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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Dorf das schweigt. Commissario Pavarottis 3. Fall

Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod
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Ein Dorf das schweigt – Commissario Pavarottis 3. Fall

Als in einem kleinen Bergdorf in Südtirol die Überreste eines skelettierten Kindes aufgefunden werden, steht Commissario Pavarotti vor einem Kriminalfall, ...

Ein Dorf das schweigt – Commissario Pavarottis 3. Fall

Als in einem kleinen Bergdorf in Südtirol die Überreste eines skelettierten Kindes aufgefunden werden, steht Commissario Pavarotti vor einem Kriminalfall, der ihn zu den Anfängen seiner Karriere führt. Versagensängste und Schuldgefühle begleiten den Commissario, der mit Lissie von Spiegel in dem Dorf die Ermittlungen aufnimmt, dessen Bewohner düstere Geheimnisse hüten.

Die Autorin:

Elisabeth Florin wuchs in Süddeutschland auf und verbrachte als Jugendliche viel Zeit in Meran. Ihre journalistische Laufbahn begann sie im nahen Bozen bei der Radiotelevisione Italiana (RAI). Meran hat sie seither nicht mehr losgelassen. Elisabeth Florin arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin, Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin für Banken und Fondsgesellschaften in Frankfurt. Sie lebt mit ihrer Familie im Taunus. (Quelle: Emons Verlag)

Reflektionen:

Mit diesem Kriminalroman bin ich sehr schnell durchgestartet, da mich Elisabeth Florins Schreibstil angenehm durch die Seiten begleitete. Er ist federleicht und verständlich, und doch anspruchsvoll. Mir gefielen ihr Ausdruck und ihre Sprache gleichermaßen gut.

Dieser Südtiroler Kriminalroman ist mit charmantem, maßvollem Insiderwissen über die Region ausgestattet und als Leser spüre ich, dass Elisabeth Florin ihr Herz längst hierhin verloren hat.

Besonders gut gefallen hat mir die Figur des Commissario Pavarotti. Er ist ein sympathischer, etwas kauziger Ermittler, der höchste Ansprüche an sich selbst stellt, um nicht erneut mit seinem neuen Kriminalfall zu scheitern. Seine Versagensängste und seine Schuldgefühle hat die Autorin sehr fein gezeichnet, so dass ich als Leser die Ängste des Kommissars gut nachvollziehen und ein Stück weit miterleben kann. Pavarotti liebt auch in diesem Roman, doch seine Liebe steht einem Hindernis gegenüber, dass ich als Leser am liebsten schnell aus dem Weg räumen möchte.

Im Großen ist dieser Krimi sehr authentisch erzählt. Einzig Lissies Amnesie, nach einer Schussverletzung, war mir nicht zu jedem Zeitpunkt schlüssig.

Sehr berührend empfand ich die Schicksale des vor Jahrzehnten vermissten Jungen und seiner Familie, für die das Verschwinden in einer grauenhaften Katastrophe endete. Die Dorfbewohner machen Pavarotti und Lissie die Ermittlungen schwer, denn niemand will hier reden, in einem Dorf wo es keinerlei Haustiere gibt.

Viele düstere Geheimnisse und mysteriöse Rätsel gestalten die Spannung dieses Romans, die sich durchweg gleichmäßig durch die Seiten zieht, bis am Ende die Auflösungen auf den Leser warten und kaum etwas Offenes zurückbleibt.

Umso länger ich las umso mehr hatte ich jedoch das Gefühl, dass mir zahlreiche Informationen über die Lebensgeschichten der Figuren fehlten. Auch manche Handlungsweisen und Denkweisen der Figuren erschlossen sich mir nicht vollständig, da mir Hintergründe für ihre Beweggründe und Charaktereigenschaften fehlten. Man kann diesen Kriminalroman als „stand alone“ lesen, doch ich würde empfehlen, zunächst die beiden vorherigen Bände zu lesen.

Fazit und Bewertung:

Ein Südtiroler Kriminalroman, der spannend und anspruchsvoll unterhält. Da dies der dritte Fall für Commissario Pavarotti ist, würde ich zunächst das Lesen der beiden vorherigen Bände empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein literarisch, leckeres Bonbon. Tief psychologischer Thriller.

Die Falle
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Vor vielen Jahren fand die Bestsellerautorin Linda Conrad ihre Schwester tot auf. Die Bilder des Blutbads und den winzigen Augenblick als sie den Mörder sah der floh, kann sie nicht mehr vergessen. Sie ...

Vor vielen Jahren fand die Bestsellerautorin Linda Conrad ihre Schwester tot auf. Die Bilder des Blutbads und den winzigen Augenblick als sie den Mörder sah der floh, kann sie nicht mehr vergessen. Sie leidet elendig an diesen grausamen Erinnerungen, bei Tag und bei Nacht.

Seit diesen Geschehnissen lebt die angesehene Schriftstellerin so sehr zurückgezogen, dass sie ihr Haus nicht mehr verlassen hat. Eines Tages glaubt Linda den Mörder ihrer Schwester im Fernsehen erkannt zu haben. Sie recherchiert, sie plant, sie bereitet sich bis ins kleinste Detail vor und vereinbart ein Treffen mit dem Mörder, um ihm eine Falle zu stellen.

Ihr Köder: „sie selbst“.

Die Autorin:

Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren, wuchs in einem 400-Seelen-Dorf in Thüringen und einer Kleinstadt in NRW auf, studierte Medienwissenschaft und Literatur in Bochum und lebt inzwischen in Köln – als Journalistin, Drehbuchautorin, Bloggerin, Performerin und Theaterschauspielerin. Sie betreibt ihren eigenen Interview-Blog (www.biographilia.com) und erhielt bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. Die Rechte an ihrem Roman "Die Falle" wurden bereits vor Erscheinen international verkauft, u.a. nach Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien und das englischsprachige Ausland. (Quelle: btb Verlag)

Reflektionen:

Die Falle war für mich ein literarischer Hochgenuss. Melanie Raabe hat mich mit ihrer Sprache und ihrem Schreibstil sehr beeindruckt und an die Geschichte gefesselt. Immer wieder kam mir ein Wow über die Lippen, denn die Worte und Sätze der Autorin hatten enorme Auswirkungen in meinen Gedanken und zerrten mich unglaublich tief in die Psyche der Hauptfigur Linda Conrad herab.

Lindas Gedankenwelt ist hoch emotional und sehr intensiv, teilweise krank und auch eine Spur irre. Sie plant bis ins kleineste Detail ein Treffen mit dem vermeintlichen Mörder ihrer Schwester und durchdenkt alle Eventualitäten. Melanie Raabe schreibt, als hätte sie all das, was Linda denkt und tut selbst erlebt. Ihr Ausdruck ist so außergewöhnlich stark, dass ich glaube, durch Lindas Augen zu sehen, ihre Gedanken zu denken und ihre Emotionen zu fühlen.

Die Handlung war es nicht, die mich hier überzeugte, denn ich muss gestehen, dass ich zu viel von dieser Art Romanen gelesen habe, die mit nur ein, zwei Figuren von einem psychologischen Katz und Maus Spiel erzählen.

Der vermeintliche Täter, ein gradliniger, gutaussehender Erfolgstyp, der mental und physisch mit beiden Beinen im Leben steht, durchschaut Lindas Plan und setzt auf psychologische Gegenwehr. Zwei Charaktere kämpfen von nun an um ihren persönlichen Sieg und beide berühren den Leser.

Die wenigen weiteren Nebenfiguren sind nur schemenhaft in ihren Charakterzügen dargestellt und sie beleben die Geschichte nur geringfügig. Die Lebendigkeit der Handlung und die Spannung kreiert Melanie Raabe sehr geschickt durch zahlreiche Cliffhanger, die mich zügig antreiben weiterzulesen. Dadurch dass die Autorin absichtlich psychologische Wendungen und Verstrickungen in die Köpfe der Leser projiziert, blitzen immer wieder Spannungshöhepunkte auf, die aufs Neue mit unerwarteten Überraschungen einhergehen.

Fazit und Bewertung:

Die Falle ist ein literarisches Bonbon. Ich empfehle diesen Thriller ausdrücklich gern.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Flammen aus Hass – Ein lesenswerter Psychothriller

Hotline
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Die vier Freunde Chris, Paula, Konrad und Rick betreiben als Gemeinschaftsprojekt eine Beicht-Hotline. Eines Tages meldet sich eine anonyme Anruferin und kündigt an, ihr neugeborenes Kind lebendig zu begraben. ...

Die vier Freunde Chris, Paula, Konrad und Rick betreiben als Gemeinschaftsprojekt eine Beicht-Hotline. Eines Tages meldet sich eine anonyme Anruferin und kündigt an, ihr neugeborenes Kind lebendig zu begraben. Zunächst gehen die vier von einem verdammt üblen Scherz aus, doch bald müssen sie erfahren, dass es die Anruferin ernst meint. Ricks und Paulas erste Recherchen führen sie auf einen Friedhof, auf dem sie eine Babypuppe aus einem Kreis von Grablichtern ausgraben. Als sich die mysteriöse Anruferin erneut bei der Hotline meldet, kündigt diese an, dies sei erst der Anfang.

Die Autorin:

Mitte der Achtziger strandete die Saarländerin Jutta Maria Herrmann in Berlin, studierte Germanistik und Filmwissenschaften, sympathisierte mit der Hausbesetzerszene und stürzte sich ins Nachtleben. Sie war u.a. als Buchhändlerin, Putzfrau, Sekretärin, Synchrondrehbuch-Autorin und Veranstalterin von Punkkonzerten tätig. Heute arbeitet sie für eine Tageszeitung und lebt mit ihrem Mann, dem Autor Thomas Nommensen, vor den Toren Berlins. Ihr Psychothriller „Hotline“ ist im Knaur Verlag erschienen. (Quelle: Droemer Knaur Verlag)

Reflektionen:

Hotline ist der Debütroman von Autorin Jutta Maria Herrmann, den ich längst gelesen haben wollte. Ohne Umschweife und wunderbar schnörkellos startet die Geschichte und ich bin prompt inmitten des Geschehens, als eine geheimnisvolle Anruferin erschreckende Ankündigungen tätigt.

Die Thematik geht unter die Haut, denn wer ist nicht betroffen, wenn ein Neugeborenes lebendig begraben werden soll. Dieser Umstand allein treibt mich schon zügig durch die Seiten. Da der Schreibstil von Jutta Maria Herrmann sehr angenehm und leicht zu lesen ist und ihre Sprache im Ausdruck klar und unverblümt auf meiner Wellenlänge agiert, kann ich das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Jutta Maria Herrmann hat mit den vier Hauptprotagonisten Konrad, Chris, Rick und Paula überwiegend sympathische Protagonisten erschaffen. Die authentischen Charaktere werden dadurch unterstrichen, dass nicht alle Handlungen und Gedankengänge der Figuren sympathisch rüber kommen und sie so sehr menschlich wirken. Ecken und Kanten hat hier jeder und jeder hat auch ein sehr persönliches, sorgenvolles Päckchen zu tragen. Alle Viere besitzen eine Lebensgeschichte, innerhalb derer das Motiv für die angekündigte, grausame Tat der mysteriösen Anruferin zu finden sein könnte. Die Verknüpfungen der einzelnen Lebensgeschichten, die im Haupterzählstrang zusammen laufen, fand ich sehr gelungen.

Die Perspektiven springen maßvoll und geschickt von Figur zu Figur und jeweils von der Vergangenheit zur Gegenwart. Dadurch knistert die Spannung gleichbleibend gut, auch wenn ich mir davon noch ein bisschen mehr gewünscht hätte. Für mich gab es ein paar Längen, über die ich aber sehr gern hinweg gelesen habe.

Überrascht hat mich gegen Ende eine Wendung, die mir kurz den Atem raubte, denn damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Wunderbar angenehm fand ich es, dass die Autorin am Ende Offenes auflöste und so eine harmonische Geschichte erzählte.

Ich kann es kaum abwarten, Jutta Maria Herrmanns zweiten Psychothriller „Schuld bis du“ zu lesen.

Fazit und Bewertung:

Ein empfehlenswerter Psychothriller mit interessanten und sympathischen Charakteren, der mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Freundschaft und Wahnsinn liegt nur ein Hauch. Hochspannender Thriller.

Eric
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Bad Bederkesa: Der elfjährige Eric leidet unter schweren Demütigungen und dem grausamen Missbrauch durch den Stiefvater. Eines Tages läuft Eric in seiner akuten Not von zuhause weg und trifft auf den Nachbarn ...

Bad Bederkesa: Der elfjährige Eric leidet unter schweren Demütigungen und dem grausamen Missbrauch durch den Stiefvater. Eines Tages läuft Eric in seiner akuten Not von zuhause weg und trifft auf den Nachbarn Buck. Buck ist entsetzt über die Schilderungen des Jungen und er kann es nicht ertragen, diese junge Seele so zutiefst verletzt zu sehen. Wut und Zorn steigen in Buck auf und so fragt er Eric bald:

„Sag mir, kleiner Mann. Wie weit würdest du gehen, um diesen Kerl loszuwerden?“ (Zitat)

Erics Antwort ist eindeutig. So eindeutig, dass Buck sofort und im Sinne des Jungen handeln muss. Doch er tut es nicht allein, sondern er bindet den Elfjährigen mit ein und besiegelt so eine lebenslange Verbindung.

Von nun an verbindet die beiden eine bedingungslose Freundschaft. Eine Freundschaft in totalitärer Loyalität zueinander. Sie teilen von nun an ein dunkles Geheimnis, sind ein Team und sie beschützen sich gegenseitig bedingungslos.

Viele Jahre später findet Eric seine Mutter Susanne auf bestialischste Weise ermordet auf. Eric, Geschäftsinhaber einer Sicherheitsfirma, ist sich sicher den Täter zu kennen. Bucks und Erics Freundschaft wird dadurch auf eine harte Probe gestellt und ein hochspannendes, psychologisches Spiel beginnt.

Der Autor:

Marco Monetha, geboren 1975 in Bottrop und aufgewachsen in Bad Bederkesa, lebt in der Nähe von Bremerhaven. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Als gelernter Erzieher war er viele Jahre in einem Jugendwohnheim tätig. Er arbeitet als Koordinator für Flüchtlingsangelegenheiten und Freiwilligenarbeit beim Magistrat der Stadt Bremerhaven.

Reflektionen:

Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich niemals angenommen, dass „Eric“ ein Erstlingswerk sein könnte. Autor Marco Monetha hat mich mit seinem Debüt-Thriller eiskalt erwischt und mir viele spannenden Lesestunden geschenkt.

Marco Monethas Schreibstil und sein Ausdruck sowie seine Wortwahl war für mich ein Lesegenuss.
Er schreibt klar und geradeheraus, unverblümt und erschreckend ehrlich, und Umgangssprachliches setzt er maßvoll ein. Dieser flüssige Stil trieb mich sehr rasant durch die Seiten.

Mir fehlte absolut nichts. Ich war bestens mit Hochspannung, interessanten und feingliedrig ausgearbeiteten, lebendigen Charakteren, einer psychologisch perfekt durchdachten Story und mit überraschenden Wendungen versorgt.

Eiskalt erwischt hat mich Marco Monetha, in dem er mit seinem Werk stets an meiner persönlichen Grenze aushaltbarer Grausamkeit entlang balancierte. Glücklicherweise wurde diese Grenze nicht überschritten, manchmal drohte jedoch der Übertritt, da die zahlreichen, äußerst brutalen Geschehnisse leicht an meinem wohlwollenden Thriller-Lesergemüt zerrten.

Marco Monethas Feder kreierte zwar eine von Brutalität strotzende, blutige und nervenaufreibende psychologische Story, doch auch hier wurde die Linie bis zur Vulgarität maßvoll und geschickt von ihm umgangen. Wer „Eric“ lesen möchte, sollte sich auf Einiges vorbereiten und kein taktvolles umschreiben bestialischer Morde erwarten.

Die Darstellung der besonderen Freundschaft zwischen Eric und Buck ist durch die Perspektivwechsel von Gegenwart und Vergangenheit nachvollziehbar und verständlich geschrieben, und gelungen. Beide Lebensläufe haben mich sehr tief berührt und mich fassungslos lesen lassen, denn die Authentizität dieser persönlichen Geschichten lässt sicher niemanden kalt.

Neben Eric und Buck trifft man in dieser Geschichte weitere Figuren an, die ebenfalls mit interessanten Lebensgeschichten aufwarten. Manche Figur belebt einen Nebenschauplatz, doch bis zum Ende dieses Thrillers, konnte ich als Leser nicht erkennen, welche Figur die kränkste Seele besitzt und Erics Mutter und viele andere Frauen tötete. Die polizeilichen Ermittlungen, die realistisch erzählt sind, machen in dieser Handlung einen geringeren Anteil aus.

Die Geschichten aller Protagonisten greifen harmonisch, wie sich drehende Zahnräder, ineinander und so habe ich einen interessanten, außergewöhnlichen, niemals vorhersehbaren und sehr spannenden Thriller genossen.

Fazit und Bewertung:

Mein Respekt für dieses gelungene Debüt. Ich empfehle „Eric“ jedem Thriller-Fan, der gern an der Grenze des Aushaltbaren entlang liest.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Thriller der die heutige Promi-Kultur aufgreift – dramatisch und hoch psychologisch intelligent

Der Verrat
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Für das TV-Soap Sternchen Scarlett Higgins wird Stephanie Harker als Ghostwriterin tätig, als diese von ihrer Schwangerschaft erfährt und ihr bisheriges C-Promi Leben für ihr Kind verändern möchte. Scarletts ...

Für das TV-Soap Sternchen Scarlett Higgins wird Stephanie Harker als Ghostwriterin tätig, als diese von ihrer Schwangerschaft erfährt und ihr bisheriges C-Promi Leben für ihr Kind verändern möchte. Scarletts Buch soll in Form eines Briefes an ihr Kind geschrieben werden. Aus der zunächst geschäftlichen Beziehung zwischen den beiden Frauen wird widererwartend eine innige Freundschaft. Sie teilen bald alles Leid und alle Freuden des Lebens miteinander und Stephanie wird Patentante des kleinen Jimmy.

Als die Diagnose Krebst für Scarlett ein verehrendes Urteil spricht und sie bald darauf stirbt, hält Stephanie ihr Versprechen gegenüber der Freundin und übernimmt die liebevolle Fürsorge für den fünfjährigen Jimmy.

Auf dem Weg in einen Kurzurlaub, der Scarlett und Jimmy ein wenig Abstand von den dramatischen letzten Ereignissen um Scarletts Tod bringen soll, wird Jimmy am Flughafen Chicago O’Haire entführt. Zunächst wird Stephanie festgenommen und verdächtigt, für die Entführung des Kindes verantwortlich zu sein. Als sie endlich wieder in Freiheit kommt, begibt sie sich auf eine unermüdliche Suche, deren Ergebnisse ihr bisheriges Leben zutiefst erschüttern.

Die Autorin:

Val McDermid, geboren 1955, arbeitete lange als Dozentin für Englische Literatur und als Journalistin bei namhaften britischen Tageszeitungen. Heute ist sie eine der erfolgreichsten britischen Autorinnen von Thrillern und Kriminalromanen. Ihre Bücher erscheinen weltweit in mehr als vierzig Sprachen. 2010 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Diamond Dagger der britischen Crime Writers’ Association, die höchste Auszeichnung für britische Kriminalliteratur.

Reflektionen:

Die Geschichte beginnt mit der Entführung des kleinen Jimmy am Flughafen Chicago. Stephanie wird festgehalten und verdächtigt, und taucht ein in ein Verhör mit der FBI Agentin Vivian McKuras. Dieser Erzählstrang wandelt sich immer wieder in den Haupterzählstrang, der eine Rückblende auf das Leben des TV-Sternchens Scarlett Higgins und der Ghostwriterin Stephanie Harker ist, bis Stephanie frei kommt. Der Haupterzählstrang umfasst den größten Teil der Geschichte und lässt Rückschlüsse auf die heutige Promi-Kultur zu, die mich nachdenklich stimmt, auch wenn mich das thematisch im alltäglichen Leben nicht interessiert.

Val McDermid schildert bis ins Detail, wie sich ein Leben als C-Promi durch Höhen und Tiefen und durch Highlights und Abstürze entwickelt. Die Story ist äußerst interessant geschrieben. Auch das Zwischenmenschliche, zwischen Star, Freunden und Umfeld, dem Außenstehende mit Vorurteilen gegenüber stehen, beschreibt die Autorin sehr beeindruckend.

Die Erzählung Stephanies nimmt also einen großen Stellenwert in diesem Thriller ein und zielt darauf ab, ein Motiv und einen möglichen Täter für die Entführung des Kindes im Umfeld Scarletts zu entdecken, um Ermittlungsansätze zu finden. Ehrlicherweise muss ich schreiben, dass mir die schlüssige Geschichte wirklich sehr gut gefiel, doch mir fehlte noch etwas mehr von dem sonst so gewohnt knisternden Thrill, den Val McDermid üblich kontinuierlich aufflackern lässt. Erst recht spät im Buch kommt es dann tatsächlich zur Suche nach dem kleinen Jungen. Mehrere Figuren sind involviert, betroffen und verdächtig und letztendlich wandelt sich die Story dermaßen, wie ich es wirklich nicht für möglich gehalten habe. Klasse!

Die Zeichnungen der Charaktere sind wieder einmal sehr gelungen. Als Leserin kann ich so tief in die Figuren dringen und mir nur so ein deutliches Bild über Opfer, Täter und Motive stricken.

Val McDermids Schreibstil ist von mir heiß geliebt. Ich mag ihre wendige Sprache, ihren Blick für zwischenmenschliche Details, die in ihrer Authentizität nicht besser wirken könnten und ich liebe ihre intelligenten Verstrickungen. In diesem Thriller kommt auch die Tiefgründigkeit der Geschichte nicht zu kurz und sie lädt zum Nachdenken über die heutige Promi-Kultur ein. Auch wenn ich mehr Thrill zwischendurch geschätzt hätte, war ich sehr gefesselt und sehr spannend unterhalten.

Mein Fazit:

Eine intelligente und psychologische Story, die in ihrer Tiefgründigkeit die heutige Promi-Kultur beleuchtet. Ein Thriller mit Interessanten Charakteren und ein Motiv für eine Entführung, die kaum vorhersehbar ist.