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Nick_Coll

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2020

Ein sehr gelungener historischer Roman

Der erste König
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Der neue historische Roman „Der erste König“ von Sabrina Qunaj entführt uns nach Mercia und Frankenreich und lässt uns teilhaben an den ersten Regierungsjahren Karls, der später als Karl der Große in die ...

Der neue historische Roman „Der erste König“ von Sabrina Qunaj entführt uns nach Mercia und Frankenreich und lässt uns teilhaben an den ersten Regierungsjahren Karls, der später als Karl der Große in die Geschichte eingehen wird, sowie an dem Leben des ersten angelsächsischen Königs (daher der Titel) Offa, der versucht Britannien aus vielen kleinen Königreichen zu einem großen zu vereinen. Und das Bindeglied zwischen diesen zwei Reichen ist Drida.

Die Autorin hat es wirklich geschafft ein lebhaftes Bild Britanniens im 8. Jahrhundert entstehen zu lassen. Das Buch bietet alles was einen guten historischen Roman ausmacht: Liebe, Hass, Intrigen, Verrat, blutige Schlachten, Machtkämpfe... Von daher hat sich Sabrina Qunaj einen guten und historisch sehr interessanten Zeitraum ausgesucht. Auch, dass es eher nicht die typischen mittelalterlichen Protagonisten waren, hat mich sehr begeistert — letztendlich wissen wir über Offa und Drida sehr wenig; der junge Karl und sein Bruder Karlmann sind keine beliebten Themen der Romane. Nach wie vor bleibt die Autorin, die den Lesern durch ihre Geraldines-Reihe bekannt ist, England und Wales treu.

„Der erste König“ ist eine spannende, stellenweise sehr bewegende, historisch sehr aufschlussreiche und an menschlichen Dramen nicht arme Geschichte, in der es immer wieder um Freundschaft und Liebe geht. Obgleich der Verrat droht alles zu zerstören, aber die Fähigkeit zu lieben und zu verzeihen kann über vieles hinwegretten. Die Autorin verzichtet auf überzeichnete Beschreibungen der blutigen Schlachten, aber auch auf zahlreiche romantische Liebesszenen. Historische Romane sollen in erster Linie natürlich unterhalten, aber trotzdem bleibt immer die Erwartung, dass diese auch Wissen um die jeweilige Epoche vermitteln sollten. Diesem Roman gelingt beides.

Die Sprache der Autorin ist klar und rein, es gibt keine inhaltlichen oder logischen Fehler innerhalb der Handlung. Es ist genau das richtige Stilmittel, was ich in historischen Romanen so sehr schätze und begrüße: die Geschichte spannend und eindrucksvoll zu erzählen. Sowohl die historischen wie auch die fiktiven Figuren sind sehr genau ausgearbeitet, gut beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst die Nebenfiguren wie Eadburth oder Beornred wirken nicht oberflächlich, sondern bereichern die Szenerie außerordentlich. Ein besonderer Protagonist des Romans ist die Wölfin Luna, die unsere Drida überall begleitet und mit ihr sogar nach Britannien mitreist. Ihre Schicksale sind zum Teil ähnlich und durch ein unsichtbares Band verbunden.

Das Cover ist einfach toll und gibt einen Vorgeschmack auf die Geschichte. Schlicht und dennoch voller Aussage und Bezug zum Buch. Das Schriftbild ist sehr angenehm, die Kapitel von angenehmer Länge. Ein ausführliches Nachwort, das Informationen zur Wahrheit und Fiktion enthält, ein Personenverzeichnis, die Stammbäume und das Kartenmaterial vervollständigen die gute Ausstattung des Buches.

Ein fesselnder historischer Roman, der mich auf den fast 900 Seiten sehr gut unterhalten hat. Gerne gebe ich 5 Sterne und hoffe, dass die Geschichte eine Fortsetzung bekommt, denn es gibt noch sehr viel zu erzählen.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Spannende Bronzezeit

Die Kinder von Nebra
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Ulf Schiewe ist für mich seit langem ein Garant für gute historische Unterhaltung. Er erzählt die Geschichten spannend und einfühlsam wie nur wenige Autoren es vermögen. In seinem neuen detailfreudigen ...

Ulf Schiewe ist für mich seit langem ein Garant für gute historische Unterhaltung. Er erzählt die Geschichten spannend und einfühlsam wie nur wenige Autoren es vermögen. In seinem neuen detailfreudigen und mitreißenden Buch „Die Kinder von Nebra“ wird das Schicksal eines Volkes, eine Hochkultur im Herzen Europas und der immerwährende Kampf zwischen Gut und Böse vor 4000 Jahren lebendig gemacht.

Das Epos rund um die mystische Himmelsscheibe wird vom Autor mit den politischen und religiösen Ränkespielen der längst verschwundenen Völker Mitteldeutschlands gekonnt verwoben. Wie diese Scheibe gerade in der Schmiede entsteht, kann der Leser miterleben, sowie den Erzählungen des Schmiedes lauschen. Kunst, Gold und Kenntnisse über die Gestirne verarbeitet der Vater der angehenden Priesterin zu einem Machtelement des Kultes der Göttin Destarte. Sollte die Scheibe in die Hände des gewalttätigen Fürsten Orkon gelangen, wird nicht nur seine Willkürherrschaft unüberwindbar, sondern auch die Unterdrückung anderer Clans voranschreiten. Neben der packenden und authentisch dargelegten Handlung sind auch die Beschreibungen des Lebens, — wie die Bauern, die Sklaven, die Clanherren ihren Alltag verrichten, — im gut recherchierten Hintergrund eingeflochten. Äußerst interessant fand ich die Riten, den Kult der Beerdigungen in den Hockergräbern sowie die Naturreligion: der Glaube an Götter und ihre Bedeutung im Leben und Denken im frühen bronzezeitlichen Staat nimmt den zentralen Platz der Geschichte, überlastet sie auf keine Weise.

Das flüssig geschriebene Buch hat Sogwirkung, es zieht den Leser ab der ersten Zeile in die weite Vergangenheit hinein und lässt ihn bis zur letzten Seite nicht mehr los. Dadurch dass der Roman in der Gegenwart geschrieben ist, wirkt er wie eine Erzählung, die man als Leser hautnah und gerade jetzt mit den Charakteren erlebt. Trotz der wachsenden Anzahl an Personen bleibt die Handlung klar und übersichtlich. Hier verwebt der Autor gekonnt neue Figuren und Akteure, schafft Nähe und Verbundenheit. Der fesselnde Schreibstil ermöglicht auch in dieser komplexen Welt, wo man nicht so genau sagen kann, wie das Leben und die Leute dort ausgesehen hatten, einen gelungenen und einfachen Einstieg.

Die Charaktere sind hier von ganz besonderer und gegensätzlicher Natur, genau wie die packenden Hürden und Schicksale, die sie erleben und durchlaufen; sie wirken sehr lebendig und authentisch. Sie stehen in einer ständigen Entwicklung und mit jedem Kapitel entdeckt man neue Charakterzüge von ihnen. Es gibt auch noch einige Bösewichte und Überraschungsmomente, die in keiner guten Geschichte fehlen dürfen. Obwohl das Buch von sich komplett abgeschlossen ist, ich kann mir vorstellen, dass viele Leser gerne wissen möchten, wie es mit Rana und Hakun weitergeht. Dazu möchte ich mich auch zählen.

Auch zur Ausstattung des Buches gibt es einiges zu sagen: es ist sehr hochwertig und qualitativ verarbeitet. Das Cover ist wirklich ein Genuss, es zeigt die Himmelsscheibe von Nebra mit den goldenen Elementen und weckt sofort das Interesse. Das Schriftbild ist angenehm und die mit den Namen der Götter versehenen Kapitel nicht allzu lang. Die Ortschaften sind am Ende des Buches aufgelistet, die Götter und die Clans — sogar kurz erklärt. Eine Karte vorne und hinten hilft die Schauplätze schnell zuzuordnen. Nach dem Ende der eigentlichen Geschichte gibt Ulf Schiewe in einem ausführlichen Nachwort einen Einblick in die historischen Hintergründe des Romans und liefert weitere Infos, die fundierte Recherche belegen.

Auch dieses mit Herzblut geschriebene Buch ist ein facettenreicher historischer Roman, in den man wunderbar abtauchen kann. Fünf wohlverdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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