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Veröffentlicht am 04.05.2017

Bilder des Schicksals – Fesselnder, geheimnisvoller Jugendthriller in harmonischer Sprache

Dark Noise
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Bilder des Schicksals – Fesselnder, geheimnisvoller Jugendthriller in harmonischer Sprache

Der junge Computer-Nerd Zafer lebt gewollt zurückgezogen in seiner eigenen Welt, denn die Wirklichkeit, die er ...

Bilder des Schicksals – Fesselnder, geheimnisvoller Jugendthriller in harmonischer Sprache

Der junge Computer-Nerd Zafer lebt gewollt zurückgezogen in seiner eigenen Welt, denn die Wirklichkeit, die er stets auf Distanz hält, ist im zu laut und zu bunt. Sein Geld verdient er durch die Bearbeitung von Bildsequenzen in Filmen und Doku-Soaps, aus denen er beispielweise Werbungen retuschiert.

Eines Tages erhält er den anonymen Auftrag, mit knapper Zeitvorgabe, einen Mann in ein Überwachungsvideo einer Tiefgarage einzufügen. Wenige Tage später erkennt er den Mann in den Nachrichten wieder und ist entsetzt, dass man diesen für den mutmaßlichen Täter eines Journalistenmordes hält.

Zafer weiß, dass der Verdächtige auf dem Überwachungsvideo nie wirklich in der Tiefgarage war.

Die Autorin:

Margit Ruile wurde 1967 in Augsburg geboren. Sie studierte an der Münchner Filmhochschule, wo sie nach ihrem Abschluss mehr als zehn Jahre in der Lehre tätig war, drehte Dokumentationen und arbeitete als Drehbuchlektorin.

Auch das Geschichtenerzählen lernte sie zuerst beim Film. Später fand sie dann heraus, dass Schreiben sich anfühlt wie im Schneideraum zu sitzen - mit dem riesengroßen Vorteil, dass man die fehlenden Szenen nicht nachdrehen muss, sondern einfach erfinden kann.
Margit Ruile lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in München. (Quelle: Loewe Verlag)

Reflektionen:

Als All-Age-Thriller habe ich Dark Noise definitiv nicht empfinden können, aber als Jugend-Thriller im Jugendbuchsegment finde ich ihn gut platziert.

Dark Noise zeigt auf wie manipulativ unsere visuellen Wahrnehmungen sind. In der fiktiven Geschichte von Dark Noise sind es hoch intelligente Menschen, die ihre Gier nach Macht und persönlichen, wirtschaftlichen Interessen skrupellos über alles stellen. Wie weit darf Überwachung gehen und was ist echt und was fake? Der Bezug zur realen Welt ist damit hergestellt und kann durchaus gesellschaftskritisch betrachtet werden.

Margit Ruile erzählt eine sprachlich klangvolle Geschichte. Sie formuliert sanft und harmonisch und, sie bedient sich dabei einer angenehm klaren Sprache, die es jedem Leser ermöglicht, von leichter Hand in die Geschichte abzutauchen.

Obwohl ich selten Jugendromane lese, habe ich es diesmal sehr genossen auf eine ruhigere, aber dennoch bestimmende und fesselnde Weise unterhalten zu werden. Margit Ruile gelingt es spielend leicht eine geheimnisvolle Stimmung aufrecht zu erhalten, bis die letzte Seite gelesen ist.

Bereits nach den ersten gelesenen Seiten geschieht ein Mord. Unblutig und ohne jedes erläuternde Detail gelingt es der Autorin von da an eine Grundspannung aufzubauen. Diese hält sich eine Zeitlang, aber um mich persönlich mit Spannung zu fesseln bedarf es etwas mehr. Spannungshöhepunkte blitzten immer mal wieder auf, ich genoss diese auch, aber eine gleichbleibend knisternde Spannung konnte ich nicht empfinden. Trotzdem entwickelt die Geschichte einen Sog, der der rätselhaften und geheimnisvollen Stimmung und den interessant gezeichneten Charakteren zuzuschreiben ist.

Besonders gut hat mir die Zeichnung des jungen Protagonisten Zafer gefallen, der sich im Laufe der Geschichte zum ersten Mal verliebt. Er ist Computer-Nerd, bearbeitet Bildsequenzen in Filmen und Videos und er erhält seine Aufträge online. Er hasst es sich artikulieren zu müssen und lebt deshalb gewollt zurückgezogen. Er hält zur wirklichen Welt eine Distanz, da sie ihm zu laut und zu bunt erscheint und er bezeichnet alle, außer sich selbst, als Menschen in der Sonne. Nur manchmal wird er aus seiner Welt gerissen, wenn seine kleine Schwester Lebendigkeit mit in seine einfache Wohnung weht. Doch als die Geschichte um Dark Noise beginnt, muss er sich hinauswagen.

Dieser Jugend-Thriller ist mal heiß und mal kalt und so gegensätzlich zu bewerten wie Feuer und Eis. Dark Noise ist sprachlich harmonisch, fast anmutig und geheimnisvoll fesselnd. Aber, er ist nicht mit ausreichend knisternder Spannung gesegnet.

Die Auflösung überraschte durch interessant inszenierte Wendungen und Inhalte, aber es blieb auch etwas Leere in mir zurück, die ich gern mit einem intensiveren Showdown befüllt gesehen hätte.

Fazit und Bewertung.

Dieser Jugend-Thriller ist mal heiß und mal kalt und so gegensätzlich zu bewerten wie Feuer und Eis. Dark Noise ist sprachlich harmonisch, fast anmutig und geheimnisvoll fesselnd. Aber, er ist nicht mit ausreichend knisternder Spannung gesegnet.

Veröffentlicht am 28.04.2017

Radikales Gedankengut – Brisant, spannend, erschreckend real

Der Gefährder
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Nach der Festnahme zweier Neonazis, die ein Asylantenheim mit Molotowcocktails in Brand gesteckt und Flüchtlinge brutal attackiert hatten, verrät einer der Festgenommenen den führenden Kopf. Sofort ist ...

Nach der Festnahme zweier Neonazis, die ein Asylantenheim mit Molotowcocktails in Brand gesteckt und Flüchtlinge brutal attackiert hatten, verrät einer der Festgenommenen den führenden Kopf. Sofort ist der Verfassungsschutz zur Stelle, spendiert eine neue Identität, bildet ihn aus und schleust ihn in die Salafisten-Szene.

Ein mutiges und brisantes unterfangen, da der V-Mann deutscher Staatsbürger ist und er sich seine Anerkennung als Dschihadist bei der IS zunächst erkämpfen muss. Kaum gefestigt plant er seinen eigenen, skrupellosen Terror.

Hauptkommissar Frank Sommer und sein Team müssen bald erkennen, dass der Terror in der Provinz Ostwestfahlens Einzug gehalten hat. Noch ahnt aber niemand, dass sie den bald mit geballter Kraft zu spüren bekommen.

Der Autor:

Rolf Düfelmeyer, geboren 1953 in Herford, war lange Jahre als evangelischer Pfarrer und Religionslehrer in Werther und Lübbecke tätig. Seit 2012 schreibt er Krimis mit regionalem Bezug zu Ostwestfalen. Dabei legt er Wert auf eine spannende Handlung, die eingebettet ist in das gesellschaftliche Leben unserer Zeit. Er lebt mit seiner Frau, einer gebürtigen Bielefelderin, in Werther bei Bielefeld. Sie haben zwei erwachsene Söhne und freuen sich über zwei Enkeltöchter.

Reflektionen:

Autor Rolf Düfelmeyer hat mich bereits nach nur wenigen Seiten von seinem schriftstellerischen Talent überzeugt. Im ersten Kapitel gleich, Die Anwerbung, nahm er mir prompt den Atem, als er dramatisch schildert, wie ein Asylantenheim mit Molotowcocktails beworfen wird und Neonazis auf brutalste Weise Anwohner angreifen.

Erschreckend, brutal, bedauerlicherweise real.

Ich bin erleichtert, komme wieder zu Atem, als zwei Verhaftungen der Neonazis noch vor Ort erfolgen, bevor die Handlung seinen Lauf nimmt, unter die Haut geht und in tiefe menschliche Abgründe blicken lässt.

Rolf Düfelmeyer verarbeitet in seinem Kriminalroman reale, politische Geschehen, die uns durch die tägliche Berichterstattung der Medien zu genüge präsent sind. Rolf Düfelmeyer schreibt nicht nur von brutalen Übergriffen auf Flüchtlinge und von der Salafisten-Szene, sondern er greift die wohl bekannten Verstrickungen der NSU-Affäre auf, bedient sich dazu seiner schriftstellerischen Fantasie und zeichnet daraus Verbrechen, die genau so hätten geschehen sein könnten.

Während brisante, politische Geschehnisse aufwendig recherchiert sind, das Allgemeinwissen des Lesers bezüglich NSU-Affäre, Salafisten-Szene, Nationalsozialismus, IS und Mafiatum maßvoll ergänzt werden, verpackt Rolf Düfelmeyer Fakten in eine rundherum harmonische geschriebene Geschichte, die durch die Figuren der Story unfassbar lebendig und authentisch wirkt.
Dabei bedient er sich auf angenehme Weise kaum eines Ermittler-Klischees. Die Polizeitruppe um Hauptkommissar Frank Sommer ist ein sich ergänzendes Team. Kollegialer und freundschaftlicher Umgang, gepaart mit kompetenter Ermittlertätigkeit, führt zu klugen Schlüssen, die gut begründet nachvollziehbar und sinnvoll erscheinen. Als Leser erhält man genug faktisches Futter und Informationen, um selbst mit zu ermitteln, bis die letzte Seite in einem rasanten Tempo gelesen ist. Kopfkino pur.

Die hohe Spannung, Kapitel für Kapitel, reißt nicht ab und nichts in diesem Kriminalroman ist vorhersehbar. Die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit ist kaum zu greifen, sodass man sich immer wieder erinnern muss, dass dieser intelligent verschnürte Kriminalroman der Realität „nur“ sehr nah kommt.

Zitat:

Alle drei schrien: „Allahu Akbar!“ Die Äußeren reckten die Arme in die Höhe und der Mittlere fuhr langsam, fast genüsslich, mit der scharfen Klinge durch die Kehle seines Opfers. Blut spritzte in großen Mengen hervor. Die Kamera hielt alles in brillanten Bildern fest. Mit einem zweiten heftigen Hieb wurde der Kopf vom Rumpf getrennt. Schließlich viel der bereits leblose Körper zu Boden. Erneut „Alluha akbar“ schreiend wurde der Kopf des Opfers und das bluttriefende Messer in die Höhe gereckt. Dann schwenkte die Kamera auf die schwarze Fahne der IS im Hintergrund und das Video war zu Ende.

Anspruchsvoll und in einer angenehmen klaren Sprache geschrieben, gleitet man geschmeidig durch die Seiten. Verblümtes ist nicht zu finden, wohl aber ein erfrischend eingearbeiteter regionaler Bezug zu Ostwestfahlen. Da Rolf Düfelmeyer lange Jahre evangelischer Pfarrer und Religionslehrer war, lässt er hier und da Religiöses kurz, knackig und pointiert einfließen und doch sind es gläubige Botschaften, die er maßvoll platziert.

Die Figuren sind wohlgeformt. Authentisch durch Ecken und Kanten zeichnen sich Charaktere, die, bis auf die bösen Figuren, äußerst sympathisch und lebensnah sind. Die sogenannten Bösen hingegen sind Abbilder typischer Radikaler, deren soziale Hintergrundgeschichten die Handlung noch einmal mehr bereichern.

Rolf Düfelmeyer rüttelt auch an den Emotionen des Lesers, denn als die Frau des Kommissars entführt wird und Videobotschaften mit flatternder IS-Fahne im Hintergrund beschrieben werden, spürt man die Angst des verzweifelten Frank Sommers. Hierbei produziert der Autor eine Stimmung, die düster und gewaltgeschwängert nicht mehr loslässt.

Fazit und Bewertung:

Rolf Düfelmeyer hat mich mit Der Gefährder absolut überzeugt und gefesselt, denn dieser Kriminalroman ist so spannend erzählt, so gut recherchiert und so erschreckend nah an der gesellschaftlichen Wirklichkeit.

Dieser Kriminalroman wird noch lange in mir nachklingen und ich packe ihn zu den Highlights 2017 in mein Bücherregal.

Leseempfehlung!

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 25.04.2017

Machtkomplott – Spannender Reihenauftakt um Journalistin Lena Halberg

Lena Halberg - Paris '97
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Fünfzehn Jahre nach dem erschütternden Unfall Lady Di’s, deren Limousine von Paparazzos abgedrängt wurde, stößt die Journalistin Lena Halberg zufällig auf neue Spuren. Seinerzeit war ihr Freund Franco, ...

Fünfzehn Jahre nach dem erschütternden Unfall Lady Di’s, deren Limousine von Paparazzos abgedrängt wurde, stößt die Journalistin Lena Halberg zufällig auf neue Spuren. Seinerzeit war ihr Freund Franco, ein Society-Fotograf, unweit des Unglücks ebenfalls zu Tode gekommen. Man hatte Lena zwar Beweise vorgelegt, dass Franco an dem besagten Unglückstag nicht in Paris gewesen sei, doch nun offenbaren sich Hinweise, die darauf schließen lassen, dass Franco ebenfalls im Unglückstunnel war, in dem Lady Di tödlich verunglückte.

Lena hat den mysteriösen Tod ihres damaligen Freundes nie ganz überwunden, trotz dass sie inzwischen in einer neuen Beziehung lebt. Ihr Lebenspartner, gleichzeitig ihr Vorgesetzter, hat dafür jedoch kaum Verständnis. Als Lenas Recherchen brisante Machenschaften aufdecken, die bis in die höchsten Kreise der Rüstungsindustrie, Politik und der Geheimdienste reichen, begibt sie sich in höchste Lebensgefahr und sie ahnt nicht, dass man ihre Liquidation längst in Auftrag gegeben hat.

Der Autor:

Ernest Nybørg studierte Musik und Literatur. Bereits während seiner Studienzeit entwickelte er Stücke fürs Theater. Nach ersten erfolgreichen Bühnenproduktionen arbeitete er als Autor und Regisseur für Bühne und Film. Bis heute betreute er erfolgreich mehr als vierzig Produktionen. Nebenbei ist er seit vielen Jahren Gastlektor für Dramaturgie und berät Filmproduktionen in der Stoffentwicklung.

Seit einigen Jahren widmet er sich ausschließlich der Literatur. Mit Thrillern, die reale politische Geschehnisse als Hintergrund verarbeiten, erweiterte er seine schriftstellerische Tätigkeit auch auf das Gebiet des Kriminalromanes. Hier erkennt man eine Leidenschaft für menschliche Abgründe. Seine Stoffe gehen unter die Haut und zeigen, dass er auch in diesem Genre zu Hause ist.

Durch seine vielfältigen Aktivitäten lebte er an verschiedenen Plätzen in Europa und Nordamerika, was seine Lust an der Beschäftigung mit anderen Kulturen und deren Lebensart prägte. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen, sozialen Strukturen beeinflusst auch die Intensität seiner Stoffe. (Quelle: ernetnyborg.com)

Reflektionen:

Mit Paris’97 ist Ernest Nybørg ein spannender Reihenauftakt, um die Journalistin Lena Halberg, gelungen. Ernest Nybørg verbindet seine fiktive Geschichte mit dem Unglück, um Lady Di’s Tod in Paris, und verleiht seinem Thriller so einen reellen Bezug, der die Story sehr authentisch wirken lässt.

Der Einstieg gelang nicht gänzlich harmonisch. Es waren ein paar Seiten erforderlich, um vollends in die Geschichte abzutauchen, die anfangs den Eindruck erweckt, eine Figur nach der anderen vorzustellen. Abwartend, dass die eigentliche Story endlich starten möge, erfolgt die Erkenntnis, dass die Aneinanderreihung der Kapitel und Figurbeschreibungen die Handlung entwickelt und vorantreibt.

Die Legenden der Figuren sind außerordentlich interessant entwickelt und sie erlauben einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. So werden ihre Absichten und Ziele deutlich und ihre Handlungen nachvollziehbar. Überhaupt sind die Absichten und Ziele der sogenannten bösen Figuren die Schrauben der Spannung. Dadurch, dass sie klar formuliert sind, stellt sich beim Leser eine hohe Erwartungshaltung ein, die Action prophezeit und schließlich auch erfüllt.

Die Charaktere sind sorgfältig und intensiv gezeichnet. Besonders gut gelungen sind gleich mehrere Figuren, die neben ihren Rollen in der Handlung innere Konflikte austragen, die emotional ein Fundament der Geschichte sind. So beweist Ernest Nybørg, dass er einen geschärften Blick für die Problematiken der Gesellschaft besitzt und verleiht seinen Figuren so Authentizität. Auch die politischen Machenschaften und die der Konzerne, sind nah entlang der oftmals skrupellosen Wahrheit geschrieben und sie spiegeln zahlreiche Informationen wieder, die man fast täglich den Nachrichten entnehmen kann, wenn Gier und Macht regiert.

Lena Halberg ist definitiv eine Sympathieträgerin. Sie ist äußerst kompetent in ihrem Job und sie geht stur ihren Weg. Als sie kaum noch jemanden ins Vertrauen ziehen kann, kämpft sie sich bissig weiter voran, um dem Tod ihres Freundes Francos ein Gesicht geben zu können und um politische Intrigen aufzudecken. Die Geschichte um Lena zeigt auch, wie weit Kollegialität, Freundschaft und Liebe reichen, wenn sich jeder selbst der Nächste ist.

Ernest Nybørgs Schreibstil ist angenehm flüssig und sein Ausdruck klar und unverblümt. In diesem Stil erlaubt er jedem Leser, die politischen Machenschaften ohne ein zu viel an Komplexität nachzuvollziehen. Leider bremsten ein paar Fehler den Lesefluss, aber maßvoll und informativ lässt Ernest Nybørg dann den erfrischenden Seitenblick auf Schauplätze zu, die die spannende Story lebendig und verzeihend bereichert.

Das Sahnehäubchen am Schluss ist ein Cliffhanger. Dieser trägt das geschichtsträchtige Datum 9.11. und macht außerordentlich neugierig auf den zweiten Teil der Reihe.

Fazit und Bewertung:

Spannender Reihenauftakt um die sympathische und kompetente Journalistin Lena Halberg, jedoch mit ein paar kleineren Schwächen. Interessant gezeichnete Charaktere agieren in einem skrupellosen Politthriller um Macht und Geld und versprechen ein spannendes Leseerlebnis.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 21.04.2017

Der Klang der Todesangst – Psychologisch raffiniert und äußerst fesselnd

Sieben minus eins
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1. Teil der neuen Krimi-Serie um das Ermittlerduo Sam Berger und Molly Blom

In einem Labyrinth artigen Keller stößt Kriminalkommissar Sam Berger auf die Leiche einer jungen Frau, die unter mysteriösen ...

1. Teil der neuen Krimi-Serie um das Ermittlerduo Sam Berger und Molly Blom

In einem Labyrinth artigen Keller stößt Kriminalkommissar Sam Berger auf die Leiche einer jungen Frau, die unter mysteriösen Umständen verschwand. Er entdeckt Spuren, die nur jemand hinterlassen haben kann, der Sam gut kennt und die für ihn zusätzlich auf einen Serientäter hindeuten. Allerdings gibt es keine weiteren Opfer.

Sam Berger steht mit seinen Theorien alleine da, gerät unter Beschuss und ermittelt schließlich auf eigene Faust, doch sein Vorgesetzter zeigt dafür nur wenig Verständnis und droht ihm mit der Entlassung.

Als ihn seine Ermittlungen in seine Vergangenheit zurückführen muss er erkennen, dass ihn verloren geglaubte Erinnerung mit dem grausamen Verbrechen verbinden und ein mörderisch, psychologisch abtrünniges Katz und Maus Spiel beginnt.

Der Autor:

Arne Dahl, Jahrgang 1963, hat mit seinen Kriminalromanen um die Stockholmer A-Gruppe eine der weltweit erfolgreichsten Serien geschaffen. International mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, verkauften sich allein im deutschsprachigen Raum über eine Million Bücher. 2012 begann er mit »Gier« ein neues Thriller-Quartett, dessen Folgebände »Zorn«, »Neid« und »Hass« ebenfalls Bestseller wurden. »Sieben minus eins«, das mehr als ein halbes Jahr unter den Top 10 der deutschen Bestsellerliste war, ist der erste Fall für Arne Dahls Ermittlerduo Berger & Blom. (Quelle: Piper Verlag)

Reflektionen:

Seit vielen Jahren lese ich die Romane von Arne Dahl total gern, denn er bewegt sich immer in einer düsteren, typisch skandinavischen Atmosphäre, die ich lesend so sehr genieße. Vor gar nicht langer Zeit hat er mich zwar auch schon mal enttäuscht, aber mit Sieben minus eins kehrt der Meister definitiv mit voller Wucht zurück und er verspricht mit seinem Werk, den Anfang einer neuen Ermittlerserie.

Arne Dahl umgibt seine Figuren mit tiefgründiger Melancholie und er zeichnet sie authentisch und ausführlich. Ob Gut oder Böse, den Blick in die Seelen der Figuren erlaubt er stets, sodass man für sich abwägen und ermitteln kann, denn die Auflösungen lassen bis zum Schluss auf sich warten, ohne dass sie annähernd vorauszuahnen wären.

Sieben minus eins ist psychologisch raffiniert aufgebaut und die wirklich abtrünnigen Wendungen und intelligenten Querverbindungen der Figuren miteinander, sind fast schon abstrus. Gewaltvolle Verbrechen schnüren ein blutiges Paket, das so brutal an den Nerven des Lesers zehrt und ihn in eine unheimliche und geheimnisvolle Stimmung hineinmanövriert, aus der er nicht mehr loskommt, bis die letzte Seite gelesen ist.

Für mich persönlich, typisch Arne Dahl, produziert der Sprachgewandte Autor leider immer wieder auch Längen, die man aber gut zum Atemholen verwenden kann, bevor die Spannung immer wieder Spannungshöhepunkten entgegenfliegt.

Interessant und anspruchsvoll geschrieben, erzählt dieser Kriminalroman davon, wie sich das neue Ermittlerduo zusammensetzten wird. Zunächst kämpfen die zwei unerbittlich gegeneinander, bis sie auf einer gemeinsamen Linie, sich ergänzend, ein harmonisches Team abgeben. Nicht ganz unschuldig daran ist eine gemeinsame, in Vergessenheit geratene Vergangenheit, die voller enormer Schrecken, psychischem Terror und auch gemeinsamen Leids erbarmungslos und voller Qual erneut wieder ins Licht rückt.

Nicht alle Figuren sind sympathisch, auch das ist eine Signatur des Autors. Seine Protagonisten weisen ausgefranste Ecken und scharfe Kanten auf und passen nicht ins Schema F. Sie sind weit entfernt von einem Klischeetum, denen sich viele Autoren so gern bedienen und das unglaublich langweilt.

Schreibstil und Ausdruck Arne Dahls sind verlässlich wohlgeformt und seine klare, angenehme Sprache erlaubt sowohl einen leichten Einstig in die Geschichte, als auch ein rasches Vorankommen in der Handlung. Sprachlich setzt Arne Dahl in diesem Kriminalroman seinem Können noch einmal ein Krönchen auf und er formuliert ganze Kapitel, in einer klangvollen und anmutigen Sprache, ohne den roten Faden Spannung zu unterbrechen.

Die Entwicklung der Handlung und die der Figuren wird durch eine Schraube aus Tempo und Grauen zu einem harmonischen Gesamtpaket entwickelt, bevor ein fulminantes Ende Verstrickungen auflöst, das wahrhafte Überraschungen bereithält.

Die Suche nach den verschwundenen Mädchen gestaltet sich durch glaubhafte Ermittlertätigkeiten, allerdings überschreitet das Duo dabei zahlreiche Grenzen der Legalität und gerät so selbst in höchste Lebensgefahr, die unglaublich fesselt und ein hoch spannendes Lesevergnügen garantiert.

Aber, Arne Dahl schreibt nicht nur anspruchsvoll, sondern auch komplex und wer die erforderliche Konzentration beim Lesen nicht aufbringen kann oder will, der sollte von diesem Thriller lieber Abstand nehmen.

Fazit und Bewertung:

Arne Dahl ist mit diesem Kriminalroman mit voller Wucht zurück. Vielversprechende und interessant gezeichnete Charaktere bilden ein neues Ermittlerduo, das in düsterer und geheimnisvoller Stimmung grausame Verbrechen aufklärt, die hoch spannend unterhalten.

©nisnis-buecherliebe.de

Veröffentlicht am 19.04.2017

Killer-Zahnschmerz-Krimi - Spannend, skurril und erfrischend 2. Teil der Krimireihe um Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff

Auch Killer haben Karies
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Die chaotische Dr. Leocardia Kardiff, genannt Leo, ist gestresst ohne Zahnarzt-Partner in ihrer Praxis. Es bleibt ihr kaum Zeit, das nette Zwischenmenschliche mit ihren Arzthelferinnen zu pflegen, darunter ...

Die chaotische Dr. Leocardia Kardiff, genannt Leo, ist gestresst ohne Zahnarzt-Partner in ihrer Praxis. Es bleibt ihr kaum Zeit, das nette Zwischenmenschliche mit ihren Arzthelferinnen zu pflegen, darunter eine auf skandalöse News versessene Bloggerin. Eigentlich war nach dem spektakulären Kriminalfall „Pudding-Witwe“ Ruhe in ihr Leben gekehrt, aber kaum sitzt Leo mit Hauptkommissar Jakob Zimmer gemütlich beim Brunch, fällt aus dem gegenüberliegendem Haus eine Leiche aus dem Fenster. Die Leiche, Männlein oder Weiblein, auf Anhieb nicht zu erkennen, gibt viele Rätsel auf und natürlich ist Leos (krankhafte) Neugierde geweckt, als ihr trotz Patienten-Aufnahme-Stopp neue Patienten zufliegen, die alle irgendwas mit dem geheimnisvollen Mord zu tun zu haben scheinen.

Das Ermittlerteam um Jakob Zimmer hat alle Hände voll zu tun und als ein weiterer Mord geschieht, stolpert Leo zufällig in absolute Lebensgefahr.

Die Autorin:

Isabella Archan wurde 1965 in Graz geboren. Nach Abitur und Schauspieldiplom folgten Theaterengagements in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Seit 2002 lebt sie in Köln, wo sie eine zweite Karriere als Autorin begann. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan immer wieder in Rollen in TV und Film zu sehen, unter anderem im Kölner »Tatort«, in der »Lindenstraße« und in »Diese Kaminskis«, und mit ihrem eigenen Programm zu ihren Krimis auf der Bühne. (Quelle: emons Verlag)

Reflektionen:

Als gutmütig bekloppt, könnte man die Figur der Zahnärztin Leo bezeichnen, denn sie fabriziert nicht nur Chaos, sondern sie ist auch krankhaft neugierig und unfähig, sich aus den Angelegenheiten der Polizei herauszuhalten. Aber was bitte soll sie schon dagegen unternehmen, wenn ihr Zahnschmerzpatienten zufliegen, die irgendwie alle etwas mit der Leiche zu tun haben?

Witzig und spritzig umschreibt Autorin Isabella Archan den Charakter dieser sympathischen Zahnärztin, die alleinerziehend und gesegnet mit einer Spritzen-Phobie eine wahrhaft skurrile Figur abgibt. Leo wird bereits nach den ersten Seiten zu einer herzerwärmenden und greifbaren Figur, während mir das Ermittlerteam um Jakob Zimmer lange zu blass bleibt.

Als Leser taucht man immer wieder in die Gedankenwelt der Zahnärztin ein, sodass man ihre Absichten, Gedankengänge, Sorgen und auch ihr tiefsinniges Grübeln gut nachvollziehen kann, aber leider wiederholen sich diese Gedanken überflüssiger Weise immer wieder.

Der Aufbau der Handlung ist Isabella Archan sehr gut gelungen und bereits nach den ersten Seiten ist eine konstante Grundspannung vorhanden, die immer wieder auf einem hohen Niveau agiert.

Die Querverbindungen der Figuren sorgen für Verstrickungen und Wendungen in der Geschichte, die damit auch angenehm das Lesetempo anziehen. Die Auflösungen wiederum werden zu unglaublichen Überraschungen, die stets mit zahlreichen Spannungshöhepunkten einhergehen.

Gewohnt locker flüssig und mit einem klaren Ausdruckt, schreibt Isabella Archan in einem amüsanten Stil und bringt den Leser immer wieder zum Schmunzeln und ihre klare Sprache verwöhnt den Leser mit einem federleichten Einstig in die Geschichte.

Natürlich wird dieser Kriminalroman harmonischer zu lesen sein, wenn man Tote haben kein Zahnweh gelesen hat, aber beide Kriminalfälle sind in sich abgeschlossen und können problemlos als Stand Alone gelesen werden.

Im Vergleich zu den Vorgänger-Kriminalromanen erkennt man mühelos, dass sich Isabella Archan literarisch weiterentwickelt hat, denn sie schenkt dem Leser ein Mehr an Tempo, Wendungen und Überraschungen und sie bleibt weit entfernt davon, Ermittlern ein Klischee zuzuschreiben.

Fazit und Bewertung:

Auch Killer haben Karies ist ein skurriler Kriminalroman, der mit einer gesunden Portion Witz ein erfrischendes Leseerlebnis zaubert und spannende Lesezeit garantiert, während eine chaotische Zahnärztin mit Spritzen-Phobie ermittelt.