Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2019

Eine Frage des Blickwinkels

Worauf wir hoffen
0

„Worauf wir hoffen“ ist ein Roman aus der Feder einer Frau die zwischen den Welten aufgewachsen ist. Fatima Farheen Mirza ist in den USA groß geworden und hat das Glück mehr als eine Kultur im Haus zu ...

„Worauf wir hoffen“ ist ein Roman aus der Feder einer Frau die zwischen den Welten aufgewachsen ist. Fatima Farheen Mirza ist in den USA groß geworden und hat das Glück mehr als eine Kultur im Haus zu haben in ihrer Kindheit. Der Vater ist in Hyderabad aufgewachsen und ihre Mutter stammt aus einer britisch-indischen Familie. Und genau in dieses Kulturen-Konglomerat taucht man mit ihr ab. Es ist ein emotionsgeladener Roman, der uns eine muslimische Familie in den USA näher bringt. Sicher ist der große Erfolg in den USA auch diesem Umstand zu danken, denn diese Sichtweise ist sicher noch unterrepräsentiert in der Gegenwartsliteratur. Die Autorin merkte in einem Interview mit dem Guardian an, dass das nicht mal die Intension war sondern ihren Erfahrungen entsprach. Und genau das macht es so lesenswert und gut aus meiner Sicht. Eine echte Innenansicht, von jemanden der weiß worüber er/sie schreibt! Wobei es auch ein Schrei nach Veränderung für eine bessere Gesellschaft ist was die rückständigen Ansichten von traditionell verhafteten Familienmitgliedern angeht. Die wichtige Stellung der Familie über dem individuellen Glück. Die patriarchalischen Strukturen, die Frauen bei der Entfaltung behindern, damit ist das „worauf wir hoffen“ gemeint.
Sprachlich ist auch hervorzuheben, dass Fatima Farheen Mirza Begriffe im Original nutzt und nicht übersetzt wird. Damit verschafft sie mir als Leser einen intimeren Einblick, aber zeigt mir zumindest auch was ich alles nicht kenne. Es ist immer eine Frage des Blickwinkels was das „Andere“ ist. Eine der Stärken dieses Buches.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf auf einer Hochzeit. Wir lernen zunächst alle relevanten Familienmitglieder kennen und mehr als das spürt man beim Lesen förmlich die unausgesprochenen Anschuldigungen, die Vorwürfe, die Sorgen und zugleich auch die Freude.
Wunderbar übersetzt ist das Ganze von Sabine Hübner. Auch hier ist es interessant zu wissen, dass der Titel des Originals „A place for us“ heißt, so ganz anders als der deutsche Titel, beides passt.

Fazit: Lesen und bereichern lassen!

Veröffentlicht am 03.04.2019

Toller Einblick in die Bonner Republik des Jahres 1972!

Rheinblick
0

Bereits Brigitte Glasers erster Roman ‚Bühlerhöhe‘ hat mich sehr begeistert und nun auch der „Rheinblick“! Diesmal entführt Brigitte Glaser uns in die Bonner Republik. Ein interessanter Kosmos, denn die ...

Bereits Brigitte Glasers erster Roman ‚Bühlerhöhe‘ hat mich sehr begeistert und nun auch der „Rheinblick“! Diesmal entführt Brigitte Glaser uns in die Bonner Republik. Ein interessanter Kosmos, denn die dörflichste Hauptstadt der Welt hatte für ausländische Diplomaten ihren ganz eigenen Reiz und auch die innerdeutschen Verhältnisse waren turbulent in den 70er Jahren. Der Roman umfasst „nur“ einen Zeitraum von knapp 3 Monaten, Ende 1972 und doch passiert so viel Willy Brandt wird Kanzler und die politischen Ämter werden neu verteilt.
Geschickt erzählt Brigitte Glaser aus zweiter Reihe was die Bonner Republik bewegte und die politischen Verhältnisse ausmacht in den 70er Jahren. Wir lernen verschiedene Charaktere kennen, die sich im Verlauf des Buches „annähern“. Ich finde die Idee den politischen Zirkus aus nächster Nähe, aber mit Abstand zu erzählen gelungen.
Gut geschrieben und mit viel Liebe zum örtlichen Detail erzählt sie diese Geschichte. Vor allem für Bonner und Kenner von Bonn ist das sicherlich eine sehr freudige Lektüre. Da ich mit Bonn nicht vertraut bin, tat ich mich etwas schwer. Sicher gibt es bei einem Besuch in Bonn dann das ein und andere Aha-Erlebnis der Örtlichkeiten. Spannend war es in die damaligen Verhältnisse und Gegebenheiten einzutauchen und die Welt von damals besser zu verstehen!

Fazit: Guter Roman für Bonn-Kenner und Politikinteressierte!

Veröffentlicht am 28.03.2019

Leichte unterhalsame Sommerlektüre

Sommer bei Gesomina
0

Ein verregneter Sommer, ein 12jähriger der Ferien hat, eine Mutter die anderes zu tun hat und eine weise alte Frau, die Zeit hat in einem unterprivilegierten Stadtteil von Berlin. Und was macht Florian ...

Ein verregneter Sommer, ein 12jähriger der Ferien hat, eine Mutter die anderes zu tun hat und eine weise alte Frau, die Zeit hat in einem unterprivilegierten Stadtteil von Berlin. Und was macht Florian Beckerhoff daraus? Genau, den „Sommer bei Gesomina“. Der Junge Jona, will den Sommer nicht mit seiner Mutter in Hollywood verbringe, weil sie dort sowieso nur arbeiten wird. Deshalb bleibt er bei seiner ehemaligen Babysitterin, Gesomina, die in einer Gegend wohnt, die sich sehr nach Nebenstraßen im nördlichen Berliner Neukölln anhören. Obwohl das Kind aus reichem Hause sehr deplatziert wirkt, fühlt Jona sich sofort wohl und saugt die Andersartigkeit und vor allem die Aufmerksamkeit auf. Dann beginnt Gesomina ihm von ihrer Vergangenheit zu erzählen und das ist im Grunde der Kern des Romans.

Zum Teil ein wenig klischeehaft, aber durchaus realistisch werden alle Charaktere gezeichnet. Natürlich ist die ein und andere kuriose Person dabei, aber das macht solch ein Buch ja auch lesenswert, sonst wäre es sicherlich zu dröge.

Florian Beckerhoff hat einen leichten und wunderbaren Schreibstil, da fliegen die Seiten nur so. Richtig gute Lektüre um sich vom Alltag ein wenig abzulenken.

Fazit: Eine sehr nette Geschichte, die mich zum Schluss zu Tränen gerührt hat ohne kitschig zu werden.

Veröffentlicht am 20.03.2019

Lehrreich, aber auch super spannend!

Die Natur-Detektive: Die Natur-Detektive
0

Die „Pfifferlinge“, eine Bande die aus den Geschwistern Fenja & Tim und ihren Freunden Sophia und Benni besteht, haben einen geheimnisvollen Treffpunkt im Wald. Aber damit nicht genug, bei einem ihrer ...

Die „Pfifferlinge“, eine Bande die aus den Geschwistern Fenja & Tim und ihren Freunden Sophia und Benni besteht, haben einen geheimnisvollen Treffpunkt im Wald. Aber damit nicht genug, bei einem ihrer Expeditionen treffen sie auf „Geheimnisvolle Spuren im Wald“, die sie natürlich gleich untersuchen. Sie schaffen es auch das Tier in Augenschein zu nehmen – aber was ist es? Sie hegen einen Verdacht! Praktisch ist, dass der Vater von Tim & Fenja Förster ist und somit die geballte Ladung Wald- und Tierwissen zu Hause abfragbar ist! Und spannend geht es in der Tat weiter.
Wunderbar wie hier ein Tier thematisch im Mittelpunkt steht und man sehr viel erfährt und das Ganze auch noch in einer spannenden Handlung eingebettet ist. Das Buch rückt die spannende Handlung in den Mittelpunkt und das Wissen wird wie eine Beilage eingeflochten, geschickt und gut gemacht ohne belehrend zu wirken!
Natürlich gibt es auch hier zwei die immer stänkern müssen, Rollo & Dustin, aber unsere vier Detektive sind schlagfertig und selbstbewusst. Apropos Selbstbewusst, ich finde auch die Mischung der Detektive wunderbar getroffen. Ein 4. Klässler, der gerne mit den Vorschülern spielt, eine Schlagfertige, ein Schüchterner und eine mit Ideen. Bunte Mischung an Charakteren, so findet sich jeder Leser oder Zuhörer auch wieder, sehr soziales Miteinander wie man es sich wünscht.
Fabian Lenk findet eine leicht zugängliche Sprache um die Geschichte zu erzählen. Das Buch eignet sich hervorragend ab 5. Jahren zum Vorlesen im Vorschulalter. Durch die doch recht eng bedruckten Seiten ist das Buch aus meiner Sicht nicht für Erstleser geeignet, erst wieder für etwas geübtere Leser, die schon mehr Text pro Seite vertragen.
Das Buch ist reich bebildert durch Sabine Sauter. Uns hat das Vorlesen dadurch noch mehr Spaß gemacht, da die Bilder auch besonders niedlich sind! Schöne bunte helle Farben.
Hervorzuheben sind auch die letzten Seiten im Buch, die als Anregung dienen können selbst aktiv zu werden und Aspekte aus der Geschichte wieder aufgreifen, wie beispielsweise Tier-Spuren erkennen oder Schleuder schnitzen.
Die Natur-Detektiven werden eine Reihe und wir freuen uns bereits auf das nächste Thema „Abenteuer in der Fledermaushöhle“!

Veröffentlicht am 19.03.2019

Was gefunden ist, gehört auch mir?

Goldschatz
0

Eine alte Tante stirbt, was macht man mit dem alten Bauernhaus? Man lässt der Tochter ihren Willen, die eine Studenten-WG in der Bruchbude einrichten will…es gibt noch einen alten kauzigen Nachbarn und ...

Eine alte Tante stirbt, was macht man mit dem alten Bauernhaus? Man lässt der Tochter ihren Willen, die eine Studenten-WG in der Bruchbude einrichten will…es gibt noch einen alten kauzigen Nachbarn und eine Goldschatz. Was braucht man mehr für eine schwarze Komödie!
Ich habe schon einige von Ingrid Nolls Romanen gelesen. Ihre ganz besondere Art ist es die Charaktere erst sehr naiv und unschuldig wirken zu lassen und dann passiert etwas und das „Böse“ kommt zum Vorschein. Die Figuren haben dann immer gute Gründe, warum das alles gar nicht so schlimm oder schlecht ist, was sie tun (müssen). Und eine ganz besondere Spezialität von Ingrid Noll ist der große Paukenschlag zum Schluss – ein Ätschibätsch und es kam dann doch anders als vermutet. Beim ‚Goldschatz‘ waren die Figuren wieder wunderbar ausgestaltet und man konnte sie beim Lesen förmlich wie ein Mäuschen unter dem Tisch fühlen und sich ab und an diebisch freuen. Sehr realistisch! Leider blieb der ultimative Twist am Schluss aus. Sonst waren die Enden bei Ingrid Noll meist boshafter.
Nichtsdestotrotz habe ich mich bestens unterhalten gefühlt beim Lesen, vor allem weil Ingrid Noll sprachlich die perfekte Mitte trifft zwischen einfach plätschernd und wohlformuliert. Es ist ein Pageturner der einem zum Schmunzeln bringt. Da treffen wieder die kuriosesten Personen aufeinander und es muss natürlich Reibung geben, sonst keine Unterhaltung für uns Leser*innen.

Fazit: Leichte nette Lektüre! Ich habe es in kürzester Zeit weggelesen.