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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2018

Eine Feministin der ersten Stunde!

Ida
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Kennt ihr den „hysterischen Fall Dora“ der bei Dr. Siegmund Freud in seinen Notizen auftaucht? Eine Dame, die in jungen Jahren die „Kur“ bei ihm abbrach?
Nein – mir ging es auch so. Wer googelt wird schlauer, ...

Kennt ihr den „hysterischen Fall Dora“ der bei Dr. Siegmund Freud in seinen Notizen auftaucht? Eine Dame, die in jungen Jahren die „Kur“ bei ihm abbrach?
Nein – mir ging es auch so. Wer googelt wird schlauer, es gibt alle Fakten schnell und übersichtlich, aber ein Lesevergnügen ist es nicht.
Da empfehle ich eher zu dem Roman der Enkelin, der Autorin Katharina Adler, zu greifen und sich die Geschichte erzählen zu lassen aus Idas Sicht!
Katharina Adler hat in 5jähriger (!) Aufarbeitung das turbulente und berühmte Leben der Großmutter, Ida Adler, geborene Bauer, zu Papier gebracht.
Hier lernen wir eine Frau kennen, geboren 1882, die sich im Zeitalter der Industrialisierung von Traditionen lossagt und erste Schritte der Emanzipation macht. Eine Feministin der ersten Stunde!

Besonders charmant ist die Art wie die Geschichte erzählt wird. Zeitlich nicht chronologisch bekommen wir, aus Idas Ich-Perspektive, ihr Leben präsentiert.
Zum Ende ihres Lebens in den USA merkt man dem Text die schwere des Lebens an, das Erlebte, das Gebrochene der alten Dame durch Krieg und erlebtes Leid. Ida, im Alter eine resolute Frau, die sich nicht so recht mit der Schwiegertochter arrangieren kann.
Als Teenager im Meran, ist die Sprache viel leichter und naiver. Ihre Beobachtungen werden uns wiedergegeben ohne Bewertungen. Da zeigt sie Symptome und weiß nicht so recht warum. Angenehm, wenn man bei der Lektüre auch selbst denken darf.
So verändert sich der Tonfall altersangepasst. Und sprachlich auch nicht außer Acht zu lassen, für mich als Hochdeutsch-Sprechende, der Roman ist im Österreichischen Klang geschrieben, soll meinen ich hatte beim Lesen durch vielerlei Wörter und Beschreibungen, die im hochdeutschen ungebräuchlich sind, einen österreichischen Akzent im Ohr ohne das es anstrengend wurde. Herrlich!

Mein Fazit: Das Buch und die Geschichte der Großmutter faszinierte mich, doch bleibt ein Restgefühl das mich der Roman nicht 100% überzeugt hat.
Ich würde die Lektüre nicht missen wollen, aber in meine Top 10 des Jahres 2018 wird es wohl nicht auftauchen.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Etwas mehr Rafinesse hätte nicht geschadet!

Riskante Manöver
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Ab und an lese ich ja gerne mal leichte Kost, sei es ein Krimi oder auch mal ein Liebesroman. Deshalb war der Griff bewusst zu ‚Riskante Manöver‘ von Birand Bingül, dass mich durch den Spannnungsaspekt ...

Ab und an lese ich ja gerne mal leichte Kost, sei es ein Krimi oder auch mal ein Liebesroman. Deshalb war der Griff bewusst zu ‚Riskante Manöver‘ von Birand Bingül, dass mich durch den Spannnungsaspekt angesprochen hat.
Inhaltlich ohne zu viel zu verraten geht es um einen Pharma-PR-Skandal wo nur einer helfen kann: Mats Holms, das Genie der Krisen-PR.
Spannend war das ganze ohne Frage. Was mich störte an dem Buch war die Offensichtlichkeit mit der sehr vieles beschrieben wird und das Schwarz/Weiß pinseln von Personen und Situationen. Da werden plakative einfache Bilder gewählt um Personen zu kategorisieren. Wie „billiges Parfum“, wenn es um zwielichte Personen geht und um teure maßgeschneiderte Anzüge wenn der Pharma-Vorstand beschrieben wird. Man muss auch nicht ansatzweise mitdenken, denn es gibt keinerlei Subtilität, alles offensichtlich ausdekliniert.
Ja, spannend ist trotz allem, aber durch dieses plakative und offensichtliche, leider etwas zu platt für meinen Geschmack.

Fazit: Für die Ubahn und den Strand ok, da schnelles Lesen möglich ist und es trotzdem gute Unterhaltung bietet. Etwas mehr Rafinesse hätte nicht geschadet.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Bewahred Franckfurth vor einer Catastrophe!

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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Um das Jahr 1800 reisen unsere hochverehrten Schriftsteller, Schiller und Goethe, die wie ein schrulliges Pärchen wirken, zusammen nach Franckfurth um Goethes Mutter zu Besuchen. Wieder wie im ersten Band ...

Um das Jahr 1800 reisen unsere hochverehrten Schriftsteller, Schiller und Goethe, die wie ein schrulliges Pärchen wirken, zusammen nach Franckfurth um Goethes Mutter zu Besuchen. Wieder wie im ersten Band "Durch Nacht und Wind" geraten die beide in eine auswegslose Situation böswillige Machenschaften aufzudecken um die Stadt Franckfurth vor einer großen Catastrophe zu bewaren. Wobei mir "Die Affäre Carambol" sogar besser gefallen hat als der erste Band.
Der Roman ist eine Comödie par excellence, sehr unterhaltsam und wunderbar ansatzweise in alter Schreibweise und -stil dargelegt vom Autor Stefan Lehnberg. Der Roman ist so geschrieben als ob Schiller seine Erlebnisse mit Goethe zu Papier bringt, was zu einem etwas trotteligen Bild Schillers und ein überhebliches Bild Goethes führt. Alles aber auf eine schrullig liebenswerte Art.
Zuviel darf man vom Plot nicht erwarten. Dieser Roman funktioniert frei nach dem Motto der Weg ist das Ziel. Humorvoll wird man durch Schiller und Goethe unterhalten.
Trotz allem Klamauk gibt der Roman wunderbar Einblick in das historische Frankfurt mit all den Stadttoren und vielen anderen Details. Für Frankfurter und Kenner der Stadt ein Leseerlebnis, wo nun auch die neue alte Allstadt auferstanden ist im modernen Gewand.
Auch gibt es das ein und andere Detail, dass mir persönlich neu war was die beiden Herren betrifft.

Fazit: Leichte, auf alt getrimmte Kost, die wunderbar unterhalsam ist, wenn sie läßt!

Veröffentlicht am 28.05.2018

Guter Stil mit überzeugendem Plot!

Krokodilwächter
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Meine Meinung zu diesem Thriller, den ich anfänglich für einen Krimi hielt, schwankte während des Lesens enorm. Die ersten 100 Seiten waren gut mit dem Gedanken: Ist wohl eher ein Krimi? Dann kamen 150 ...

Meine Meinung zu diesem Thriller, den ich anfänglich für einen Krimi hielt, schwankte während des Lesens enorm. Die ersten 100 Seiten waren gut mit dem Gedanken: Ist wohl eher ein Krimi? Dann kamen 150 Seiten die ich als etwas lahm und schleppend empfand.
Und dann nach 250 Seiten war irgendwie klar warum das Label Thriller doch irgendwie besser passt und die Spannung nahm Fahrt auf. Es hatte mich dann doch gepackt!
Das reizvolle an „Krokodilwächter“ ist neben dem finalen Plot, vor allem der niveauvolle Schreibstil. Die dänische Schauspielerin Katrine Engberg mit der eigenen persönlichen Vorliebe für Krimis, hat keinen reißerischen Schreibstil, eher eine sehr frische und offene Art zu berichten. Die Figuren werden mit viel Tiefe beschrieben. Katrine Engberg schafft es mit einer Art „Zoom in“ und „Zoom out“ das Bild auf Details zu fokussieren. Beispielsweise findet ein Krümel auf der Bluse der Kommissarin Anette Werner, den sie während des Sprechens wegwischt Erwähnung. Inhaltlich bietet das Detail keinen Mehrwert, aber es bringt die menschliche Seite zur Geltung. Diese „zoom in & zoom out-Technik zieht sich durch den gesamten Roman.
Zum Inhalt nur wenig, damit nichts vorweg genommen wird: Julie, eine junge Frau neu in Kopenhagen wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden und zunächst sind die beiden ermittelten Jeppe Koerner und Anette Werner ratlos wer dahinter steckt.
Thriller aus Skandinavien könnte den ein oder andere Leser abschrecken durch Erfahrungen mit anderen Autoren, aber es ist verhältnismäßig unblutig, trotzdem spannend und packend: eine gelungene Gradwanderung!
Kopenhagen kommt übrigens auch sehr detailliert vor mit Straßen- sowie Parkangaben. Wer die Stadt kennt, wird sich freuen!
Ich behalte die Autorin mit ihrem Ermittlerduo im Auge und werde definitiv den nächsten Fall auch lesen.

Fazit: Für alle die gerne Krimis lesen und ein Schlag obendrauf vertragen und, natürlich, Kopenhagen-Fans bzw -Reisende!

Veröffentlicht am 25.05.2018

En Glücksgriff!

Der Zopf
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Bisher hatte ich noch keinen Favoriten in diesem Lesejahr 2018, aber dieser Roman hat mich tief beeindruckt. Es war eines der Bücher, das mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen hat!
In „der Zopf“ ...

Bisher hatte ich noch keinen Favoriten in diesem Lesejahr 2018, aber dieser Roman hat mich tief beeindruckt. Es war eines der Bücher, das mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen hat!
In „der Zopf“ von Laetitia Colombani geht es um drei bittere Frauenschicksale die einen erschüttern. Aber auch zugleich Hoffnung geben, dass jeder ein Recht hat Teil der Gesellschaft zu sein und wenn man die Kraft aufbringt, sich ein hoher Einsatz lohnen kann für die eigene Würde.
Konkret geht es um eine Dahlit, eine Unberührbare, in Indien, die ihrer Tochter ein besseres Leben ermöglichen will, eine Italienerin, die sich familiären Zwängen unterordnen soll und eine alleinerziehende kanadische Staranwältin, die einen herben Lebensdämpfer erfährt.
Alle drei Stränge werden parallel erzählt und münden nur ganz zum Schluss in einer lockeren Verbindung.
Es wirkt so aufgezählt etwas abgedroschen, aber durch die poetische, fast märchenhaft erzählte Sprache, ist der Text sehr gelungen. Der Roman hat keine Längen, auch sehr kurzweilig durch den häufigen Wechsel der Person an so unterschiedlichen Orten. Man erfährt sofort die innersten Tiefen der Protagonistinnen ohne Schnörkel. Auch das schätze, kein Lamentieren und keine Schicksalstränen. Poetisch und zugleich fast sachlich.

Diese französische Autorin behalte ich definitiv im Auge. Allen Liebhabern des Französischen, ihr solltet es sicherlich im Original lesen!

Fazit: Wer gerne seinen Blickwinkel verändert und seine Probleme relativieren will, sollte dieses Buch lesen. Genauso aber alle die gerne gute Literatur zur Hand nehmen!