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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2024

Frauenpower!

Gefährliches Komplott
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Dies war mein erster David Baldacci und habe schon auf viel Blut und mehrere Tote gewartet, da auf dem Titel Thriller steht. Aber dann war es für diese Kategorisierung aus meiner Sicht moderat und daher: ...

Dies war mein erster David Baldacci und habe schon auf viel Blut und mehrere Tote gewartet, da auf dem Titel Thriller steht. Aber dann war es für diese Kategorisierung aus meiner Sicht moderat und daher: eher meins!
Der Titel verrät es: Gefährliches Komplott! Und das ist auch was passiert. Denn die Protagonistin, Mickey Gibson, eine Ex-Detective, alleinerziehend mit 2 Kindern und ist nun private Cyberermittlerin für ein Unternehmen, dass Steuer- und Kreditbetrug aufspürt. Es erreicht sie ein ungewöhnlicher Auftrag via Telefon einer vermeintlichen Kollegin. Ein zu verkaufendes Haus braucht eine Schätzung für das verbleibende Mobiliar. Nun gut, Mickey macht sich auf den Weg und schon liegt ihr eine Leiche vor den Füßen und sie sieht sich mit Anschuldigungen konfrontiert die Mörderin zu sein. Wer war also die Anruferin?
Genau um diese beiden geht es im Grunde im gesamten Buch und um die Aufklärung des Todes. Ein Fall der immer wieder wie ein Puzzle zu neunen Erkenntnissen und Informationen führt. Der Schluss war etwas übers Knie gebrochen, aber in Summe eine solide Unterhaltung.
Besonders hat mir gefallen, dass nicht wieder die harten Jungs hier den größten Teil der Geschichte gerockt haben, sondern dass hier zwei Frauen im Mittelpunkt stehen und sich nichts schenken!

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Neapel, Lebenswurzeln, Freundschaften und Dolce Vita - tolle Lektüre!

Luna
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Was eine herrlich gute Lektüre für den Urlaub! Ich hatte das Vergnügen, dass mich Luna in Italien im Urlaub begleitet hat und es war passend.Das liest sich sooo nett! Ein wirklich gut geschriebenes Buch. ...

Was eine herrlich gute Lektüre für den Urlaub! Ich hatte das Vergnügen, dass mich Luna in Italien im Urlaub begleitet hat und es war passend.Das liest sich sooo nett! Ein wirklich gut geschriebenes Buch. Einerseits leicht und andererseits mit vielen guten Ansätzen die eigene Vergangenheit und die Gegenwart zu vereinen.
Luna ist eine junge Frau und eigentlich Neapolitanerin, aber als junges Mädchen ad hoc mit ihrer Mutter nach Mailand gezogen. Gefühlt ist Norditalien ein anderes Land, aber sie hat ihre Wurzeln verdrängt und ihren Vater verteufelt. Nun ist ihr Vater im Krankenhaus, er hat niemanden und noch ist nicht klar wie es weitergeht. Also macht Luna sich doch auf nach Neapel mit Widerwillen.
„Jetzt ist mir klar geworden, dass man zwar versuchen kann, das, was man liebt, aufzugeben, dass es einen aber früher oder später wieder einholt.“ (S 160)
Die Geschichte ist wie der Untertitel verrät eine Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit, ein Teil von ihr, der sich nicht verleugnen lässt. Charmant erzählt und voll mit hinreißenden Charakteren! Herrlich wie die Neapolitaner in Szene gesetzt werden.
Das Buch ist in sehr knappen Kapiteln gehalten und durchsetzt mit Rückblenden. Mich überzeugt diese Mischung aus Aufarbeitung der Vergangenheit und der Ereignisse in der Gegenwart. Macht das ganze kurzweilig und wir erkennen warum die Beziehung so ist, wie sie zwischen Luna und ihrem Vater ist.
Die französische Autorin Serena Giuliano baut unzählige tolle neapolitanische Sprichworte ein (die alle am Ende des Buches gelistet werden) und überzeugt mit spritzigen und warmherzigen Dialogen.
„Nicht der Ort ist das Problem, sondern die Leute. Arschlöcher sind international.“ (S 140)
Fazit: Wurzeln, Beziehungen und Lebensentwurf sind dynamisch und immer ein Grund sich bewusst für oder gegen etwas oder jemanden zu entscheiden.
Ach, und nach Beendigung habe ich natürlich gleich mal geschaut, ob es noch andere Romane gibt. Tut es, aber leider noch nicht ins Deutsche übersetzt. Daher hoffe ich auf einen Erfolg für Luna und die Übersetzung aus der Feder von Christiane Landgrebe, damit sie auch die anderen noch übersetzen wird!

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Portrait eines jüdischen Clans mit russischen Wurzeln

Juli, August, September
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Ich erinnere mich noch gut an das Debüt von Olga Grjasnowa. Der Russe ist einer, der Birken liebt. Was ein toller Roman! Und seit dem bin ich der in der UdSSR (Baku, Aserbaidschan) geborenen für ihre auf ...

Ich erinnere mich noch gut an das Debüt von Olga Grjasnowa. Der Russe ist einer, der Birken liebt. Was ein toller Roman! Und seit dem bin ich der in der UdSSR (Baku, Aserbaidschan) geborenen für ihre auf Deutsch verfassten Romane sehr dankbar. Die deutsche Schriftstellerin mit russischen Wurzeln schafft es großartig sich ihrem kulturellem Erbe zu widmen und deckt auf was mache lieber im Dunkeln lassen.
Auch hier wieder eine spannende Suche. Juli, August, September. Drei Monate, drei Orte, drei Phasen der Erkenntnisse.
Wir lernen Lou kennen, eine jüdische Frau in Berlin ohne großen Hang zur eigenen Religion. Ihre eigene Tochter Rosa ist praktisch atheistisch aufgewachsen und doch ist das jüdische Sein so ein zentraler Bestandteil des eigenen Ichs. Im August landet sie auf Gran Canaria für den 80 Geburtstag ihrer Tante Maya. Alle kommen sie eingeflogen aus Israel und anderen Ecken um die Vergangenheit heraufzubeschwören und zu leiden. Es kommen auch so manche Lügen ans Licht.
Ein russischstämmiger jüdischer Clan, der im eigenen Saft schmorrt, nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander kann. Lou mag sich nun ein eigenes Bild machen von dem eigenen Bezug zum Jüdisch sein, zur eigenen Familie, zu sich selbst und reist im September nach Tel Aviv und begibt sich auf Spuren und auf Zukunftssuche.
Bissig, auf den Punkt, gelungen ist diese Prosa. Gern hab ich diesen Roman gelesen. Auch wenn es ein wiederkehrendes Sujet ist, die Spurensuche außen wie innen, es loht sich! Ein toller Roman, ich kann ich sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Wut eines Heimatlosen

Als wir Schwäne waren
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Der letzte Khani war härter in mitten Berlins, der neue Lebensmittelpunkt des Autors. Nun also Bochum und ein wenig abgeschwächt im Ton, aber weiterhin treffsicher und gelungen. Mit „Als wir Schwäne waren“ ...

Der letzte Khani war härter in mitten Berlins, der neue Lebensmittelpunkt des Autors. Nun also Bochum und ein wenig abgeschwächt im Ton, aber weiterhin treffsicher und gelungen. Mit „Als wir Schwäne waren“ taucht Khani in seine eigene Vergangenheit ab, ist der doch selbst dort groß geworden und kenn das beschriebene Milieu und wie es dort zuging sehr genau.
Er macht erneut und zurecht die Themen der Chancengleichheit auf, zeichnet Bilder des Abgehängt sein und wo das hinführen kann. Ein Buch das Wut in sich trägt und auch das Thema Heimat in sich trägt. Gut, dass hier jemand schreibt der sehr genau weiß wovon er schreibt. Keine Analyse und ein „Hineindenken“. Nein, er kennt das was er beschreibt. Fiktionl, aber sehr persönlich.
Der Roman wird aus der Ich-Perspektive von Reza erzählt, retroperspektiv will er dem eigenen Sohn mitgeben, dass es immer Wege gibt eine bessere Zukunft zu gestalten. Stakkato, slangmäßig wird hier in Erinnerungen gekramt und uns entgegengeschleudert. Ein eigener Tonfall, meist kurz, abgehakt. Passt.
Weil es so anders ist, macht dieser Roman besonders viel Freude zu lesen. Eine Bereicherung in der deutschen Literatur.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Tolles sprachgewandes Buch!

Die Rassistin
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“Sie ist ein guter Mensch mit einem schlechten Gewissen. Alles Unrecht der Welt lastet auf ihr, als wäre es ihre Schuld.” S 17
Was für ein famoses Buch! Ich habe es mächtig gerne gelesen und kann es allen ...

“Sie ist ein guter Mensch mit einem schlechten Gewissen. Alles Unrecht der Welt lastet auf ihr, als wäre es ihre Schuld.” S 17
Was für ein famoses Buch! Ich habe es mächtig gerne gelesen und kann es allen Sprachafinen und diskussionsliebenden Menschen an Herz legen. Allen, die echten Bedarf haben Argumente zu wälzen und die Absurdität der Extreme erkennen.
Im Mittelpunkt steht Frau Dr. Nora Rischer, Professorin für Soziallinguistik. Wir kreisen um sie mit ihren Gedanken und mit uns kreisen da viele Kopfstimmen der Rischler mit. Wir lesen auch Anmerkungen von Involvierten im Schreibprozesses. Ein Buch das in sich eine Metaeben ist und das nur in Rischlers Kopf.
„Es ist sehr schwierig, sicher zu sein, dass man etwas nicht tun wird. Etwas zu tun, ist viel leichter.“ (S. 199)

Was sich anstrengend anhört, macht Spaß zu lesen, ist getränkt von schwarzem Humor (da gebe ich dem Klappentext recht) und ist einfach herrlich zu lesen.
Wir lesende tauchen in Frau Rischlers Kopf ab. Sie bekommt eine Email, da es an ihrem Institut einen rassistischen Vorfall gegeben haben soll. Sogleich erinnert sich die stets nach Perfektion strebende und regelkonforme Professorin an eine Situation, die in ihrem Seminar passierte und passen könnte. So und nun Kopfkino an! Entlang dieses Vorwurfs entspinnt sich vieles, auch andere Themen rund um die akademische Bubble und dem Leben in diskussionswürdigen Zeiten der Angemessenheit.
Mir hat die Art wie Jana Scheerer schreibt absolut gut gefallen. Diese verschiedensten Ebenen zu verbinden, die Diskussionen und argumentativen Auseinandersetzungen, sehr gelungen. Und als Nicht-Geisteswissenschaflerin, ich oute mich, ich kann rechnen… fand ich es sehr erfrischend so viel fachliches Knowhow der Linguistik im Roman zu entdecken. Die Autorin nutzt das Spektrum ihres germanischen Fachvokabulars ausführlich und treffend, wie interlingualen Interferenzen oder Phoneminventar oder diskursive Konstruktion von Entschuldigungen.
„Prototypensemantik. Dahinter steckt die Idee, dass jeder Begriff im Zentrum einen sehr typischen Vertreter hat und an den Rändern Exemplare, die als weniger typisch gelten.“ (S 155)

Alle die Sprache lieben, sollten diesen Roman lesen!

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