Klasse Story – echt, hart, brutal – jedoch bedarf der Stil mehr Raffinesse.
Entführt„Wie alles begann“ ist der Auftakt der „Entführt“-Trilogie, die in einer Grauzone verharrt und keinen eindeutigen Platz in der Genreauswahl einnehmen kann.
Weder Dark Romance noch (PsychThriller, definitiv ...
„Wie alles begann“ ist der Auftakt der „Entführt“-Trilogie, die in einer Grauzone verharrt und keinen eindeutigen Platz in der Genreauswahl einnehmen kann.
Weder Dark Romance noch (PsychThriller, definitiv keine romantische Lovestory und dies hat mich wahrlich überrascht, habe ich doch die Erfahrung gemacht, dass der Inhalt, im Gegensatz zu vielen Trigger-Warnungen, meist von rosa Dunst ummantelt wird.
Nein, in diesem Buch, in dem sich zumindest die »Reverse Harem« Bezeichnung dem Sinn entsprechend ausgiebig entfaltet, nimmt Gewalt, Folter, Sx und allerhand Demütigung genauso einen großen Raum ein, wie Themen, die selten angesprochen werden: Sklaverei, Menschenhandel, Sadismus (…) Aufgegriffen wird zudem das Stockholm-Syndrom und perverse, grausame Spiele der Elitären-Gesellschaft.
Im Fokus stehen die Entführte samt den drei Psychopathen, Maya weiß, dass sie schön ist und sie weiß, lernt schmerzlich, dass sie keine Chance hat. Nach und nach lernt die Mittdreißigerin Finn, Iven und Milan genauer kennen, hofft, fügt und verliert sich in den Täuschungen und Manipulationen. Vergisst sich in Panik, Schmerz, im Drogenrausch …
Maya wird zu einer devoten Sxsklavın erzogen, wird zur Beute ohne Rechte, zum Objekt, vergewaltigt, misshandelt, gedemütigt. Und ahnt nicht, dass diese drei Typen, die einander mit krankem Gedankengut übertrumpfen, noch nicht das Schlimmste sind, was die Welt zu bieten hat.
In „Entführt“ fließen Schweiß, Blut und sämtliche andere Körperflüssigkeiten, Jasmin Baur verzichtet auf Gefühlsduselei, jedoch nicht auf Tøte und brechende Knochen. Die männlichen Akteure waren undurchschaubar, ihre »Fantasien« und Ideen verursachen, durch detailreiche Schilderungen, Gänsehaut und Mitleid.
Stilistisch liest sich das Geschehen sehr einfach und platt, klischeehafte und sich mehrfach wiederholende Formulierungen verleiten trotz der ernsten Situation zum regen Augenrollen. Die Dialoge versprühen genauso selten Natürlichkeit wie die Charaktere Charme – einen großen Pluspunkt dafür: das Entführer-Trio lässt die Knie nicht mit Attraktivität und Sympathie weich werden, sondern mit Schlägen – die Autorin erspart uns weich gezeichnete Täter.
Im späteren Verlauf zeigt sich Maya hin und wieder zu leichtgläubig und vertrauensvoll, büßt jedoch nichts von ihrem Überlebenswillen ein, nutzt Chancen, um sich zu wehren, zu flüchten und büßt dafür …
Aufgrund Brutālität und deutlichen Worten, Ausweglosigkeit und dem traurigerweise nicht unrealistischen Szenario empfehle ich, wohl zum ersten Mal, die Trigger-Warnung zu beachten.