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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2022

Gelsenkirchen unter der Lupe

Lenin auf Schalke
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Wissen Sie welche Stadt gemeint ist, wenn es da heißt: „Stadt der tausend Feuer“? Wenn man dieser Frage nachschiebt, dass man auch gut und gerne „Stadt der tausend Kneipen“ sagen könnte heute, dann lichtet ...

Wissen Sie welche Stadt gemeint ist, wenn es da heißt: „Stadt der tausend Feuer“? Wenn man dieser Frage nachschiebt, dass man auch gut und gerne „Stadt der tausend Kneipen“ sagen könnte heute, dann lichtet sich das Dunkel und wir sind angekommen. Ganz unten. In einer Stadt, die es schafft alle Ranglisten anzuführen: Ärmste Stadt Deutschland, Stadt mit der höchsten Arbeitslosigkeit und dem geringstes Pro-Kopf-Einkommen Deutschland. Gewonnen hat diese Titel: Gelsenkirchen.
Einst der glorreiche Ort der Kohle, die alle Lampen der BRD zum glühen brachte, heute im Abstiegskampf und das nicht nur beim identitätsstiftenden Schalke.
Der Schweriner Autor Gregor Sander machte sich also auf in die tiefste westdeutsche Provinz, nahm viele Skurrilität, Begegnungen und Orte auf und schrieb dann diese fiktive (!) Erkundungsreise. Der Autor war vor Ort und natürlich ist es ein Abbild des Erlebten, aber eben kein dokumentarisches erzählen.
Er gibt uns den Ossi-Blick auf den marodesten Ort Deutschland im Westen. Sander erkennt dort ungute Strukturen wie den Rechtsruck in der Gesellschaft und das Gefühl abgehängt zu sein, aber auch den unendlichen Lokalpatriotismus, die Liebe zur Heimat, die man von außen nur auf den 2. Blick verstehen kann, denn die Menschen sind voller sympathischer Selbstironie und überschätzen sich keineswegs.
Das Buch ist stellenweise witzig, aber hat immer den notwenigen Ernst, die Lage zu erkennen und zu reflektieren. Aus der sanierten Ost-Sicht auf einen Fleck Deutschland im Westen zu schauen, macht das ganze besonders spannend. Der Blick ist unverstellt, ohne Vorurteile und immer sinnierend. Schön auch, dass der Dialekt durchklingt (sicher ein Vorteil, wenn man das Hörbuch zum Buch genießt!)
Fazit: Trauen Sie sich erst mit diesem Stück Literatur Gelsenkirchen zu nähern, um dann im zweiten Schritt den Ommas, den Schalke-Fans und den Malochern selbst zu begegnen. Sehr gelungenes Buch!

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Veröffentlicht am 24.06.2022

Hitze, Campingplatz – und neue Chancen im Leben

Ein unendlich kurzer Sommer
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Es ist das was wir immer öfters erleben, ein Sommer der heiß und hitzig ist. Nur, dass dieser Sommer, „ein unendlich kurzer Sommer“ war. Das gleichnamige Buch der Autorin Kristina Pfister spielt hauptsächlich ...

Es ist das was wir immer öfters erleben, ein Sommer der heiß und hitzig ist. Nur, dass dieser Sommer, „ein unendlich kurzer Sommer“ war. Das gleichnamige Buch der Autorin Kristina Pfister spielt hauptsächlich auf einem Campingplatz. Das Kristina Pfister eine Kennerin dieser doch sehr speziellen Welt ist, merkt man jeder Zeile dieses Buches an. Ich als bekennender Nicht-Camper fand es übrigens großartig, dass ich auf diese Weise eintauchen konnte!
Aber mal zum Inhalt. Wir begleiten Lale, der ihr Leben über den Kopf wächst, steigen mit ihr in einen Zug, der viel Raum zwischen sie und ihrem alltäglichen Leben bringen soll. Sie landet auf einem Campingplatz an einem See, ein traumhafter Ort, nur ist der Campingplatz etwas abgerockt. Mit Gustav, dem Besitzer, bringt sie den Platz in Schwung und verliert sich im Lokalen und kann wieder atmen. Bis auch Christoph hier auftaucht auf der Suche nach seinem Vater, er will die Lebenslüge verarbeiten und sich der Wahrheit näher. Auch nähert er sich Lale und beide tauchen ab. Aber auch ein wenig Chaos ist vorprogrammiert und das Dorf kommt in Schwung.
Es ist ein Sommerroman, ohne Frage, auch wenn draußen keine 32 Grad im Schatten sind, fängt man förmlich an zu schwitzen beim Lesen. Trotz aller Leichtigkeit und fluchtartiger Reaktionen der Hauptfiguren hat der Roman zum Glück Tiefe, die der Geschichte sehr gut tut.
Eine sehr intensive Geschichte, die einen nachdenklich machen über Geschehenes, Verbliebenes und den Ausblick auf die nächsten Schritte im Leben. Dieser eine Sommer – den nehmen wir mit in unsere Herzen und lassen uns von dem guten Erzählton von Kristina Pfister verführen.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Ein Buch für Kunstliebhaber, die gerne hinter die Kulissen schauen

Frühling wird es sicher wieder
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David Hockney ist Meister seines Faches und das ist die Kunst. Der 1937 geborene Brite ist besonders für seine Malerei bekannt, aber er fühlt sich auch in anderen Kunstformen zu Hause. Er ist einer DER ...

David Hockney ist Meister seines Faches und das ist die Kunst. Der 1937 geborene Brite ist besonders für seine Malerei bekannt, aber er fühlt sich auch in anderen Kunstformen zu Hause. Er ist einer DER Künstler schlechthin, wurde doch eines seiner bekanntesten Werke für 90,3 USD versteigert im Jahre 2018.
Nun liegt dieses umfassende Buch „Frühling wird es sicher wieder“ vor, dass sich damit beschäftigt wie Hockney nach seinem 80. Geburtstag Ruhe auf Land wollte um vor allem die Natur aufsaugen. Es wurde die Normandie. In einem alten Bauernhause lies er sich ein Atelier einrichten. Hockney widmete sich dem Frühling. Hier wollte er Bäume blühen sehen und die Vielfalt der Natur aufsaugen. Er wollte genau beobachten, malen, studieren wie die Welt erwacht und wieder erblüht. Covid-19 verstärkte die Situation dann 2020 und er blieb in der Normandie.
Martin Gayford der den Text dieses umfassenden Buches schrieb, kennt Hockney schon länger und die beiden verbindet eine tiefe Freundschaft. Man spürt dem Text diese Nähe nach und macht es umso faszinierender wie offen hier viele Gespräche und Austausche wiedergegeben wurden.
‚Frühling wird es immer wieder‘ ist kein Kunst-Bildband. Es ist ein Buch über eine Lebensperiode des Künstlers mit dem Fokus diesen herrlichen Frühling zu malen. Das Werk enthält natürlich auch etliche Abbildungen von Hockneys Werken und Bilder des Künstlers (142 Abbildungen), aber diese sind eher klein, was auch dem Format des Buches geschuldet ist und sind nicht der Fokus. Im Mittelpunkt steht der Text, der künstlerische Diskurs.
Da ich nicht im Kunst-Betrieb stecke und wie die meisten eine Außenstehende bin mit viel Faszination für die Bilder Hockneys hat mir dieses Buch gerade viele vergnügliche Lesestunden bereitet. Bekommt man doch hier einen echten Einblick und ich war hinterher noch mehr begeistert!

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Veröffentlicht am 20.06.2022

Ein intellektueller Spaziergang

Papyrus
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Das dicke Werk mit über 660 Seiten bibelartiger Seiten ist in der Tat eine Bibel. Die Geschichte der Bücher, ein Loblied auf die Entstehungsgeschichte, den Wert und die Weiterentwicklung des Buches in ...

Das dicke Werk mit über 660 Seiten bibelartiger Seiten ist in der Tat eine Bibel. Die Geschichte der Bücher, ein Loblied auf die Entstehungsgeschichte, den Wert und die Weiterentwicklung des Buches in der Antike. Die spanische Autorin Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine Reise in diesem Buch über die Bücher und vor allem über das was es für den Leser und die Leserinnen ausmacht. Es ist übrigens übersetzt von Maria Meinel und Luis Ruby. Dieses Werk hat zwar viel mehr Sachbuchcharakter als Roman, aber so recht lässt es sich trotzdem nicht in DIE eine Schublade zwängen.
Denn dieses Buch mäandert sich durch Raum und Zeit und zwar mit sehr sehr starkem Fokus auf die Antike. Zunächst wird das antike Griechenland beleuchtet und dann folgt der Abschnitt der uns mit nach Rom nimmt. Es kommen unzählige Referenzen vor, wer hier stark bewandert ist, liest das Buch sicherlich mit erfrischender Leichtigkeit. Der Durchschnittsleser wird so seine Schwierigkeiten haben, wenn weniger humanistische Bildung vorliegt.
Und hier denke ich, liegt auch ein wenig das Problem der Erwartungshaltung an dieses Buch mit dem doch sehr eindeutigen Titel im Original: „El infinito en un junco: La invención de los libros en el mundo antiguo“ Hier steht die ‚Welt der Antike‘ im Titel und die Irreführung für die Leserschaft ist weniger gegeben.
Fazit: Es kann bereichern oder belasten – je nach Ausgangslage ist die dieses Buch Fluch oder Segen.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Traumfabrik zum Retten!

Sansaria 1. Träume der Finsternis
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Sansaria ist eine neue Reihe aus der Feder von Tania Messner und beginnt mit dem Band 1 „Träume aus der Finsternis“. Oft kommt die Frage ob man Bücher aus Reihen auch ohne Folgebände lesen kann, da kann ...

Sansaria ist eine neue Reihe aus der Feder von Tania Messner und beginnt mit dem Band 1 „Träume aus der Finsternis“. Oft kommt die Frage ob man Bücher aus Reihen auch ohne Folgebände lesen kann, da kann ich bei diesem nur von Abraten. Denn die rasante Reise auf die uns der Protagonist Leonard Federspiel mitnimmt, ist am Ende dieses Bandes bei weitem nicht zu Ende und es bleiben ein paar Fragezeichen offen. Also eine gute Sache für kleine Leseratten, die gerne Mehrteiler inhalieren. Denn dieses Buch ist sooooo was von rasant erzählt und spannend, dass es wirklich schwer war dem Kind das Buch abends zu entreißen. Spricht also für sich.
Nun mal zu Leonard Federspiel. Der gute lebt mit seiner Mutter in einer Villa, bloß fehlt den beiden oft das Geld zum Leben so müssen sie nach und nach ihr Hab und Gut veräußern. Leonard ist der Protagonist und landet eines nachts in Sansaria, die Welt in der unsere Träume erschaffen werden. Und er ist nun mitten drin und hat dann auch noch die glorreiche Aufgabe der Retter dieser Welt zu werden.
Die Strukturen sind recht komplex und erfordern aus meiner Sicht das Lesen von längeren Abschnitten am Stück. Ist also wirklich eher was für lange Vorlesestunden mit 3. & 4. Klässlern oder zum Selbstlesen ab frühstens 10 Jahren. Wer Harry Potter aushält, kann auch Sansaria! Da schneiden sich ja auch die Geister…
Im Buch gibt es keine weiteren Illustrationen, nur diese netten kleinen Wesen, die zu Beginn jedes Kapitel neben der Kapitelüberschrift auftauchen. Ach und wer das Buch gelesen hat, entdeckt auf dem Cover vorne und hinten einiges wieder.
Fazit: Wir haben es gerne gelesen und freuen uns auch schon auf Band 2!

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