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Veröffentlicht am 07.07.2017

Unheimlich, mörderisches Spiel – Interessante Story mit kleinen Schwächen

Murder Park
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Vor zwanzig Jahren wurde der Freizeitpark Zodiac Island geschlossen, nachdem dort drei bestialische Morde begangen wurden. Der Täter, Jeff Bohner, wurde gefasst und hingerichtet.

Heute, zwanzig Jahre ...

Vor zwanzig Jahren wurde der Freizeitpark Zodiac Island geschlossen, nachdem dort drei bestialische Morde begangen wurden. Der Täter, Jeff Bohner, wurde gefasst und hingerichtet.

Heute, zwanzig Jahre später, steht der Vergnügungspark der anderen Art kurz vor der Wiedereröffnung. Um gute Publicity zu erzielen wird eine Gruppe von Menschen zum Presse-Event und zur Präsentation des Konzepts auf die Insel an die US Ostküste geladen.

Das Konzept: Im Murder Park werden die Besucher ein unheimliches Spiel spielen. Innerhalb einer Teilnehmergruppe wird es einen Mörder geben. Wer Opfer eines Mordes wird, scheidet aus.

Im Park gibt es eine Murderabilia-Sammlung. Darin befinden sich Sammelstücke von bekannten Serienmördern wie Ted Bundy, Jack the Ripper und Jeff Bohner, der damals die Morde begangenen haben soll. Das Museum wird zur Obsession der Gäste, denn sie sinken durch die Besichtigung tief hinab in die Gedankenwelt der damaligen Täter. Das schürt Ängste und Emotionen der geladenen Gäste, die alle irgendwie durch ihre Vergangenheit mit Zodiac Island verbunden sind.

Das gruselige Museum, geheime Türen und diverse Schockeffekte lösen bei den Teilnehmern erste schaurige Reaktionen aus. Noch ahnt niemand von ihnen, dass ein Killer auf der Insel ist und das Spiel noch längst nicht begonnen hat.

Der Autor:

Jonas Winner wuchs in Berlin, Rom und den USA auf, Studium in Deutschland und Frankreich. Nach seiner Promotion über Spieltheorie arbeitete er zehn Jahre lang als Fernsehjournalist, danach folgten Drehbücher fürs deutsche Fernsehen und Romane. Mit dem Self-Publishing-Erfolg »Berlin Gothic« gelang Winner der Durchbruch als Spannungsautor. (Quelle: Heyne Verlag)

Reflektionen:

Jonas Winner hat mit Murder Park einen spannenden und interessanten Thriller konstruiert. Mit dem Konzept des Vergnügungsparks, bietet er eine nie zuvor dagewesene Idee der Unterhaltung an.

Zwölf Menschen, alle Singles, die jeweils in einem anderen Tierkreiszeichen geboren sind, wissen bald, dass ein brutaler Mörder unter ihnen weilt.

Jonas Winner schreibt in zwei wechselnden Perspektiven. Sein Schreibstil ist flüssig und sein Ausdruck klar. Die eine Perspektive spielt im Hier und Jetzt des bald eröffnenden Vergnügungsparks und aus Sicht der Hauptfigur, des Reporters Paul Greenblatts, an dessen Gedankenwelt man als Leser teilhat.

Die zweite Perspektive beherbergt ausschließlich Interviews, die der Psychologe Sheldon im Auftrag des Parkbesitzers mit den Gästen durchführt, um ein psychologisches Profil über sie zu erstellen und um abzuwägen, ob sie sich für das Presse-Event eignen.

Nach einem angenehm leichten Einstig in die Geschichte zieht die anfängliche Neugierde und der Wechsel der Perspektiven das Lesetempo an. Während sich die Teilnehmer auf der Insel einfinden und die Handlung ihren Lauf nimmt, lernt man die Figuren durch die psychologischen Interviews nach und nach ausführlich kennen. Der Psychologe Sheldon versteht es geschickt, bis in die Tiefen der Seelen jedes einzelnen vorzudringen und setzt dadurch aufwühlende Emotionen bei ihnen frei.

Sehr intensiv wird der Charakter des Reporters Paul Greenblatts vorgestellt. Pauls Mutter wurde vor zwanzig Jahren von dem Serienkiller Jeff Bohner bestialisch ermordet, als er gerade mal vier Jahre alt war. Lange Jahre hat Paul alles über den Mörder seiner Mutter gelesen und gesammelt, bevor er nun auf Zodiac Island auf eine Art Museums des Mörders trifft.

Paul Greenblatt zermartert sich den Kopf, wie alle bald unheimlichen Vorkommnisse im Murder Park zusammenhängen können. Seine Gedanken verwirren ihn, versetzen ihn in Panik und Angst und seine Emotionen schlagen Purzelbäume. Niemandem kann er vertrauen, und auch niemand kann letztendlich ihm vertrauen. Der Autor hat diese Emotionen authentisch in Szene gesetzt und so sind Pauls Handlungen nachvollziehbar.

Die anfängliche Spannung, die durch den Wechsel der Perspektiven entstand, verlor durch einige Längen und Wiederholungen dann immer mehr an Dynamik. Auch inhaltlich geriet die Handlung an vielen Stellen ins Stocken, da sie sich nur in sehr kleinen Schritten weiterentwickelte. Die interessanten und vielschichtigen Charakterzeichnungen sind Jonas Winner wirklich gelungen, aber was nützen sie, wenn sich die Handlung kaum voran bewegt und der Lesefluss immer gemächlicher wird.

Fazit und Bewertung:

Murder Park fehlte eine gehörige Portion Tempo und feurig scharfer Pfeffer, obwohl Jonas Winner durchaus einige gruselige Schockelemente in seine Story geschrieben hat, die den ein oder anderen kalten Schauer auslösen. Lesenswert ist dieser Thriller allemal, da er gut durchdacht mit interessanten Charakteren punktet. Sieht man über die kleinen Schwächen hinweg und akzeptiert abreißende Spannungskurven, kann man durchaus gruselige Lesestunden mit diesem Buch verbringen.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 27.06.2017

Verloren, in einem Augenblick – Ein überzeugendes, atmosphärisch dichtes und spannendes Thriller-Debüt

... und morgen werde ich dich vermissen
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Thorkild Aske, suspendierter Verhörspezialist der Polizei, wird aus dem Gefängnis entlassen. Seelisch am Abgrund, geplagt von Schuldgefühlen und unter starken Schmerzen leidend, erwartet ihn außer einer ...

Thorkild Aske, suspendierter Verhörspezialist der Polizei, wird aus dem Gefängnis entlassen. Seelisch am Abgrund, geplagt von Schuldgefühlen und unter starken Schmerzen leidend, erwartet ihn außer einer unendlichen Leere lediglich ein Resozialisierungsprogramm des Arbeitsamtes.

Nach einem Gespräch mit seinem Freund und Psychologen Ulf, überredetet ihn dieser nach dem vermissten Rasmus Moritzen zu suchen, der hoch im Norden Norwegens auf einer kleinen Leuchtturminsel ein Erlebnishotel baut. Unter Ulfs Androhung, Thorkild die morphinhaltigen Medikamente zu verwehren, die der so dringend benötigt und hinsichtlich einer nicht beglichenen Schuld gegenüber der Familie Moritzen, reist Thorkild schließlich ans tobende Meer Nord Norwegens, um Rasmus zu suchen.

Herbstlich stürmisch wütet das Meer, als Thorkild auf der Schäreninsel ankommt. Labil erschöpft und im medikamentösen Delirium entdeckt er eine Frauenleiche ohne Gesicht und kurz darauf sieht er einen Taucher, der die Frau zurück ins Meer zieht. Die von Thorkild zur Hilfe gerufen Lensmänner (ländliche Polizisten), kommen nie auf der Leuchtturminsel an.

Selbstzweifelnd, ob er tatsächlich eine Frauenleiche gesehen hat, ist er dennoch der Letzte, der zu den verschwundenen Polizisten Kontakt hatte. Für die hinzugerufene Tromsøer Polizei, wird er zum wichtigen Zeugen und bald steht er unter Verdacht.

Thorkilds Ermittlerinstinkt kehrt zurück.

Der Autor:

Heine Bakkeid, Jahrgang 1974, ist in Norwegen ein renommierter Jugendbuchautor. «... und morgen werde ich dich vermissen» ist sein erster Kriminalroman und Auftakt der Reihe, die in 11 Ländern erscheint. Bakkeid beherrscht die Kunst des filmischen Erzählens, die raue, maritime norwegische Landschaft ist die perfekte Kulisse dafür.

Reflektionen:

... und morgen werde ich dich vermissen ist ein Thriller mit einer atemraubenden und intensiven Atmosphäre, von dem man nur schwer loskommt.

Diesen Thriller liest man nicht nur, sondern man hört auch das Rauschen und das Toben des wilden Meeres. Man hört wie Gischt spritzt, wie Wellen brechen und wie Luftblasen aus den Lungenautomaten von Tauchern blubbern.

Heine Bakkeid schreibt in einer bebilderten, aber klaren und flüssigen Sprache, die wie ein perspektivisch gemalter Hintergrund, in jedem seiner Sätze eine klangvolle Satzmelodie komponiert.

Atmosphärisch dicht und psychologisch intelligent aufgebaut, entwickelt sich bereits kurz nach dem angenehmen Einstieg in die Geschichte ein Sog, der den Leser für sich einnimmt. Dieser Sog ist nicht stetig mit Tempo gleichzusetzen, es gibt auch hier und da Längen, die jedoch in Einklang mit der Handlung und Stimmung auf ihre Weise wirken.

Die Grundstimmung liegt zunächst diffus, nicht greifbar, im Nebel. Sie ist ein Schleier aus mentaler und medikamentöser Verwirrtheit, Angst oder Verzweiflung der Figur Thorkilds. Ab und zu schwappt sie über ins parapsychologische, als Thorkild auf die Frau eines Muschelfarmers trifft, die als Medium übernatürliche Kräfte besitzt und mit ihm eine Séance mit schwerwiegenden Folgen abhält.

Zunächst ist nicht klar, was die Handlung bereithält. Es scheint, als sei das mentale Wrack Thorkilds in einem Nebel aus Medikamenten gefangen, in dem er sich letztendlich verliert. Seine subtile bis bizarre Gedankenwelt ist nicht sofort zu durchschauen und man erwartet fast, dass dieser Thriller ausschließlich auf psychologischer Ebene weiterspielt. Als dann Thorkilds Ermittlerinstinkt geweckt wird und der Polizist in ihm erwacht, spielt Heine Bakkeid mit diesen beiden Perspektiven und er ergänzt sie noch um weitere. Erleichtert darüber, dass die psychologische Ebene nicht allein agiert, liefert der Autor einen spannenden und informativen Rückblick, der den Leser darauf schließen lässt, was in Thorkilds Leben schiefgelaufen ist und was in dem Keller des Gefängnisses geschah.

Thorkild, der perfekte Sündenbock, kämpft mit sich und seinem Umfeld. Medikamentenabhängig und psychisch am Ende seiner Kräfte, kämpft er sich als Einzelgänger durch diese Geschichte. Als er von der Polizei verhört wird und sein ehemaliger Chef auftaucht, der noch eine Rechnung mit ihm offen hat, wird es verbal und körperlich gewalttätig, so dass einiges an Blut fließt. Grundsätzlich fließt in diesem Thriller nicht viel Blut, aber es gibt einige unschöne Szenen, die einem zart Besaiteten Leser den Magen umdrehen könnten.

Im Verhör und in zahlreichen Gesprächen beweist sich Thorkild als redegewandter Gesprächspartner und auch Gegner. Neben den nebeligen Gedanken der Figur, sind es authentische und knackige Dialoge, die die Handlung anpfeffern und erfrischen.

Gut inszeniert ist die rückblickende Beziehung von Frei und Thorkild, die durch ein Kennenlernspiel ein kurzes aber feuriges Intermezzo liefert, bevor es emotional zum Worst Case Szenario kommt.

Heine Bakkeid ist es durch die intensive Zeichnung des Charakters Thorkild gelungen, ein überzeugendes Debüt zu schreiben. Auf der einen Seite taucht er außergewöhnlich tief ein in die Psyche dieser schwer labilen Figur ein und auf der anderen Seite kreiert er mit ihr einen spannenden Ermittler-Thriller, der den Leser sehnsüchtig auf einen nachfolgenden Thriller warten lässt.

Gegen Ende, als Thorkild als Ermittler im Vordergrund steht, löst Bakkeid vollkommen auf, doch auf der letzten Seite hinterlässt er einen Cliffhanger, der noch lange nachknistert.

Fazit und Bewertung:

... und morgen werde ich dich vermissen ist ein atmosphärisch dichter, psychologisch intelligent aufgebauter Ermittler-Thriller. Er ist spannend, präsentiert eine herausstechende Figur und er ist in einer bebilderten Sprache geschrieben, die wie ein perspektivisch gemalter Hintergrund jedem Satz eine klangvolle Satzmelodie zukommen lässt.

Leseempfehlung.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 22.06.2017

Eine Bärengeschichte – Abenteuerliche, bunte Kurzgeschichte von Irvings Garp

Die Pension Grillparzer
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John Irvings Garp schrieb in Garp und wie er die Welt sah, als 19-jähriger seine erste Erzählung Die Pension Grillparzer. Irvings Fans erinnern sich gern daran, dass Garp damit das Herz seiner geliebten ...

John Irvings Garp schrieb in Garp und wie er die Welt sah, als 19-jähriger seine erste Erzählung Die Pension Grillparzer. Irvings Fans erinnern sich gern daran, dass Garp damit das Herz seiner geliebten Helen eroberte, die er später heiratete.

Irving erfüllte sich einen Wunsch, in dem er diese Kurzgeschichte als stand alone veröffentlichte.

In Die Pension Grillparzer lässt Irving es äußerst kurzweilig zugehen. Eine Familie, mit zwei Söhnen und einer Großmutter, reist in die Pension Grillparzer, um sie unter fremdenverkehrstechnischer Sicht zu beurteilen. Vaters Beruf zwar, aber die ganze Familie mit einbezogen, nächtigen sie in der Pension, für die sich der Besitzer ein Sternchen mehr erhofft. Der majestätischen Großmutter ist diese Pension nicht würdig genug und sie fühlt dies bestätigt, als sie nachts Schemen wahrnimmt, von jemanden der auf Händen vor einer Toilette steht.

Um Spoiler auszuschließen nur so viel: Abenteuerlich, bunt und verrückt geht es in dieser Kurzgeschichte zu. Sie wimmelt von merkwürdigen Umständen und Begebenheiten, die verzweifelte Akrobaten, ein depressiver Bär und ein Traumerzähler gestalten.

Leser die Irvings Garp Romane kennen, werden den Ausflug in diese Kurzgeschichte besonders mögen und sich erinnern. Alle anderen werden kurzweilig unterhalten sein, schmunzeln und hier und da einen magischen Moment in sich aufnehmen. Aber, auch Traurigkeit spielt in dieser kurzweiligen Handlung eine Rolle und so zaubert Irving eine unterhaltsame und emotionale Lesezeit.

Der Autor:

John Irving, geboren 1942 in Exeter, New Hampshire, lebt in Toronto. Seine bisher dreizehn Romane wurden alle Weltbestseller und in mehr als 35 Sprachen übersetzt, vier davon verfilmt. 1992 wurde Irving in die National Wrestling Hall of Fame in Stillwater, Oklahoma, aufgenommen, 2000 erhielt er einen Oscar für die beste Drehbuchadaption für die Verfilmung seines Romans ›Gottes Werk und Teufels Beitrag‹. 2013 erhielt er die weltweit wichtigsten Auszeichnungen für seine Darstellung von sexueller Toleranz und Gleichbehandlung in seinem literarischen Werk. (Quelle: Diogenes)

Kurzgeschichten sind nicht meine Vorliebe. Es fällt mir stets schwer, mich so zügig aus einer Geschichte wieder verabschieden zu müssen. An Irvings Die Pension Grillparzer konnte auch ich nicht vorbeigehen, aber dennoch wäre ich gern noch länger geblieben.

Fazit und Bewertung:

Leser die Irvings Garp Romane kennen, werden den Ausflug in diese Kurzgeschichte besonders mögen und sich gern erinnern. Alle anderen werden kurzweilig unterhalten sein, schmunzeln und hier und da einen magischen Moment in sich aufnehmen. Aber, auch Traurigkeit spielt in dieser kurzweiligen Handlung eine Rolle und so zaubert Irving eine unterhaltsame und emotionale Lesezeit.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 19.06.2017

Handlettering – Die Kunst der schönen Buchstaben – Viel zu wenig Tipps, um sich in Handlettering zu versuchen

Handlettering
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Die hübsch gestaltete Kreidetafel beim Lieblingsbäcker, das aufwendig signierte Hochzeitsbuch oder die ausgefallene Glückwunschkarte von der besten Freundin - Handlettering sieht man zur Zeit überall. ...

Die hübsch gestaltete Kreidetafel beim Lieblingsbäcker, das aufwendig signierte Hochzeitsbuch oder die ausgefallene Glückwunschkarte von der besten Freundin - Handlettering sieht man zur Zeit überall. Denn die beeindruckend gezeichneten Schriftbilder fallen sofort ins Auge. Doch nicht nur talentierte Kalligraphen können solche Meisterwerke gestalten. Handlettering-Fan Frau Annika erklärt verständlich die wichtigsten Grundlagen, die man für das eigene Lettering braucht. An 15 charmanten und alltagstauglichen Projekten lernt man dann Schritt für Schritt auch eigene Letterings zu entwerfen und umzusetzen. Beispielalphabete zum Abpausen, gerade, schräge und runde Raster für den perfekten Strich und schicke Ornament-Ideen sorgen auch bei Lettering-Anfängern für Glücksgefühle. Und falls es mal nicht klappt, gibt es auch alle Letterings im Buch als Vorlage zum Abpausen. (Frech Verlag)
Die Autorin:

Frau Annika lebt und arbeitet als Illustratorin im schönen Mainz am Rhein. Hier hat sie 2010 das Design-Studium mit Diplom abgeschlossen.

Sie sitzt mit anderen kreativen Menschen im Nordhafen und entwirft, zeichnet, koloriert, kritzelt, layoutet, collagiert, konstruiert, malt und werkelt hier in ihrem beschaulichen Atelier.
>> Nordhafen Mainz

Frau Annika macht Illustrationen für Kinder- und Jugendbücher, Schulbücher, Comics, Spiele, Zeitungen, Magazine, Plakate, Postkarten, Identifikationsfiguren, Storyboards, Kalender, Speisekarten und so.

Zu ihren Kunden gehören unter anderem: Carlsen Verlag, HABA, Ernst Klett Verlag, Nelson Verlag, Coppenrath Verlag, Ravensburger, frechverlag, Arena Verlag. (Quelle: http://cargocollective.com/frauannika/Frau-Annika)

Reflektionen:

Vor kurzem habe ich an einem Workshop „Basic Handlettering“ teilgenommen und bin nun hoch motiviert, das Handwerk, beziehungsweise die Kunst des Handletterings zu erlernen.

Bisher habe ich mich von Tutorials ferngehalten, da ich es liebe Fachbücher zu studieren, in ihnen nachzuschlagen, um so begleitend mein Lernen zu gestalten.

Es gibt keine große Auswahl an Fachliteratur zu diesem Hobby, dass aus den USA zu uns hinübergeschwappt ist und wenn man Bücher findet, sind die Rezensionen oftmals erheblich differenziert. Eine Bastelkönigin scheint mir eher beglückt von diesen Büchern zu sein, als diejenigen, die die Kunst der schönen Buchstaben erlernen möchten.

Diese Rezension bezieht sich auf meinen Wunsch des Erlernens des Schönschreibens und auf das Handwerk als solches. Ich erwartete Tipps und Lernmethoden, aber keine Bastelanleitungen. Meine Erwartungen wurden in keiner Weise erfüllt.

Die Einführung beginnt mit einer winzigen, vier Sätze kurzen Begriffskunde, was ist Typografie und was Kalligrafie. Es folgt ein Kapitel „Material“ (Bleistift, Fineliner, Radiergummi, Papier, Anspitzer, Lineal etc.) und weiter geht es mit einer äußerst kurzgefassten, einseitigen Erläuterung über die „Anatomie der Buchstaben“. Auf den folgenden zwei Seiten finde ich unter „Bevor Sie beginnen“ ansatzweise das, was ich erwartet habe, wenn es nicht nur wenige, erläuternde Absätze gewesen wären, die kaum meinen Wissensdurst stillen.

Über vierzehn Seiten ergießt sich die Autorin über die Papeterie, der Gestaltung von Glückwunschkarten und Einladungen. Wer hierzu Ambitionen hat, findet hier gut erläuterte Anleitungen und Basteltipps, die mit Lettering-Skizzen, guten Fotos und Tipps eine gute Übersicht an Gestaltungsmöglichkeiten darstellen. Es folgt ein Beispiel für die Gestaltung eines Notizheftumschlags und eines Kalenders. Im Kapitel „Feste feiern“ findet man Anleitungen zu Geschenkanhängern, Papiergirlanden, ein Gästebuch zur Hochzeit, Kuchen im Glas und im Kapitel „Wohnen“, werden Kreidetafeln, Kerzengläser, Stoffbeutel und Tassen mit einem Lettering beschrieben und verziert.

Zum Abschluss des Buchs findet man die folgenden, wenigen und nicht besonders hübschen Alphabete:

3D-Buchstaben,
Schattenbuchstaben,
eine Serifenschrift,
eine serifenlose Schrift,
eine kalligrafische Schrift und eine einfache Schreibschrift.

Das Buch beinhaltet viel zu wenig Informationen, um die Kunst des Schönschreibens ansatzweise erahnen, geschweige denn erlernen zu können. Eine Handvoll Ornamente, ein paar wenige Banner und Schnörkel sowie vier Raster, lassen das Buch viel zu schnell und wenig ausführlich ausklingen. Nett für jeden Bastel-Fan ist, dass es pro Bastel- bzw. Lettering eine Vorlage gibt, zu denen Frau Annika das Abpausen zum Üben empfiehlt.

Aber das war es dann auch.

Es kommt natürlich darauf an, wie die Erwartungshaltung des Lesers ist und was er konkret und thematisch erwartet. Ich für meinen Teil habe ein Buch erwartet, dass mir die Einführung und Herangehensweise zum Handlettering ebnet und mir technisches Know-how an die Hand gibt, um die Schönschrift und die Buchstabenvielfalt kennenzulernen.

Ich bleibe von diesem Buch enttäuscht zurück und ich empfehle es ausschließlich denjenigen, die gern basteln und ihre Werke mit Lettering verzieren möchten. Oder denen, die sich gern eine Übersicht verschaffen möchten, was man mit Lettering alles verzieren kann.

Optisch ist dieses Buch wirklich sehr hübsch gestaltet. Die Texte sind in einfachen, klaren Worten formuliert und nett geschrieben. Zahlreiche wirklich schöne Fotos und Skizzen, laden definitiv zu einem verweilenden Blick ein, aber dennoch ist das Buch knapp an meinem Wunschthema vorbeigeschlittert.

Fazit und Bewertung:

Handlettering – Die schöne Kunst der Buchstaben ist ein Werk, dass kaum ausreichend technische Tipps für die Herangehensweise zum Erlernen des Handletterings an die Hand gibt. Dieses Buch eignet sich gut, um eine Übersicht von Bastelmöglichkeiten mit Lettering-Verzierungen zu erhalten, aber nicht für einen wissensdurstigen Anfänger, der die Kunst der schönen Buchstaben erlernen möchte.

Veröffentlicht am 15.06.2017

Vernichtung – Spannend, tiefgründig, brutal

Mit Zorn sie zu strafen
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London: Unbegreifliche Geräusche durchschneiden die eiskalte Nacht in einer geschlossenen Wohnanlage, als die Geschwister Wood gewaltgeschwängerte Schreie der Eltern hören. „Ich will, dass du zusiehst“, ...

London: Unbegreifliche Geräusche durchschneiden die eiskalte Nacht in einer geschlossenen Wohnanlage, als die Geschwister Wood gewaltgeschwängerte Schreie der Eltern hören. „Ich will, dass du zusiehst“, brüllt die fremde, männliche Stimme!

In letzter Minute kann sich der Sohn Bradley Wood mit einem Sprung aus dem Fenster retten, doch wenig Zeit später, wird er auf der Straße von einem Auto überrollt und verschwindet dann spurlos.

Als Detective Max Wolfe am Tatort erscheint, findet er die auf bestialische Weise zugerichteten Leichen der Eltern und der Tochter vor. Sie sind mit einem Bolzenschussgerät regelrecht hingerichtet worden. Max Wolfes Ermittlungen führen ihn zu einem Täter, der vor 30 Jahren ebenfalls mit einem Bolzenschussgerät getötet hat, dass man in der Regel für die Schlachtung von Tieren benutzt. Doch Peter Nawkins ist schwer an Krebs erkrank und kann das furchtbare Verbrechen an der Familie Wood nicht begangen haben. Trotzdem ist sich Max Wolfe sicher, dass Nawkins mehr weiß als er preisgibt und eine gefährliche Jagt auf Zeit beginnt.

Tony Parsons Bestseller-Krimi-Reihe geht weiter: Der zweite Fall für Detective Wolfe

Der Autor:

Tony Parsons wurde am 6. November 1953 in Romford, Essex (UK), als einziges Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Nach seinem Schulabschluss begann er seine Freizeit für seine literarische Begabung zu nutzen und veröffentlichte eine Untergrundzeitung, die er „Skandalblatt“ nannte.

Seine Karriere begann er als Musikkritiker. Heute ist er einer der erfolgreichsten Kolumnisten und Fernsehjournalisten Großbritanniens. Er schrieb u.a. für das Musikmagazin NME, den Daily Telegraph und 18 Jahre lang für den Daily Mirror.

Zudem gehört er zu den ganz großen Stars der englischen Literaturszene, denn alle seine Werke schafften es auf die nationalen und internationalen Bestsellerlisten.

Er lebt mit seiner Frau, ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem Hund in London. Sein erster Kriminalroman Dein finsteres Herz mit Detective Constable Max Wolfe wurde von der Presse frenetisch gefeiert. (Quelle: Bastei Lübbe)

Reflektionen:

Zu Lebzeiten füllten die sportlich erfolgreichen Eheleute Wood mit zahlreichen Videos YouTube. Für Max Wolfe und sein Team von der Metropolitan Polizei liegt die Vermutung zunächst nahe, den Täter unter der anonymen Masse der Zuschauer zu suchen, die sich über das Glück der betuchten Familie neidvoll erzürnt haben. Doch als die Ermittler auf den ehemaligen Schlachterburschen Peter Nawkins aufmerksam werden, der vor 30 Jahren ebenfalls, wie der Täter der Familie Wood, mit einem Bolzenschussgerät getötet hat, erhält der Fall eine neue Wendung, die jedoch kaum greifbar, zunächst nur eine Ahnung ist.

Tony Parsons Stil ist federleicht und äußerst leicht zu lesen. Mit seinem Ausdruck, schnörkellos und dennoch reich an Details, füttert er die spannende Geschichte mit umfassenden Informationen zu den Legenden, der durchaus außergewöhnlich intensiv gezeichneten Protagonisten.

Die bestialischen Verbrechen die geschehen sind atemraubend und blutig beschrieben. Nichts für schwache Nerven und dennoch füllen sie keine ellenlangen Seiten.

Schlaf jetzt.
Schließ die Augen.
Denk an nichts.
Gleite in die Dunkelheit, die absolut und nahtlos ist und alles, was du je kennen wirst.
Lass deinen Atem die Arbeit tun.
Lass es vorbei sein.
Begrüße die Finsternis und das Ende all deiner Leiden.
Beende es. Beende es. Beende es. (Zitat)

Max Wolfes Perspektive wird in der Ich-Erzählweise dargestellt und wechselt lebhaft innerhalb eines Kapitels. Er ist ein sympathischer Ermittler, der mit kaum einem Klischee behaftet, seine kleine Tochter Scout aufrichtig liebt und gefühlsbetont mit ihr umgeht. Auf der anderen Seite ist er ein knallharter Polizist.

Tony Parsons erlaubt immer wieder maßvolle Ausflüge, zu dieser anmutigen Vater Tochter Beziehung. Durch diese schönen und emotionalen Einschübe, entschleunigt Tony Parsons bewusst und gut pointiert die Anspannung des Lesers, die sich durch die grausamen Verbrechen angestaut hat.

Mit Zorn sie zu strafen, sicher platziert im Genre Kriminalroman, beherbergt ebenso Thriller-Elemente. Diese sorgen dafür, dass sich die Spannungskurve intelligent entwickelt, obwohl sie auch immer mal wieder abreißt, und sich die Tiefe der Handlung verdeutlicht.

Eine glaubhaft gezeichnete Kluft zwischen arm und reich und eine Darstellung und Aufschlüsselung der oftmals emotionalen Handlungsweisen der Figuren, lassen den Leser interessiert und gefesselt lesen, bis die letzte Seite umgeblättert ist.

Ansatzweise verschachtelt, führen Wendungen in eine Richtung, die Tony Parsons mit manch einer Überraschung und Figuren-Fassade über den Haufen wirft, bevor man als Leser glaubt, Motiv und Täter für sich definiert zu haben.

Fazit und Bewertung:

Mit Zorn sie zu strafen ist ein spannender Kriminalroman, der ansatzweise verschachtelt einige Wendungen bereithält. Besonders gelungen ist die Darstellung einer lesenswerten Handlungstiefe, die jedoch mit einer bestialischen Portion Gewalt einhergeht.

©nisnis-buecherliebe