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Veröffentlicht am 15.09.2016

Richtig gut!

Mörderische Wahrheiten
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Auf diesen Tag hat Carlotta Fiore achtzehn Monate lang gewartet: Konrad Fürst erwacht aus dem Koma. Doch er hat sein Gedächtnis verloren und erkennt sie nicht. Zur selben Zeit gibt es eine Mordserie an ...

Auf diesen Tag hat Carlotta Fiore achtzehn Monate lang gewartet: Konrad Fürst erwacht aus dem Koma. Doch er hat sein Gedächtnis verloren und erkennt sie nicht. Zur selben Zeit gibt es eine Mordserie an Jugendlichen, die dem Schema eines vor 30 Jahren Verurteilten folgen, der erst vor kurzem verstorben ist. Konrad Fürst war seinerzeit der ermittelnde Beamte und so wünscht sich nicht nur Carlotta, dass er sich bald wieder erinnert.

Der Roman ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie um Carlotta Fiore und Konrad Fürst und, obwohl ich selbst den ersten Teil auch noch nicht kenne, empfehle ist sehr, diesen zuerst zu lesen. Die Autorin hat zwar die wesentlichen Bestandteile des Vorgängerromans so integriert, dass man keine Verständnisprobleme hat, aber zum Einen wird man sehr neugierig auf den ersten Band und zum Anderen hat man das Gefühl, man könnte die Charaktere, vor allem Carlotta, deutlich besser verstehen, hätte man ihn gelesen. Ich habe ihn mir auch bereits gekauft und freue mich aufs Lesen.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt, und obwohl ich mit Carlotta so meine Probleme hatte – dazu später mehr – habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, habe mitgerätselt und -gehofft. Die Auflösung ist logisch, auch wenn ich die Motivation nicht ganz nachvollziehen kann. Leider muss man wieder einmal lesen, wie ein Ermittler bzw. jemand ihm Nahestehendes in Lebensgefahr gerät, ich würde mir wirklich sehr wünschen, wenn Autoren davon öfter Abstand nähmen, vor allem bei Reihen (wer glaubt schon daran, dass derjenige stirbt, wenn es weitere Bände gibt?), hier sind es sogar zwei Personen – und obwohl ich um die eine habe ich wirklich etwas gezittert, hat es mich trotzdem genervt. Letztlich hat es an meiner sehr guten Meinung zum Buch aber nichts geändert.

Theresa Prammer wartet mit einer ganzen Reihe Personen auf, die mir gut gefallen haben: Konrad Fürst, dem ich von Anfang an gewünscht habe, dass er seine Erinnerungen wieder findet, Fanny, Schülerin und Sängerin, Jana Schneider, ehemals berühmte Schauspielerin, Anna, Carlottas Nachbarin, Ärztin und in Konrad verliebt. Carlotta selbst war mir durchgehend nicht sehr sympathisch, ich konnte viele ihrer Handlungen und Gedanken nicht nachvollziehen, sie log mir zu oft und handelte maches Mal unsinnig (ganz schlimm fand ich die Aktion mit dem Arzt!), aber der Autorin ist es gelungen, trotzdem mein Verständnis für Carlottas Handeln zu wecken. Einige andere Charaktere sind sehr unsympathisch dargestellt, aber dennoch interessant, wie z. B. Heinz Krump, der ermittelnde Beamte.

Wie oben schon erwähnt, ist eine Trilogie geplant, der nächste Band soll 2017 erscheinen. Ich bin gespannt, was die Autorin noch erzählen möchte, mir schien das Ende diesen Bandes ein gutes Ende der Geschichte gewesen zu sein.

Wer gerne spannende Krimis liest und dabei auch Wert auf das Privatleben der Ermittler legt, ist hier richtig. Von mir gibt es volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Am Ende hat mich die Geschichte doch überzeugt

Die Flüsse von London
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Peter Grant ist Polizeianwärter in London. Eines Nachts trifft er auf einen Geist, der Zeuge eines Mordes gewesen ist, Peter hat offenbar mystische Fähigkeiten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale zugeteilt, ...

Peter Grant ist Polizeianwärter in London. Eines Nachts trifft er auf einen Geist, der Zeuge eines Mordes gewesen ist, Peter hat offenbar mystische Fähigkeiten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale zugeteilt, der nicht nur eine Sondereinheit leitet, die sich um mysteriöse Todesfälle kümmert und bislang nur aus ihm selbst bestand, sondern auch der letzte Zauberer ist. Er nimmt Peter als Lehrling auf, weist ihn in die Magie ein und stellt ihm einige außergewöhnliche Wesen vor. Und ein Mordfall wäre da auch noch zu lösen.

Eine sehr interessante Konstellation, wie ich finde, und so geht man als Leser zusammen mit Peter staunenden Auges an die Geschichte heran – um, ebenfalls zusammen mit Peter, bald verwirrt die Stirn zu runzeln. Ben Aaronovitch erschlägt den Leser sehr schnell mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, die überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Viel davon hat mit den Flüssen von London zu tun, wie auch der Titel schon sagt. Dass die Flüsse mehr als fließendes Wasser sind, ist nicht weiter überraschend, schließlich liest man einen Fantasy-Roman. Doch was haben diese mit dem Mord zu tun? Und warum werden die Ermittlungen dauernd unterbrochen – oder gehört das alles doch dazu? Und neben all dem muss Peter sich noch im Zaubern üben, umziehen und hat mit seinen Hormonen zu tun.

Über lange Strecken ist der Roman tatsächlich etwas verwirrend, der Autor scheint sehr schnell den roten Faden verloren zu haben – und doch fügt sich zum Ende alles recht gut zusammen. Über die Auflösung muss man zwar auch ein bisschen grübeln, aber am Ende habe ich recht zufrieden den Reader ausgeschaltet – und bin nun vielleicht sogar bereit noch einen weiteren Roman der fünfteiligen Serie zu lesen. Leider fehlt es dem Roman etwas an Spannung, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen fällt nicht wirklich schwer, man sollte aber schon dran bleiben, um den Überblick zu behalten. Gegen Ende zieht die Spannung dann doch noch an und vor allem die Szenen in der Oper fand ich richtig gut.

Warum auch immer, ich hatte ständig das Gefühl, der Roman würde in der Vergangenheit spielen, wahrscheinlich wirkte seine Stimmung so auf mich. Doch Begriffe wie „Handy“ oder „Plasmafernseher“ holten mich immer wieder in die Gegenwart zurück. Tatsächlich hätte er wohl auch funktioniert, wenn er ein paar Jahrzehnte früher gespielt hätte.

Interessant sind vor allem die Charaktere – und hier muss ich wieder auf die Flüsse zurückkommen, auf Mutter Themse, Vater Themse und ihre Nachkommenschaft. Ich wusste gar nicht, dass es im Zusammenhang mit London und Themse so viele Flüsse gibt. Auch Peter konnte schnell bei mir punkten, er erzählt selbst in Ich-Form, wodurch man tatsächlich die Geschichte mit ihm zusammen erlebt, und ist mir sehr sympathisch, ebenso wie Thomas Nightingale, der sicher in den Nachfolgeromanen noch mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Der Autor lässt Einiges an (britischem) Humor in seine Erzählung einfließen, so dass sie zwar manchmal voller Umwege scheint, aber nie zäh ist.

Wie schon gesagt, am Ende war ich zufrieden mit dem Roman, es lohnt sich also, dran zu bleiben, auch wenn man zwischendurch Hänger hat. Als Gesamtpaket konnte die Geschichte mich überzeugen, so dass ich 4 Sterne vergeben und auch eine Empfehlung ausspreche, wer sich auch gerne einmal an einer etwas anderen Geschichte versucht, sollte zumindest einen Blick riskieren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ärgerlich!

Schattenjagd
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Eliza, Winters Schwester, ist wieder zu Hause, doch glücklich ist Winter darüber nicht, im Gegenteil sie flippt mehr und mehr aus.

In meiner Rezension zum ersten Band des Dear-Sister-Vierteilers war ich ...

Eliza, Winters Schwester, ist wieder zu Hause, doch glücklich ist Winter darüber nicht, im Gegenteil sie flippt mehr und mehr aus.

In meiner Rezension zum ersten Band des Dear-Sister-Vierteilers war ich ziemlich zwiegespalten, hatte mich der Roman zunächst sehr gepackt, weil er sehr spannend und die Geschichte sehr mysteriös war, war ich vom letzten Viertel enttäuscht. Dennoch war ich gespannt, wie die Geschichte weitergeht und ob mich der nächste Band wieder packen würde.

Leider geht die Enttäuschung weiter, es ist sogar schlimmer, mit jedem Kapitel wurde ich ärgerlicher. In meinen Augen ist die Geschichte hanebüchen und moralisch fragwürdig (ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal schreiben werde …). Um zu erklären, warum ich so empfinde, wird meine Rezension ausnahmsweise nicht ganz spoilerfrei (aber ohne schwerwiegende Spoiler) sein.

Wie im ersten Band handeln die Charaktere für mich meist nicht nachvollziehbar und in meinen Augen auch oft nicht charaktergerecht, für mich wirkt es, als würde die Autorin die Charaktere mit Gewalt in die Handlung pressen. Noch dazu wird nicht miteinander geredet und wenn, wird entweder gelogen, Wichtiges verschwiegen, oder dem Anderen nicht geglaubt. Für mich nicht nachvollziehbar auch, warum die Eltern nicht mehr involviert werden. Dass Eliza eine Schattenwandlerin ist, ist eine genetische Veranlagung, wäre es da nicht mehr als logisch, die Eltern darauf anzusprechen, zumal sie von Eliza und Winter als sehr liebevoll geschildert werden (was für mich aber nicht wirklich greifbar wird)? Sätze wie „Eine Familie ist dazu da, um die Probleme gemeinsam zu lösen“ (Ebook Position 2999) klingen in diesem Kontext eher lächerlich. Vieles wirkt auf mich auch nicht authentisch, z. B. wenn Mona offenbar ohne große Probleme in die Familie aufgenommen werden kann (ich denke, auch in Irland geht das nicht so einfach).

Im ersten Band wurde ein eigennütziger Serienmörder zum sexy Bad Boy, in den man sich verlieben muss, hochstilisiert, und auch in diesem Band wird wieder Mord als notwendiges Übel betrachtet. Und das, obwohl überhaupt nicht klar sein kann, dass Mord zum gewünschten Erfolg (der natürlich wieder absolut egoistisch und eigennützig ist) führt.

Für mich ist der ganze Roman von Anfang bis zum Ende eine Aneinanderreihung nicht nachvollziehbarer Handlungen und Geschehnisse, die auf mich teilweise einfach nur lächerlich wirken (wie z. B. der Fluch, ein Fluch ohne Sinn und Zweck, sowie die Möglichkeit, ihn womöglich zu brechen – für mich ist das überhaupt nicht logisch durchdacht), ich habe beim Lesen abwechselnd den Kopf geschüttelt und die Augen verdreht. Ich kann mich so gut wie gar nicht in die Gefühle der Protagonisten hineinversetzen, weder in Hass und Wut noch in Liebe, es wird für mich nicht nachvollziehbar und oft sogar unglaubwürdig dargestellt.

Wie im Vorgänger sind die Kapitel aus verschiedenen Perspektiven in Ich-Form erzählt, neben Winter und Eliza kommt dieses Mal auch Mona zu Wort. Das ist ganz gut gemacht, die Perspektivewechsel erfolgen immer passend, das Geschehen wird so von allen Seiten beleuchtet. Geholfen hat es mir aber nicht, alle Gefühle und Handlungen nachvollziehen zu können.

Warum habe ich den Roman zu Ende gelesen? Weil ich mich dazu verpflichtet hatte. Für mich ist die Reihe hier beendet, mich interessiert das weitere Schicksal der Protagonisten nicht und voraussichtlich würde ich mich nur weiter ärgern. Eine Empfehlung gibt es von mir also nicht, weder für diesen Band, noch für den gesamten Vierteiler, für diesen Band vergebe ich 1 ,5 Punkte, die ich aufrunde, 1 Punkt würde ich nur vergeben, wenn das Gesamtpaket nicht stimmt (z. B. auch die Rechtschreibung und Grammatik miserabel wäre).

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr guter historischer Roman

Der Kaffeedieb
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Ende des 17. Jahrhunderts: In Europa wird Kaffeetrinken immer beliebter, aber leider liegt das Handelsmonopol bei den Osmanen. Die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC) will das nicht länger dulden und ...

Ende des 17. Jahrhunderts: In Europa wird Kaffeetrinken immer beliebter, aber leider liegt das Handelsmonopol bei den Osmanen. Die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC) will das nicht länger dulden und beauftragt Obediah Chalon damit, Kaffeesträucher direkt im Anbaugebiet zu stehlen. Klar ist, diese sind gut gesichert, Obediah benötigt also ein Team mit möglichst vielfältigen Fähigkeiten und einen guten Plan.

Der Roman erfordert konzentriertes Lesen, denn er ist nicht ganz einfach zu lesen, wozu vor allem Begriffe beitragen, die dem Roman zwar Authentizität verleihen, die aber heutzutage nicht mehr verwendet werden. Dazu später noch etwas mehr. Der Roman ist aber auch recht komplex, denn Tom Hillenbrand erzählt seine Geschichte nicht immer linear, machmal werden kleine Umwege dazwischen geschoben, man erfährt z. B. etwas über die Saturnmonde, über Theorien der damaligen Zeit Leben auf anderen Sternen betreffend, über die Mühlensprache oder das binäre System. Auch das trägt zur Authentizität bei, lockert das Geschehen auf und bietet zusätzliche, immer interessante Informationen. Insgesamt zieht sich das Geschehen über mehrere Jahre, was mich zunächst erstaunt hat, was aber bei der großen Aufgabe einleuchtet.

Die Charaktere gefallen mir allesamt wirklich gut, besonders Obediah, adeliger Abstammung, Spekulant, Fälscher, Naturphilosoph mit vielfältigen Interessen und Ideen. Er stellt sich eine illustere Mannschaft zusammen, jedes Mitglied für sich hat einen interessanten Hintergrund, und auch die Gegenspieler gefallen mir gut, jeder einzelne Charakter trägt zum Lesegenuss bei, auch wenn die meisten nicht sehr tiefgründig gezeichnet sind (das wäre im Rahmen dieses Romans auch zu viel), sind sie alle bemerkenswerte Typen.

Sehr gut gefällt mir die Erzählweise, der Autor führt die Geschichte immer wieder durch Briefe fort, einmal wird die Handlung als eine Art Märchen erzählt, was ich ausgesprochen gelungen finde und gut in die Handlung passend. Gerade das „Märchen“ hat mich sehr überrascht und dann zum Schmunzeln gebracht. Chapeau! Übrigens sollte man nicht erwarten, hier nur etwas über den Diebstahl an sich zu lesen, viele Seiten sind der Vorbereitung gewidmet und der ein oder andere Leser könnte tatsächlich etwas ungeduldig werden. Dennoch lohnt sich jede einzelne Seite des Romans, denn er ist ausreichend spannend, oft überraschend und gleichzeitig anregend und lehrreich.

„Der Kaffeedieb“ ist ein historischer Roman ganz nach meinem Geschmack, sehr gut recherchiert, mit einer spannenden Geschichte und interessanten Charakteren sowie vielen Zeit- und Hintergrundinformationen, auch Extras sind vorhanden, neben zwei farbigen Karten gibt es ein Glossar und ein Personenverzeichnis. Leider ist das Glossar nicht ganz ausreichend, gerade weil so viele Begriffe im Roman verwendet werden, die man heute in der Regel nicht mehr kennt, schaut man doch recht oft dort hinein und wird nicht immer fündig (bei mir waren es z. B. „antichambrieren“ und „Wolfspfirsich“), natürlich kann man die auch googeln, aber wenn schon ein Glossar, dann bitte auch vollständig. Dafür finden sich einige Begriffe darin, die auch durch den Text des Romans ausreichend erklärt werden (z. B. „Justaucorps“), die man sich im Glossar hätte sparen können, falls es eine Frage des Umfangs war. Weiterhin hätte ich mir ein Nachwort des Autors gewünscht, in dem er ein bisschen über Fakten und Fiktion referiert oder auch darüber, wie er recherchiert hat.

Natürlich kann ich den Roman uneingeschränkt empfehlen, wer gerne Romane liest, in denen die historischen Hintergründe eine ebenso große Rolle spielen wie eine gute Geschichte und interessante Charaktere, sollte unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sollte man gelesen haben

Der Besuch der alten Dame
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Nach vielen Jahren kehrt Claire Zachanassian in ihren Heimatort Güllen zurück, verlassen hat sie ihn mehr oder weniger unfreiwillig, jetzt als Milliardärin könnte sie den sehr heruntergekommenen Ort retten. ...

Nach vielen Jahren kehrt Claire Zachanassian in ihren Heimatort Güllen zurück, verlassen hat sie ihn mehr oder weniger unfreiwillig, jetzt als Milliardärin könnte sie den sehr heruntergekommenen Ort retten. Der Empfang ist deshalb auch großartig geplant, doch Claire stellt Bedingungen.

Es handelt sich hier nicht um einen Roman, sondern um ein Theaterstück, der Text ist daher auch entsprechend aufgebaut, jedoch liest man sich, vor allem, wenn man bereits öfter solche Stücke gelesen hat, schnell ein. Faszinierend finde ich die Anweisungen des Autors, z. B. zum Bühnenbild, dieses entsteht dadurch sehr gut vor dem geistigen Auge, überhaupt kann man sich das ganze Stück sehr gut auf der Bühne gespielt vorstellen.

Die Charaktere sind zum Teil recht überzeichnet, vor allem Claire, die u. a. alleine während des Stückes drei Ehemänner verschleißt. Viele der anderen Güllener Charaktere werden nicht beim Namen genannt, sondern nur bei ihrer Funktion „Polizist“, „Pfarrer“, „Kunde“ oder einfach durchnummeriert, sie stehen damit nicht für einen Einzelnen sondern für bestimmte Typen, für die Menge.

Friedrich Dürrenmatt hat ein sehr bissiges Stück geschrieben, das dem Zuschauer einen Spiegel vor Augen hält. Was würde man selbst für so viel Geld tun? Trotz des im Grunde sehr ernsten Themas gibt es auch immer wieder die Möglichkeit zu schmunzeln und zu lachen, nicht umsonst handelt es sich um eine „tragische Komödie“. Das Lachen bleibt einem aber auch manches Mal im Hals stecken. Das Ende ist gelungen und, wenn auch vielleicht nicht ganz so erwartet, absolut passend.

Mir liegt der 5. Band der Werkausgabe von Diogenes vor, enthalten ist hier noch ein interessanter Anhang, der u. a. Randnotizen des Autors enthält, mit einigen Bonmots bzw. Bösartigkeiten, lesenswert!

„Der Besuch der alten Dame“ gehört für mich zu den Theaterstücken, die jeder kennen sollte, das Lesen ist zu empfehlen, aber genauso gut könnte man sich das Stück auf der Bühne ansehen oder die Verfilmung mit Elisabeth Flickenschildt, die man auch auf youtube findet. Ich vergebe für diesen Klassiker eine Lesempfehlung und verdiente volle Punktzahl.