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Nilchen

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Die Seele Chinas

China, wer bist du?
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Dieses Buch versucht die Seele Chinas zu ergründen auf seine ganz eigene spezielle Art und Weise. Simone Harre reist seit 2015 regelmäßig in das bevölkerungsreichste Land der Erde und wollte wissen was ...

Dieses Buch versucht die Seele Chinas zu ergründen auf seine ganz eigene spezielle Art und Weise. Simone Harre reist seit 2015 regelmäßig in das bevölkerungsreichste Land der Erde und wollte wissen was genau die Chinesen ausmacht und wer sie sind. Das Buch startet mit einer sehr persönlichen Einleitung der Autorin und ebnet den Weg in die einzelnen Geschichten. Simone Harre interviewte (mit zwei verschiedenen Übersetzern) viele interessante Chinesen und verarbeitet diese aber in Fließtexte mit Raum für Interpretation, auch der non-verbalen Kommunikation und zieht das Umfeld mit ein wie auch ihre eigenen Befindlichkeiten. Dadurch entstehen zum einen sehr intensive, persönliche Texte, die sehr respektvolle Portraits Einzelner zeichnet. Was alle Geschichten auszeichnet, dass sie den "Geist der Unterhaltung" transportieren. Man merkt ob das Gespräch holprig war, ob Sympathien vorhanden sind, wie die Stimmung war und das Verständnis lief. Das ist großartig gelungen.
Allerdings treibt Simone Harre schon das zentrales Thema Glück um. Welchen Preis sind die Chinesen gewillt zu zahlen um Wohlstand zu erlangen oder gar Millionäre, ach was Milliardäre zu werden auf Kosten ihrer eigenen Zufriedenheit mit dem Leben? Hier spricht sie immer wieder mit den Einzelnen und bekommt oft die gleichen Antworten nur leicht changierend. Sie ist so oft erstaunt, dass die Chinese ihr Glück für viel Geld gerne links liegen lassen (heute zumindest!).
Erstaunlich fand wie apolitisch das Buch geworden ist. Bei so vielen Begegnungen in einem Land, dass so stark von der politischen Führung abhängt, hätte ich mir solch eine neutrale Berichterstattung kaum vorstellen können. Aber sie schafft es nur die Personen selbst in den Fokus zu rücken.
Es sind zwar einzelne Geschichte, aber aus meiner Sicht in das Buch schon von vorne nach hinten durch kartographiert und es lohnt sich der Anordnung zu folgen. Zumindest streckenweise leitet das eine zum anderen über. Was man aber gut machen kann, ist dieses Buch immer mal wieder zur Hand zu nehmen zwischen anderen Lektüren.
Fazit: Ein Mosaik zusammengesetzt aus einzelnen Portraits, dass uns zeigt wie divers die chinesische Bevölkerung ist. Dieses Buch ist auch ein Schnappschuss der Gegenwart (2015-2019) und eine gute Einstimmung bevor man das Land selbst erkundend (wenn man es wieder darf).

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Hokus pokus - wir zaubern mit der Klasse Chaos her?

Wunschbüro Edda - Wunschalarm im Klassenzimmer
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Auch wenn es hier schon um Band 4 geht des „Wunschbüro Edda“, muss der euch ans Herz gelegt werden! Die große Frage zu Beginn – kann man hier mittendrin in der Reihe einsteigen? Ein klares JEIN. Wir kannten ...

Auch wenn es hier schon um Band 4 geht des „Wunschbüro Edda“, muss der euch ans Herz gelegt werden! Die große Frage zu Beginn – kann man hier mittendrin in der Reihe einsteigen? Ein klares JEIN. Wir kannten Edda und ihre Freunde bereits aus den ersten Bänden und können daher schlecht sagen wie man hier ohne Vorwissen startet, aber ich persönlich finde es recht eindeutig und man kann gut der Handlung folgen. Spricht, wenn es euch in die Hände fällt: LESEN! Wenn die Entscheidung aussteht, dann startet doch zumindest mit Band 1 in dem das Wunschbüro erklärt wird.
In „Wunschalarm im Klassenzimmer“ geht es wieder munter und kunterbunt weiter wie in den anderen 3 Bänden. Besonders toll an diesem Band der Reihe ist auch die aus meiner Mutter-Brille genderfreie Geschichte. Es kommen alle wild durcheinander vor: laute Mädchen, traurige Jungs, Fußballer, tobende Lehrer und nette Omas. Alles dabei! Charmant ist das Figurenkabinett, weil hier ein ganzer Kiez als Kinderuniversum dient und es heimelich und schön ist! Hätte ich auch gern gehabt! Und dabei ist es so realitätsnahe am Kinderalltag wie nur möglich. Kinder haben im Grundschulalter hier hohes Identifikationspotential, sehr gelungen!
Band 4 handelt von einer Projektwoche in der Schule und letztendlich wird statt langweiliges Töpfern (ja, keine Sorge, auch meine Kinder töpfern und es macht vielen Spaß) eine Zauber-Lern-Woche daraus. Allerdings mit Hindernissen und etwas Kuddelmuddel. Alles drin!
Es ist mit großem Zeilenabstand und großer Schrift gedruckt, wunderbar für alle Kinder, die so ebenen die Erstleserbücher hinter sich gelassen haben! Sprich 2. Klasseniveau zum Selbstlesen. Leichte Sprache und einfache Satzstruktur hilft auch hier. Bebilderung ist gut, hält sich in Grenzen, aber aus meiner Sicht genau richtig.
Kleiner Tipp, wenn das Buch fast zu Ende gelesen ist, sollte man Mandarinen im Haus haben! Jetzt seid ihr gespannt wie ein Flitzebogen, oder?

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Horizonterweiternd

Der Koffer der tausend Zauber
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Es gibt leider noch sehr viele Länder, die kein soziales Auffangnetz für Kinder haben, geschweige den Kindern eigene Rechte einräumen wie es die UN Kinderrechtskonvention vorsieht. Viele Kinder, die durch ...

Es gibt leider noch sehr viele Länder, die kein soziales Auffangnetz für Kinder haben, geschweige den Kindern eigene Rechte einräumen wie es die UN Kinderrechtskonvention vorsieht. Viele Kinder, die durch Schwierigkeiten ihrer Eltern in prekäre Situationen rutschen, werden nicht durch den Staat aufgefangen, sondern landen leider oft auf der Straße - alleine. Diesen sehr bittere Zustand, der in vielen Entwicklungsländern die Norm ist, wird in diesem Kinderroman „Der Koffer der tausend Zauber“ aufgegriffen. Aber keine Sorge! Antonia Michaelis hat es sehr kindgerecht in eine spannende Geschichte eingearbeitet und vermengt Spannung mit Horizonterweiterung.
Der Roman spielt auf Madagaskar und spiegelt die eigenen Erfahrungen der Autorin wider, da sie dort länger mit ihrer Familie lebte und sich für Straßenkinder unermüdlich einsetzt. Nicht nur Ortskenntnis, Flora und Fauna werden detailreich beschrieben, es wurde auch Malagasy eingeflochten (Sprache der Malagassen) und machen den Roman aus meiner Sicht besonders authentisch. Es ist im Text immer schnell klar was es bedeutet, sonst gibt es am Ende ein Glossar.
Ohnehin ist das Buch in kurzen verständlichen Sätzen geschrieben und ist textuell leicht zu erfassen. Was am Ende der Grundschulzeit bei der eigenen Lektüre hilfreich ist. Im Gegensatz dazu stehen die vielen handelnden Personen und die diversen Ebenen auf denen hier mitgedacht werden muss. Manches Mal ergibt sich erst nach ein paar Seiten, dass hier ein Traum beschrieben wurde oder es müssen längere inhaltliche Bögen wahrgenommen werden um der Geschichte folgen zu können. Daher erscheint mir die Altersangabe für Selbstleser ab 10 Jahren gut gewählt. Wir haben es unseren Zwillingen, 7 Jahre alt, abends vorgelesen und es somit gemeinsam erlesen und konnten uns auch mit den Kindern über das gelesene austauschen. Auch gibt es Stellen die beim Lesen erst hart erscheinen sich aber dann wieder relativieren (ohne zu viel zu verraten!). Daher zum Selbstlesen ab 9/10 Jahren, zum Vorlesen ab 7/8 Jahren.
Daher eigentlich das unschlagbare Argument warum wir es neben den pädagogisch wertvollen Hinweisen sehr sehr gerne empfehlen: Es ist MEGA spannend!!!! Eines der Bücher wo man böse Blicke der Kinder bekommt, wenn man nach 30 Seiten nicht mehr weiter liest….
Und besonders schön ist auch die Freundschaft der beiden Protagonisten. Der eine reich, der andere arm – das Oberflächliche ist irrelevant und sie sind füreinander da, klar gibt es Streit, aber im Kern verbindet die beiden schnell eine tiefe Zuneigung. Wunderbar erzählt.
Fazit: Dieses Buch war für uns alle in der Familie eine Bereicherung und eine Entdeckung in diesem Jahr.
Wer sich vor, während oder nach der Lektüre noch weiter mit den bedürftigen Kindern auseinandersetzen will, dem leg ich sehr gerne das Hilfsprojekt der Autorin ans Herz: https://www.les-pigeons.net/

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Niedliches Detektiv-Duo für Erstleser.

Bell und Fletsch – Auf falscher Fährte
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Ein kreatives neues Duo taucht in der Kinderbuch-Szene auf: Bell & Fletsch! Bianca Bell und ihr Hund Fletsch gründen zusammen ein Detektivbüro. In dem ersten Band der neuen Serie „Auf falscher Fährte“ ...

Ein kreatives neues Duo taucht in der Kinderbuch-Szene auf: Bell & Fletsch! Bianca Bell und ihr Hund Fletsch gründen zusammen ein Detektivbüro. In dem ersten Band der neuen Serie „Auf falscher Fährte“ ermitteln die beiden erfolgreich in 3 Fällen…oder das was man dafür halten könnte. Denn Bianca ist großartig in falschen Schlüssen ziehen und somit auch eigentlich immer auf der falschen Fährte, merkt es bloß nicht. Witzig und kurios zugleich geht es hoch her.
Sehr leichte Sprache, wenig Text pro Seite und kurze Sätze machen es Erstlesern einfach. Irritierend ist nur das unruhige Schriftbild, da wird beispielsweise das Klingeln des Telefons in einer verwackelten Schrift geschrieben. Angesichts der Fülle an Kinderbüchern die solch ein wusseliges Schriftbild haben und heiß geliebt werden, mag das auch nur für mich störend sein.
Wirkt wie ein Comic aus den 50er Jahren, alles ist in gelb-schwarz bebildert. Die Geschichte ist niedlich in Szene gesetzt.
Fazit: Ein kindlich unschuldiger Text ohne große Aufregung, aber zum Lachen.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Federumhang, Elefantenfußabdruck und das an der Isar!

Der falsche Preuße
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Alle zugezogenen Münchner werden ihre Freude an diesem Krimi haben. Nicht nur wird München um die Jahrhundertwende lebhaft beschrieben, vor allem werden die Münchner auch leicht parodiert. Ohnehin, es ...

Alle zugezogenen Münchner werden ihre Freude an diesem Krimi haben. Nicht nur wird München um die Jahrhundertwende lebhaft beschrieben, vor allem werden die Münchner auch leicht parodiert. Ohnehin, es ist zwar ein Krimi, aber zum Schmunzeln durch nebensächlich eingeflochtene Witze kommen die Leser regelmäßig. Aber keine Sorge, auch waschechte Münchner und sonst auch alle Krimi-Liebhaber und München-Begeisterte werden sich an der Vielfalt der Münchner Orte erfreuen in „Der falsche Preuße“!
Uta Seeburg bringt Offizier Gryzinski in ihrem Reihen-Auftakt-Krimi gleich in ein Dilemma. Der zugezogene Preuße, der ein neuartiges Kriminalamt in München aufbaut, hat endlich seinen ersehnten Mordfall zu bearbeiten. Eine kuriose Leiche am Ufer der Isar mit einem Federumhang bekleidet, ohne Gesicht und dann noch ein Abdruck eines Elefantenfußes. Da gibt es einige Spuren und als bayrischer Beamter mit preußischer Genauigkeit ist Gryzinski dem Ehrgeiz verfallen diesen Fall zu lösen. Nur bringt ihn dieser Fall in die Sphären der Macht und nun ist eine Entscheidung zu treffen – ist er noch Preuße oder schon Bayer?
Spannend und unterhaltsam fand ich diesen Krimi. Uta Seeburg hat einen leichten, aber angenehmen Schreibstil. Auch scheint sie die Zeit äußerst gut recherchiert zu haben. Nicht nur wie München zum damaligen Zeitpunkt aussah auch wie weit die Kriminalistik sich entwickelt hat und welche Ermittlungsmethoden zum Einsatz kommen und von welchen man damals visionär träumte, wie einem Mörder durch seinen Fingerabdruck auf die Spur zu kommen – undenkbar!

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