Falsche Akzente gesetzt.
Schwarzer SeptemberBeirut - „Das Bombenbasteln hatte in dieser Stadt Tradition“ (S.51)
Sherko Fatah hat sich einem sehr interessanten Thema zugewandt mit seinem neusten Roman: dem schwarzen September. Das war zunächst der ...
Beirut - „Das Bombenbasteln hatte in dieser Stadt Tradition“ (S.51)
Sherko Fatah hat sich einem sehr interessanten Thema zugewandt mit seinem neusten Roman: dem schwarzen September. Das war zunächst der jordanische Bürgerkrieg im September 1970 und dann hat sich danach eine Terrorgruppe benannt, die in Europa (1972 das Attentat in München während der Olympischen Spiele) und im Nahen Osten ihr Unwesen trieben. Da ich persönlich sehr wenig zu diesen geschichtlichen Ereignissen weiß, habe ich mich sehr auf die fiktionale Lektüre gefreut um dadurch auch mein Wissen zu erweitern. Leider wurde ich in dieser Hinsicht enttäuscht, denn es braucht Vorwissen um diesem Roman folgen zu können. Wer ohne Informationen hier einsteigt, ist leicht verloren. Es gibt zu viele Gespräche und Andeutungen, die nicht voll ausformulieren oder hinterher erklärend gedeutet werden um den Leser abzuholen. Das machte es für mich ohne Sekundärliteratur sehr anstrengend.
Sherko Fatah kann wunderbar schreiben, ich lese seine Prosa sehr gern. Hier in diesem Roman hat es aus meiner sehr persönlichen Sicht immer dann einen Wechsel der Perspektive oder der Erzähleben genommen wo ich es mir anders gewünscht hätte. Da sind die interessanten Gedankengänge wie ein junger Araber Europa erlebt und was Städte damals ausmachte wie Paris, Frankfurt, Berlin, Beirut. Auch wie er durch mangelndes Geld zum Straftäter wird. Zu kurz aus meiner Sicht. Und dann andere Passagen über die innere Zerrissenheit der einzelnen Akteure hinsichtlich ihrer Loyalität, erschien mir zu ausufernd. Wie ein amerikanischer Geheimagent in Beirut mit sich ringt und versucht der Terrororganisation auf die Spur zu kommen. Recht langwierig und wenig spannend dargestellt.
Fazit: Tolles Thema, gut geschrieben, aber leider zu wenig Spannung aufgebaut und zu wenig erklärende Einschübe für den unwissenden Leser.