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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ungewöhnlicher und absolut lesenswerter Roman...

Wir waren keine Helden
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„Wir waren keine Helden“, das Roman-Debüt der deutschen Autorin Candy Bukowski bahnt sich schon mit den ersten gelesenen Seiten durch robusten Humor und kaltschnäuziger Ironie einen Weg in die Herzen der ...

„Wir waren keine Helden“, das Roman-Debüt der deutschen Autorin Candy Bukowski bahnt sich schon mit den ersten gelesenen Seiten durch robusten Humor und kaltschnäuziger Ironie einen Weg in die Herzen der Leser. So meine Meinung! Ein absolut gelungener Coming of Age Roman, der sich manch peinliche, herzzerreißende und urkomische Herausforderung auf dem Weg ins Erwachsensein vorknöpft! Lustig, aber auch gespickt voller Szenen, die einem selbst nur allzu bekannt vorkommen dürften...
Der Roman beginnt rasant und setzt seinen Weg wortgewaltig mit Witz und teils tragisch anmutender Komik fort. Durch eine Zeit, die von Freiheitsdrang, beginnender Moderne und Altlasten geprägt ist: die 70er, 80er und 90er Jahre... Das Buch wirkt durchgängig flapsig durch den kruden Schreibstil und eine häufig robuste Wortwahl. Aber zwischen den Zeilen finden sich die sensiblen und leisen Töne. Die, die doch das ein oder andere Mal nachdenklich stimmen und tief in Zeit und Menschen blicken lassen. Wer in den 80er Jahren aufwuchs, wird sich zudem in vielen Passagen wiederfinden und so manche Erinnerung durchleben. Szenen, Personen und Zeitgeschehen sind sehr realistisch dargestellt. Die Figuren, vor allem die Hauptprotagonistin „Candy“ (ja, genau: die Autorin) als solche, wirken detailreich und sehr tiefgreifend. Ich kann nicht abschätzen, inwieweit die Szenen und das Geschehen tatsächlich autobiografisch sind. Unabhängig davon fühlt man sich automatisch zurückversetzt. Thematisch ist der Roman breit gefächert und deckt vielerlei Inhalte gesellschaftlicher und teils auch politischer Natur ab. Im Kern geht es aber doch immer um die Charaktere, die den eigentlichen Plot tragen und durch diverse Dialoge mit Leben füllen. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Candy. Es bleibt durchgängig „spannend“ wegen der häufigen Szenenwechsel und unterschiedlichen Blickwinkel auf die einzelnen Schilderungen. Beeindruckend bleiben aber vor allem der Schreibstil, die Metaphern und der Wortwitz. Davon lebt das Buch. Mir hat es wahnsinnig gut gefallen. Es ist ein absolutes Highlight in 2016 und eine Lese-Empfehlung wert! Deswegen vergebe ich 5 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein unglaublich intensives Buch! Feinfühlig, voller Emotion und mitreißend...

Die vier Jahreszeiten des Sommers
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Grégoire Delacourt legt mit „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ einen unglaublich feinfühligen, aber sprachgewaltigen Roman vor, der mich von der ersten Seite an überzeugen konnte. Vier Abschnitte. Vier ...

Grégoire Delacourt legt mit „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ einen unglaublich feinfühligen, aber sprachgewaltigen Roman vor, der mich von der ersten Seite an überzeugen konnte. Vier Abschnitte. Vier unterschiedliche Erzählstränge. Vier unterschiedliche Zeitebenen. 4 unterschiedliche Lebensabschnitte. Aber immer der Sommer, immer der gleiche Schauplatz: ein kleiner französischer Küstenort, Le Touquet. Die Erzählstränge wirken zunächst wie eigenständige Geschichten. Man wechselt die Zeiten, die Figuren und die Zeitschiene. Doch man findet sich immer in Le Touquet wieder, dieser Ort, den Delacourt sehr szenisch und absolut authentisch, bzw. atmosphärisch dargestellt hat. Die Figuren sind wunderbar detailliert ausgearbeitet und leben von der starken Sprache. Die Erzählweise wechselt sprachlich und dem jeweiligen Alter der Charaktere entsprechend, so manches Mal zwischen schroff / direkt und verklärt / leise. Die „Jahreszeiten“ des Titels stehen dabei sehr deutlich für die 4 Lebensabschnitte eines Menschen (und hier der Protagonisten): die Zeit der Jugendlichen / Pubertierenden, des Erwachsenen, des gesetzten Lebens und des Alterns. Die einzelnen Kapitel widmen sich mit scharfem Blick und sehr viel Tiefe den Prozessen dieser Lebensabschnitte. Belebt durch die unglaublich einwirkende Sprache entfalten sich beim Lesen Tragik, Dramatik, Schmerz und Erleichterung. Man durchlebt die Situationen und Erlebnisse der diversen Figuren durch die große Nähe sehr intensiv. Mir gefielen Stil und Sprache insgesamt wahnsinnig gut und ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Grégoire Delacourt in seinem Heimatland bereits ein viel gelesener Bestseller-Autor ist! Die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Liebe, der Verdruss und die Enttäuschung sind derart tiefgründig und empathisch geschildert, dass man nicht umhin kommt, in jedem Abschnitt die Freuden und Qualen der Protagonisten mit zu durchleben.. Vielschichtig und breit angelegt wirken die Charaktere und ihre Entwicklungen ein. Spannend und voller Emotionen ergeben sich zudem immer neue Verknüpfungen zwischen den verschiedenen, bzw. einzelnen Erzählabschnitten. So ahnt man spätestens nach im letzten Drittel, dass der Kreis sich im Ganzen wieder schließen wird. Großartig konstruiert, wunderbar erzählt und inhaltlich immer (wenn auch manchmal nur subtil) spannend! Ein Buch, dass in keinem Regal fehlen darf oder sollte und das in diesem Jahr definitiv alle Aufmerksamkeit verdient hat! Absolute Leseempfehlung!!! 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein spannender Jugendroman mit kleineren Mängeln!

These Broken Stars. Lilac und Tarver (Band 1)
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A. Kaufman und M. Spooner legen mit „These Broken Stars – Lilac und Tarver“ den ersten Band einer neuen Jugendbuch-Trilogie vor, erschienen im Carlsen Verlag.
Angepriesen als Sci-Fi- und Fantasy-Roman, ...

A. Kaufman und M. Spooner legen mit „These Broken Stars – Lilac und Tarver“ den ersten Band einer neuen Jugendbuch-Trilogie vor, erschienen im Carlsen Verlag.
Angepriesen als Sci-Fi- und Fantasy-Roman, war ich sehr neugierig auf diesen Titel. Die Vorschau, wie auch die durchweg positiven Bewertungen taten ihr übriges dazu. Inhaltlich kann man wohl von einer schlichten Story sprechen: Reiches Mädchen trifft in der ferneren Zukunft Jungen aus der Arbeiterschicht, beide sind angetan voneinander, können oder wollen dies aber nicht gleich offen legen. Dann ein Unglück, das beide Figuren überleben. Gefangen in einer kargen, nicht zivilisierten Umgebung (hier ein fremder Planet) kämpfen beide um ihr Überleben – und entdecken dabei ganz am Rande ihre gegenseitige 'große Liebe'. Die Rettung naht und glückt, beide wollen „für immer zusammenbleiben“ und am Ende ist alles gut! Dazwischen einige herausfordernde, unvorhergesehene Einlagen...
Inhaltlich ist der Roman wenig anspruchsvoll und schließt sich auch sprachlich diesem Niveau an. Man merkt durchgängig, dass es sich um einen Jugendroman handelt, Alterfreigabe laut Verlag ab 14 Jahren. Die beiden Hauptprotagonisten Lilac und Tarver sind nicht sehr detailreich beschrieben, man erfährt im Grunde nur einige biografische Punkte. Ansonsten wirken sie stellenweise noch sehr naiv und kindlich, bzw. unbedarft, entsprechend ihres Alters (Lilac 16, Tarver 18). Darüber können auch die Darstellungen zu Tarvers 2-jähriger Militärzeit (die ebenfalls schemenhaft und nebulös bleibt) und seinen Heldentaten, die ihn zum Star der Szene und zum Major machten, nicht hinwegtäuschen. Die örtlichen Begebenheiten, der Schauplatz also (ein nicht bewohnter, bzw. verlassener Planet - wir befinden uns ja in der Zukunft..) ist ebenso oberflächlich beschrieben. Hier finden sich Wälder, eine Ebene und eine Raubkatze... Dafür dass es sich bei dem Buch um eine Fantasy- und Sci-Fi-Geschichte handelt, fand ich die Darstellungen sehr wenig kreativ und beinahe schon einfallslos! Schön war, dass sich die Perspektiven je Kapitel konstant zwischen Lilac und Tarver abwechselten, dazwischen immer eine kurze Vorschau in Form einer Interview-Sequenz (LaRoux Industries vs. Tarver). Was die Autorinnen meiner Meinung nach auch recht gut umgesetzt haben, ist der Spannungsbogen. Wenn auch eigentlich komplett vorhersehbar, will man doch immer wissen, wie es letztlich ausgeht mit den beiden Protagonisten. Es überraschen dann auch noch einmal kleinere unerwartete Wendungen, mit denen man in der Form nicht unbedingt gerechnet hätte. Ich fand genau diese Wendungen zwar nicht logisch und auch nicht gut, aber immerhin bieten sie eine gewisse Abwechslung. Ich fand den Roman, immer im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe, lesenswert – aber nicht überragend. Der Anfang des Buches ist sicherlich noch der beste Teil des Ganzen. Es fängt leider wesentlich stärker an, als es schließlich endet.. Mit dem Vermerk, dass es sich nun mal um ein Jugendbuch handelt, vergebe ich 4 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein großartiges Familienepos! Sprachlich und inhaltlich toll, fesselnd und sehr eindrücklich...

Die Sommer der Porters
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„Die Sommer der Porters“ von Elizabeth Graver – ein fulminantes und sprachgewaltiges Familienepos, das sich inhaltlich mit vielen Überraschungen über mehrere Jahrzehnte und Generationen seinen Haupt- und ...

„Die Sommer der Porters“ von Elizabeth Graver – ein fulminantes und sprachgewaltiges Familienepos, das sich inhaltlich mit vielen Überraschungen über mehrere Jahrzehnte und Generationen seinen Haupt- und Nebenprotagonisten widmet. Sprachgewaltig, tiefgründig und mit viel Feingefühl für die diversen Zwischennoten der einzelnen Charaktere. Ich war verblüfft von dem hohen Niveau dieses Romans. Erwartet hatte ich eine leichte Sommerlektüre, wurde dann aber darüber hinaus äußerst positiv überrascht. Die Figuren sind sehr detailreich gezeichnet, man entdeckt die Tiefe aber erst mit jedem weiteren Kapitel. Dazwischen immer wieder ein ausgeklügelter Sprachwitz, viel Melodramatik und Melancholie. Man durchlebt als Leser viele Höhen und Tiefen mit den Figuren und wird von dem Verlauf der Geschichte gefesselt. Ashaunt, eine erfundene, felsige Halbinsel vor den Toren Massachusetts, wächst sich während des Lesens zu einem realen Ort mit Leben aus und wird beinahe direkt greifbar. Hier spielen sich während mehrerer Jahrzente und über Generationen die Sommer der Familie Porter ab. Ein Idyll wie es scheint, aber hinter den Kulissen auch manches Mal eine Tragödie. Elizabeth Graver nimmt nur einige der Figuren heraus und lässt sie erzählen, über sich und auch die Nebenfiguren. Dabei wechselt sie immer wieder die Perspektive und verändert so auch die Sichtweise des Lesers. Rückblicke, Gegenwart und Vorausschau – die Zeitebenen des Romans sind fließend. Insgesamt ist das Buch wahnsinnig gut zu lesen, subtil spannend und sprachlich sowieso sehr stark. Es weckt Emotionen und ließ mich immer mitfiebern, zumal es viele recht unerwartete Wendungen gab. Die Figuren sind allesamt sehr authentisch, facettenreich und sind sehr detailreich, wie auch sympathisch dargestellt. Interessant fand ich, dass es sich beim Lesen anfühlte, als begäbe man sich auf eine Zeitreise. Obwohl auf die zeitlichen, geschichtlichen oder gesellschaftlichen Inhalte der jeweiligen Epochen kaum direkt Bezug genommen wird, spiegeln sich diese Punkte immer wieder im Handeln der Figuren wider. Wobei die Veränderung der Charaktere mit dem Fortschreiten der Zeit immer gut erkennbar bleibt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen stehen ebenso stets im Zentrum der Geschichte. Ich fand die Kombi aus intensivem und tiefgründigem Familienroman, anspruchsvoller und sprachlich intensiver Literatur, sowie zeitgenössischer Darstellung ganz toll und kann das Buch nur empfehlen! Mir gefiel es sehr und es wird sicherlich noch einige Zeit nachklingen...

Veröffentlicht am 15.09.2016

Überladen, langatmig und in sich nicht ganz schlüssig!

Extinction
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"Extinction" von Kazuaki Takano, ein vermeintlicher Thriller - für mich ein recht überladen wirkender Sci-Fi-Roman, der zudem teilweise langatmig und in sich nicht immer authentisch scheint.
Ein Söldner-Trupp ...

"Extinction" von Kazuaki Takano, ein vermeintlicher Thriller - für mich ein recht überladen wirkender Sci-Fi-Roman, der zudem teilweise langatmig und in sich nicht immer authentisch scheint.
Ein Söldner-Trupp wird in ein abgelegenes Dorf im afrikanischen Busch geschickt, um dort einen vermeintlich "mit einem für die gesamte Menschheit tödlichen Virus" infizierten Stamm auszulöschen. Der Auftrag ist klar! Doch bei Ankunft des Trupps bei den Mbutis kommen den Männern Zweifel an ihrem Auftrag. Und auch an ihren Auftraggebern.
Japan. Ein junger Wissenschaftler wird nach dem überraschenden Tod seines Vaters in ein nebulöses und gefährlich anmutendes Projekt hineingezogen, an dem auch der Vater schon lange verdeckt gearbeteitet zu haben scheint. Es geht sich um die Entwicklung eines sehr heilsamen Medikaments, durch das viele Kinder gerettet werden könnten. Doch ist die Umsetzung tatsächlich möglich? Und wieso hängen sich plötzlich dubiose Personen an die Fersen des Wissenschaftlers und überwachen all seine Kommunikation?
USA. Der Präsident gerät in staatseigener Sache in Zugzwang. Die Erdbevölkerung scheint bedroht durch eine neue menschliche Spezies. Experten werden hinzugezogen, Beratungen und Lage-Beurteilungen gehalten, Handlungsziele gesetzt. Die neue Spezies muss ausgerottet werden. Zum Schutz der Menschheit. Doch ist das überhaupt umsetzbar?
Egal in welchem Handlungsstrang sich der Leser gerade befindet: Werden tatsächlich die richtigen Entscheidungen getroffen? Wem kann man trauen, was ist die Wahrheit hinter allem?
Meiner Meinung nach hat das Buch sein Potenzial ein wenig verfehlt. Grundsätzlich gab es einige wirklich spannende und unerwartet fesselnde Passagen und Kapitel. Doch finden sich diese Szenen erst im letzten Drittel des Buches. Zuvor wirkt es einfach nur langatmig und überladen. Man liest über viele Seiten von DNA-Strukturen, Aminosäure-Ketten halt, deren Mutationsfähigkeiten und sehr detaillierte medizinische Abhandlungen. Große Teile der ersten Kapitel handeln von mathematischen Gesetzen, Verschlüsselungstechniken oder Primfaktorzerlegung. Es macht das Verständnis der Gesamtgeschichte vielleicht verständlicher, lässt sich aber für den Laien nicht flüssig oder interessant lesen. Zudem fand ich die Idee der neu entdeckten Spezies, die übernatürlich intelligent scheint und durch eine spontane Mutation der Gene der Elternpaare zustande kommt nicht besonders überzeugend. Dass ein Wesen mit übergroßer Stirnpartie geboren wird, das schon als Kleinstkind „hoch-höchst-super-intelligent“ ist und durch besondere mathematische Fähigkeiten alle möglichen Dinge auf der Erde manipulieren kann, wirkte an mancher Stelle auf mich sogar leicht lächerlich. Ich fand die Inhalte an mancher Stelle stark an den Haaren herbeigezogen und habe somit viele Seiten einfach „überlesen“.. Mein Fall war das Buch, das auch sprachlich eher nicht eingängig auf mich wirkte, eher nicht! Die Verknüpfung der einzelnen Erzähl- und Handlungsstränge waren mit viel gutem Willen akzeptabel. Aber insgesamt hat der Autor meiner Meinung nach zu viel des Guten gewollt und sich in Details und Lächerlichkeiten verrannt. Leider überhaupt nicht meins... 2 Sterne für die doch noch überraschend spannenden Kapitel oder Absätze im letzten Drittel des Romans. Sorry...