Allrounder Almstädt
OstseefinsternisWenn es im Ostseeraum ein Verbrechen gibt, ist Pia Korittki nicht weit.
Das lange schon währende geheimnisvolle Zerwürfnis der Familien Böttcher und Hagendorf verfinstert die Stimmung in Kaltenbrode. Zwei, ...
Wenn es im Ostseeraum ein Verbrechen gibt, ist Pia Korittki nicht weit.
Das lange schon währende geheimnisvolle Zerwürfnis der Familien Böttcher und Hagendorf verfinstert die Stimmung in Kaltenbrode. Zwei, zuerst nicht miteinander in Zusammenhang stehende, Verbrechen lassen die Verdächtigungen und die Stimmung im Ort kochen.
Die seit Jahren verfeindeten Familien lassen viel Raum für Verdächtigungen und liefern direkt eine ganze Fülle an Motiven für den Überfall auf Stella Böttcher und den späteren Mord an Benno Hagendorf.
Die beiden Opfer sind die einzige aktuelle Schnittstelle der Familien- die scheinbar der Familienfehde trotzten.
Vielen Familienmitgliedern gefiel das gar nicht.
Doch die Zusammenhänge kommen, dank Kommissarin Korittki und ihrem Team, langsam aber sicher ans Licht.
Ich persönlich mag den Schreibstil und die Geschwindigkeit von Eva Almstädt sehr.
Ich habe bereits die vorherigen Bücher der Serie gelesen und mag die Hinweise auf verschiedene Handlungen.
Die Erwähnung von Taten oder zwischenmenschlichen Beziehungen zeigte sich immer wieder in verschiedenen Passagen- das macht für mich die Essenz einer Serie aus.
Zusätzlich ist Eva Almstädt für mich die Meisterin der Cliffhanger. Viele Kapitel enden mit einer manchmal auch finsteren Voraussicht oder einer folgenschweren Andeutung. Sehr gut!
Die Handlung baut sich somit fein auf und man ist als Leser schon fast genötigt weiterzulesen.
Was mir etwas quer kommt, ist die doch sehr aufgebauschte Familienfehde.
DAS Geheimnis schlechthin, wird später fast beiläufig von Stellas Großmutter Helmgard Böttcher aufgelöst.
Ich hätte mir etwas mehr Aufmerksamkeit auf diesen Teil der Geschichte gewünscht, wo es doch erstmal der Grund für das Übel in Kaltenbrode ist.
Die Dosierung der Verdächtigungen auf Dr. Arne Freiwald sind allerdings wohltemperiert.
Man merkt, dass die Dynamik eines Dorfes schon wahnsinnige Züge annehmen kann, und man wünscht sich nicht in die Haut des Mediziners.
Der sich aufbauende drohende "Mob" ist mit jedem weiteren Kapitel spürbar, inszeniert von mächtigen "Dorfpersönlichkeiten"
Der große und weitverzweigte Stammbaum der Familien Böttcher und Hagendorf ist in der Printausgabe wirklich gut gelungen. Ich musste schon mehrmals nachsehen wie sich die Verbindungen der Personen zusammensetzen. Es waren einfach ziemlich viele Hagendorfs.
Die Protagonisten sind ganz wunderbar dargestellt. Unsympaten wie Unger geben eine ordentliche Würze.
Pias persönliche Geschichte wird schön in den Kapiteln eingeflochten.
Anfänglich spürt man ihre Zerrissenheit zwischen Familienurlaub/ Familie und dem heißen Fall in ihrem Job förmlich.
Marten unterstützt sie jedoch nach Kräften und ist schon fast froh, über die lange gemeinsame Zeit mit seinem Sohn Felix.
Zwischendurch hat man immer wieder Passagen, wo Pia mit Missstimmung und Vertrauensfragen die Beziehung zu Marten auf die Probe stellt- fast, als würde sie sich selbst das Glück nicht gönnen.
Alles in allem ein wieder mal gelungenes Werk von Eva Almstädt.
Bis zuletzt bleibt der Leser im Ungewissen, wer denn nun wirklich der Täter der Verbrechen ist.
Hochspannung.
Für meinen Geschmack ist das Ende etwas kurz, aber der Unmut darüber hält sich in Grenzen, weil man sich auf sicher weitere Folgen der Serie freuen darf.