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Veröffentlicht am 11.08.2023

Die Geschichte geht spannend weiter

Market of Monsters
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Nita ist ihrem Gefängnis entkommen, doch sie wird weiter gejagt, im Darknet gibt es Videos von ihr und man zahlt viel Geld für sie. In Kanada trifft sie wieder auf Kovit, und die beiden schließen sich ...

Nita ist ihrem Gefängnis entkommen, doch sie wird weiter gejagt, im Darknet gibt es Videos von ihr und man zahlt viel Geld für sie. In Kanada trifft sie wieder auf Kovit, und die beiden schließen sich erneut zusammen. Von Rachegelüsten geleitet, schmiedet Nita einen blutigen Plan nach dem anderen, und auch Kovit bekommt es mit seiner Vergangenheit zu tun.

Der zweite Band schließt nahtlos an den ersten Band an und ist schon wegen seines Settings, die kanadische Stadt Toronto, nicht ganz so spannend wie der Vorgängerband, jedoch spannend und actionreich genug, dass man ihn nicht aus der Hand legen mag. Auch hier ist die Triggerwarnung am Ende jedoch berechtigt, wer Gewalt und viel Blut nicht abkann, sollte besser eine andere Lektüre wählen. Blutiger und gewalttätiger als in vielen Thrillern ist es aber auch hier nicht, und insgesamt etwas weniger beklemmend als in dem Gefängnis im Amazonasgebiet im ersten Band.

Wieder muss Nita einige Schläge einstecken, und auch Kovit trifft Leute, denen er am liebsten nicht wieder begegnet wäre. Zwei neue Charaktere unterstützen die beiden, wobei nie sicher ist, inwieweit diese wirklich auf der „richtigen“ Seite stehen. Interessant sind die beiden aber allemal, vor allem der Kelpie Adair hat eine wichtige Rolle, aber auch die Ghula Diana ist bemerkenswert. An diesen beiden, aber auch an Kovit und Nita stellt sich die Frage, was ein Monster ist. Sind es Adair und Diana, die menschliche Körper essen müssen, Kovit, der sich als Zannie von menschlichen Schmerzen ernähren muss, oder vielleicht doch Nita, die für ihre Rache über – viele – Leichen geht? Eine interessante Frage, die man sich auch als Leser:in stellt.

Nach wie vor finde ich die Welt, die die Autorin hier erschaffen hat, sehr interessant, leben wollte ich in ihr allerdings nicht. Doch die vielen mystischen Wesen, die es hier gibt, wie z. B. Kelpies, Kappas, Vampire usw, und deren Ausprägungen, ihre Leben unter den Menschen und der dadurch entstandene zusätzliche Rassismus, aber auch die Ethikfragen, welche Wesen z. B. zu gefährlich sind, um unter Menschen leben zu dürfen, welche man ungestraft töten darf, oder gar, wessen Körperteile womöglich etwas bewirken, wenn man sie zu sich nimmt (erinnert z. B. an die angebliche Wirkung des Horns des Nashorns), sind schon sehr komplex und gut eingebunden. Auch Nita muss sich im Laufe der Geschichte einigen dieser Fragen stellen.

Der zweite Band konnte mich etwas weniger packen als der erste, ist aber dennoch auch sehr spannend, und teilweise tiefgründig. Nun bin ich sehr auf den Abschluss der Trilogie gespannt.

Veröffentlicht am 07.08.2023

Biothriller mit unsympathischen Protagonist:innen

Der Skandal
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Daniel Lichter aka Dan Light ist stolz auf seine Firma Light Foods, denn sie stellt absolut autark künstliches Fleisch her, dass zudem optisch und geschmacklich von echtem Fleisch kaum zu unterscheiden ...

Daniel Lichter aka Dan Light ist stolz auf seine Firma Light Foods, denn sie stellt absolut autark künstliches Fleisch her, dass zudem optisch und geschmacklich von echtem Fleisch kaum zu unterscheiden ist – für ihn eine echte Alternative zu Vegan, denn auch hier gibt es kein Tierleid. Doch dann sagt man seinen Produkten nach, die unheilbare Krankheit TASE zu verursachen …

Anna Heigens Bruder Peter arbeitete bei Light Foods, bis er einen schweren Unfall hatte, und nun im Koma liegt. Peters Freundin Lisa glaubt nicht an einen Unfall und versucht Anna davon zu überzeugen, dass Peter einem Anschlag zum Opfer fiel.

Die Gebrüder Orgel haben wieder einmal das Genre gewechselt und einen Thriller, genauer einen Biothriller geschrieben. Das Thema ist dazu brandaktuell und gar nicht so futuristisch wie man denken könnte. TASE ist zudem eine Variante von BSE, das schon vor gut 20 Jahren einen Skandal verursachte und eine der unheimlichsten Krankheiten für mich ist.

Das Thema macht es nötig ausreichend Informationen zu liefern, und so ist die erste Hälfte des Romans sehr inputlastig und dadurch auch recht langatmig. Interessant ist das natürlich schon zu lesen, aber eigentlich hat man ja einen Thriller erwartet. Zum Thriller wird der Roman dann in der zweiten Hälfte, da gibt es dann viel Action, spannende Wendungen und viel Rätselraten. Trauen kann man eigentlich niemandem.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, vor allem die Annas und Dans. Die Charakter bleiben in meinen Augen etwas zu blass, und keiner ist mir sympathisch geworden, naja, bis auf einen Nebencharakter, aber auch bei dem war Misstrauen angesagt, denn auch als Leser:in misstraut man nahezu jedem.

Wie man es von den beiden Autoren kennt, sind viele Szenen auf den Punkt, ich denke da z. B. an die Expertenrunde im TV, auch sonst ist der Erzählstil sehr eindringlich, das zeigt sich bereits im Prolog. Auch Humor fehlt nicht, dafür steht nicht nur die aufdringliche Nachbarin. Hin und wieder kamen mir manche Handlungen nicht ganz schlüssig vor, wenn z. B. Nachfragen ausblieben.

Ich bin ein großer Fan der beiden Autoren und habe jeden ihrer Romane gelesen. Dieses Mal haben sie mich leider nicht so abholen können, wie ich es von ihnen gewohnt bin. Die Thematik ist interessant, der Roman aber zu lange zu langatmig, zudem hätte ich mir wenigstens einen Charakter gewünscht, mit dem ich hätte mitfühlen können, dazu waren sie mir aber zu wenig sympathisch. Daher von mir „nur“ 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Sehr spannend, aber auch sehr blutig

Market of Monsters
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Nitas Mutter jagt Unnatürliche, deren Leichen Nita dann seziert und zerteilt, die einzelnen Teile werden schließlich über das Darknet verkauft. Eines Tages wird Nita entführt, und landet selbst als Kaufobjekt ...

Nitas Mutter jagt Unnatürliche, deren Leichen Nita dann seziert und zerteilt, die einzelnen Teile werden schließlich über das Darknet verkauft. Eines Tages wird Nita entführt, und landet selbst als Kaufobjekt in den einschlägigen Foren.

Dieser Roman hat es in sich, und die Triggerwarnung am Ende hat ihren guten Grund, man muss schon aushalten können, was sich hier so abspielt. Andererseits hat mancher Thriller in der Beziehung noch einiges mehr zu bieten. Was „Market of Monsters“ aber auch ist: Sehr spannend. Zumindest der erste Band der Trilogie hat mich von Anfang bis Ende gefesselt, und nach dem letzten Satz, der gleichzeitig auch Cliffhanger ist, musste ich direkt den zweiten beginnen, zum Glück ist bereits die gesamte Trilogie veröffentlicht.

Auch die Charaktere muss man aushalten können, keiner, auch nicht die Protagonistin, ist sympathisch, viele sind regelrecht widerlich. Aber, man kommt Nita dennoch auf gewisse Weise näher, und hofft, dass sie das Ganze gut übersteht, und manche ihrer Handlungen sind letztlich nachvollziehbar. Ich habe mich gegen Ende auch gefragt, wie ich in dieser Situation wohl handeln würde. Ein Charakter, von dem man (auch Nita) das am Anfang nicht gedacht hätte, ist mir sogar noch näher als Nita gekommen.

Interessant ist auch das Setting, zunächst befindet man sich in Lima/Peru, später mitten im Regenwald. Auch das Worldbuilding ist gelungen, Übernatürliche gibt es global, aber auch diverse Organisationen, die sich mit ihnen auf verschiedene Weise beschäftigen, zudem gibt es auch ausreichend Background zu verschiedenen Unnatürlichen, und womöglich trifft man in den Folgebänden noch weitere bzw. hört von ihnen .

Ich bin sehr gespannt, was Nita in den weiteren Bänden erleben wird, so ganz kann ich mir noch nicht vorstellen, was in den zwei Folgebänden passieren könnte, obwohl es natürlich schon Material gibt für weiteren Stoff.

Der erste Band der „Market of Monsters“-Trilogie ist vor allem spannend, es gibt aber auch viel Blut und Gewalt. Wer damit klar kommt, erhält einen Pageturner, dessen zwei Folgebände zum Glück schon veröffentlicht sind, so dass man direkt weiterlesen kann.

Veröffentlicht am 01.08.2023

Eine eindrucksvolle Persönlichkeit

Josephine Baker und der Tanz des Lebens (Ikonen ihrer Zeit 3)
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Josephine Baker – der Name ist wohl jedem ein Begriff, und viele denken dabei wahrscheinlich an die halbnackte Tänzerin im Bananenröckchen – Josephine Baker war aber so viel mehr …

Das hat Juliana Weinberg ...

Josephine Baker – der Name ist wohl jedem ein Begriff, und viele denken dabei wahrscheinlich an die halbnackte Tänzerin im Bananenröckchen – Josephine Baker war aber so viel mehr …

Das hat Juliana Weinberg in diesem Band der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ ausdrucksstark zu Papier gebracht. Im Prolog lernen wir die elfjährige Protagonistin kennen, die – in einem armen Schwarzenviertel in St. Louis lebend – ein Pogrom gegen ihre Familie und Nachbarn erleben muss, bei dem Häuser in Brand gesteckt wurden und viele starben. Josephine und ihre Familie konnten sich gerade noch retten.

Danach wird der Roman in drei Teile aufgeteilt, jeder davon wird, wie auch der Prolog und der Epilog mit einem Zitat von Josephine Baker eingeleitet, das thematisch dazu passt. Im ersten Teil „Die schwarze Venus“, in den Jahren 1925 bis 1936, erleben wir Josephines Karriere vom Revuegirl zum gefeierten Star mit. In den USA hatte Josephine weiterhin wegen ihrer Hautfarbe mit Diskrimierung zu kämpfen, 1925 aber das Glück, dass sie für die Show „Revue Nègre“ in Paris gebucht wurde. Dort spielte ihre Hautfarbe keine Rolle, so dass sie sich in Frankreich schnell heimisch fühlte, und es zu ihrer Wahlheimat machte, dessen Staatsbürgerschaft sie später annahm. Ihr Aufstieg war rasant, und tanzte sie zunächst noch sehr freizügig, wurden ihre Auftritte später seriöser, und ihr Gesang stand im Vordergrund.

Der zweite Teil des Romans „Der heimliche Krieg“ spielt in den Jahren 1939 bis 1944, den Kriegsjahren, in denen sich Josephine stark engagierte, zunächst als Rotkreuzschwester, trat sie wenig später der Resistance bei und hat schließlich auch die Truppen unterhalten. Schon hier trat sie engagiert der Rassentrennung entgegen.

Letzteres wird im dritten Teil „Die Kinder des Regenbogens“, 1945 bis 1963, zu ihrer vorrangigen Aufgabe, nicht nur, dass sie sich stark gegen Rassismus einsetzte und z. B. neben Martin Luther King bei Kundgebungen auftrat, sie versuchte auch zu zeigen, dass Menschen verschiedener Hautfarbe, Religion und Herkunft friedlich miteinander leben können, in dem sie Kinder aus verschiedenen Ländern adoptierte, ihre Regenbogenfamilie.

Juliana Weinberg zeigt die Protagonistin dabei als Mensch, ein Mensch, der seine guten, aber auch seine weniger guten Seiten hat. So ist Josephine oft naiv, schnell aufbrausend, macht oft, was sie will, ohne auf andere zu achten, was sich vor allem im dritten Teil des Romans stark äußert. In ihrer Jugend lebt sie ihr Leben in vollen Zügen, sie, die aus ärmsten Verhältnissen stammt, wirft mit Geld nur so um sich, was in späteren Jahren zu einem Problem wird. Besonders ist sie auch in Bezug auf ihre Haustiere, ein Schwein, eine Schlange, ein Affe, einen Gepard – das ist nur ein Teil ihres Zoos, und mancher Hotelier konnte wahrscheinlich ein eher nicht so gutes Lied davon singen, auch in ihren Garderoben hatte sie immer einige davon bei sich.

Die Autorin erzählt interessant und bildhaft, mein Kopfkino sprang schnell an. Daneben habe ich immer wieder gegoogelt, mir Fotos angeschaut und über die historischen Persönlichkeiten gelesen, die Josephine getroffen hat. Viele sind mir mehr oder weniger bekannt gewesen, jedoch nicht alle. Unbedingt sollte man auch das Nachwort der Autorin lesen.

Josephine Baker war nicht nur die halbnackte Tänzerin im Bananenröckchen, sie war so viel mehr, wurde mit Orden geehrt und erhielt einen Platz im Pariser Pantheon. Sie hat in ihrem Leben, das so hoffnungslos begann, viele berühmte Menschen getroffen und war auch selbst ein großer Star, zudem hat sie sich mutig für einige wichtige Dinge eingesetzt.

Josephine Baker hat ein interessantes und eindrucksvolles Leben gelebt. Juliana Weinberg ist es in diesem Roman gut gelungen, Interesse für Josephine Baker zu wecken, und sie dem/der Leser:in nahezubringen.

Veröffentlicht am 29.07.2023

Wieder ein verzwickter Fall für den japanischen Privatdetektiv

Mord auf der Insel Gokumon
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Japan 1946: Auch Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wurde während des Krieges eingezogen und diente bis zu dessen Ende. Er freundete sich in dieser Zeit mit Chimata Kito an, der zwar das Kriegsende erlebte, ...

Japan 1946: Auch Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wurde während des Krieges eingezogen und diente bis zu dessen Ende. Er freundete sich in dieser Zeit mit Chimata Kito an, der zwar das Kriegsende erlebte, aber nicht mehr seine Ankunft in der Heimat. Kosuke reist nun auf dessen Bitte zur Insel Gokumon, um Chimatas Familie von dessen Ableben in Kenntnis zu setzen. Außerdem hatte ihn Chimata mit seinen letzten Worten gebeten, seine Schwestern zu retten, die sterben müssten, wenn er nicht heim käme.

Auf der Insel angekommen, lernt er schnell neben Chimatas Familie auch einige andere Bewohner kennen, und lässt sich, trotz seines „Auftrages“ ein wenig treiben, bis eines Tages ein Mord geschieht.

Der Blumenbar Verlag hat nun nach „Die rätselhaften Honjin-Morde“ einen weiteren Fall des japanischen Privatdetektivs veröffentlicht. Hier wie dort stammen die Opfer aus einer wichtigen, gut betuchten Familie, von der es zudem eine Seitenlinie gibt, mit der man sich nicht unbedingt versteht, und die möglicherweise in den Fall verstrickt ist. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf. Wie der Titel schon sagt, findet dieser Fall auf einer Insel statt. Einer Insel zudem, die so ihre Eigenheiten hat, offenbar stammen alle Bewohner von Sträflingen und Piraten ab. Man lebt hier vor allem von der Fischerei, und Chimata wäre der Erbe des Fischereigroßunternehmen, bei dem ein großer Teil der Bevölkerung angestellt ist, gewesen.

Wie bereits im oben erwähnten Roman ist auch hier der Fall äußerst verzwickt, doch der Autor liefert einiges, worüber nicht nur Kosuke, sondern auch der/die Leser:in nachdenken kann. Die Lösung am Ende ist zufriedenstellend, wenn auch sehr erschütternd.

Nebenbei lernt man manches über die japanische Lebensweise jener Zeit, im Anhang findet sich zudem ein Glossar, das manches näher erläutert. Auch das Personenregister ist nützlich, vor allem, wenn man Probleme hat, die japanischen Namen zuzuordnen. Wie auch bei den Hojin-Morden gibt es einen übergeordneten Erzähler, doch dessen Erläuterungen nehmen hier einiges weniger an Raum ein, was ich schade finde, da ich die dortige Erzählweise sehr interessant fand. Aber auch hier gibt es eine ganz eigene Atmosphäre, das Japan jener Zeit wird durchaus lebendig.
Seishi Yokomizo (1902 – 1981) war ein in Japan sehr bekannter, erfolgreicher und mehrfach ausgezeichneter Kriminalautor, der insgesamt 77 Bänden mit Kosuke Kindaichi veröffentlicht hat. Blumenbar hat also noch eine reiche Auswahl an Romanen der Reihe, von denen der Verlag hoffentlich noch weitere auf Deutsch veröffentlicht.

Auch „Mord auf der Insel Gokumon“ habe ich gerne gelesen, auch wenn ich „Die rätselhafen Honjin-Morde“ lieber mochte. Es ist aber allemal interessant, (Kriminal)Romane japanischer Autoren zu lesen, und dabei ein Stück (historisches) Japan zu entdecken.