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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2018

Kabul, Stockholm - spannend bis zur letzten Seite!

Vier Tage in Kabul
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Der Thriller „Vier Tage in Kabul“ von Anna Tell ist ein sehr spannendes Debüt geworden. Was für diesen Thriller spricht ist das fundierte Wissen und die Erfahrung auf die die Autorin zurückgreifen kann. ...

Der Thriller „Vier Tage in Kabul“ von Anna Tell ist ein sehr spannendes Debüt geworden. Was für diesen Thriller spricht ist das fundierte Wissen und die Erfahrung auf die die Autorin zurückgreifen kann. Die Autorin ist selbst Kriminalkommissarin und hat viele Einsätze im In-und Ausland absolviert für Schweden, auch als Unterhändlerin ist sie tätig geworden. Also, hier schreibt jemand der weiß wie es in der Realität ist und das merkt man dem Text.
Die Protagonistin, Amanda Lund, Kriminalkommissarin aus Stockholm, ist plausible beschrieben und auch ihre inneren Auseinandersetzungen konnte ich gut nachvollziehen. Das gilt natürlich auch für alle anderen Figuren, die hier auftauche.
Was die „Vier Tage in Kabul“ auch so unterhaltsam macht, sind die kurzen Kapitel und die ständigen Szenenwechsel. Kurz und knapp, gehetzt wie es ist, wenn man 2 vermisste Botschaftsmitarbeiter sucht und noch andere Stränge zunächst Rätselhaft eingeflochten werden. Aber das sei genug gesagt zum Inhalt.
Spannend fand ich persönlich auch, dass trotz Schwerpunkt in Kabul das Schwedische immerzu präsent ist.
Fazit: Unterhaltsamer Reihenauftakt um die Kriminalkommissarin Amanda Lund. Ich werde sicherlich den zweiten Band auch lesen!

Veröffentlicht am 09.11.2018

Spannendes Tierabenteuer für alle kleinen Helden!

Die Eichhörnchenpiraten
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Eichhörnchen vergraben ihre Nüssen überall im Wald, genauso wie diese hier im Buchtenwald. Aber diese Gruppe ist nicht die Schlauste, denn sie erinnern sich an gar kein Versteck und haben nun Sorge den ...

Eichhörnchen vergraben ihre Nüssen überall im Wald, genauso wie diese hier im Buchtenwald. Aber diese Gruppe ist nicht die Schlauste, denn sie erinnern sich an gar kein Versteck und haben nun Sorge den Winter nicht zu überstehen. Gut, dass die Möwe Einauge vorbeischneit und die Idee hat in See zu stechen um auf einer Insel riesige Nüsse zu holen: Kokosnüsse! Und das Abenteuer beginnt…
Die Geschichte ist super spannend geschrieben und die Kapitel sind schön kurz gehalten. Praktisch für Leseanfänger damit es nicht zu lang wird und genauso beim Vorlesen…ein Kapitel mehr geht immer! Vor allem hat jedes Kapitel einen Cliffhanger! Wirklich unglaublich diese Spannungsbögen. Und das Ende hat auch einen ganz gewaltigen Cliffhanger, da MUSS einfach noch ein weitere Band kommen, sonst wäre das zu schade.
In Teilen erinnert das ganzen im positiven Sinne an Jim Knopf und die Wilden 13, wenn sie alle auf einer Insel landen, die Piraten sich mit Rumrosinen voll stopfen und dann die Gefangenen flüchten.
Die Bilder von Derek Roczen sind reichhaltig und ergänzen den Text der Autorin Sibylle Rieckhoff fabelhaft.
Sprachlich in weiten Teilen auch gut getroffen, mir waren die Piraten, auch wenn es natürlich einen rauen und harten Umgang reflektieren soll zu viele negative Wörter enthalten…da ist die „miese Bande“ und „Verdammt, euch gibt es ja auch noch“, dann ist da wieder was „Bäh! Ekelhaft!“ Eine Beobachtung, die uns natürlich nicht vom guten Lesestoff abhält. Sicherlich beim Vorlesen bei 5jährigen auch auffälliger als beim 8jährigen Kind, das selbst liest. Da ist die Prägung schon eine andere. Positiv am Text war die Wortvielfalt, ideal um den kindlichen Wortschatz zu erweitern.
Das Lesealter ist mit 6 bis 8 Jahre angegeben und trifft es für dieses Buch recht gut, ich würde die Untergrenze auf 5 Jahre zum Vorlesen absenken, da reichlich Bilder auch zum Mit-Hineinschauen anregen und die Vorstellungskraft noch stark unterstützt wird.
Fazit: Meine beiden 5jährigen waren begeistert und am liebsten hätten sie immer weiterlesen wollen (also ich vorlesend), da es soooooo spannend war!

Veröffentlicht am 08.11.2018

Berlin in den Jahren 1945 bis 1951 gekonnt umgesetzt!

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
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Ich bin in West-Berlin geboren und aufgewachsen. Das Bewusstsein West-Berliner war vor dem Mauerfall und auch noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, danach sehr ausgeprägt. Wir Insulaner waren eine eingeschworene ...

Ich bin in West-Berlin geboren und aufgewachsen. Das Bewusstsein West-Berliner war vor dem Mauerfall und auch noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, danach sehr ausgeprägt. Wir Insulaner waren eine eingeschworene Gemeinde, gefühlt sprach man über 100 Leute, dabei war es eine halbe Metropole! Und wie kam dieses Bewusstsein zustande? Dieser tolle Roman von Brigitte Riebe vermittelt ein Gefühl wie es nach dem 2. Weltkrieg gewesen sein musste im westlichen Teil der Stadt zu leben, wie man eben zu so einem Insulaner wurde. Sehr prägend. Der Auftaktroman einer Trilogie „Die Schwestern vom Ku’damm – Jahre des Aufbaus“ spielt in den Jahren 1945 bis 1951 in Berlin. Alle historischen Phasen und Fakten werden hier wunderbar eingebettet in eine vielschichtige Familiengeschichte. Auch die sich ständig veränderten Bedingungen sind gut herausgearbeitet – von der Stunde Null bis hin zur Währungsreform – alles drin!

Familie Thalheim besaß vor dem Krieg ein Kaufhaus auf dem Ku’damm, dass zerbombt wurde. Nun setzt die älteste Tochter der Familie, Rieke, alles daran es irgendwann wieder aufbauen zu können nach dem Kriegsende. Das ist der Hauptstrang, aber keine Sorge, da passiert so wahnsinnig viel mehr. Es geht politisch zu, es wird geliebt, es wird verteufelt, Karrieren nehmen ihren Lauf, alte Weltbilder wackeln, Frauen emanzipieren sich, Vergangenheiten werden aufgearbeitet und vieles mehr! Kaum zu glaube, dass das Buch „nur“ etwas knapp über 400 Seiten hat.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, da der Text und die Dialoge sich auf das Wesentliche fokussieren und nicht alles und jede Minute dokumentiert wird. Wie ich finde es hat eine punktuelle Detailgenauigkeit, die faszinierend ist, aber genauso werden Tage und Wochen übersprungen, wenn es die Geschichte nicht wesentlich bereichert. Gelungen. Auch sind die Personen vielschichtig und menschlich, es gibt Entwicklungen und Reibungen – das braucht es bei guten Geschichten.

Und die Sprache darf nicht unerwähnt bleiben, da macht mein Berliner Herz natürlich einen Satz, wenn ab und an Berliner Wörter und Berlinerisch auftaucht. Ick freu mir! Echt knorrke. Hat dem Ganzen eine sehr authentische Note gegeben. Ebenso wie die genauen Straßenangaben!

Habe es sehr sehr gerne gelesen und freue mich nun auf Teil 2!

Fazit: Entweder man liest den Roman weil man an Geschichte interessiert ist oder weil man Familiengeschichten liebt – oder im besten Fall: beides!

Veröffentlicht am 25.10.2018

Ein hervorragender Schreibstil mit toller Idee, aber leider nicht zufriedenstellend umgesetzt.

Hysteria
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Dieser Roman lässt mich einerseits etwas ratlos irritiert zurück und zugleich auch nachdenklich.
Entdeckt habe ich den Roman Hysteria von Eckhart Nickel auf der LongList des Deutsche Buchpreises 2018. ...

Dieser Roman lässt mich einerseits etwas ratlos irritiert zurück und zugleich auch nachdenklich.
Entdeckt habe ich den Roman Hysteria von Eckhart Nickel auf der LongList des Deutsche Buchpreises 2018. Thema klang außerordentlich interessant und los ging es.
Der Roman spielt in der nicht allzu fernen Zukunft, in der die Gesundheitspolizei bei Konsum von gefährlichen Substanzen wie Koffein, Alkohol und Nikotin eingreift.
Hier wird der heutige Trend der gesunden und sportlichen Lebensweise fortgeschrieben und überspitzt. Auch gibt es eine neue Bewegung, der Ursprung dieser sich gesundenden Gesellschaft: das spurlose Leben.
Diese Bewegung möchte den Eingriff des Menschen in die Welt eliminieren und seine Spuren verschwinden lassen. Auch gibt es immer wieder neue Vorstöße der Kontrolle, dass beispielsweise nur an Tagen die ein N enthalten Fleisch gegessen werden darf.
An sich eine gute Idee. Dann kommt die eigentliche Geschichte dazu, ein paranoider hypersensibler Protagonist, der eine Beere auf dem Markt findet und sich über die Konsistenz zu wundern beginnt. Fortwährend hatte ich beim Lesen das Gefühl, entweder ich folge hier einem alten senilen Mann oder er ist auf dem Weg eine bedeutende Entdeckung zu machen, die uns fassungslos zurück lässt. Auch Zeitsprünge in die Vergangenheit passieren, die zwar deutlich herausgearbeitet werden, aber mich persönlich trotzdem verwirrten.
Der Text ist wohl ausformuliert und wirklich gut geschrieben. Eckhard Nickel hatte eine gute Idee und einen phantastischen Schreibstil, aber in der Kombination mit einer erzählten Geschichte nicht ganz gelungen.

Fazit: Hinterfragen von dogmatischen Vertretern einer Richtung ist immer sinnvoll - nicht hörig alles glauben! Ein hervorragender Schreibstil mit toller Idee, aber leider nicht zufriedenstellend umgesetzt.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein ungewöhnlicher Blick auf die 40er Jahre und die damaligen Navy Hafenanlagen in New York!

Manhattan Beach
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Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park ...

Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park und vieles mehr, richtig.
Was passiert nun, wenn man sich in das New York der 40er Jahre versetzt und dann auch noch die Navy Hafenanlage in den Fokus nimmt? Genau – mind blowing! Jennifer Egan zeigt uns New York aus einem unbekannten Blickwinkel mit ihrem Roman ‚Manhattan Beach‘. Im Grunde auch eher Brooklyn, aber eben auch New York! Dieser Blickwinkel ist so völlig anders ist als was man sonst literarisch über New York in die Hände bekommt.
Manhattan Beach ist witzigerweise ein Abschnitt in Brooklyn auf des weltbekannten Coney Island, man müsste praktisch heutzutage an der Haltestelle Brighton Beach aussteigen und noch weiter den letzten Zipfel zu erkunden.
Der Roman hat also schon mal ein ungewöhnliches Setting. Jetzt nehme man noch eine junge Frau dazu, Anna, die ein sehr offener und feministischer Charakter ist, die damals sicherlich eher als schwierig und aufmüpfig wahrgenommen wurde. Anna, die in dieser Zeit auch noch in den Navy Docs arbeitet und eben mehr will als die Damen um sie herum. Und nun, ein Geheimnis muss es geben, ihr Vater verschwindet spurlos als Anna ein Teenager ist…
Mit hat der Roman gut gefallen, weil er mir das Eintauchen in eine vergangenen Welt ermöglich hat, die ich so bisher nicht wahrgenommen habe. Nur auf Rundfahrten um Manhattan Island wird die Navy Werft erwähnt, aber ich schenkte dem wenig Beachtung. Fatal, wenn man die riesige Anlage von einst mit diesem Roman begreifen lernt.
Was macht den Roman aus? Vor allem der Schreibstill den Jennifer Egan, selbst in der Übersetzung, so überzeugend liefert, macht den Roman großartig. Sie schreibt einerseits melancholisch, aber so gar nicht kitschig, obwohl die Romanfiguren zum Teil harte Schläge ertragen müssen. Auch die Bilder die sie heraufbeschwört sind gut eingeflochten und wirken weder überfrachtend noch deplatziert.
Fazit: Ein schönes Stück Literatur. Lesenswert für jedermann!