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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2023

Trio infernale

Baby Jane
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Dieses Buch ist ein Spiel mit dem Feuer, denn es ist eine Geschichte dreier lesbischer Frauen, die alle miteinander verbunden sind. Da ist zunächst die Ich-Erzählerin, die sich in „coolste Lesbe der Stadt“ ...

Dieses Buch ist ein Spiel mit dem Feuer, denn es ist eine Geschichte dreier lesbischer Frauen, die alle miteinander verbunden sind. Da ist zunächst die Ich-Erzählerin, die sich in „coolste Lesbe der Stadt“ Piki verliebt. Piki ist leider durch ihre Angststörung im alltäglichen so eingeschränkt, dass sie weiterhin auf die Hilfe ihrer Ex angewiesen ist: Bossa. Die hat immer noch einen Schlüssel, wäscht die Wäsche und geht für Piki einkaufen. Ein Drama ist unausweichlich, dass sich hier in Helsinki der Jahre 1995 bis 2002 abspielt.
Sofi Oksanen, die finnische Autorin, die in Skandinavien schon etliche Preise eingeheimst hat, hat mit dem im Original bereits 2005 erschienen Roman `Baby Jane` nun auch in Deutschland eines ihrer frühen Romane veröffentlich. Wer die Folgeromane kennt, sollte das wissen, den dieser hier ist weniger komplex und ihre nun schon gereifte kühle Prosa ist im Ansatz erst erkennbar.
Knapp 200 Seiten umfasst der Roman und es bleibt alles recht vage und wird wenig ausgeführtDer Roamn hinterlässt aus meiner Sicht massive Lücken für die Leserschaft, die es sich gelohnt hätte zu schließen. Aber trotzdem gut geschrieben und die Fragilität durch psychologischen Instabilitäten wird eindrücklich gezeichnet auch mit einigen amüsanten Stellen.
Super aus dem Finnischen übertragen ins Deutsche von Angela Plöger. Vor allem gibt es am Ende des Romans ein Glossar der Übersetzerin, das hilft bestimmte Einrichtungen und Begriffe im Kontext besser zu verstehen.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Meine Begeisterung hält sich eher in Grenzen.

Die Anomalie
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Bei diesem Buch, dass in 2021 so extrem gehypt wurde, weiß ich leider nicht warum alle es so grandios fanden. Aus meiner Sicht ist die Idee genial, aber die Umsetzung leider nur mäßig. Ihr merkt, mich ...

Bei diesem Buch, dass in 2021 so extrem gehypt wurde, weiß ich leider nicht warum alle es so grandios fanden. Aus meiner Sicht ist die Idee genial, aber die Umsetzung leider nur mäßig. Ihr merkt, mich hat es nicht vom Hocker gerissen. Wie schon im Buch angemerkt wird „Die Begeisterung, die dieses Buch ausgelöst hat, bleibt ihm fremd“ (Seite 282) Und mir geht es genauso.
Die Anomalie von Hervé Le Tellier kreist zentral um ein einziges Ereignis: Die plötzliche Duplizierung einer Air France 787 Maschine während des Fluges. Die zweite Maschine landet 3 Monate später und es gibt durch dieses Wunder nun alle Passagiere doppelt! Genialer Plot, dass stimmt schon.
Wir lernen so einige verschiedene Passagiere kennen, vorher und nachher und was das Ereignis mit ihnen macht. Dazu kam die Krisenauseinandersetzung der Regierungen und die gesellschaftliche Perspektive. Alles in allem angetastet, aber aus meiner Sicht waren es zu viele Fäden, die meist nur angeschnitten in der Luft hängen bleiben. Klar, es hat eine gewisse Dynamik, wenn die Szenerie ständig wechselt, aber das war mir zu viel, auch die Hülle und Fülle an Personen und Randfiguren.
Ich muss leider auch an der Übersetzung etwas mäkeln, denn mir scheint hier in einem Affenzahn übersetzt worden zu sein und daher finden sich schon zwei, drei Schnitzer im Text sowie an anderer Stelle zu wenig Raffinesse und eigener Geist.
Leider keine Empfehlung meinerseits, was nicht wehtut, da das Buch sich da lange auf der Bestsellerliste gehalten hat und seine Leserschaft fand.

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Junge Erwachsene und ihre Eltern

Älternzeit
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Ach ja, wenn man sonst nicht zu lachen hat, dann wenigstens über das was (die meisten) von uns verbindet, das Älter werden und die Sicht unserer Kinder auf uns.
Jan Weiler begann vor einigen Jahren erfolgreich ...

Ach ja, wenn man sonst nicht zu lachen hat, dann wenigstens über das was (die meisten) von uns verbindet, das Älter werden und die Sicht unserer Kinder auf uns.
Jan Weiler begann vor einigen Jahren erfolgreich eine zweite Karriere als Autor nachdem er schon als Journalist tätig war und in der Pupertier-Reihe erkennt man diese Symbiose sehr gut. Nun also bereits Nr. 5 mit dem Titel Älternzeit. Ich habe alle anderen vier auch gelesen und geschätzt.
In Älternzeit sind es 29 kurze pointierte Geschichten zum Lachen auf kleinen 161 Seiten. Ein Snack in Buchformat, dass einen zum Schmunzel und Lachen bringen kann. Außerdem hilft es ungemein zu verstehen, dass man mit diesen Themen nicht alleine ist!
Hier sind nun die Eltern wieder auf sich gestellt, dürfen sich aber fortlaufend anhören, dass man nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist mit seiner Einstellung, mit dem Verhalten, na ja, alles eigentlich. Aber als cash cow wird man dann doch gerne noch mal genutzt.
Herrlich, immer mit einem Zwinkern, den wir modernen Eltern sind NATÜRLICH sehr reflektiert und können das alles beurteilen. ;0)

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Zurück in die Vergangenheit

Keine gute Geschichte
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Deutschland eine klassenlose Gesellschaft zu nennen, ist und bleibt eine fette Lüge. Auch wenn es so mache Idealisten anders sehen wollen oder gerne hätten. Die Autorin Lisa Roy nimmt uns in ihrem Debüt ...

Deutschland eine klassenlose Gesellschaft zu nennen, ist und bleibt eine fette Lüge. Auch wenn es so mache Idealisten anders sehen wollen oder gerne hätten. Die Autorin Lisa Roy nimmt uns in ihrem Debüt mit an den Ort ihrer eigenen Kindheit mit und verarbeitet es fiktional: Essen Katernberg. Ein Brennpunktmilleu, kein Sehnsuchtspflaster. Trist, chancenlos, bitter.
Die Protagonistin Arielle in `Keine gute Geschichte` ist eine Frau Anfang 30, die sich hochgearbeitet hat und erfolgreich in einer Werbeagentur in Düsseldorf arbeitet. Schlagfertig, tough, ein Vorbild. Bis sie wie ein Kartenhaus zusammenklappt und an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt um endlich mit der Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte beginnt. Vater unbekannt, Mutter verschwand als sie 6 Jahre alt war.
Eine zweite Ebene kommt hinzu als zwei Mädchen in Katernberg verschwinden und Arielle darüber sinniert.
Ich kenne weder Essen noch dieses Viertel, aber Katernberg ist plastisch portraitiert. Auch sprachlich durch die Vulgarität werden die harten Lebensumstände allgegenwärtiger Gewaltgebärden deutlich. Die Autorin Lisa Roy schreibt eindrücklich und deutlich und lässt keine Fragen offen.
Gut zu lesen, augenöffnend und die persönliche Ansprache an die Mutter als stilistisches Mittel ist gut gewählt.
Fazit: Auch wenn Armut, Missbrauch und Gewalt nicht gerade eine Wohlfühl-Atmosphäre verbreitet, ist es ein starker Roman, der uns alle ein Stück weiter bringt. Kompromisslos gut.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Fake News zu Kaisers Zeiten!

Der treue Spion
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Uta Seeburg hat in ihrem ersten Krimi mit dem „falschen Preußen“ ihren Ermittler Gryszinski zum Leben erweckt. Dann folgte „das wahre Motiv“ und nun tritt er im dritten Fall an mit dem „treuen Spion“. ...

Uta Seeburg hat in ihrem ersten Krimi mit dem „falschen Preußen“ ihren Ermittler Gryszinski zum Leben erweckt. Dann folgte „das wahre Motiv“ und nun tritt er im dritten Fall an mit dem „treuen Spion“. Dieses Mal wird es äußerst kniffelig, verschwindet doch ein französischer Diplomat namens Henri Fouqué und als letztes wurde er im Vier Jahreszeiten Hotel in München gesichtet. Genau der richtige Fall für unseren Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski! Es wird wieder spektakulär ermittelt und wir reisen mit ihm 1896 nach Paris, wo wir auf bekannte Persönlichkeiten aus der literarischen Welt treffen. Uta Seeburg verbandelt hier Fiktion mit Realität geschickt.
Eine weitere Ebene spielt 1916 und ist ein Strang um Gryszinskis Sohn Fritz. An der Front in Verdun, mitten im Krieg, kommt hier der gleiche Fall um Fouqué zum Tragen. Keine Sorge, man kann allem gut folgen und es macht einfach sehr viel Spaß diesen Kriminalroman zu lesen, denn er ist so herrlich altmodisch geschrieben. Wirklich als Kompliment zu verstehen! Uta Seeburg hat die Gabe und vor allem als Literaturwissenschaftlerin das Wissen wie zu dieser Zeit geschrieben wurde und hat es stilistisch hervorragend in die Vergangenheit transportiert.
Fazit: Unterhaltsam, gut, was will man mehr!

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