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Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessanter Roman über interessante historische Frauengestalten

Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin
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Tanja Kinkel erzählt in diesem Roman von Manduchai, die wirklich gelebt hat, 1448 in der Mongolei geboren wurde und es durch Klugheit und Geschick sehr weit brachte. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, ...

Tanja Kinkel erzählt in diesem Roman von Manduchai, die wirklich gelebt hat, 1448 in der Mongolei geboren wurde und es durch Klugheit und Geschick sehr weit brachte. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, denn den meisten dürfte die mongolische Geschichte ähnlich unbekannt sein wie mir, und so führt dieser Roman in eine uns größtenteils unbekannte Welt mit uns ebenso unbekannten Menschen, die aber historisch belegt und in ihrer Heimat eine Legende sind.

Neben Manduchai steht eine weitere Frau im Mittelpunkt der Handlung, die ebenso historisch belegt ist, und deren Leben zwar gänzlich anders verläuft als Manduchais, aber dennoch Ähnlichkeiten aufweist: Wan, Kinderfrau des erstgeborenen chinesischen Prinzen. Auch sie schafft mit Klugheit und List weit mehr, als man hätte erwarten können.

Der dritte Protagonist, der Eunuch Ma Jing, ist zwar erfunden, hat aber dennoch eine wesentliche Rolle inne, er wird Manduchais Beschützer und Lehrer und spielt später auch eine Rolle in Wans Leben. Er bildet eine Art Brücke zwischen den unterschiedlichen Kulturen der beiden Völker.

Tanja Kinkel gelingt es wunderbar, den Protagonisten, ebenso wie den Nebencharakteren, Leben einzuhauchen. Sie werden beim Lesen regelrecht lebendig, man fühlt mit ihnen, liebt und hasst sie und hat schnell das Gefühl, sie zu kennen. Und auch die Welt um sie herum wird so anschaulich dargestellt, dass man meint, mitten in der mongolischen Steppe zu sein, oder mit Ma Jing durch die Verbotene Stadt zu laufen.

Manduchai steht im Zentrum der Geschichte, die mit ihrer Geburt beginnt und 32 Jahre später, lange vor ihrem Tod, endet. Die Jahre danach spricht die Autorin im Nachwort an. Auch wenn ich gerne mehr von Manduchai gelesen hätte, kann ich die Entscheidung der Autorin, genau diese Jahre herauszufiltern, nachvollziehen und erwarte keinen Nachfolgeroman.

Dass Tanja Kinkel gut recherchiert hat, stelle ich außer Frage. Ich weiß, dass sie vor Ort war, die Mongolei besucht hat (ich habe Fotos davon auf ihrer Facebook-Seite gesehen), im Nachwort geht sie selbst noch einmal kurz darauf ein. Dadurch, dass ich die Geschichte der Mongolei nicht kannte, war der Roman eine sehr spannende Lektüre, denn ich wusste nicht, wie es enden würde mit Manduchai und Wan und wie sich die Geschicke ihrer Völker zu damaligen Zeit entwickelten. Ich habe mich auch extra nicht während des Lesens darüber informiert, werde mich aber nun, nach der Lektüre, noch ein bisschen weiter damit beschäftigen.

Die Autorin erzählt sprachlich sehr schön und in meinen Augen zu Zeit und Ort passend. Ergänzt wird der Roman neben dem Nachwort von einem Personenverzeichnis und einer Bibliographie. Ich hätte mir noch eine Karte gewüscht.

„Manduchai“ ist ein Roman, wie ich ihn liebe, ich konnte in ihn versinken, die Protagonisten wurden mir vertraut und ich hätte immer weiter lesen können. Selbstverständlich gibt es von mir eine Leseempfehlung, vor allem, aber nicht nur für jene, die historische Romane lieben, und volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Kriminalfall konnte bei mir punkten, die Protagonisten weniger

Tod des Dessous-Königs
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Koen de Vries, Inhaber einer niederländischen Dessous-Firma, bricht beim Joggen am Düsseldorfer Rheinufer zusammen und stirbt kurz darauf. Im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass Koen de Vries ermordet ...

Koen de Vries, Inhaber einer niederländischen Dessous-Firma, bricht beim Joggen am Düsseldorfer Rheinufer zusammen und stirbt kurz darauf. Im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass Koen de Vries ermordet wurde. Wegen der länderübergreifenden Ermittlungen wird Eva de Boer, die perfekt Holländisch spricht, mit dem Kontakt ins Nachbarland betraut. Ihr dortiger Kollege ist Bas de Boer, der zwar nicht mit ihr verwandt ist, mit dem sie aber unschöne Erinnerungen verbinden. Um den Fall aufklären zu können, ist eine enge Zusammenarbeit dennoch nötig.

Ein Kriminalfall in diesem Umfeld ist einmal etwas Neues und die Autorin scheint sich gut auszukennen, denn man erfährt Einiges über das Designen von Dessous bis hin zum Handel damit – und das ist gar nicht uninteressant. Auch die Ermittlungen selbst werden sehr detailliert beschrieben, Besprechungen, Verhöre, Brainstorming, und auch das hat mir gut gefallen und ist nicht langweilig. Der Fall wird am Ende logisch und zufriedenstellend gelöst, leider kann man als Leser nicht ganz so gut miträtseln, wie ich das gerne habe, das liegt aber auch daran, dass nahezu jeder im Umfeld des Toten ein Motiv hätte.

Nicht so gut gefallen haben mir die Charaktere. Die Autorin fährt ein umfangreiches Figurenensemble auf, man wird stellenweise von Namen schier erschlagen. Manche verschwinden genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind, doch bis zum Ende sind es immer noch recht viele, die deutschen Ermittler, die niederländischen Ermittler, die Mitarbeiter und die Familie des Toten. Am Ende des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, das gute Dienste leisten kann, sobald man es gefunden hat. Trotz der vielen Personen hatte ich persönlich aber kein großes Problem, diese zuordnen zu können.

Ein größeres Problem bereiteten mir die Charakterbeschreibungen, diese beschränken sich in der Regel auf das Äußere, Größe, Haarfarbe, Frisur, Kleidung, das ist es meistens, und führte nicht dazu, ein Bild der Person vor meinen Augen entstehen zu lassen, mir ist das zu vage und zu oberflächlich. Selbst die Protagonisten, allen voran Eva und Bas, werden nicht besser beschrieben, sie bleiben oberflächlich und für mich sehr blass, ich konnte weder Sympathie für sie entwickeln, noch mich mit ihnen identifizieren. Dass auch noch eine, in meinen Augen völlig unnötige und zu viel Raum einnehmende, Liebesgeschichte konstruiert wird, störte mich sehr und nahm mir teilweise etwas die Lesefreunde.

Da aber der Kriminalfall und die mit ihm einhergehenden Ermittlungen interessant sind und auch eine gewisse Spannung aufbauen, habe ich den Roman dennoch gerne gelesen und vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle Genrefans. Die Autorin beabsichtigt weitere Romane mit Eva und Bas zu veröffentlichen, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese lesen möchte, da ich für beide wenig Sympathie entwickelt habe. Mal sehen, in welchem Umfeld dann ermittelt wird, vielleicht kann mich der Fall dann reizen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Emotional packend und sehr spannend

Dark Inside
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Nach weltweiten Erdbeben, die alleine schon viele Tote gefordert haben, scheinen einige Menschen verrückt zu werden, sie töten wahllos und äußerst brutal jeden, der ihnen über den Weg läuft. Die Überlebenden ...

Nach weltweiten Erdbeben, die alleine schon viele Tote gefordert haben, scheinen einige Menschen verrückt zu werden, sie töten wahllos und äußerst brutal jeden, der ihnen über den Weg läuft. Die Überlebenden haben es nicht einfach, weiterhin am Leben zu bleiben.

Erzählt wird aus der Perspektive vier Jugendlicher, die durch Glück oder Zufall überlebt haben und nun mit den veränderten Bedingungen zurecht kommen müssen. Eine weitere Perspektive gilt einem der „Verrückten“, Nichts genannt, dessen Identität bis zum Ende des Romans nicht gelüftet wird, als Leser vermutet man aber nach einiger Zeit, wer dahinter stecken könnte. Jeyn Roberts gelingt es sehr gut sich in die einzelnen Jugendlichen einzufühlen, sie authentisch zu zeichnen, als Leser ist man schnell emotional mit dabei. Auch kann man gut nachvollziehen, wie sich die Jugendlichen durch die veränderten Gegebenheiten weiter entwickeln, sie müssen jetzt einfach erwachsen werden, wenn sie überleben wollen. Gut heraus gearbeitet wird auch, wie unterschiedlich Menschen nach solchen Katastrophen mit den geänderten Gegebenheiten umgehen, Schwächen und Stärken kommen zum Tragen.

Die Geschichte ist ungeheuer spannend, entwickelt sich schnell zum Pageturner, ich konnte sie irgendwann nicht mehr aus der Hand legen. Am Ende gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer, es bleiben aber viele Fragen offen denn es folgt noch ein zweiter Teil. Die größte Frage ist die nach dem Warum. Wer oder was steckt dahinter, wer oder was beeinflusst die „Verrückten“, warum sind nicht alle davon betroffen. Theorien werden zwar schon in diesem Band aufgestellt, eine Antwort gibt es aber nicht. Ich muss auch sagen, dass ich mir vom zweiten Band nicht unbedingt eine Antwort erwarte, ich könnte mir auch vorstellen, dass die Frage nach dem Warum offen bleibt und so Raum zum Spekulieren bietet. Ich bin schon gespannt darauf!

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, weswegen er auch volle Punktzahl und eine Leseempfehlung bekommt. Genrefans sollten zugreifen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Richtig gut!

Mörderische Wahrheiten
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Auf diesen Tag hat Carlotta Fiore achtzehn Monate lang gewartet: Konrad Fürst erwacht aus dem Koma. Doch er hat sein Gedächtnis verloren und erkennt sie nicht. Zur selben Zeit gibt es eine Mordserie an ...

Auf diesen Tag hat Carlotta Fiore achtzehn Monate lang gewartet: Konrad Fürst erwacht aus dem Koma. Doch er hat sein Gedächtnis verloren und erkennt sie nicht. Zur selben Zeit gibt es eine Mordserie an Jugendlichen, die dem Schema eines vor 30 Jahren Verurteilten folgen, der erst vor kurzem verstorben ist. Konrad Fürst war seinerzeit der ermittelnde Beamte und so wünscht sich nicht nur Carlotta, dass er sich bald wieder erinnert.

Der Roman ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie um Carlotta Fiore und Konrad Fürst und, obwohl ich selbst den ersten Teil auch noch nicht kenne, empfehle ist sehr, diesen zuerst zu lesen. Die Autorin hat zwar die wesentlichen Bestandteile des Vorgängerromans so integriert, dass man keine Verständnisprobleme hat, aber zum Einen wird man sehr neugierig auf den ersten Band und zum Anderen hat man das Gefühl, man könnte die Charaktere, vor allem Carlotta, deutlich besser verstehen, hätte man ihn gelesen. Ich habe ihn mir auch bereits gekauft und freue mich aufs Lesen.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt, und obwohl ich mit Carlotta so meine Probleme hatte – dazu später mehr – habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, habe mitgerätselt und -gehofft. Die Auflösung ist logisch, auch wenn ich die Motivation nicht ganz nachvollziehen kann. Leider muss man wieder einmal lesen, wie ein Ermittler bzw. jemand ihm Nahestehendes in Lebensgefahr gerät, ich würde mir wirklich sehr wünschen, wenn Autoren davon öfter Abstand nähmen, vor allem bei Reihen (wer glaubt schon daran, dass derjenige stirbt, wenn es weitere Bände gibt?), hier sind es sogar zwei Personen – und obwohl ich um die eine habe ich wirklich etwas gezittert, hat es mich trotzdem genervt. Letztlich hat es an meiner sehr guten Meinung zum Buch aber nichts geändert.

Theresa Prammer wartet mit einer ganzen Reihe Personen auf, die mir gut gefallen haben: Konrad Fürst, dem ich von Anfang an gewünscht habe, dass er seine Erinnerungen wieder findet, Fanny, Schülerin und Sängerin, Jana Schneider, ehemals berühmte Schauspielerin, Anna, Carlottas Nachbarin, Ärztin und in Konrad verliebt. Carlotta selbst war mir durchgehend nicht sehr sympathisch, ich konnte viele ihrer Handlungen und Gedanken nicht nachvollziehen, sie log mir zu oft und handelte maches Mal unsinnig (ganz schlimm fand ich die Aktion mit dem Arzt!), aber der Autorin ist es gelungen, trotzdem mein Verständnis für Carlottas Handeln zu wecken. Einige andere Charaktere sind sehr unsympathisch dargestellt, aber dennoch interessant, wie z. B. Heinz Krump, der ermittelnde Beamte.

Wie oben schon erwähnt, ist eine Trilogie geplant, der nächste Band soll 2017 erscheinen. Ich bin gespannt, was die Autorin noch erzählen möchte, mir schien das Ende diesen Bandes ein gutes Ende der Geschichte gewesen zu sein.

Wer gerne spannende Krimis liest und dabei auch Wert auf das Privatleben der Ermittler legt, ist hier richtig. Von mir gibt es volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Am Ende hat mich die Geschichte doch überzeugt

Die Flüsse von London
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Peter Grant ist Polizeianwärter in London. Eines Nachts trifft er auf einen Geist, der Zeuge eines Mordes gewesen ist, Peter hat offenbar mystische Fähigkeiten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale zugeteilt, ...

Peter Grant ist Polizeianwärter in London. Eines Nachts trifft er auf einen Geist, der Zeuge eines Mordes gewesen ist, Peter hat offenbar mystische Fähigkeiten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale zugeteilt, der nicht nur eine Sondereinheit leitet, die sich um mysteriöse Todesfälle kümmert und bislang nur aus ihm selbst bestand, sondern auch der letzte Zauberer ist. Er nimmt Peter als Lehrling auf, weist ihn in die Magie ein und stellt ihm einige außergewöhnliche Wesen vor. Und ein Mordfall wäre da auch noch zu lösen.

Eine sehr interessante Konstellation, wie ich finde, und so geht man als Leser zusammen mit Peter staunenden Auges an die Geschichte heran – um, ebenfalls zusammen mit Peter, bald verwirrt die Stirn zu runzeln. Ben Aaronovitch erschlägt den Leser sehr schnell mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, die überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Viel davon hat mit den Flüssen von London zu tun, wie auch der Titel schon sagt. Dass die Flüsse mehr als fließendes Wasser sind, ist nicht weiter überraschend, schließlich liest man einen Fantasy-Roman. Doch was haben diese mit dem Mord zu tun? Und warum werden die Ermittlungen dauernd unterbrochen – oder gehört das alles doch dazu? Und neben all dem muss Peter sich noch im Zaubern üben, umziehen und hat mit seinen Hormonen zu tun.

Über lange Strecken ist der Roman tatsächlich etwas verwirrend, der Autor scheint sehr schnell den roten Faden verloren zu haben – und doch fügt sich zum Ende alles recht gut zusammen. Über die Auflösung muss man zwar auch ein bisschen grübeln, aber am Ende habe ich recht zufrieden den Reader ausgeschaltet – und bin nun vielleicht sogar bereit noch einen weiteren Roman der fünfteiligen Serie zu lesen. Leider fehlt es dem Roman etwas an Spannung, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen fällt nicht wirklich schwer, man sollte aber schon dran bleiben, um den Überblick zu behalten. Gegen Ende zieht die Spannung dann doch noch an und vor allem die Szenen in der Oper fand ich richtig gut.

Warum auch immer, ich hatte ständig das Gefühl, der Roman würde in der Vergangenheit spielen, wahrscheinlich wirkte seine Stimmung so auf mich. Doch Begriffe wie „Handy“ oder „Plasmafernseher“ holten mich immer wieder in die Gegenwart zurück. Tatsächlich hätte er wohl auch funktioniert, wenn er ein paar Jahrzehnte früher gespielt hätte.

Interessant sind vor allem die Charaktere – und hier muss ich wieder auf die Flüsse zurückkommen, auf Mutter Themse, Vater Themse und ihre Nachkommenschaft. Ich wusste gar nicht, dass es im Zusammenhang mit London und Themse so viele Flüsse gibt. Auch Peter konnte schnell bei mir punkten, er erzählt selbst in Ich-Form, wodurch man tatsächlich die Geschichte mit ihm zusammen erlebt, und ist mir sehr sympathisch, ebenso wie Thomas Nightingale, der sicher in den Nachfolgeromanen noch mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Der Autor lässt Einiges an (britischem) Humor in seine Erzählung einfließen, so dass sie zwar manchmal voller Umwege scheint, aber nie zäh ist.

Wie schon gesagt, am Ende war ich zufrieden mit dem Roman, es lohnt sich also, dran zu bleiben, auch wenn man zwischendurch Hänger hat. Als Gesamtpaket konnte die Geschichte mich überzeugen, so dass ich 4 Sterne vergeben und auch eine Empfehlung ausspreche, wer sich auch gerne einmal an einer etwas anderen Geschichte versucht, sollte zumindest einen Blick riskieren.