnis der Geschichte des Holocaust. aber auch immer wieder zur Geschichte von Sam Pivnik. Mit allen nur denkbaren Zumutungen und Emotionen belastet, kämpft sich dieser 13-jährige Junge durch die immerzu drohenden Fangarme des Dritten Reiches. Verlust, Angst und Pein - persönlicher geht es wohl kaum. Mich konnte das Buch schon nach den ersten gelesenen Seiten „abholen“ und ich habe mit Sam Pivnik gelitten, die Tragik und Ausmaße seines Erlebens spüren können und musste mir doch häufiger die Tränen aus den Augen zu wischen. Das hier Niedergeschriebene steht den Tagebucheinträgen der Anne Frank in Nichts nach - nur eben mit einem "glücklicherem Ausgang"....
Sam Pivnik‘s Autobiografie ist ein wichtiges und mahnendes Werk, aus dem auch immer wieder die Schwere der Schuld spricht. Die Schuld der Nazis, der Mitgeifernden, der lautlosen Wegseher und Urteilenden. Ein Buch, das insbesondere aktuell in die Zeit passt und das ausnahmslos jeder gelesen haben sollte. Eine wahre Geschichte von einem, der es mit dem Glauben an das beinahe Unmögliche und vielen zurückbleibenden Narben geschafft hat, zu überleben. Danke an Sam Pivnik für dieses ergreifende, ehrliche und durchweg ungeschönte autobiografische Werk!

Veröffentlicht am 26.02.2017

Eindringlich und subtil spannend.. Eine schöne Geschichte und ein toll eingelesenes Hörbuch!

Betrunkene Bäume
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Eine tiefgründige und nachdenklich stimmende Geschichte über Freundschaft, das Älter- und Erwachsenwerden, über Schuld oder Verrat, Familie und Verlust birgt der Roman „Betrunkene Bäume“ von Ada Dorian. ...

Eine tiefgründige und nachdenklich stimmende Geschichte über Freundschaft, das Älter- und Erwachsenwerden, über Schuld oder Verrat, Familie und Verlust birgt der Roman „Betrunkene Bäume“ von Ada Dorian.

Erich und Katharina, die Hauptprotagonisten. Erich bereits alt und mittlerweile vergesslich, Katharina mit ihren jungen 17 Jahren noch naiv und gerade erst im Inbegriff, ein eigenständiges Leben zu beginnen. Vordergründig. Die Lebensläufe und Hintergründe, das Erlebte und Bevorstehende könnte bei den beiden Figuren nicht unterschiedlicher sein. Und doch verbindet die beiden eine langsam wachsende, aber dennoch besondere Beziehung. Erfahrung trifft auf Blauäugigkeit. Verdruss auf Trotz... Katharina, die nach der Trennung ihrer Eltern und dem Weggang des Vaters von zu Hause fortläuft, gerät auf den klassisch falschen Weg. Erich, der sich von der Tochter bevormundet und entmündigt fühlt, verschließt sich wiederum beharrlich seinem "Älterwerden" und blickt mit Sorge in die Zukunft.
Sensibel, mit vielen Metaphern und in sehr eindringlichem Ton erzählt Ada Dorian diese Geschichte. Mit Blick auf die inneren Abläufe, Gedanken und Gefühle entsinnt sich ein empfindsames Psychogramm über 2 Menschen, denen sich die unschönen, doch manchmal unumgänglichen Seiten des Lebens offenbaren. Vergangenheit und Zukunft verweben sich immer weiter miteinander und verschwimmen zunehmend. Mir gefiel der Stil der Erzählung unglaublich gut. Subtil spannend und doch durchweg leise entwickeln sich die diversen inhaltlichen Stränge. Die Figuren nehmen stetig an Tiefe zu und wirken zunehmend tragisch – doch stehen sie vielleicht auch nur symbolisch und stellvertretend für einen beliebigen Menschen. Vielleicht gar uns selbst.

Zum Hörbuch: Mir persönlich gefiel die eingelesene Version von „Betrunkene Bäume“ sehr gut! Zum einen ist die Stimme des Sprechers, Adam Nümm, sehr angenehm im Klang und niemals aufdringlich. Zum anderen ließ sich der Text im Hörbuch in seiner Gesamtheit extrem gut erfassen, was meiner Meinung nach häufig mit den Sprechern „steht oder auch fällt“. Adam Nümm trifft durchgängig die passende Lesegeschwindigkeit und seine Intonationen wirkten durchweg treffend und gut gewählt. Ich konnte Adam Nümm also sehr gut folgen und fühlte mich immerzu angesprochen von seiner Auslegung der vorgelesenen Szenen. Man kann sich schnell, wenn nicht sogar sofort in das eigentliche Buch einfühlen und kommt gut in den Verlauf hinein. Die Sprechweise von Adam Nümm lässt die Inhalte zudem sehr bildlich werden, es ist inhaltlich gut vorstellbar und nachzuempfinden. Insbesondere die in diesem Buch so wichtigen Emotionen, die die sensible Tiefgründigkeit stützen, werden durch den Sprecher besonders gut hervorgehoben.

Ob nun Buch oder Hörbuch: Ich würde beides empfehlen. Eine tolle Geschichte, wenn auch durchweg unaufgeregt. Dafür mit inhaltlich stetiger Entwicklung, subtiler Spannung und etwas Nachklang! Deshalb 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Wahnsinnig witzig und überraschend informativ! Ein wirklich tolles Buch...

Lob der Lederhose
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Wolfgang Fierek - wie man ihn kennt und liebt.. Mit seinem Buch „Lob der Lederhose“ gibt der in München geborene Schauspieler und Schlagersänger nun einen sehr humoristischen Einblick in die Gepflogenheiten ...

Wolfgang Fierek - wie man ihn kennt und liebt.. Mit seinem Buch „Lob der Lederhose“ gibt der in München geborene Schauspieler und Schlagersänger nun einen sehr humoristischen Einblick in die Gepflogenheiten seiner bayerischen Heimat. Teils im Stil eines Sachbuchs, teils als heitere Lektüre mit verschiedensten Anekdoten trägt Fierek eine Sammlung zusammen, die wohl für jeden Bayern-Fan, egal ob nun Urlauber oder "Zuagroasta", eine sehr aufschlussreiche und hilfreiche "Gebrauchsanweisung" für den Umgang mit dem 'eigentümlichen Freistaat' und seinen Einwohnern darstellen dürfte.

Der "Homo Bavaricus" mit seinem bairischen Dialekt, den Dirndl-Weisheiten, dem Jodeln oder einem klassischen Obazda – Fierek lässt neben den vielfältigen geschichtlichen, politischen und regionalen Begebenheiten wirklich keine Sparte aus. Auch die weniger geläufigen und trotzdem sehr bayerischen Themen wurden von ihm berücksichtigt. So ergibt sich in Fiereks Buch eine bunte Mischung diverser Alltagsthemen, traditioneller Inhalte und "Mythen" – mit sehr, sehr viel bairischer Mundart. Für mich einfach herrlich zu lesen! Diverse, recht gut strukturierte Kapitel gestalten den Überblick und gehen inhaltlich mitunter sogar noch sehr ins Detail. Das Buch ist leichtgängig in der Sprache, abwechslungsreich und immer wieder äußerst witzig. Die Themen-Vielfalt und Darstellungstiefe haben mich dabei jedoch definitiv überrascht! Trotz aller humoristischen Inhalte zeigt das Buch anschaulich, bzw. in ansprechender Weise die sachlicher gefärbten Inhalte und zahlreiche Hintergründe auf, die die Umgangsformen und (Be-)Sonderheiten der Bajuwaren auch dem Laien verständlicher machen und außerdem in ihrer Gesamtheit viele unbekannte Aspekte beinhalteten. Alles in allem liest sich das Buch durchweg sehr gut und abwechslungsreich! Besonders fällt wohl bei der Lektüre immer wieder die recht persönliche Erzählweise des Autors auf. Fierek bringt sich merkbar mit seiner ganzen Person und all seinen Erfahrungen in das Buch ein und führt so in seinem gewohnt witzig-lockeren „Plauderton“ durch seine Erzählungen oder Erläuterungen. Im Gesamtaufbau sehr gut strukturiert (nicht zuletzt durch die bereits erwähnten sehr übersichtlichen Kapitel), lassen sich die verschiedenen Themenbereiche zudem auch unabhängig voneinander lesen und nach Lust und Laune untereinander tauschen. So eignet sich das Buch sicherlich auch gut als Schmöker für zwischendurch. Mich konnte es inhaltlich absolut überzeugen: Ich hatte definitiv viel Spaß beim Lesen und bin um einiges Wissen reicher! Meiner Meinung nach ein tolles Buch und deshalb, wie ich finde, eine absolute Lese-Empfehlung! 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2017

Überraschend anders, aber sehr eindrücklich und authentisch!

Sein blutiges Projekt
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Graeme Macrae Burnet legt mit „Sein blutiges Projekt – Der Fall Roderick Macrae“ ein beschauliches und eindrucksvolles Werk vor, das in Form und Aufbau durch eine eindringliche Authentizität und einen ...

Graeme Macrae Burnet legt mit „Sein blutiges Projekt – Der Fall Roderick Macrae“ ein beschauliches und eindrucksvolles Werk vor, das in Form und Aufbau durch eine eindringliche Authentizität und einen absolut eingängigen Schreibstil zu überraschen und überzeugen weiß. Was zunächst wie Fiktion wirkt, entpuppt sich als historischer Beleg eines Mordes im Jahr 1869 und Zeugnis des jungen, vermeintlichen Täters Roderick Macrae vor einer grobschlächtig wirkenden Kulisse Schottlands.
Ein verschlafenes Dorf, 3 übel zugerichtete Mordopfer, 1 Täter, 1 Prozess. Kurzgefasst handelt es sich dabei um den Inhalt dieses Buch, dem Erstlingswerk von Graeme Macrae Burnet. Sprachlich empfand ich den Roman als eingängig, wenn auch natürlich die Zeit um 1870 immerzu herauszulesen war. Düster und stellenweise grausig zeichnet sich ein durchweg stimmiges Bild der Geschehnisse. Zwischen historischem Roman und Krimi ließ sich der Inhalt durchgängig flüssig lesen. Subtil spannend entblößt sich die Geschichte eigentlich erst nach und nach und lässt den Leser eintauchen in die damalige Zeit. Die längst vergangenen Zustände und Begebenheiten ließen sich für mich gut nachempfinden. Hilfreich waren hier die zahlreichen Ausführungen des Autors. Sehr interessant fand ich die Darstellungen der Verläufe, aber auch die Einblicke in die Figuren, bzw. Menschen. Es entspinnt sich eine ganz eigene, aber sehr dichte Atmosphäre. Fesselnd und teils sogar bedrückend liest sich die Geschichte des Roderick Macrae. Als zeitgenössische, bzw. historische, sehr eindrückliche und überzeugende Erzählung im Ganzen, kann ich diesen Roman absolut weiterempfehlen. Insbesondere, da es sich bei „Sein blutiges Projekt“ doch einmal um ganz untypischen und unerwarteten Lesestoff handelt. Deshalb: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Purer Nervenkitzel...

Glücksmädchen
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Ein Kind verschwindet. Die getrennt lebenden Eltern sind offensichtlich der Verzweiflung nahe. Und die Journalistin Ellen Tamm ist in diesem Kontext einem Rätsel auf der Spur, das auch sie mehr und mehr ...

Ein Kind verschwindet. Die getrennt lebenden Eltern sind offensichtlich der Verzweiflung nahe. Und die Journalistin Ellen Tamm ist in diesem Kontext einem Rätsel auf der Spur, das auch sie mehr und mehr persönlich betrifft. „Glücksmädchen“ von Mikaela Bley ist meiner Meinung nach ein Psychothriller, der „die Nackenhaare zum Stehen“ bringt… Inhaltlich fesselnd, irreführend wie tiefgründig und immer wieder überraschend! Ich kann wohl schon vorwegnehmen, dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe!

Lycke, die achtjährige Tochter von Harald und Helena verschwindet eines nachmittags spurlos. Einige Personen aus Lycke‘s Umfeld geraten unter Verdacht. Doch was geschah tatsächlich an besagtem Tag? Und wo ist Lycke abgeblieben? Ein makaberes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Protagonisten beginnt und lässt immer weiter hinter die Fassaden der einzelnen Figuren und deren Beziehungen blicken. Zudem plagen Ellen Tamm ganz eigene Dämonen, die nicht nur durch den Fall „Lycke“ heraufbeschworen werden. Man steigt gleich mit Beginn des Psychothrillers in das Geschehen ein und es ist Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, was folgt. In sehr flüssig lesbarem Schreibstil konstruiert Mikaela Bley ein absolut rundes Gesamtbild mit durchgängig authentischen Charakteren. Man hegt beim Lesen häufig einen Verdacht, wird aber trotzdem immer wieder eines Besseren belehrt oder auf eine neue Spur gebracht. Viele Wendungen und überraschende Entwicklungen lassen den Thriller zu einem echten „Page-Turner“ werden. Nicht nur die Inhalte zum Verschwinden des Mädchens sind sehr spannend zu lesen, sondern auch der zweite Erzählstrang, in dem es (wie eingangs bereits erwähnt) um die Journalistin Ellen geht, ist wahnsinnig gut geschrieben. Selbst die Schauplätze in Stockholm wirkten durchweg real und waren gut vorstellbar. Zudem ist das Buch in einzelne, überschaubare Kapitel unterteilt – jeweils der betreffenden Figur gewidmet und natürlich mit dem entsprechend passenden Perspektivwechsel. Abwechslungsreich und gut konzipiert. Alles in allem ein sehr überzeugendes Buch! Einzig der Titel wirkt im Nachhinein vielleicht ein wenig deplatziert oder irreführend. Aber das mag Geschmackssache sein. Man merkt jedenfalls inhaltlich nicht, dass „Glücksmädchen“ der erste Psychothriller der Autorin ist, ganz im Gegenteil. Für mich ganz sicher nicht das letzte Buch von Mikaela Bley - falls denn weitere folgen, was ich sehr hoffe! :)
Ich würde diesen Psychothriller definitiv weiterempfehlen und kann nur sagen: Für Fans des Genres ein absolutes „must have“! 5 Sterne.