Berührend & echt.
Das Haus in der Claremont Street
„Das Haus in der Claremont Street“ von Wiebke von Carolsfeld
ist die berührende Geschichte eines kleinen Jungen, der das unvorstellbarste Drama mitansehen musste, dass sich ein Mensch vorstellen kann ...
„Das Haus in der Claremont Street“ von Wiebke von Carolsfeld
ist die berührende Geschichte eines kleinen Jungen, der das unvorstellbarste Drama mitansehen musste, dass sich ein Mensch vorstellen kann und so plötzlich Waise wurde, dass er keine Worte mehr fand.
Nach der Tragödie, die das Leben von Tom nachhaltig verändert, wird er von den Geschwistern seiner Mom aufgenommen. Doch recht schnell ist klar, dass auch diese nicht an in herankommen. Aber wie könnten sie auch? Haben die Tanten Sonya und Rose sowie Onkel Will doch ganz eigene Probleme …
„Das Haus in der Claremont Street“ wird aus wechselnder Perspektive erzählt, sodass es dem Leser möglich wurde jeden der Charaktere genauer kennenzulernen, seine Trauer zu fühlen und Reaktionen nachzuvollziehen. Auch die Gedanken von Tom, seine Gefühle waren intensiv und einnehmend, regelrecht herzzerreißend. Das er nach dem Verlust seiner Eltern mit dem Sprechen aufhört und zum Bettnässer wird bleiben nicht die einzigen Auswirkungen auf die junge Psyche. Denn der Schmerz kehrt sich sichtbar nach außen … hier sollte evtl. ein möglicher SVV-Trigger erwähnt werden.
Die Verwandten, die sich Tom annehmen, sind grundverschieden: während Sonya nach Perfektion strebt und Struktur anbetet, sind Rose & Will Chaos pur. Letztere lockern die düstere Grundstimmung regelmäßig auf und sorgen mit ihrem unkonventionellen, lebensfrohen Verhalten für den nötigen Humor, die diese bedrückende Geschichte braucht, um nicht in Toms unvorstellbaren Schmerz vollkommen unterzugehen.
Doch die drei scheitern – und erst als Tom diesem bunten Trupp entrissen wird, merkt er, dass diese Menschen seine Familie sind, mit all ihren Macken.
Anhand dieser charakterlichen Vielfalt stellte die Autorin gekonnt den individuellen Umgang mit Trauer und Verlust dar. Wie in einem Film sah man die Geschichte in Gedanken ablaufen, konnte mitfühlen und verstehen.
Obgleich ich diesen aufwühlenden Roman wirklich empfehlen möchte, fand ich es schade, dass weitere Problematiken versuchten, den Fokus auf sich zu lenken: unter anderem ein unerfüllter Kinderwunsch, innere Unruhe oder die Spielsucht. Selbst wenn diese Themen den dramatischen Erlebnissen von Tom nicht den Rang stehlen konnten, empfand ich es als „zu viel“.
„Das Haus in der Claremont Street“ ist ein Buch voller Schrecken, Trauer und Schmerz. Zugleich zeigt Wiebke von Carolsfeld wie wichtig Familie und Zusammenhalt sind, schenkt Hoffnung und neuen Mut.