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Veröffentlicht am 15.06.2017

Die Ohnmacht ausgeliefert zu sein – Ein intelligentes Netz aus spannenden Wendungen

Schwarzwasser
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Im Haus von Polizeiobermeister Kreuthner hat es vor kurzem gebrannt und so muss er mit seiner weiblichen Errungenschaft vom Faschingsball, für ein Stelldichein, auf das Heim eines anderen zurückgreifen. ...

Im Haus von Polizeiobermeister Kreuthner hat es vor kurzem gebrannt und so muss er mit seiner weiblichen Errungenschaft vom Faschingsball, für ein Stelldichein, auf das Heim eines anderen zurückgreifen.

Der Großvater von Kommissar Wallner, chauffiert mit 86 Jahren und im Kostüm des Sensenmanns, die beiden Turteltäubchen zu einem Haus, dessen Hauseigentümer vereist sein soll. Doch als die drei das Haus betreten, finden sie eine junge, verstört wirkende und orientierungslose junge Frau vor, die eine Schusswaffe in der Hand hält. Neben an im Schlafzimmer entdecken sie dann den erschossenen Hausherrn Klaus Wartberg in seinem Bett.

Als die Polizei Ermittlungen anstellt, findet sie heraus, dass es einen Klaus Wartberg nie gegeben hat. Seine Legende ist frei erfunden und es gibt keine Hinweise auf seine wahre Identität. Man hält die junge Frau für die Täterin, bis polizeiliche Recherchen im Nachlass des Toten Zeitungsausschnitte zu Tage fördern, die auf einen Immobilienskandal in Berlin hindeuten.

Ein verworrenes Spiel beginnt.

Der Autor:

Andreas Föhr, Jahrgang 1958, gelernter Jurist, arbeitete einige Jahre bei der Rundfunkaufsicht und als Anwalt. Seit 1991 verfasst er erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen, mit Schwerpunkt im Bereich Krimi. Zusammen mit Thomas Letocha schrieb er u.a für „SOKO 5113“, „Ein Fall für zwei“ und „Der Bulle von Tölz“. Für seinen Debütroman „Der Prinzessinnenmörder“ ist Andreas Föhr mit dem begehrten Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet worden. Mit „Schwarze Piste“ stand Föhr monatelang unter den Top 10 der Spiegel-Bestsellerliste. Andreas Föhr lebt bei Wasserburg.

Reflektionen:

Nach dem brillanten Kriminalroman Eisenberg von Andreas Föhr, bin ich mit einer hohen Erwartungshaltung an Schwarzwasser herangegangen und wurde kaum enttäuscht.

Der Einstig gelingt spielend leicht. Im Verlauf der Handlung entpuppt sich dieser Kriminalroman jedoch zu einem komplexen Plot Konstrukt, dem man nur folgen kann, wenn man eine gehörige Portion Konzentration mitbringt.

Andreas Föhr gelingt es meisterhaft, ein von Wendungen und Verschachtelungen wahrhaft strotzendes Werk literarisch gut in Szene zu setzten. Gekonnt entwickelt er interessante Legenden für zahlreiche Protagonisten, deren Handlungen irgendwie alle miteinander verknüpft sind.

Einigen Figuren hat Andreas Föhr mundartigen Dialekt zugeschrieben, wodurch die Figuren lebhaft und authentisch wirken, vor allem aber sorgt er damit für einen hohen Wiedererkennungswert der im Detail gezeichneten Charaktere, während spritzig gepfefferte Dialoge das Lesetempo beschleunigen. Für meinen persönlichen Geschmack war das ein too much an Dialekt-Gebrabbel, dass mich manchmal sogar störte und auch kaum amüsierte, denn schließlich handelt es sich um einen Kriminalroman und nicht um eine Komödie.

Dem Dialekt entsprechend fließt auch in diesem Wallner-Krimi einiges an Lokalkolorit ein. Schauplätze werden gut beschrieben und für Insider der Örtlichkeiten sind diese sicher ein Highlight.

Schwarzwasser stellt für den Leser eine komplexe Geschichte dar, in der zahlreiche Figuren miteinander hadern und Konflikte austragen, die mit Emotionen wie Angst und Wut, vor allem aber mit dem Gefühl der Ohnmacht ausgeliefert zu sein, einhergehen. Auch unter den Kollegen der Polizei kriselt es gewaltig. Der Eine sucht ständig nach Fehlern des Anderen und der Andere schlittert ständig am Rande der Legalität entlang. All diese konfliktgeschwängerten Situationen sind auf authentische Weise und wirklichkeitsgetreu inszeniert. Die Polizeiarbeit liest sich glaubwürdig, aber manche Handlungen, vor allem die von Polizeiobermeister Kreuthner, sind überflüssigerweise überzogen. Damit wirkt die unblutige Handlung leider etwas überladen.

Auch wenn man fleißig miträtselt, bis die letzte Seite gelesen ist, wartet Andreas Föhr immer wieder mit neuen, intelligenten Überraschungen auf, bevor man sich als Leser für Täter und Motiv festlegen kann. Er bleibt seinem literirischen Stil treu. Sein flüssiger Schreibstil und sein wohlgeformter Ausdruck begleiten genussvoll durch einen spannenden und intelligenten Kriminalroman.

Fazit und Bewertung:

Schwarzwasser ist ein intelligenter, unblutiger und spannender Kriminalroman, der von Verschachtelungen und Wendungen nur so strotzt. Ein schöner literarischer Stil und spritzige Dialoge formen Legenden der interessant gezeichneten Figuren, die scheinbar alle miteinander agieren.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Profiteure des Terrors - Abschluss der Trilogie um Journalistin Lena Halberg

Lena Halberg: London '05
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London, King’s Cross: Eine Bombe erschüttert die unterirdischen Tunnel der britischen U-Bahn. Zahlreiche Tote und Verletzte, bieten ein verheerendes Bild.

Journalistin Lena Halberg stößt zehn Jahre nach ...

London, King’s Cross: Eine Bombe erschüttert die unterirdischen Tunnel der britischen U-Bahn. Zahlreiche Tote und Verletzte, bieten ein verheerendes Bild.

Journalistin Lena Halberg stößt zehn Jahre nach dem Anschlag in der Londoner Underground auf Hinweise, dass dieser Anschlag nicht der einzige war. Die chemische Zusammensetzung der verwendeten Bombe führt sie in ein Forschungsinstitut nach Haifa (Israel). Mit ihren Recherchen rüttelt sie Geheimdienste auf und ehe sie sich versieht, landet sie in dem berüchtigten Militärgefängnis Facility, aus dem sie nur knapp entkommt.

Eine spannende Jagd nach Hintermännern und Profiteuren der Waffenlobby, Geheimdienste und der Politik beginnt.

Der Autor:

Ernest Nybørg studierte Musik und Literatur. Bereits während seiner Studienzeit entwickelte er Stücke fürs Theater. Nach ersten erfolgreichen Bühnenproduktionen arbeitete er als Autor und Regisseur für Bühne und Film. Bis heute betreute er erfolgreich mehr als vierzig Produktionen. Nebenbei ist er seit vielen Jahren Gastlektor für Dramaturgie und berät Filmproduktionen in der Stoffentwicklung.

Seit einigen Jahren widmet er sich ausschließlich der Literatur. Mit Thrillern, die reale politische Geschehnisse als Hintergrund verarbeiten, erweiterte er seine schriftstellerische Tätigkeit auch auf das Gebiet des Kriminalromanes. Hier erkennt man eine Leidenschaft für menschliche Abgründe. Seine Stoffe gehen unter die Haut und zeigen, dass er auch in diesem Genre zu Hause ist.

Durch seine vielfältigen Aktivitäten lebte er an verschiedenen Plätzen in Europa und Nordamerika, was seine Lust an der Beschäftigung mit anderen Kulturen und deren Lebensart prägte. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen, sozialen Strukturen beeinflusst auch die Intensität seiner Stoffe. (Quelle: ernetnyborg.com)

Reflektionen:

Zum Abschluss der Trilogie um die taffe Journalistin Lena Halberg gelingt es Ernest Nybørg noch einmal, eine wahrlich geschickte und spannende Jagd nach den Hintermännern und Profiteuren von Politik, Geheimdiensten und Waffenlobby zu inszenieren.

Auch wenn Nybørg seine fiktive Story mit tatsächlich geschehen Ereignissen intelligent verknüpft, was die Geschichte an sich sehr interessant gestaltet, konnte sie nicht vollumfänglich überzeugen. Zwar beschert die Handlung durchweg spannende Lesestunden, aber anfänglich sind die Übergänge zu den Kapiteln zunächst nicht klar nachvollziehbar. Als wenn man in einem luftleeren Raum schwebt, liest man Kapitel um Kapitel und Perspektive um Perspektive, ohne Verflechtungen ansatzweise nachvollziehen zu können. Im Laufe der Weiterentwicklung der Story schlüsseln sich die Perspektiven zwar auf, aber der Weg dorthin bremst den Lesefluss ein wenig.

Gewohnt gut und interessant sind die Charakterzeichnungen der Figuren. Eine jede Figur besitzt eine Legende, die den Thriller lesenswert gestaltet und die die Spannungskurve dadurch noch einmal hochschnellen lässt. Besonders hervorzuheben ist die Zeichnung der Journalistin Lena Halberg, da sie entgegen eines jeden Klischees eigenwillig, stark und unerschütterlich für die Wahrheit kämpft. Ab und zu handelt Lena allerdings äußerst risikoreich und leichtsinnig, was ihre Authentizität etwas mindert.

Erschreckend empfindet man Ernest Nybørgs Vermischung von Fiktion und Realität, denn sie spiegelt ansatzweise das wieder, was wir tagtäglich den Nachrichten entnehmen. Authentizität ist in diesem Thriller wieder einmal sehr groß geschrieben, sodass man sich sehr gern fesseln lässt.

Schreibstil und Ausdruck sind klar und flüssig. Unverblümt und in einer schönen Sprache, führt Ernest Nybørg durch eine komplexe Geschichte, die genau so hätte passiert sein können.

Lena Halberg – London’05 kann ohne weiteres als stand alone gelesen werden.

Fazit und Bewertung:

Der Abschluss der Trilogie um Journalistin Lena Halberg bietet erneut eine erschreckende Mischung aus Realität und Fiktion. Nicht so überzeugend wie die beiden Vorgänger, aber dennoch ein interessanter Thriller, der spannende Lesestunden verspricht. Journalistin Lena Halberg jagt erneut Hintermänner und Profiteure der Waffenlobby, Geheimdienste und Politik.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 07.06.2017

Historischer Krimi zu Zeiten der Invasion durch die Deutschen auf den britischen Kanalinseln – Top recherchiertes Debüt

Crossroads
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1940: Nachdem die deutsche Wehrmacht Frankreich erobert hat, besetzt sie nun die britischen Inseln (Guernsey, Jersey, Sark, Alderney, Harm) im Ärmelkanal. Die britische Regierung hatte sich entschlossen, ...

1940: Nachdem die deutsche Wehrmacht Frankreich erobert hat, besetzt sie nun die britischen Inseln (Guernsey, Jersey, Sark, Alderney, Harm) im Ärmelkanal. Die britische Regierung hatte sich entschlossen, nicht um die Inselgruppe zu kämpfen. Nach den britischen Soldaten sollte eigentlich auch die Zivilbevölkerung evakuiert werden, dazu kommt es aber nicht mehr. Die Wehrmacht ist schneller.

Als auf Guernsey die Leiche einer jungen Frau entdeckt wird, muss der ehemalige Ermittler des Yard, Chief Inspector Charles Norcott, unter besonders erschwerten Bedingungen ermitteln, da die Insel vollständig vom Festland abgeschnitten ist. Ohne die Möglichkeit der üblichen Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Inseln und dem britischen Festland, muss Norcott mit der geringen Anzahl von Insel-Polizisten den Mordfall aufklären.

Als ein weiterer brutaler Mord geschieht, überschlagen sich die Ereignisse dramatisch. Chief Inspector Norcott kann niemandem mehr trauen, denn er vermutet eine Verschwörung zwischen der deutschen SS und der IRA.

Eine spannende Jagd beginnt.

Der Autor:

Jürgen Albers erkundete bereits als Jugendlicher den Süden Englands. Die Heimat seines britischen Großvaters kennenzulernen war ein starker Antrieb, sich mit den Menschen und der Geschichte zu beschäftigen. Sein beruflicher Start als Luftwaffenoffizier bescherte dem Autor mehr als ein Jahrzehnt Wanderleben, u.a. mit Stationierungen in Italien und den U.S.A. Nach einigen Jahren als Personalleiter arbeitet Albers heute als freier Hochschuldozent. Die Liebe zu den britischen Inseln ist geblieben und so wird auch der nächste Roman, „Erased“ wieder mit dem Ermittler Charles Norcott, in England, genauer in Oxford, spielen

Reflektionen:

Autor Jürgen Albers hat mir mit seinem 616 seitenstarken Debüt-Kriminalroman nicht nur eine spannende Lesezeit geschenkt, sondern mich zusätzlich noch auf eine historische Reise, zu Zeiten des zweiten Weltkriegs, geschickt. Diese Zeit unserer Geschichte interessiert mich immer wieder auf das Neue und wenn sie dann noch sehr gut, bis ins kleinste Detail top recherchiert, in einen Kriminalroman eingearbeitet ist, dann bin ich ein zufriedener Leser.

Die gewissenhaften Recherchen für Crossroads müssen sehr zeit- und arbeitsintensiv gewesen. Autor Jürgen Albers erwähnt nicht nur hin und wieder Daten, Fakten und Geschehnisse dieser Zeit, sondern er verschachtelt sie fundiert und kompetent mit seiner Krimi-Handlung.

Alles in dieser Geschichte ist historisch authentisch und entsprechend verlässlich zeitgemäß wiedergegeben. Die Sprache der Protagonisten, ihre Kleidung, das technische Equipment und die Möglichkeiten der Polizei, die Fahrzeuge und natürlich nicht zu vergessen die damalige Lebensweise der Menschen um das Jahr 1940 herum, finden sich originalgetreu in diesem Kriminalroman wieder.

Die Geschichte spielt, wie erwähnt, auf den britischen Kanalinseln. Schauplätze und Örtlichkeiten werden mir im Verlauf der Handlung immer vertrauter, so als hätte ich Guernsey oder Jersey längst einmal besucht.

Der Schreibstil von Jürgen Albers hat mich sehr angenehm durch die Seiten begleitet. Besonders gut empfand ich die Umsetzung der verlässlichen Ausdrucksweise und Sprache der damaligen Zeit um 1940.

Der Mord, den der ehemaligen Ermittler vom Yard, unter den besonderen Bedingungen der Invasion der Deutschen, aufzuklären hat, ist ein schweres Los. Nur mit wenigen Insel-Polizisten muss Chief Inspector Norcott ermitteln und gerät dabei auch noch dramatisch zwischen die Fronten.

Die eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten der Ermittler sind nachvollziehbar erläutert und so wird die Story äußerst interessant, als Norcott unglaublicher Weise Unterstützung durch einen deutschen Offizier und einen deutschen Kriminalbeamten erfahren darf. Dennoch, Norcott muss ständig auf der Hut sein, denn wem kann man in diesen Zeiten vertrauen? Ein heikles Unterfangen, das der Autor sehr interessant erzählt. Auch die zwischenmenschlichen Konflikte, die durch den Krieg und die Zusammenarbeit mit der anderen Seite entstehen, werfen ein besonderes Licht auf die damaligen, schwierigen Bedingungen. Dies alles hat mich sehr aufmerksam lesen lassen. Ich habe es genossen so einen tiefen Blick in die damalige Zeit erhaschen zu dürfem. Das Ineinandergreifen der wahren historischen Ereignisse mit der eigentlichen Krimi-Handlung fand ich hier sehr gelungen.

Inspector Norcotts Verstand ist messerscharf. Er ist Perfektionist und kein Mann der vielen Worte. Er produziert Ermittlungsergebnisse zunächst für sich in seinem Kopf, bevor er taktisch klug und weitsichtig agiert. Er ist menschlich, ohne weich zu sein und er besitzt ein Ehrgefühl, dass sein direktes Umfeld zu würdigen weiß. Er ist ein sympathischer, stets korrekt gekleideter, etwas kauziger Typ, dessen Leben nicht immer in glücklichen Bahnen lief. Seine Legende fließt maßvoll in die Geschichte ein und verleiht der Figur so eine angenehme Tiefe. Auflockernd nett bandelt er mit einer Lehrerin an, die in ihm ein aufloderndes Flämmchen aus Zuneigung entfacht.

Überhaupt sind die Figuren und ihre Charaktere sehr fein, fast liebevoll gezeichnet, ob gut oder böse. Es sind einige Figuren, die die Geschichte durchwandern, aber nur so konnte ich tiefe Einblicke in die komplexe Handlung erlangen, in der mehrere Protagonisten Motive besaßen, brutale Morde begangen zu haben.

Die Perspektiven wechseln zur Mitte des Buches schneller und die einzelnen Erzählstränge werden kürzer. Der zu Beginn noch gemächliche Perspektivwechsel ist gut, um in einzelne Abschnitte einzutauchen, aber der schnellere Wechsel bringt dann doch eine erfrischende Lesewirkung.

Wer ist Freund und wer ist Feind, dass ist die Kernfrage dieses Kriminalfalls. Politische Intrigen und Verschwörung, von allem findet sich etwas in dieser facettenreichen Geschichte wieder, die bis zu Letzt spannend erzählt ist und dessen Fortsetzung mir sehr gefallen würde.

Fazit und Bewertung:

Crossroads ist ein authentisches, glaubwürdiges und gelungenes Debüt, dessen Kriminalfall mich in
eine historisch längst vergangene Zeit entführt hat. Ich empfehle diesen Kriminalroman gern denjenigen, die es lieben historisch interessant und kriminell gut unterhalten zu werden.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 06.06.2017

Dialog der Sinne – Soforthilfe bei Herzklopfen, Angst, Panik & Co.

Nur Mut
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Das Gute-Laune-Schaf Oscar hat eine Freundin gefunden. Herzklopfen, Ängste, Sorgen? Gute-Laune-Schaf Oscar weiß: Das muss nicht so bleiben. Denn der leichteste Weg raus aus dem Tief führt über den Körper. ...

Das Gute-Laune-Schaf Oscar hat eine Freundin gefunden. Herzklopfen, Ängste, Sorgen? Gute-Laune-Schaf Oscar weiß: Das muss nicht so bleiben. Denn der leichteste Weg raus aus dem Tief führt über den Körper. Nichts beeinflusst unsere Psyche so direkt wie unsere körperliche Haltung. Nachdem Oscar mit seinem ersten Buch Kopf hoch den Überraschungserfolg des letzten Jahres hingelegt hat, hat er Spaß gefunden an seiner Rolle als Körpertherapeut mit dem einfachsten Bewegungsprogramm der Welt. Zusammen mit seiner neuen Freundin Emily präsentiert er 12 hochwirksame Übungen, die sich überall und jederzeit umsetzen lassen. Ganz ohne Yogamatte, in Sekundenschnelle und mit Sofortwirkung. (Quelle: Kösel Verlag)

Selten verwende ich eine Inhaltsangabe, aber diese hier, spiegelt einfach am besten wieder, was das Büchlein Nur Mut! erwarten lässt.

Die Autorin:

Dr. med. Claudia Croos-Müller ist Fachärztin für Neurologie, Nervenheilkunde und Psychotherapie sowie Europazertifizierte EMDR-Therapeutin. Sie hat die Body2Brain-ccm®-Methode entwickelt und bietet Vorträge, Workshops und Seminare unter anderem zu den Themen emotionale Steuerung und mentale Gesundheit sowie Ausbildung in der Body2Brain-Methode an. Die Bestsellerautorin ist regelmäßige Dozentin, zum Beispiel bei der Akademie der Deutschen Medien und der Referentenagentur Bertelsmann. (Quelle: Kösel Verlag)

Illustrator:

Kai Pannen ist Illustrator und Trickfilmer und lebt mit seiner Familie in Hamburg. www.kaipannen.de (Quelle: Kösel Verlag)


Reflektionen:

Nur Mut! Das kleine Überlebensbuch umfasst leider nur 48 Seiten. Gern hätte ich noch ausführlicher und intensiver von den wertvollen Tipps und Erklärungen gelesen.

Das Geheimrezept der sogenannten Soforthilfe gegen Herzklopfen, Angst, Panik und Co. lautet:

Beeinflusse deine Gefühle über deinen Körper.

Da dein Gehirn neugierig und stets fleißig ist, solltest du ihm neues, anspruchsvolles Futter geben, damit sich Angst und Herz nicht wichtig nehmen, schreibt die Autorin. All deine Sinne sind im Dialog miteinander und so bietet dieses Büchlein Anregungen, wie du dein Gehirn mit neuer Arbeit versorgst, so dass die negativen Gefühle beiseitegeschoben werden können.

Wenn du nun glaubst, ach, wie soll ich das unterwegs anwenden, wenn es mich mal wieder erwischt hat, dann sei versichert, dass die Soforthilfe Tipps fast überall und in jeder Körperposition anwendbar sind. Das finde ich auch äußerst wichtig, denn man benötigt schließlich, egal wo man sich gerade befindet, ein Nothilfeprogramm. Dass was ich gelesen habe, war für mich teilweise ein neues, nachvollziehbares Aha-Erlebnis.

Die Tipps zur Soforthilfe sind kurz und knapp, aber ausführlich auf den Punkt erläutert und ich glaube schon, dass wenn man diese Tipps etwas verinnerlicht hat, durchaus Erfolge damit erzielen kann.

Angst ist wie ein Gefängnis:
Alles ist darin eingeschlossen –
deine Freude, dein Denken
und dein Handeln.
Angst blockiert alles in deinem Kopf. (Zitat)

Der Schreibstil der fachlich kompetenten Autorin ist klar und flüssig. Ihr Ausdruck ist auf Fakten pointiert und als kleines Pralines’, gestaltet sie die Texte so, dass man durchaus hier und da schmunzeln muss. Hinzu kommen witzige Illustrationen, in Form des gute Laune Schafs Oscar und seiner Freundin Emily.

Mehr möchte ich nun von diesem kleinen Büchlein gar nicht verraten, aber ich empfehle es sehr gern.

Fazit und Bewertung:

Nur Mut! Das kleine Überlebensbuch bietet Soforthilfe bei Herzklopfen, Angst, Panik & Co, ganz ohne Nebenwirkungen. Es gibt Tipps an die Hand, um die überwältigenden Gefühle, die dir den Boden unter den Füßen wegziehen können, mit kleinen Tricks etwas eindämmen zu können und es schenkt dir beim Lesen mindestens ein Lächeln.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 04.06.2017

Vakkum Angst– Raffinierter und psychologisch meisterhaft inszenierter Thriller

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Nachdem Helen erfahren hat, dass sie an Lungenkrebs im Endstadium erkrankt ist, verändert sich ihr Leben, denn die Erkrankung hinterlässt ihre Spuren. Von Nebenwirkungen und Therapien gezeichnet, wird ...

Nachdem Helen erfahren hat, dass sie an Lungenkrebs im Endstadium erkrankt ist, verändert sich ihr Leben, denn die Erkrankung hinterlässt ihre Spuren. Von Nebenwirkungen und Therapien gezeichnet, wird sie von ihrem Lebensgefährten Sven plötzlich verlassen. Scheinbar war der Bildhauer dem Ganzen nicht mehr gewachsen und konnte mit den psychischen Veränderungen Helens nicht mehr umgehen. „Leb wohl“, schreibt er zum Abschied und verschwindet.

Zutiefst verletzt und am Ende ihrer seelischen Kräfte entwickelt sie den Wunsch, sich mit ihrer Mutter auszusöhnen. Kurzerhand packt sie ihre Sachen und reist nach Berlin zu ihrer Mutter, die sie nicht sonderlich willkommen heißt. Ein paar Häuser weiter lebt Helens Schwester, die sich sehr über Helens Besuch freut. Doch bereits nach wenigen Stunden muss Helen feststellen, dass Kristins Ehemann Leon Kristin misshandelt. Noch in Gedanken, dass sie auf Grund ihrer Erkrankung nichts mehr zu verlieren hat, denkt sie darüber nach Leon zu töten, doch ehe sie sich versieht, wird dieser tatsächlich ermordet.

Helens Alibi steht auf schwachen Säulen, denn auf Grund ihrer ständigen Einnahme von Medikamenten, kann sie sich an die Mordnacht nicht mehr erinnern.

Hat Helen Leon getötet?

Die Autorin:

Mitte der Achtziger strandete die Saarländerin Jutta Maria Herrmann in Berlin, studierte Germanistik und Filmwissenschaften, sympathisierte mit der Hausbesetzerszene und stürzte sich ins Nachtleben. Sie war u.a. als Buchhändlerin, Putzfrau, Sekretärin, Synchrondrehbuch-Autorin und Veranstalterin von Punkkonzerten tätig. Heute arbeitet sie für eine Tageszeitung und lebt mit ihrem Mann, dem Autor Thomas Nommensen, vor den Toren Berlins. Nach "Hotline" und "Schuld bist du" ist "Amnesia" ihr dritter Thriller im Knaur Verlag. (Quelle: Droemer Knaur Verlag)

Reflektionen:

Amnesia ist ein raffinierter und psychologisch meisterhaft inszenierter Thriller, der mich bis ins letzte Detail überzeugt und begeistert hat. Amnesia wird in diesem Jahr zu meinen persönlichen Thriller-Highlights zählen.

Wie von einem Lasso eingefangen, zieht Jutta Maria Herrmann den Leser von den ersten Seiten an mit sich. Mühelos gelingt so der Einstig in die Handlung, die zahlreiche Wendungen und Überraschungen bereithält und bis zur letzten Seite fesselt.

In einem besonders flüssigen Stil erzählt Jutta Maria Herrmann die bedrückende, düstere Geschichte der an Krebs erkrankten, stark an sich selbst zweifelnden Helen. Literarisch stark im Ausdruck und doch sanft, bis manchmal anmutig, schreibt sie so einnehmend, dass man den Thriller nur schwer aus der Hand legen kann. Niemals umgangssprachlich und niemals ausschweifend blumig, ist dieser Thriller eine exquisite Praline.

Amnesia ist ein Meisterwerk des psychologischen Spannungsaufbaus, ohne zu beschweren. Die Handlung entwickelt sich stets erfrischend vorwärts und versinkt daher nicht in den Untiefen von Gedankenwelten der Protagonisten, wie in manchen, ständig gleichklingenden Thrillern inzwischen zu genüge Gang und Gebe. Jutta Maria Herrmann findet ein außergewöhnliches, gutes und gesundes Maß, den Leser hinein in die Gedanken der Hauptfigur eintauchen zu lassen und die Handlung spürbar weiterlaufen zu lassen.

Wenn auch die Hauptfigur Helen an Krebs erkrankt ist, dreht sich der Schwerpunkt der Geschichte nicht hauptsächlich um die Erkrankung selbst. Sie dreht sich vielmehr um Helens dramatische Empfindungen, als diese feststellt, dass ihre Gedanken nur noch unzureichend von Erinnerungsfetzen zusammengehalten werden und sie sich nicht an Begebenheiten erinnert, die zur Aufklärung des Mordes an Leon aufschlussreich wären. Sie wird schier wahnsinnig vor Angst, dass sie einen Mord begangen haben könnte.

Mit einem Schlag bin ich hellwach, lausche mit angehaltenem Atem in die Stille. Da ist jemand im Zimmer. Ich spüre die Anwesenheit einer anderen Person mit jeder Faser meines Körpers. Verzweifelt versuche ich, meine Augen zu öffnen. Aber meine Lieder sind so schwer, dass ich es nicht schaffe, so sehr ich mich auch mühe. Selbst das dünne Laken auf meinem Körper scheint Tonnen zu wiegen, drückt mich immer tiefer in die Matratze hinein. Ich bin wie gelähmt, vollkommen bewegungsunfähig. Angst kriecht in mir hoch, verdichtet sich in Sekundenschnelle zu Panik. Mein Herz stolpert, verfällt dann in einen immer hektischeren Rhythmus. Die Stille ist so tief, dass ich mich für einen Moment einbilde, spüren zu können, wie sie sich auf mich herabsenkt. (Zitat)

Helens Gemütszustand liefert reichlich Futter für die Zeichnung ihres Charakters. Ihre Selbstzweifel, Ängste und ihre Panik, bekommt der Leser mit voller Intensität und Authentizität zu spüren und oftmals berühren sie ihn zutiefst, denn Helen ist versunken in einer bedauernswerten, traurigen und erbarmungslosen Einsam- und Hilflosigkeit. Die Ich-Erzählweise der Hauptfigur ist geschickt gewählt, denn sie kurbelt die rasante Spannung und düstere Dramaturgie der Story an.

Die Handlungen der weiteren, raffiniert ausgearbeiteten Figuren greifen wie in ein Zahnrad in die Perspektive Helens ein und sie verleiten dazu, atemlos und pageturnerartig, Seite um Seite, vorwärts zu lesen. Dieses Ineinandergreifen beschert zahlreiche Spannungshöhepunkte, die mit Wendungen und Überraschungen einhergehen, die ursächlich in ihrer Entstehung, in den menschlichen Abgründen der wenigen Figuren zu finden sind.

Nach dem Jutta Maria Herrmann alle Nischen und Winkel der Story ausreichen beleuchtet und jeder Figur ausreichend Raum schenkt, lässt sie das Ende dennoch offen. Es erfolgt keine Auflösung bis ins Detail, aber es gibt flimmernde Lösungsansätze an die Hand, mit der sich der Leser identifizieren und seine eigene Interpretation gestalten kann. Trotzdem oder sogar deswegen verlässt er glücklich und hoch spannend unterhalten diese Geschichte.

Amnesia ist jenseits des Thriller-Mainstream-Abklatsches, ein absolutes Muss für jeden Thriller-Fan.

Fazit und Bewertung:

Amnesia – Ich muss mich erinnern ist ein raffiniertes Meisterwerk des psychologischen Spannungsaufbaus. Hoch spannend erzählt Jutta Maria Herrmann von der an Krebs erkrankten Helen, die ihre Gedankenwelt nur noch mit Erinnerungsfetzen zusammenhalten kann. Schier wahnsinnig vor Angst, muss Helen fürchten, einen Mord begangen zu haben.

Amnesia ist jenseits des Thriller-Mainstream-Abklatsches, ein geniales und absolutes Muss für jeden Thriller-Fan.

©nisnis-buecherliebe