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Veröffentlicht am 23.04.2023

Für mich nur zum Teil lesenswert

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe
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Der Roman erzählt die Geschichte des Baus des womöglich berühmtesten Turms der Welt, des Eiffelturms. Im Mittelpunkt steht die Tochter Gustave Eiffels, Claire, verheiratet mit Adolphe Salles, einem Mitarbeiter ...

Der Roman erzählt die Geschichte des Baus des womöglich berühmtesten Turms der Welt, des Eiffelturms. Im Mittelpunkt steht die Tochter Gustave Eiffels, Claire, verheiratet mit Adolphe Salles, einem Mitarbeiter ihres Vaters, und Mutter eines kleinen Sohnes. Claire arbeitete als Privatsekretärin ihres Vaters.

Leider konnte mich die Autorin mit diesem Roman nicht so packen wie gewohnt. Claire kommt mir einfach nicht näher, sie wird nicht richtig lebendig für mich. Erzählt wird aus Claires Perspektive, allerdings nicht in Ich-Form, und eigentlich könnte sie eine faszinierende Frau sein, selbstbewusst, stark und eigenständig im Denken, doch leider stellt Sophie Villard sie mit recht altmodischem Denken und zudem übertrieben eifersüchtig dar. Anscheinend musste unbedingt das Thema Liebe mit in den Roman, was ich nur bedauern kann.

So kommt mit einem Subunternehmen eine Frau ins Spiel, die sich um Adolphe zu bemühen scheint. Claire reagiert darauf sehr übertrieben, überhaupt wirkt das Ganze sehr aufgesetzt, zumal es offensichtlich reine Fiktion ist. Berührt hat mich das nicht, sondern eher genervt. Auch andere Dinge im Roman wirken auf mich aufgesetzt bzw. unnötig, und geben dem Roman leider viel Vorhersehbarkeit (abseits des allgemein Bekannten) und Klischée.

Neben den Eiffels/Salles spielt Gordon Bennett eine größere Rolle, er ist Herausgeber des Pariser Ablegers der us-amerikanischen Zeitung The Herald, und dem Eiffelturm sehr zugeneigt, ganz im Gegensatz zu den französischen Zeitungen, die, wie auch viele Künstler, den Bau regelrecht verteufeln. Der Bau des Eiffelturms stand zeitweise unter keinem guten Stern, und da die Eiffels viel Privatvermögen investiert hatten, drohte ihnen ein Bankrott, sollte sich der Bau nicht verwirklichen lassen. Auch wenn man heute weiß, wie bedeutend der Turm ist, ist es interessant und spannend dies mitzuverfolgen. Gordon Bennett wird übrigens als eine Art Pendant zur o. g. Frau dargestellt, denn er scheint an Claire interessiert. Ich fand ihn übrigens viel interessanter und sympathischer als Claire.

Eine weitere Rolle spielt Valentine, Claires Schwester. Leider werden die weiteren Kinder Gustave Eiffels nur in wenigen Nebensätzen, und dann auch nur als „Geschwister“ erwähnt. Ich finde das sehr schade, spielt doch das Privatleben der Familie eine zentrale Rolle.

Sehr gut gefallen haben mir die Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten, so u. a. Henri de Toulouse-Lautrec, Jules Verne und Annie Oakley, das macht den Roman authentischer und gibt ihm mehr Atmosphäre. Auch die Einbeziehung der, vor allem italienischen, Arbeiter, und deren Leben im Umfeld des Turms, fand ich interessant.

Lesenswert ist auch das Nachwort, hier erfährt man manches über Fakten und Fiktion – für mich in einem guten historischen Roman unbedingt notwendig. Der Roman ist gut lesbar, man fliegt nur so durch die Seiten, auch habe ich einiges gegoogelt und auch Neues gelernt.

Leider ist mir der Roman zu liebeslastig, zumal vieles davon aufgesetzt wirkt, und Claire in meinen Augen in kein gutes Licht setzt, sie kam mir auch leider von Anfang an nicht nahe. Die Hintergründe rund um den Bau des Eiffelturms dagegen sind interessant und spannend.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Hat mich gut unterhalten

Grünblatt & Silberbart
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Der Zwerg Colin Silberbart und der Elb Flynn Grünblatt führen zusammen eine Detektei. Die beiden sind sehr unterschiedlich und ihre Fälle trotz der Prämisse „Keine Ehestreitigkeiten. Keine Verlieserkundungen. ...

Der Zwerg Colin Silberbart und der Elb Flynn Grünblatt führen zusammen eine Detektei. Die beiden sind sehr unterschiedlich und ihre Fälle trotz der Prämisse „Keine Ehestreitigkeiten. Keine Verlieserkundungen. Keine Drachen“ spannend und einzigartig.

Der Band enthält drei Kurzromane mit drei ebenfalls sehr unterschiedlichen Fällen, wobei der erste davon erzählt, wie die beiden zusammenkommen, hier haben sie noch keine Detektei gegründet, sondern sind durch diverse Umstände in den gleichen Fall involviert, den sie am Ende lösen müssen, um zu überleben.

Auch die beiden weiteren Geschichten sind für beide sehr gefährlich, und können nur durch ihre Fähigkeiten gemeinsam gelöst werden. Lebensgefahr besteht dabei immer, wodurch auch viel Spannung entsteht. Mir hat am besten die dritte Geschichte gefallen, die auch einiges an teils schwarzem Humor mitgebracht hat.

Tom Flambard gelingt es gut, mir beide Protagonisten sympathisch zu machen, so dass ich auch gut mit ihnen mitfiebern kann. Leider sind noch keine weiteren Bände erschienen, ich würde gerne mehr lesen, zumal ein Geheimnis, das sich bereits in der ersten Geschichte ergibt, und mit Katzen zu tun hat, in meinen Augen noch offen ist.

Die Welt kann man sich gut vorstellen, sie wird mit jedem Fall deutlicher, sie ist gut ausgearbeitet, wirkt lebendig und ist im wesentlichen begrenzt auf die Stadt Brae Flammar. Zu Beginn des Bandes findet sich eine Karte.

Mich haben die drei Geschichten der beiden sehr unterschiedlichen Protagonisten gut unterhalten, ich würde gerne mehr von ihnen lesen, und empfehle diesen Band gerne an Fantasyfans weiter.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Setting klasse, Protagonist gewöhnungsbedürftig

Tod in Siebenbürgen
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Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller wird überraschend Erbe seiner Tante Zinzi. Eigentlich dachte er, dass sie, bei der er in seiner Kindheit die Ferien verbracht hat, schon vor 35 Jahren verstorben ...

Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller wird überraschend Erbe seiner Tante Zinzi. Eigentlich dachte er, dass sie, bei der er in seiner Kindheit die Ferien verbracht hat, schon vor 35 Jahren verstorben sei. Das hatte ihm zumindest sein Vater erzählt, als sie damals Siebenbürgen plötzlich verließen. Paul reist nach Siebenbürgen, eine Reise in seine Vergangenheit, die viele Erinnerungen weckt. Kurz nach seiner Ankunft begegnet er seinem Kindheitsfreund Sorin, der am nächsten Tag wegen Mordes verhaftet wird. Paul glaubt an seine Unschuld, und versucht, den wahren Mörder zu finden.

Schon der Schauplatz des Romans, Siebenbürgen, auch bekannt als Transsylvanien, hat mich sehr neugierig gemacht, und das mit Recht, denn ich habe sehr viel über diese rumänische Landschaft erfahren, in der sich bereits im Mittelalter Deutsche, die sogenannten Siebenbürger Sachsen, niedergelassen, das Land gegen Eroberer verteidigt, und ihre eigene Kultur bis heute bewahrt haben. Bewahrt wurde bis heute auch der Aberglaube, und so nehmen im Roman Dracula, Strigoi, Nachzehrer und Flüche eine gewisse Rolle ein.

Das Manko des Romans ist leider vor allem sein Protagonist. Ein Investigativjournalist, davon hatte ich mir einiges erwartet, und dann kommt Paul, der so gar nicht kompetent wirkt, vieles nicht durchschaut, und sich nicht mit Ruhm bekleckert – im Gegenteil möchte man sagen. Auch der Fall ist sehr eigen, ich bin nicht sicher, ob ich das Ganze überhaupt Kriminalroman nennen würde, denn man kann auch nicht wirklich von Ermittlungen sprechen. Paul trinkt und isst vor allem, erinnert sich an manches und schlafwandelt. Kommt er in seinen Recherchen voran, dann vor allem wegen anderen, die ihn, meist sehr deutlich, auf die Spur bringen. Die Charakterisierung dieser Anderen bleibt übrigens ziemlich an der Oberfläche, das liegt aber auch daran, dass Paul sie ebenfalls kaum näher kennenlernt.

Dennoch hat der Roman etwas, das mich nicht ungern lesen ließ. Tatsächlich hat die Autorin, die übrigens entgegen meiner Erwartung, nicht selbst aus der Gegend stammt, es geschafft, mich zu packen. Das liegt vor allem, aber eben nicht nur, am Setting, das mir übrigens große Lust machte, die Gegend selbst einmal zu besuchen. Ja, ich könnte mir vorstellen, einen weiteren Band mit Paul zu lesen, und zu schauen, wie er in Deutschland agiert, oder vielleicht nach Siebenbürgen zurückkehrt.

Am Ende wird der Fall natürlich aufgelöst, die Auflösung ist okay.

Dies ist einer der Romane, der es mir schwer macht, ihn zu bewerten. Das Setting ist klasse, keine Frage, der Protagonist gewöhnungsbedürftig und wirkt nicht sehr kompetent, seine Ermittlungen sind kaum vorhanden. Mehr als 3 Sterne kann ich leider nicht vergeben.

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Absolut lesenswert

Die spürst du nicht
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Die Binders und die Strobl-Marineks machen Urlaub in der Toskana, auf Wunsch einer der Töchter mit dabei das 14jährige Flüchtlingsmädchen Aayana. Schon bald geschieht etwas Schreckliches …

Der Einstieg ...

Die Binders und die Strobl-Marineks machen Urlaub in der Toskana, auf Wunsch einer der Töchter mit dabei das 14jährige Flüchtlingsmädchen Aayana. Schon bald geschieht etwas Schreckliches …

Der Einstieg in den Roman hat etwas von einem Filmdrehbuch, und auch sonst ist die Erzählweise nicht immer „normal“. Zwischendurch gibt es z. B. auf Social Media veröffentlichte Pressenachrichten mitsamt einem Teil der dazugehörigen Posts. Vielleicht kann es sich mancher nun schon denken – man muss den Roman, genauso wie Posts auf Social Media, auf seine Art interpretieren. Für mich ist er in weiten Teilen Sarkasmus pur. Daniel Glattauer trifft da, wo es weh tut, und er hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Und auch wenn der Autor und die Charaktere des Romans Österreicher:innen sind, so passt es – leider – auch auf die deutsche Gesellschaft. Bei den Posts z. B. hat man das Gefühl, als wäre man gerade auf Facebook unterwegs. Die Charaktere wirken teilweise schon fast wie Karikaturen. Und mitten drin die somalische Familie, die man nicht spürt, die untergeht im „Leid“ der anderen, obwohl ihr Leid viel größer ist, größer noch, als man zunächst vielleicht denkt.

Mich hat das Ganze schnell gepackt, auch, aber nicht nur wegen der abwechslungsreichen Erzählweise. Man will wissen, wie es weiter-, wie es ausgeht, da bräuchte es noch nicht einmal die Geschehnisse rund um Sophie-Luise, auf deren Wunsch Aayana mitgefahren war, um Spannung aufkommen zu lassen. Wahrscheinlich werde ich auch noch öfter an den Roman denken, über ihn nachdenken müssen.

Für mich war dies der erste Roman des Autors, ich kann ihn daher nicht mit seinen anderen Werken vergleichen, aber, das kann ich sagen, er hat mich neugierig gemacht.

Sehr sarkastisch, die Charaktere zum Teil fast Karikaturen, mit einem ernsten und wichtigen Thema – der Roman hat mich auf verschiedene Arten berührt, wird nachhallen und ist absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Packend

The Atlas Six
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Die Bibliothek von Alexandria und mit ihr unschätzbare Werke wurden vor ungefähr zweitausend Jahren durch einen Brand zerstört – das weiß doch jeder. Aber stimmt das auch? Tatsächlich wurde der Brand und ...

Die Bibliothek von Alexandria und mit ihr unschätzbare Werke wurden vor ungefähr zweitausend Jahren durch einen Brand zerstört – das weiß doch jeder. Aber stimmt das auch? Tatsächlich wurde der Brand und die Zerstörung nur vorgetäuscht, um die Bibliothek zu verbergen und zu schützen. Die alexandrinische Gesellschaft gründete sich, die alle zehn Jahre sechs hoch begabte Medäer mit einzigartigen magischen Fähigkeiten einlädt und ihnen Zugang zu den Werken der Bibliothek anbietet. Fünf dieser sechs werden nach einem Jahr in die Gesellschaft aufgenommen.

Zu Beginn des Romans sind die zehn Jahre gerade um, und Kurator Atlas Blaekly spricht die Einladung aus, die Auserwählten sind drei Frauen und drei Männer, drei psychisch und drei physisch Magiebegabte, die sich am Ende des Jahres entscheiden müssen, wer von ihnen eliminiert wird. Dass Eliminierung durchaus wörtlich zu verstehen ist, wissen sie zunächst nicht.

Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der sechs Auserwählten, die alle ganz unterschiedliche Menschen sind. Vorangebracht wird die Geschichte in erster Linie durch Gedanken, Gefühle und Gespräche, eine durchgehende Handlung gibt es nicht. Sehr interessant finde ich das magische System. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Menschen hat überhaupt Magie in sich, die Elite der magisch Begabten sind die Medäer. Die – sehr komplexe – Magie ist entweder physischer (z. B. Kontrolle der Elemente) oder psychischer (z. B. Gedankenlesen) Natur. Was alles möglich sein könnte, davon erhält man hier wohl nur einen kleinen Ausschnitt, der aber schon sehr interessant wirkt.

Nicht jeder Hauptcharaktere ist sympathisch, gleich der erste, Libby Rhodes, war mir sofort unsympathisch, und das hat sich im Laufe des Romans auch nicht wesentlich geändert. Bei anderen bekam ich schneller Zugang, wie etwa bei Nicolás Ferrer de Varona, vor allem, weil er den Zugang zur Bibliothek auch für einen Freund nutzen möchte bzw. sich Hilfe für diesen erhofft. Dieser Freund, Gideon, ist übrigens kein Mensch. Dass es neben Menschen auch – offenbar – mythische Wesen gibt, spielt hier aber (noch?) eine untergeordnete Rolle, dennoch finde ich es spannend.

Neben den sechs Adepten gibt es wenige weitere Charakter, eine besondere Rolle nimmt natürlich Atlas Blakey ein, sowie Dalton Ellery, selbst früher Adept, der nun so etwas wie die Rolle eines Tutors für die Sechs einnimmt. Und dann gibt es noch jemanden, dessen Perspektive überraschend ganz am Ende kommt.

Mich hat der Roman schnell gepackt, ich fand es sehr interessant zu lesen, wie die Charaktere miteinander umgehen, was sie von anderen halten, wie sich sich immer mehr auf ihre neue Situation einstellen, und wie sie das eine oder andere Geheimnis lüften (oder auch zu verbergen versuchen). Das hat, bis auf wenige Szenen, keine actionhafte, aber eine doch immer vorhandene subtile Spannung. Irgendwann will man dann natürlich unbedingt wissen, gegen wen sich die Gruppe entscheiden wird (ich selbst konnte mich auf keinen Charakter festlegen) bzw. überhaupt auf das Ende.

Nun, eine endgültiges Ende gibt es ja sowieso nicht, denn dies ist erst der erste Band, und dennoch gibt es natürlich ein Ende, und zwar eines, das mich zum größten Teil überrascht hat. Und mich sehr gespannt auf den nächsten Band macht, der schon hier darauf wartet, gelesen zu werden.

Ich bin sehr angenehm überrascht von diesem Roman, der nicht nur einen originellen Erzählstil hat, sondern auch eine originelle Welt, nämlich im Grunde die unsere, die aber ein interessantes Magiesystem bietet. Ich bin sehr gespannt, was die Autorin im nächsten Band (und weiteren?) auf Lager hat.

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