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Veröffentlicht am 16.05.2020

Schreibstil okay, Inhalt eher weniger

Mrs Fletcher
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Inhalt:
„Das Leben ist zu kurz, um sexuell frustriert zu sein

Mit zarten 46 Jahren kann’s das doch noch nicht gewesen sein! Gerade war Eve Fletcher noch alleinerziehende Mutter. Jetzt probiert ihr Sohn ...

Inhalt:
Das Leben ist zu kurz, um sexuell frustriert zu sein

Mit zarten 46 Jahren kann’s das doch noch nicht gewesen sein! Gerade war Eve Fletcher noch alleinerziehende Mutter. Jetzt probiert ihr Sohn Brendan am College aus, was es heißt, ein Mann zu sein, und auch, was es nicht heißt. Aber sind Mütter nicht auch nur Frauen? Also umsortieren, neu aufstellen, was wagen – aber wie? Während Eve und Brendan jeder für sich mal mehr, mal weniger glorreiche Abenteuer bestehen, steuern sie unbeirrbar auf eine schicksalhafte Novembernacht zu, die ihr ehemals so geordnetes Vorstadtleben aus den Angeln zu heben droht.“

Schreibstil/Art:
Die moderne Art verleiht dem Ganzen Frische und Potenzial. Der lockere Schreibstil von Tom Perrotta hat mir zugesagt, als Leser ist man gut in das Geschehen integriert. Der abwechselnde Perspektivenwechsel zwischen Eve, ihrem Sohn Brendan und ein paar Nebencharakteren lockert alles etwas auf. Als Außenstehender kann man die Höhen und Tiefen wunderbar mitverfolgen. Sex und Sexualität wird hier deutlich zur Sprache gebracht.

Fazit:
Inhaltlich gesehen, ist das Buch stellenweise provokativ, aufdringlich und satirisch zugleich. Leider war es weder sonderlich witzig, noch tief in die Thematik eindringend. Ich verspüre keine Aufmunterung, keine Botschaft und keine Aufforderung. Der Plot ist meiner Meinung nach nicht wirklich gut durchdacht. Der Autor reißt immer wieder Themen an, aber geht dabei nicht wirklich in die Tiefe. Manche Charaktere verblassen einfach und einige Szenen sind zu detailliert. Das Ende war mir persönlich zu schnell abgefertigt und zu spießig.

Mich konnte dieser Roman leider nicht erreichen. Mrs Fletcher ist ein Buch, welches ich beiseite lege und vermutlich vergesse.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.05.2020

„Eine Liebe, die keine Gegenleistung erwartet und die durch nichts zerstört werden kann.“

Das wirkliche Leben
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Inhalt:
„Die geheime Macht der Beute

Eine Reihenhaussiedlung am Waldrand, wie es viele gibt. Im hellsten der Häuser wohnt ein zehnjähriges Mädchen mit seiner Familie. Alles normal. Wären da nicht die ...

Inhalt:
„Die geheime Macht der Beute

Eine Reihenhaussiedlung am Waldrand, wie es viele gibt. Im hellsten der Häuser wohnt ein zehnjähriges Mädchen mit seiner Familie. Alles normal. Wären da nicht die Leidenschaften des Vaters, der neben TV und Whisky vor allem den Rausch der Jagd liebt.
In diesem Sommer erhellt nur das Lachen ihres kleinen Bruders Gilles das Leben des Mädchens. Bis eines Abends vor ihren Augen eine Tragödie passiert. Nichts ist mehr wie zuvor. Mit der Energie und der Intelligenz einer mutigen Kämpferin setzt das Mädchen alles daran, sich und ihren Bruder vor dem väterlichen Einfluss zu retten. Von Sommer zu Sommer spürt sie immer deutlicher, dass sie selbst die Zukunft in sich trägt, wird immer selbstbewusster – ihr Körper aber auch immer weiblicher, sodass sie zusehends ins Visier ihres Vaters gerät.“


Schreibstil/Art:
Das zehnjährige Mädchen, die Ich-Erzählerin ohne Namen, wächst in schwierigen Verhältnissen auf, sieht Sachen die Kinder noch nicht gesehen haben dürfen, wird schneller erwachsen als ein Kind es eigentlich sollte, hinterfragt Sachen die sie noch nichts angehen.
Ihre Perspektive schwankt zwischen Kindlichkeit und erwachsener Reife. Die Mehrdeutigkeit in der Charakterisierung des Mädchens ist der Autorin so was von gelungen. Hinter der gutbürgerlichen Fassade ist nichts so wie es zu sein scheint; Brutalität, Tierquälerei und Gewaltszenen gehören zum Alltag dazu, keine leichte Kost und nichts für empfindsame Leser. Inhaltlich gesehen, ist das Buch sogar stellenweise härter und erbarmungsloser als so manch gut gewollter Krimi oder Thriller. Die kurzen Kapitel drängen den Leser dazu weiterzulesen und das Leid weiter zu ertragen.


Fazit:
Was für eine starke Geschichte! Das Buch hat mich maßlos überrascht und sprachlos zurückgelassen. Der Roman ist voller brutaler Bilder und es ist unmöglich dem Grauen zu entkommen. Man wittert, dass diese Geschichte keinen guten Ausgang haben kann und man fragt sich was für furchtbare Sachen noch passieren werden. Das schreckliche Kopfkino und die entsetzliche Realität veranlassen einen dazu wegzugucken und sich zu schämen, da man nichts machen kann aber man ist mittendrin, man leidet mit dem unglaublich starken Mädchen mit und will sie einfach nur beschützen und in die Arme nehmen.

Gänsehautmomente garantiert, Adeline Dieudonnés Debüt geht von der ersten Seite an unter die Haut. Ich hatte nicht nur einmal Tränen in den Augen.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

„Keiner hat das Recht zu gehorchen.“

Die drei Leben der Hannah Arendt
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Inhalt:
„Am Leben zu sein und zu denken ist ein und dasselbe

Hannah Arendt: streitbare Jahrhundertdenkerin, zu früh, zu wütend, auf so einschüchternde Weise klug, zu jüdisch, nicht jüdisch genug. 1933 ...

Inhalt:
„Am Leben zu sein und zu denken ist ein und dasselbe

Hannah Arendt: streitbare Jahrhundertdenkerin, zu früh, zu wütend, auf so einschüchternde Weise klug, zu jüdisch, nicht jüdisch genug. 1933 floh sie aus Nazi-Deutschland ins Exil, über Tschechien, Italien und die Schweiz zunächst nach Paris. Später dann in die USA. Von dort aus avancierte sie zu einer der großen Ikonen unserer Zeit. „Die drei Leben der Hannah Arendt“ skizziert rasant und liebevoll ihren Lebensweg.“


Schreibstil/Art:
Der Autor, Dozent und Cartoonist Ken Krimstein hat teils auf eine ironische und humorvolle, teils aber auch auf eine ernste und eindringliche Art und Weise das Leben von Hannah Arendt wiedergegeben, zumindest eine „Interpretation des Lebens und biografische Fiktion…“.
Es ist schwer eine „Biografie“ auf 240 Seiten wiederzugeben, deshalb hat der Autor nur die bedeutsamen Situationen selektiert.
Bereits auf dem Cover erkennt man, dass Hannah ein grünes Oberteil trägt. Im Buch selbst zieht sich der Faden komplett durch. Die Welt um Hannah ist in schwarz/weiß gehalten, doch nur sie ist in Farbe (grün) gekennzeichnet. Toll gemacht!


Fazit:
Ohne Vorkenntnisse ist dies mein erster Graphic Novel welches ich rezensiere. Die lockere Kombination zwischen den Überschriften, Sprechblasen und Skizzen hat mir gefallen auch wenn dies nicht mein Lieblingsgenre wird. Das Buch am Stück zu lesen ist nicht einfach, vor allem wenn man sonst keine weiteren tiefsinnigen Hintergrundinformationen über Hannah Arendt besitzt. Das Buch an sich ist anspruchsvoll, trotz der bildhaften Zeichnungen. Hannahs Sichtweise ist eigen, ihr Verhalten anders, ihr Handeln rebellisch.
Schwierigkeiten hatte ich auch bei den philosophischen Gedankengängen mitzukommen.
Besser und übersichtlicher hätte ich es gefunden, wenn das Personenverzeichnis nicht hinten sondern vorne wäre.
Nichtsdestotrotz war es eine schöne Bereicherung Einblicke in das Leben dieser Frau zu bekommen und zu verstehen wie ein Graphic Novel aufgebaut ist.

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Veröffentlicht am 01.05.2020

GLEICH HAB ICH DICH!

Ich sehe was, was du nicht siehst
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Inhalt:
„Emma ist verschwunden. Das letzte Mal haben ihre Freundinnen sie auf dem Weihnachtsfest gesehen. Seitdem gilt sie als vermisst. Zwar fehlt sie Lilly, Anouk, Bo und Mabel, dennoch beschließen die ...

Inhalt:
„Emma ist verschwunden. Das letzte Mal haben ihre Freundinnen sie auf dem Weihnachtsfest gesehen. Seitdem gilt sie als vermisst. Zwar fehlt sie Lilly, Anouk, Bo und Mabel, dennoch beschließen die Mädchen schweren Herzens, den mit Emma geplanten Urlaub auch ohne sie anzutreten. Doch im Ferienort haben die Freundinnen das Gefühl, beobachtet zu werden. Als dann das T-Shirt in Bos Tasche auftaucht, das Emma trug, als sie verschwand, sind alle sich sicher: Emmas Mörder hat es auch auf sie abgesehen!“


Schreibstil/Art:
Der Perspektivenwechsel zwischen den vier Freundinnen und die Einschübe aus Sicht der verschwundenen Emma sind modern, präzise und kurz gehalten. Die knappen Kapitel treiben das Geschehen schnell voran. Die jugendliche Sprache, der einfache Schreibstil und die Leichtsinnigkeit der Mädels sind ihr gut gelungen. Die angespannte Stimmung sowie die mysteriösen Vorfälle konnte man förmlich spüren.

Die Autorin ist ihrem Stil treu geblieben und hat wieder Zeitungsausschnitte eingebunden. Die Kommentare aus Sicht des Entführers hätten für mich nicht sein müssen. Das wirkt etwas gekünstelt.


Fazit:
Was mir gut gefallen hat, sind die kleinen Psychospielchen, die die Autorin eingebaut hat. Die ganzen Ablenkungsmanöver und die vielen falsch gelegten Fährten haben mich ziemlich oft verunsichert.

Einige Charaktere waren leider durchweg unscheinbar. Der ständige Wechsel machte es mir nicht einfach die Charaktere auseinanderzuhalten.
Das offene Ende und einige gut gesetzte Cliffhanger verleihen der Story das Gewisse etwas. Auch wenn der Anfang etwas unspektakulär war, so hat mir das Buch doch gefallen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Geschichte
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 01.05.2020

„Nur wer in die Finsternis hinabsteigt, findet das Licht.“

Das Dorf der toten Seelen
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Inhalt:
„Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen und plant, ihren ersten Dokumentarfilm zu drehen: über Silvertjärn, einen abgelegenen Grubenort im Wald von Norrland. Vor ...

Inhalt:
„Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen und plant, ihren ersten Dokumentarfilm zu drehen: über Silvertjärn, einen abgelegenen Grubenort im Wald von Norrland. Vor 60 Jahren verschwanden unter ungeklärten Umständen alle Bewohner von einem Tag auf den anderen. Kurz zuvor zog ihre Großmutter von dort weg. Alice will herausfinden, was damals geschehen ist. Mit ihrem Team bricht sie zu dem einsamen Ort auf. Doch bald geschehen seltsame Dinge. Die Handys haben keinen Empfang, im Walkie-Talkie ist ein heiseres Lachen zu hören. Und kurz darauf ist der erste aus dem Team tot. Wer ist außer ihnen noch in Silvertjärn? Was ist damals passiert? Und vor allem: Werden Sie diesen grausamen Ort lebend verlassen?“


Schreibstil/Art:
Der abwechselnde Übergang zwischen den zwei Zeitsträngen „Damals“ (1959) und „Heute“ geht angenehm ineinander über. Der Wechsel ist verständlich und versetzt den Leser in zwei vollkommen verschiedene Welten. Ausschnitte aus Tagebüchern, Briefen und den Informationen die Alice besitzt, treiben das Geschehen gut und spannend voran. Die düstere, mysteriöse und ausgestorbene Atmosphäre ist förmlich zu spüren.

Die junge Autorin hat die aktuellen Medien (Instagram und Facebook) clever eingebunden, das verleiht dem Ganzen Modernität und Frische.


Fazit:
Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte mich das Buch richtig packen. Die angespannte Stimmung, das Misstrauen untereinander, der schauererregende Ort, die gutdurchdachten Charaktere sowie das Geschehen an sich, sind unfassbar gut beschrieben. Wegen den vielen Schreck- und Gänsehautmomente konnte ich das Buch stellenweise nur im Hellen lesen. Es kommt mir gar nicht so vor, dass dieses Buch tatsächlich das Debüt von Camilla Sten ist. Fast bis zum Schluss hat die Autorin das Geheimnis rund um das ausgestorbene Dorf Silvertjärn für sich behalten. Der Nervenkitzel hielt bis zur letzten Seite an.

Das Grauen, das Unvorhersehbare und die Idee haben mir sehr gut gefallen.

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