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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2023

Rien ne va plus

Als mir die Welt gehörte
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Kennen Sie Victor Lustig? Eine spannende Gestalt, die 1890 geboren wurde und als Trickbetrüger in die Geschichte einging. Bastian Kresser hat uns, den Unwissenden, nun einen Gefallen getan und diese reale ...

Kennen Sie Victor Lustig? Eine spannende Gestalt, die 1890 geboren wurde und als Trickbetrüger in die Geschichte einging. Bastian Kresser hat uns, den Unwissenden, nun einen Gefallen getan und diese reale Figur literarisch verarbeitet.
“Ein Talent nicht zu erkennen, ist ein Zeichen von Faulheit. Es verkümmern zu lassen, eine Sünde.” (U. a. Seite 72)
Ein Buch, dass nicht nur eine Wissenslücke schließt, sondern einfach auch gute literarische Unterhaltung ist. Denn mir hat der Schreibstil wahnsinnig gut gefallen. Sprachlich auch in die Jahrhundertwende zurückversetzt, macht es Spaß sich in die Vergangenheit katapultieren zu lassen. Die Art der Erzählung passt hervorragend zur Geschichte.
“Erfolg ist nur dann möglich, wenn du dein Gegenüber lesen kannst“ (S. 97)

Der Fokus liegt ganz klar auf Victor Lustig und hier besonders auf seiner Entwicklung, wie er zu dem wurde was er am Schluss war und welche unglaublichen Stunts er hingelegt hat. Wie viele gierige blauäugige Geschäftsmänner er in bester Robin Hood Manier über den Tisch gezogen hat.
Alle anderen Figuren bleiben blass außer Al Capone, aber das passt zum Erzählfluss und stört mit nichten.

Mir die Lektüre großen Spaß bereitet und ich kann das Buch wärmstens empfehlen. Außerdem rate ich ihnen Vorsicht walten zu lassen, wenn jemand ihnen den Eifelturm verkaufen möchte! ;0)

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Was eine vergnügliche Lektüre!

City of Girls
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„Wüste Vergnügungen waren in diesem Sommer geradezu unser Metier - und wir gingen ihm mit einer Unermüdlichkeit nach, die ich bis heute kaum fassen kann.“ (S. 103)
Dieses Buch hat mir sehr viel Freude ...

„Wüste Vergnügungen waren in diesem Sommer geradezu unser Metier - und wir gingen ihm mit einer Unermüdlichkeit nach, die ich bis heute kaum fassen kann.“ (S. 103)
Dieses Buch hat mir sehr viel Freude bereitet beim Lesen, denn es ist eine Hommage an die energiegeladenen jungen Frauen, die sich auf machen die Welt zu erobern und ganz besonders an New York City und die besonderen Frauenfreundschaften, die uns durchs Leben tragen. Hier in diesem Roman steht Vivian im Mittelpunkt und ein Sommer, den sie 1940 in New York verbrachte nachdem sie aus dem Collage geflogen ist aus lauter Langeweile.
„Woher hatten wir nur so viel Energie? Ach ja, jetzt weiß ich es wieder: Wir verdankten sie unserer Jugend.“ (S. 105)
Geschrieben ist das Buch in Form eines sehr langen Briefes bzw einer Erzählung der alten Vivien über ihr Leben adressiert an eine Jüngere, deren Vater sie kannte. Elisabeth Gilbert schafft es gekonnt uns in dieses Setting einzusaugen. Wir begleiten Vivien wie sie von der naiven Unschuldigen zur nächtlichen Clubgängerin wird, die daueralkoholisiert ist und Männer nimmt wie kommen, in Scharren.
„Wir hatten kein Ziel; wir waren nur ständig auf der Suche nach Leben. Wir verpassten nichts und verpassten doch alles.“ (S. 107)
Natürlich geht nicht alles gut und natürlich muss auch Vivien einstecken, aber der Sommer 1940 war IHR Sommer. Sie verstand, dass sie nichts lieber tat als Nähen und das im vibrierenden Umfeld des Theaters ihrer Tante Peg.
Ohnehin ist das Buch geprägt von starken Frauen, die für damalige Verhältnisse unglaublich progressiv waren. Was neben dem sehr unterhaltsamen Setting und den 40er Jahren zu einer sehr guten Mischung führt.
Ein herrliches Buch für alle die ihre Jugend vermissen und so noch mal ein wenig jugendlichen Leichtsinn einatmen wollen!

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Veröffentlicht am 03.06.2023

Richtungsweisende Künstlerin des 20. Jahrhunderts

Niki de Saint Phalle - Die illustrierte Geschichte
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Wer das Glück hatte in diesem Frühjahr die Ausstellung zu Niki de Saint Phalle in der Frankfurter Schirn zu sehen, war sicherlich wieder angetan von ihrem Schaffenswerk wie ich. Das hat mich zu dieser ...

Wer das Glück hatte in diesem Frühjahr die Ausstellung zu Niki de Saint Phalle in der Frankfurter Schirn zu sehen, war sicherlich wieder angetan von ihrem Schaffenswerk wie ich. Das hat mich zu dieser illustrierten Geschichte über sie gebracht von Monika Foggia und Valeria Quattrocchi.
Diese Graphic Novel ist in drei größeren Kapitel eingeteilt und illustriert erst „Traurigkeit und Rebellion“, dann „Vom Leiden zur Lebensfreude“ und zuletzt „Wohnen in der Kunst“. Im Vorwort wird zum Glück ein Bogen über ihr Leben gespannt, sonst wäre man vielleicht doch mit zu wenigen Informationen bedient, wenn man kein Vorwissen hat.
Es ist eine lockere leichte und vor allem schnelle und bildliche Heranführung über ihr gesamtes Leben und wie ihr Schaffen maßgeblich von ihrem Schicksal und ihrer Umwelt beeinflusst wurde. Ihre düstere Kindheit wird angedeutet, aber nicht zu plastisch, was eine Lektüre für Mittelstufen-Kinder auch möglich macht. Das Buch macht die Katharsis deutlich die Niki de Saint Phalle durchmachte. Wobei mir suspekt ist warum sie den Namen ihres Vaters wieder annahm…
Natürlich fehlen auch einige Nuancen, wie sie sich beispielsweise am Ende ihres Lebens sehr stark für den Umweltschutz einsetzte und hier ein umdenken forderte. Aber klar, eine illustrierte kurzgefasste kondensierte Geschichte auf 125 Seiten kann nicht allumfassend sein und hat auch nicht den Anspruch dazu.
Gelungen um sich der großen Niki de Saint Phalle zu nähern und erstes Wissen über ihr Leben zu erlangen um dann noch interessierte ihre Werke zu studieren!
Fazit: Niki de Saint Phalle - Eine beeindruckende Weltbürgerin, die richtungsweisende Kunst in die Welt brachte!

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Sechs Personen, die ein Gericht der Vergangenheit suchen

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
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Es gibt solche Bücher, die ich einfach gerne für die gute Laune lese und dieses hier ist so eine gute Wohlfühllektüre, denn es geht ums Essen und ums Kümmern. Welch perfekte Kombination! Der Witwer Nagare ...


Es gibt solche Bücher, die ich einfach gerne für die gute Laune lese und dieses hier ist so eine gute Wohlfühllektüre, denn es geht ums Essen und ums Kümmern. Welch perfekte Kombination! Der Witwer Nagare und seine Tochter Koishi betreiben in Kyoto ein Café, das Kamogawa-Café. Es ist allerdings nicht irgendein Etablissement unter vielen wo man seinen Hunger stillen kann, nein! Hier kann jeder hereinspazieren und sich ein Gericht kochen lassen, dass er oder sie irgendwann mal gegessen hat und es sich sehnlichst wünscht. Da kommt der Mann herein, der die Nudelsuppe seiner Frau vermisst. In solchen Fällen gehen die beiden, Vater und Tochter, erst einmal auf Rezeptjagd um das Gericht so bereiten zu können wie es war.
In Summe werden 6 Personen und 6 Gerichte im Roman vereint und es ist eine wahre Freude über die Kulinarik der japanischen Küche zu lesen. So anders, so intensiv und das eben auf den beiden Ebenen der Emotionen und der Gerichte. Mir hat diese Verbindung aus Essen und Erinnerungen nachspüren große Freude bereitet.
Kein Wunder, dass der Zahnarzt (!) Hisashi Kashiwai in Japan mit diesem Buch ` Das Restaurant der verlorenen Rezepte`, dass dann zu einer Reihe ausgebaut wurde und auch verfilmt wurde, so einen immensen Erfolg hatte. Ich danke dem Verlag sehr, dass nun auch wir mitschlemmen dürfen im Herzen!
Leserlich leichte Kost, die wohlwollend entspannt!

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Schmalzbrote mit Alkohol

Das Café ohne Namen
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Wien, 1966 im zweiten Bezirk in Wien sind die armen Leute zu Hause. Alle die wenig verdienen und den Buckel krumm machen müssen um zu überleben. Hier in diesem Viertel arbeitet auch Robert Simon, ein Gelegenheitsjobber ...

Wien, 1966 im zweiten Bezirk in Wien sind die armen Leute zu Hause. Alle die wenig verdienen und den Buckel krumm machen müssen um zu überleben. Hier in diesem Viertel arbeitet auch Robert Simon, ein Gelegenheitsjobber der alles macht was ihm aufgetragen wird, vor allem Kisten schleppt er auf dem Karmelitermarkt.
Und dann entdeckt er seine Gelegenheit! Das ‚Café ohne Namen‘ wird geboren. Er sorgt vor allem für Schmalzbrote mit Alkohol und gibt den Menschen im Viertel einen Begegnungsort, an dem für einige Zeit das Elend und die Schufterei vergessen werden kann! Ein Zufluchtsort für selige Stunden ist das was er bietet und es wird angenommen. 10 Jahre lang schuftet Robert Simon hier für die Menschen am Rande der Gesellschaft. Auch wenn es bei ihm nicht immer rosig läuft, den auch ihn trifft es auf die ein und andere Art heftig.
Der österreichische Schriftsteller Robert Seethaler hat mal wieder einen gelungenen Roman geschrieben. Er selbst sagt, dass er sich vorher keinen Plot austüftelt, sondern eher bildhaft schreibt. In der Tat ist es wie ein Stapel alter Fotos die man anschaut und sich ein gesamtes Bild daraus ergibt. Ich fand auch die Figuren wieder sehr gelungen, neben der Hauptfigur gibt es noch zwei sehr zentrale Frauen, die gelungen in den Roman eingewebt sind – nein keine Liebschaften, ganz im Gegenteil.
Fazit: Ein Einzelner mag die Welt nicht retten, aber guten tun in seiner direkten Umgebung kann er trotz all dem!

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